Lichtstarkes Standardzoom

Nikon Z 28-75 mm F2.8 im Test

2024-02-29 Mit dem Z 28-75 mm F2.8 bietet Nikon ein relativ preisgünstiges und dennoch lichtstarkes Standardzoom an – es kostet fast nur ein Drittel des Z 24-70 mm F2.8 S. Zudem ist das Objektiv recht schlank und leicht. Einigen dürfte der Brennweitenbereich bekannt vorkommen: Tamron hat ein ebensolches Objektiv im Programm – nur eben nicht für Nikon Z. Es liegt also nahe, wer das Objektiv für Nikon baut. Ob es auch eine hohe Bildqualität bietet, haben wir am 45-Megapixel-Sensor der Nikon Z 8 getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Die unverbindliche Preisempfehlung des Nikon Z 28-75 mm F2.8 beträgt knapp 1.050 Euro, der Marktpreis startet sogar schon bei rund 900 Euro. Das etwas weitwinkligere Z 24-70 mm F2.8 S kostet hingegen fast 2.600 Euro – das ist nahezu das Dreifache! Aber nicht nur beim Preis unterscheiden sich die Objektive deutlich: Das 28-75 ist schlanker (und minimal kürzer), deutlich leichter, hat einen größeren Abbildungsmaßstab und besitzt ein kleineres Filtergewinde. Dafür bietet das 28-75 aber auch nur zwei Einstellringe und sonst nichts, wohingegen das 24-70 drei Einstellringe, ein Display, zwei Tasten und einen Schalter bietet.

Vergleicht man das Nikon 28-75 hingegen mit dem Nachfolgemodell des "Original" Tamron 28-75 mm F2.8 Di III VXD G2 (die erste Generation ist längst nicht mehr erhältlich), unterscheiden sich die beiden lediglich um 100 Euro beim Preis. Das Tamron ist trotz verbesserter optischer Konstruktion mit mehr Linsen sowie einem besseren Autofokus-Antrieb günstiger – jedoch eben nicht mit Nikon Z Anschluss, sondern nur für Sony E. Wir haben die Tests der ersten und zweiten Generation des Tamron-Objektivs an Sony-Kameras unten verlinkt, gehen aber auch in diesem Test im Abschnitt Bildqualität kurz auf die Unterschiede ein.

Übrigens ist das 28-75 genauso wie das 24-70 Teil einer "Trinity"-Reihe, es gibt also passend anschließende F2,8-Zooms mit 17-28 und 70-180 mm (übrigens beide ebenfalls vermutlich von Tamron produziert) beziehungsweise 14-24 und 70-200 Millimeter (Nikon-"Originale"). Letztere beiden Tests haben wir ebenfalls unten verlinkt, auch den kürzlich erschienenen Test des 17-28. Der Test des 70-180 erscheinen in den nächsten Wochen. Der Tests des Tamron-"Originals" 70-180 ist ebenfalls in den Links zu finden.

Verarbeitung

Mit gewogenen 565 Gramm wiegt das Nikon Z 28-75 mm F2.8 333 Gramm weniger als unsere Testkamera Nikon Z 8 mit ihren 898 Gramm. Mit einer Länge von 12,1 und einem Durchmesser von 7,5 Zentimeter ist es zudem erstaunlich schlank. An der Z 8 angebracht kippt die Kombination nach vorne. In die Hand genommen, wirkt die Kombination dagegen kaum frontlastig. Das ändert sich auch beim Zoomen kaum, obwohl der Tubus des 28-75 um mehrere Zentimeter ausfährt.

Das geringe Gewicht des Nikon Z 28-75 mm F2.8 hat aber auch seine Kehrseite: Das Objektivgehäuse besteht komplett aus Kunststoff. Immerhin wirkt dieser hochwertig und auch die Verarbeitung ist gut. Dazu sorgen zahlreiche Dichtungen für die nötige Robustheit, denn sie sollen das Eindringen von Staub und Spritzwasser verhindern.

Das 28-75 besitzt ein normales Filtergewinde, das mit 67 Millimetern nicht einmal allzu groß ausfällt. Es ist praktischerweise identisch zu den anderen beiden Trinity-Objektiven 17-28 mm F2.8 und 70-180 mm F2.8, sodass man einen Filter nur einmal kaufen muss. Das Gewinde besteht jedoch wie das gesamte Objektiv aus Kunststoff, weshalb man Metallfilter mit Bedacht anbringen sollte (siehe Fototipp in den weiterführenden Links).

