Kompaktkamera mit großem Sensor, Kompaktkamera

Testbericht: Sony DSC-RX1R II

Seite 2 von 2, vom 2016-08-01 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Schon die Sony RX1 beziehungsweise RX1R boten eine beeindruckende Bildqualität mit hoher Auflösung bis an den Bildrand und auch bei hohen ISO-Empfindlichkeiten. Ob das Objektiv dem neuen 42-Megapixel-Sensor gewachsen ist und wie sich die RX1R II bei höheren Empfindlichkeiten schlägt, haben wir in der Praxis und im digitalkamera.de-Labor getestet. Der komplette Labortest mit allen Diagrammen und erläuternden Texten ist wie immer gegen ein kleines Entgelt von 1,40 Euro über die weiterführenden Links einsehbar. Alternativ kann der Labortest auch im Zuge einer Prepaid-Flatrate für umgerechnet ab 2,08 Euro pro Monat zusammen mit über 1.900 anderen Labortests eingesehen werden.

Das Objektiv der Sony RX1R II ist optisch identisch zur RX1R. Entsprechend fallen Verzeichnung und chromatische Aberrationen identisch aus. Letztere sind zu vernachlässigen, während das Objektiv eine nicht zu verachtende tonnenförmige Verzeichnung von über zwei Prozent besitzt, was man auch in den Bildern sieht. Interessanterweise fällt die Randabdunklung bei der RX1R II nur noch etwas mehr als halb so stark aus wie bei der RX1R. Nun sind es nur noch 0,4 Blendenstufen im Maximum, praktisch unabhängig von der gewählten Blendeneinstellung. Hier dürfte folglich die elektronische Korrektur etwas stärker greifen, die standardmäßig im Gegensatz zur Verzeichnungskorrektur aktiviert ist.

Deutliche Unterschiede gibt es beim Auflösungsverhalten, was angesichts des höher auflösenden Bildsensors nicht verwunderlich ist. Gemessen wird die Auflösung bei 50 Prozent Motivkontrast (MTF50), eine für das menschliche Auge gut wahrnehmbare Auflösung. Während es die RX1R noch auf maximal 56 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Bildzentrum und 46 lp/mm am Bildrand brachte, erreicht die RX1R II im Maximum 80 und 63 lp/mm. Insgesamt liegt die Auflösung also deutlich höher, wobei die RX1R II für die Maximalauflösung im Bildzentrum lediglich um eine Blendenstufe abgeblendet werden muss und dieses hohe Niveau bis F5,6 hält. Ab F8 beginnt die Auflösung beugungsbedingt zu sinken, aber auch bei F11 sind über 70 lp/mm problemlos möglich. Am Bildrand hingegen stellen sich die höchsten Auflösungen erst etwas deutlicher abgeblendet ein. Bei F8 liegt das Maximum, bei F4 bis F8 sind es über 60 lp/mm. Relativ gesehen besitzt die RX1R II mit bis zu 34 Prozent einen etwas höheren Randabfall der Auflösung als ihre ältere Schwester, die maximal knapp 30 Prozent Randabfall zeigte. Die Auflösung liegt aber absolut gesehen durchweg deutlich höher.

Ein höher auflösender Sensor bedeutet oft aber auch ein höheres Bildrauschen bei hohen ISO-Empfindlichkeiten. Die RX1R II kombiniert das aber sogar noch mit einer gesteigerten maximalen ISO-Empfindlichkeit. Die RX1R war noch eine Kamera, die selbst bei höchster ISO-Empfindlichkeit von 25.600 noch ausreichend viele Details zeigte. Das ist bei der RX1R II leider nicht mehr der Fall. Der Signal-Rauschabstand unterschreitet bereits oberhalb von ISO 1.600 die Grenze von 35 dB. Die Texturschärfe ist bis ISO 3.200 noch knapp sehr gut und bis ISO 12.800 akzeptabel, darüber werden allerdings Detailverluste sichtbar. Helligkeitsrauschen zeigt sich ab ISO 3.200 leicht und wird mit zunehmender Empfindlichkeit stärker, ab ISO 51.200 ist es stark sichtbar. Farbrauschen hat die RX1R II besser im Griff, es zeigt sich lediglich bei der höchsten Empfindlichkeit von ISO 102.400 ganz leicht.

