Bei der Videofunktion gibt es erweiterte Standardkost. Die Auflösung erreicht maximal Full-HD. Etwas ärgerlich ist die Tatsache, dass 50 und 60 Bilder pro Sekunde erst nach Einstellung des Videomodus auf dem Programmwählrad zur Verfügung stehen, in den anderen Programmen wird mit maximal 30 Bildern pro Sekunde gefilmt. Immerhin erlaubt der "richtige" Videoaufnahmemodus auch eine manuelle Einstellung von Blende, ISO und Belichtungszeit. Auch ein manueller Fokus steht wie für Fotos zur Verfügung. Der Fokus wird während der Aufnahme sanft und lautlos nachgeführt. Der optische Bildstabilisator verrichtet klaglos seinen Dienst. Auch das optische Zoom kann eingesetzt werden. Es arbeitet während der Aufnahme äußerst langsam, dafür hört man den Zoommotor kaum.
Die G9 X verfügt über WLAN und NFC. Trotzdem dauert der Verbindungsaufbau mit dem Smartphone eine Weile und auch die Bedienung ist trotz der neuen App "Canon Camera Connect" etwas holprig. So lassen sich die Kamerabedienelemente während der Fernsteuerung nicht verwenden – auch nicht der Zoomhebel oder der Auslöser. Bedient wird die Kamera ausschließlich per App. Will man das Aufnahmeprogramm wechseln, so muss man erst die Fernsteuerung in der App beenden und mit richtiger Stellung des Programmwählrads erneut starten. Immerhin lassen sich beispielsweise Autofokus, Blende, Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit beeinflussen. Auf zahlreiche Einstellungen hat man allerdings keinen Zugriff. Die App verhindert auch nicht den Standbymodus des Smartphones, sodass die Verbindung auch mal unterbrechen kann. Es lassen sich nur JPEGs übertragen, keine Raws. Da ein Raw nicht in der Kamera in ein JPEG gewandelt werden kann, kommt man an diese Bilder unterwegs ohne Laptop mit Raw-Konverter nicht heran. Videos werden für die Übertragung zusätzlich komprimiert, die Originalqualität landet somit nicht auf dem Smartgerät.
Die One-Touch-Taste auf der linken Seite der Canon PowerShot G9 X reagiert auch bei ausgeschalteter Kamera. Damit lassen sich per Tastendruck beispielsweise die Fotos per WLAN auf einem Computer sichern. [Foto: MediaNord]
Sowohl die Micro-HDMI-Buchse als auch der Micro-USB-Anschluss verbergen sich bei der Canon PowerShot G9 X auf der rechten Gehäuseseite. Zum Laden des Akkus gehört indes eine externe Ladeschale zum Lieferumfang. [Foto: MediaNord]
Bildqualität
Inzwischen ist Canon der Hersteller mit der größten Bandbreite an Edelkompaktkameras mit 1"-Sensor. Doch ob die Bildqualität halten kann, was der 20-Megapixler verspricht, zeigt unser Labortest. Für einen Betrag von 1,40 (oder kostenlos in der Labortest-Flatrate enthalten) kann der gesamte Labortest mit allen Diagrammen abgerufen werden, auf dem die folgenden Betrachtungen beruhen. Zunächst zum Objektiv: Das Dreifachzoom bietet bei allen Brennweiten und Blenden von der Bildmitte bis zum Bildrand eine ausreichende Schärfe für Ausbelichtungen in 20 mal 30 Zentimeter. Zudem ist die Randabdunklung mit maximal einer halben Blendenstufe in den Bildecken gering und Farbsäume spielen praktisch keine Rolle. Im Weitwinkel und bei mittlerer Brennweite sorgt die Korrektur für Verzeichnungsfreiheit, in Telestellung gibt es ungewöhnlicherweise eine leichte, aber kaum störende tonnenförmige Verzeichnung.