Ebenfalls aus Kunststoff besteht das Bajonett für die mitgelieferte Streulichtblende. Sie besitzt eine Blütenform und wiegt lediglich 22 Gramm. Mit 4,4 Zentimetern Länge und einem Durchmesser von 9,7 Zentimeter trägt sie nicht allzu sehr auf. Zum Transport lässt sie sich verkehrt herum montieren. Dabei behindert sie nicht einmal die Bedienung des sehr üppig breiten Zoomrings. Ebenfalls zum Lieferumfang gehört ein dünnes Einschlagtuch, das zwar kaum polstert, aber zumindest Kratzer verhindert.

Ausstattung und Bedienung

Das Hauptbedienelement des Nikon 28-75 mm F2.8 ist der Zoomring. Er ist üppige sechs Zentimeter breit und mit einer 4,6 Zentimeter breiten, sehr griffig geriffelten Gummierung versehen. Mit weniger als einer viertel Umdrehung kann von 28 auf 75 Millimeter gezoomt werden, wobei der Tubus um 2,5 Zentimeter ausfährt. Gut lesbare, weiße Beschriftungen sind bei den Brennweiten 28, 35, 50 und 75 Millimeter angebracht. Das ist angesichts des 2,7-fachen Zoombereichs völlig ausreichend und beinhaltet die klassischen Festbrennweiten. Leider wird die Brennweite jedoch nicht im Livebild der Kamera eingeblendet, wie es beispielsweise bei Olympus Standard ist.

Einen optischen Bildstabilisator bietet das Nikon Z 28-75 mm F2.8 hingegen nicht. Das ist jedoch nicht besonders tragisch, schließlich verfügen alle Nikon-Z-Vollformatkameras über einen effektiven Sensor-Shift-Bildstabilisator, der im Brennweitenbereich des 28-75 mm effektiv arbeitet. Wir konnten bei 75 Millimeter Brennweite immerhin 4 2/3 Blendenstufen länger belichten als laut Faustregel möglich, also 1/3 Sekunde statt 1/80 Sekunde. Bereits bei einer halben Sekunde Belichtungszeit waren die Bilder leicht bis deutlich unschärfer.

Fokus

Der Autofokus des 28-75 mm F2.8 arbeitet mit einer Innenfokussierung, die von einem leisen Schrittmotor angetrieben wird. Tatsächlich hört man den Motor selbst in ruhigen Umgebungen kaum und flott sowie präzise arbeitet er obendrein. Das Fokusatmen ist zwar relativ gering, aber durchaus noch zu sehen.

Der Fokusring des Nikon Z 28-75 mm F2.8 fällt mit seiner sieben Millimeter schmalen Kunststoffriffelung äußerst schmal aus. Er arbeitet rein elektronisch, es werden also Steuerbefehle an den Fokusmotor weitergegeben. Dies erfolgt nicht linear, das heißt die Drehgeschwindigkeit entscheidet neben dem Drehwinkel über den Verstellweg, sodass man bei langsamer Drehung mit großen Verstellwegen äußerst fein fokussieren kann. Alternativ lässt sich über das Menü der Nikon Z 8 eine lineare Funktion des Fokusrings samt Einstellbereich von 90 bis 720 Grad aktivieren.

Es kann jederzeit manuell fokussiert werden, um den Autofokus zu korrigieren oder manuell vorzufokussieren. Einen AF-MF-Schalter gibt es allerdings nicht am Objektiv, stattdessen erfolgt die Umschaltung über die Kamera. Wer möchte, kann zudem die manuelle Eingriffsmöglichkeit über den Fokusring per Menü deaktivieren. Des Weiteren kann man den Fokusring auch als Funktionsring verwenden, um beispielsweise die Blende einzustellen. Dann entfällt selbstverständlich die manuelle Korrigierbarkeit des Autofokus. Schaltet man dagegen die Kamera auf manuellen Fokus um, wird über den Ring in jedem Fall manuell fokussiert und nicht mehr beispielsweise die Blende eingestellt.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.