Von ISO 100 bis 3.200 zeigt die RX1R II immerhin einen sehr hohen Dynamikumfang von über elf Blendenstufen, im Maximum sind es sogar fast zwölf Blendenstufen. Damit wird eine höhere Dynamik erreicht als noch bei der RX1R. Die Tonwertkurve der IIer ist gut angesteilt, was für knackige JPEG-Bilder sorgt. Schärfeartefakte sind messbar, bleiben aber im problemlosen Bereich. Der Ausgangs-Tonwertumfang ist bis ISO 400 sehr gut und zeigt nahezu 256 der möglichen 256 Helligkeitsstufen. Darüber sinkt der Wert jedoch rapide ab. Bereits bei ISO 3.200 sind es nur noch knapp über halb so viel, bei ISO 6.400 sinkt der Wert dann endgültig unter 128 Stufen. Bei ISO 1.600 ist der Wert mit etwas über 160 Stufen gerade noch gut.

Besser sieht es bei der Farbwiedergabe aus. Bis ISO 3.200 zeigt die RX1R II über vier Millionen Farben, oberhalb von ISO 12.800 sinkt dieser Wert aber auch massiv ab. Während es bei ISO 12.800 noch etwas über zwei Millionen Farbtöne sind, halbiert sich dieser Wert bei jeder weiteren ISO-Stufe. Farben selbst gibt die RX1R II im Mittel zwar recht genau wieder, aber im Maximum sind die Abweichungen doch erheblich. Die Abweichung betrifft gar nicht so sehr den Farbton, sondern eher eine starke Sättigung insbesondere warmer Farben. Der manuelle Weißabgleich arbeitet immerhin äußerst exakt. Die RX1R II zeigt also schön farbenfrohe, detailreiche Bilder, aber nicht unbedingt eine neutrale Wiedergabe. Um diese zu erhalten, sollte man auf das Rohdatenformat zurückgreifen. So bekommen JPEG-Fotografen immerhin schön aussehende, hoch aufgelöste Bilder, die praktisch keiner weiteren Nachbearbeitung bedürfen.

Fazit

Die Sony DSC-RX1R II ist nicht nur preislich ein absolutes Premiumprodukt unter den kompakten Digitalkameras, sondern auch von der Bildqualität her, jedenfalls solange man die ISO-Empfindlichkeit nicht zu hoch schraubt. Ab ISO 3.200 hat das 24 Megapixel auflösende Vorgängermodell die Nase vorn und damit weiterhin eine Daseinsberechtigung. Das Gehäuse der RX1R II ist solide verarbeitet; schade, dass es trotz des Luxuspreises nicht für einen Spritzwasser- und Staubschutz gereicht hat. Der Klappbildschirm und vor allem der eingebaute elektronische Pop-Up-Sucher sind ein echter Gewinn für die Kamera, zumal der pfiffige Mechanismus des Suchers das Kameragehäuse nicht vergrößert. Mit Full-HD-Auflösung bietet die RX1R II eine solide Videoqualität, leider hat es für 4K jedoch nicht gereicht, was vielleicht auch am etwas langsamen Prozessor liegt, den man beim Speichern von Serienbildern ebenfalls negativ bemerkt. Die Sony RX1R II ist also ein absolutes Kompaktkamera-Spitzenmodell, das dennoch Luft nach oben lässt.

Kurzbewertung

  • Sehr hohe Auflösung, insbesondere in der Bildmitte
  • Eingebauter elektronischer Pop-Up-Sucher
  • Geringes Rauschen auch bei hohen ISO-Empfindlichkeiten, jedoch höher als bei der RX1R
  • Kompaktes, robustes Gehäuse, wenn auch etwas dickes Objektiv
  • Der höher auflösende Sensor macht Randauflösungsverluste des Objektivs sichtbar
  • Fehlender Touchscreen (würde bspw. AF-Punkt-Platzierung vereinfachen)
  • Etwas behäbiger Autofokus
  • Geringe Akkulaufzeit
Kommentare

7 Kommentare aus dem alten Forum anzeigen

whgreiner 2016-08-01

Dreieinhalb tausend Euro für eine Kamera mit fest eingebauter Festbrennweite sind ein absoluter Profi-Preis. Aber welcher Profi kauft eine (Nicht-Studio-)Kamera, die keine Regentropfen abkriegen darf und für die er fünf geladene Ersatzakkus in der Hosentasche haben muß?

PirnaEr 2016-08-02

Es ist wohl eher eine Kamera für diejenige Zielgruppe, die sonst schon alles hat.

jenne 2016-08-03

Schön wäre noch ein vergleichender Blick auf die Leica Q gewesen.

Das Auslagern der Bearbeitungsfunktionen in Apps finde ich ungünstig. Es ist umständlicher, was gerade bei Entwicklungen in der Kamera nicht ideal ist.

