Vorstellung mit Ersteindrücken

Die X100 bekommt mit der Fujifilm X70 eine kleine Schwester

Seite 2 von 2, vom 2016-01-15 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Zusätzlich zu den bisher schon vier erwähnten Einstellrädern (zwei am Objektiv, zwei auf der Kameraoberseite) befindet sich auf der Rückseite noch eine Wippe, die man auf den ersten Blick für ein Daumenrad halten könnte. Hiermit lassen sich weitere Einstellungen tätigen oder beispielsweise die Belichtungszeiten in feineren Schritten als über das Rad auf der Oberseite anpassen. Wenn man ein Drehrad erwartet, ist die Wippe aber etwas ungewohnt zu bedienen. Die Wippe ist übrigens auch klickbar, beispielsweise zur Bestätigung einer Einstellung. Die acht programmierbaren Funktionstasten und das mit 16 Einträgen umfangreiche, ebenfalls anpassbare Schnellmenü erlauben eine sehr individuelle Anpassung der X70.

Der rückwärtige 7,6 Zentimeter große Bildschirm macht eine sehr gute Figur. Die Auflösung ist mit 1,04 Millionen Bildpunkten fein genug. Dank des Klappmechanismus' kann auch in Bodennähe oder aus Über-Kopf-Perspektiven noch gut fotografiert werden. Der Bildschirm ist äußerst dünn, macht aber wie der Rest der Kamera einen robusten Eindruck. Der Klappmechanismus erlaubt es sogar, den Bildschirm um 180 Grad nach oben beziehungsweise vorne zu klappen, einem Selfie steht also nichts im Wege, wenn man es denn mag. Auch die Touchfunktion stellt sich dabei als Vorteil heraus. Aber selbst klassische Fotografen profitieren davon, etwa den Autofokuspunkt schnell mittels Fingertipper auf dem Display setzen zu können. Einmal daran gewöhnt möchte man es, mit Ausnahme der Fingertapser auf dem Bildschirm, nicht mehr missen. Darüber hinaus kann per Finger ausgelöst werden. Im Wiedergabemodus lässt sich durch die aufgenommenen Bilder wischen, auch Vergrößerungen gelingen mittels Fingergesten wie von einem Smartphone gewohnt intuitiv. Wer die Touchfunktion für Firlefanz hält, kann diese übrigens komplett deaktivieren. Sie macht die Bedienung zwar bequemer, ist aber nicht essentiell nötig, alle Funktionen lassen sich auch mit Knöpfen bedienen.

Im Inneren hat Fujifilm den 16 Megapixel auflösenden X-Trans-CMOS-II-Sensor in APS-C-Größe verbaut. Dieser besitzt die Fujifilm-eigene Farbfilteranordnung, die nicht nur Farbartefakte und Moirés verhindert, sondern auch einen auflösungsmindernden Tiefpassfilter überflüssig macht. Der Bildprozessor EXR II sorgt für eine schnelle Bildaufbereitung inklusive Ausgleichs etwaiger optischer und physikalischer Fehler wie Randabdunklung, Verzeichnung, Randunschärfen oder sogar Beugungsunschärfen. Bis hoch zu ISO 51.200 soll der Prozessor für geringes Bildrauschen sorgen. Der Phasen-Autofokus ist direkt auf dem Sensor integriert und stellt laut Fujifilm innerhalb von 0,1 Sekunden scharf. Hinzu kommt eine sehr kurze Auslöseverzögerung von lediglich 0,01 Sekunden. Auch das Aufnahmeintervall und die Einschaltzeit sind laut Fujifilm mit jeweils 0,5 Sekunden äußerst kurz. Wir konnten diese Werte zwar noch nicht nachmessen, im Praxiseinsatz lassen sie sich aber nachvollziehen – Fujifilm verspricht also nicht zu viel. Der Phasen-Autofokus arbeitet im Gegensatz zur Vorgängergeneration des Sensors nun schon ab 0,5 EV Licht statt bisher bei 2,5 EV. Zusammen mit dem Kontrast-Autofokus wird ein leistungsfähiger Hybrid-Autofokus gebildet. So kann die X70 dank Gesichtserkennung sogar auf die Augen scharf stellen.

Übrigens verfügt die Fujifilm X70 auch über eine Full-HD-Videofunktion (24 bis 60 Bilder pro Sekunde) mit Stereomikrofon, damit lassen sich beispielsweise wunderbar Straßenmusiker in Ton und Bild festhalten. Auch Videoaufnahmen lassen sich auf Wunsch manuell belichten. Dank der Videoaufnahmetaste auf der Kameraoberseite kann jederzeit eine Videoaufnahme gestartet werden, nur den Bildbeschnitt von 3:2 auf 16:9 sollte man vorher beachten. Allerdings reagiert die X70 sowohl beim Start als auch beim Stopp der Aufnahme etwas träge auf diese so dicht neben dem Belichtungskorrekturrad nicht optimal erreichbare Taste. Hier bleibt zu hoffen, dass die Reaktionsfreudigkeit noch bis zur finalen Serie verbessert wird. Wer Videoaufnahmen nicht mag, kann die Taste auch mit einer anderen Funktion belegen. Der fehlende Bildstabilisator allerdings macht sich vor allem in Videoaufnahmen negativ bemerkbar. Während die Videos sehr scharf sind, stören Verwacklungen schon sehr und machen ein kleines Stativ für Videoaufnahmen empfehlenswert.

Als weitere Funktionen bietet die Fujifilm X70 etwa eine Zeitrafferfunktion, beherrscht Mehrfachbelichtungen und nimmt Serienbilder sowie Belichtungsreihen auf. Im Serienbildmodus kann die Kamera selbst bei sieben Bildern pro Sekunde noch den Autofokus nachführen. Wem die Filmsimulationsmodi inklusive der Schwarzweißfilme mit Farbfiltereffekten nicht ausreichen, kann zusätzlich noch Kreativfilter wie etwa "Lochkamera" oder "Miniatur" aktivieren. Für eine moderne Kamera schon fast Standard ist die WLAN-Funktion. Diese erlaubt bei der X70 nicht nur die drahtlose Bildübertragung auf Smartphones und Tablets, sondern auch das automatische Sichern der Bilder auf einem PC im Heimnetzwerk. Mit Hilfe der entsprechenden kostenlosen App von Fujifilm lässt sich die X70 zudem vom Smartphone oder Tablet aus inklusive Livebildübertragung fernsteuern.

Ab Februar 2016 soll die Fujifilm X70 in Schwarz und Silber-Schwarz zu einem Preis von knapp 700 Euro erhältlich sein. Als optionales Zubehör bietet Fujifilm neben dem knapp 200 Euro teuren Weitwinkelkonverter WCL-X70 und dem optischen Aufstecksucher VF-X21, der ebenfalls knapp 200 Euro kostet, auch noch die gut 70 Euro teure Sonnenblende LH-X70 (die ein 49mm-Filtergewinde mitbringt) sowie die ebenfalls 70 Euro teure Ledertasche BLC-X70 an. Selbstverständlich arbeiten die Aufsteckblitzgeräte ebenfalls auf der X70, sie verfügt aber auch über einen kleinen eingebauten Blitz.


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Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.