Die Auflösungsmarke von sehr guten 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Kantenkontrast (MTF50) knackt die PowerShot bei jeder Brennweite spielend. Man muss je nach Brennweite schon auf F5,6 bis F8 abblenden, um die Auflösung beugungsbedingt unter diese Marke zu drücken. Doch selbst bei F11 bleiben knapp 40 oder mehr lp/mm übrig. Dies gilt allerdings nur für das Bildzentrum, am Bildrand sieht es nicht ganz so gut aus. Im Weitwinkel pendelt die Randauflösung zwischen lediglich 36 und 26 lp/mm, die 40er Marke erreichen nur die längeren Brennweiten. Auffällig werden die Defizite also vor allem im Weitwinkel, allerdings erst bei größeren Ausbelichtungen. Enttäuschend ist der Blick auf den Signal-Rauschabstand: Der erreicht selbst bei niedrigster ISO-Stufe nur 38 dB und liegt bereits bei ISO 800 leicht unter der kritischen Marke von 35 dB. Bei ISO 3.200 sind es nur noch 30 dB und bei ISO 12.800 sogar nur noch knapp über 25. Gleichzeitig wird ab ISO 3.200 Helligkeitsrauschen sichtbar und steigt mit höheren Empfindlichkeiten immer mehr an, nur das Farbrauschen hat die Canon gut im Griff. Trotz des steigenden Rauschens greift eine gehörige Rauschunterdrückung in die Bildaufbereitung ein. Das kostet sichtbar Details. Schon bei ISO 400 wirken die Bilder weich und gegenüber ISO 125 deutlich detailärmer (etwa bei der Maserung von Holz), ab ISO 1.600 werden die Fotos sichtbar matschig (praktisch keine Holzmaserung mehr sichtbar). Von den Leistungen anderer Kameras mit 1"-Sensor ist die G9 X meilenweit entfernt. Man könnte meinen, in ihr wäre ein 1/2,3"-Sensor oder maximal ein 1/1,7"-Sensor verbaut. Das ist wirklich enttäuschend und schade.
Immerhin bietet die Canon eine sehr gute Eingangsdynamik. Bis ISO 400 sind es über elf Blendenstufen, bei ISO 800 nur knapp weniger. Erst oberhalb von ISO 3.200 knickt die Eingangsdynamik deutlich auf unter zehn Blendenstufen ein. Die Tonwertkurve verläuft typisch für eine Point-and-Shoot-Kamera sehr steil, die Bilder zeigen dadurch knackige Kontraste. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist jedoch nur bei niedrigen ISO-Empfindlichkeiten gut. Ab ISO 800 ist der Wert nur noch akzeptabel, ab ISO 3.200 schlecht. Bei der tatsächlichen Farbtiefe sieht es bis ISO 3.200 mit mindestens zwei Millionen Farben gut aus, darüber aber sinkt auch dieser Wert. Die Farbgenauigkeit hingegen kann sich sehen lassen. Die Abweichung von der Originalfarbtafel ist im Mittel gering und nur bei wenigen Farben überhaupt nennenswert, etwa dem stärker gesättigten Rot und Orange, dem Gelb mit leichtem Hang ins Grün und dem Cyan mit dem Hang ins Blaue. Insgesamt sorgt das aber für "schöne" Fotos, etwa indem der Himmel etwas blauer wirkt als in Wirklichkeit.
Der kleine Lithium-Ionen-Akku der Canon PowerShot G9 X reicht für lediglich 220 Aufnahmen. Auch die SD-Speicherkarte wird unten entnommen. [Foto: MediaNord]
Fazit
Insgesamt punktet die Canon PowerShot G9 X vor allem mit ihrem kompakten Gehäuse und der guten Verarbeitung. Die Ausstattung bietet viel, lässt aber hier und da Kleinigkeiten vermissen. Die Ergonomie leidet etwas unter den zu glatten Gummiapplikationen. Wer sich nicht mit einer Touchscreenbedienung anfreunden kann, ist bei der G9 X definitiv falsch, denn sie kommt nicht ohne aus. Freundet man sich hingegen damit an, gelingt die Bedienung der Kamera gut, zumal es auch ein Programmwählrad und einen Objektivring gibt. Das Objektiv zoomt zwar nur dreifach, bietet aber vor allem im Bildzentrum eine hohe Auflösung. Wahrlich enttäuschend fällt die Bildqualität dennoch aus. Wer eine Kamera mit 1"-Sensor kauft, erwartet auch eine entsprechende Bildqualität bei höheren ISO-Empfindlichkeiten. Die Canon kann dies aber nicht abliefern. Schon bei ISO 400, erst Recht bei noch höheren Empfindlichkeiten, sind die Bilder detailarm und matschig – fast so, als wäre ein viel kleinerer Bildsensor verbaut. Bleibt nur zu hoffen, dass Canon dieses niederschmetternde Defizit im Nachfolgemodell behebt, denn das Konzept der edel verarbeiteten, äußerst kompakten Kamera mit moderner Bedienung und großem Sensor zu einem vergleichsweise niedrigen Preis ist klasse.