Nach Vergleich der HighIso-Bilder im Test bei Dpreview finde ich, dass bei der 42 MP-RX1RII auch bei sehr hohen Isos (z.B. 51200) noch mehr lesbar ist als bei der RX1R mit nur 24 MP. Insofern wundert es mich, dass die RX1R hier bei hohen Isos besser wegkommt.

Benjamin Kirchheim 2016-08-03

Schrift hat meistens hohe Kontraste. Aber was ist mit den Details bei niedrigem Kontrast? Darum geht es bei unserem Labortest auch und dort ist der Verlust dann doch recht deutlich, so dass bei identischer Ausgabegröße/Betrachtungsabstand bei der RX1R bei hohen ISO mehr Details zu sehen sind als bei der RX1R II.

jenne 2016-08-03

Nach meinem Eindruck sind auch mehr Details bei HighIso bei der RX1RII zu sehen als bei der RX1R. Ich fände solche Vergleichs-Darstellungen wie bei Dpreview auch bei Digitalkamera.de schön. Die haben das doch sicher nicht patentieren lassen, denke ich. Ich finde es genial, so kann sich jeder selbst einen Eindruck machen und der Aufwand dürfte sich in Grenzen halten, sobald man ein konstantes Vorgehen festgelegt hat. Ok., Dpreview hat das schon, aber es ist immer gut, wenn es weitere Vergleiche gibt.

Phil2012 2016-08-19

Schön und gut, wenn aber  der Sucher fix im Gehäuse integriert wäre und nicht ausgefahren werden müsst, wär das ein echter Vorteil und ich  würde  mich vom Vorgängermodell trennen und die neue RX kaufen,

tralle 2016-08-19

Was den nicht vorhandenen Staubschutz (unfassbar bei dem Preis) angeht, möchte ich euch auf einen älteren Kommentar zur RX1 hinweisen. www.digitalkamera.de/.../8184.aspx

Passende Publikationen

digitalkamera.de-Bezahlinhalte (in Premium enthalten)


Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion

Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Sony
Modell DSC-RX1R II
Sensor CMOS-Sensor Kleinbild 36,0 x 24,0 mm (Cropfaktor 1,0)
43,6 Megapixel (physikalisch)
42,4 Megapixel (effektiv)
Pixelpitch 4,5 µm
Auflösung (max.) 7.952 x 5.304 (3:2)
Video (max.) 1.920 x 1.080 60p
Objektiv F2,0/35 mm
Filtergewinde 49 mm eingebaut
Videosucher EVF, 100 % Bildfeldabdeckung, 2.359.296 Bildpunkte Auflösung, 0,7-fache Vergrößerung (Sensor-bezogen), 0,7-fache Vergrößerung (KB-Äquiv.), Dioptrienausgleich (-4,0 bis 3,0 dpt)
Monitor 3,0" (7,5 cm)
  Auflösung 1.228.800 Bildpunkte
  kippbar ja
  drehbar
  schwenkbar
  Touchscreen
AV-Anschluss HDMI-Ausgang Micro (Typ D)
Vollautomatik ja
Motivautomatik ja
Motivprogramme 8
Programmautomatik ja
Programmshift ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
Manuell ja
Bulb-Langzeitbelichtung ja
HDR-Funktion ja
Panoramafunktion ja, Schwenkpanorama
Belichtungsmessung Mehrfeld (1.200 Felder), mittenbetont Integral, Spot
kürzeste Verschlusszeit 1/4.000 s
  Synchronzeit 1/4.000 s
  Blitzanschluss Sony Multi Interface, Standard-Mittenkontakt
WLAN ja
NFC ja
GPS
Fernauslöser ja, Drahtauslöser, Fernsteuerung über Smartphone/Tablet
Intervallaufnahme
Speichermedium
Memory Stick (Duo, Duo Pro)
SD (SDHC, SDXC)
Empfindlichkeit
  automatisch ISO 100-102.400
  manuell ISO 50-102.400
Weißabgleich
  automatisch ja
  manuelle Messung ja
  Kelvin-Eingabe ja
  Feinkorrektur ja
Autofokus ja
  Anzahl Messfelder 25 Kontrastsensoren
  Geschwindigkeit 0,45 s
  AF-Hilfslicht LED
Abmessungen (BxHxT) 113 x 65 x 72 mm
Gewicht (betriebsbereit) 500 g
Stativgewinde in optischer Achse
Zoom
  Zoomverstellung k. A.
Akkulaufzeit 220 (gem. CIPA-Standard)

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.