APS-C-Standardzoom

Nikon Z 16-50 mm F3.5-6.3 VR DX im Test

2024-04-05, aktualisiert 2024-04-15 Das Nikon Z 16-50 mm F3.5-6.3 VR DX ist ein äußerst flaches APS-C-Standardzoom, das man getrost als Pancake-Objektiv (Pfannkuchen-Objektiv) bezeichnen kann. Dennoch besitzt es ein optisches 3,1-fach-Zoom samt optischem Bildstabilisator und internem Fokus. Ob aber auch die Bildqualität stimmt und wie sich das Zoom-Objektiv in der Praxis schlägt, haben wir an der Nikon Z 50 getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Beim Z-Nikkor 16-50 mm F3.5-6.3 VR DX handelt es sich um ein sogenanntes Kit-Objektiv, das vorwiegend zu einem geringen Aufpreis zusammen mit einer Nikon APS-C-Kamera verkauft wird. So bekommt man das Objektiv effektiv für 120 Euro Aufpreis zusammen mit der Z 50. Beim Kauf der Z 30 ist der Aufpreis mit 160 Euro zum Testzeitpunkt (Ende März 2024) etwas höher. Mit der Z fc ist das 16-50 mm nur in einer silbernen Edition für etwa 150 Euro Aufpreis erhältlich. Einzeln kostet das Objektiv hingegen über 300 Euro in Schwarz und in Silber je nach Händler sogar noch etwas mehr. Ein Kauf lohnt sich also eigentlich nur zusammen mit einer Kamera.

Verarbeitung und Bedienung

Das Nikon Z 16-50 mm F3.5-6.3 VR DX ist 3,2 Zentimeter kurz, jedoch nur in Transportstellung. Zum Fotografieren muss es ausgefahren werden, womit es je nach Brennweite 5,3 bis 5,8 Zentimeter lang wird. Der Durchmesser scheint mit sieben Zentimetern dagegen recht groß zu sein, was dem großen Z-Bajonett geschuldet sein dürfte.

Mit gewogenen 131 Gramm ist das Objektiv sehr leicht. Dafür besteht nicht nur das Gehäuse aus Kunststoff, sondern sogar das Bajonett. Auch beim 46 Millimeter kleinen Filtergewinde kommt Kunststoff zum Einsatz. Zusammen mit der 448 Gramm leichten Testkamera Nikon Z 50 wiegt das 16-50 gerade einmal 579 Gramm. Einen Spritzwasser- und Staubschutz gibt es nicht, der ist bei solchen Objektiven aber auch höchst selten anzutreffen. Zudem fehlt ein Bajonett für eine Streulichtblende. Dennoch gibt es mit der HN-40 eine Streulichtblende zum Aufschrauben, wenn auch nur optional für weitere ca. 23 Euro.

Mit seinem leichten Gewicht und der Materialanmutung sowie dem klappernden Bildstabilisator wirkt das Objektiv nicht gerade hochwertig. Es ist aber ausreichend stabil. Beim Zusammendrücken gibt es nur im Bereich des dünnen Fokusrings unter leichten Knarzgeräuschen etwas nach. Der zweistufig ausfahrende Tubus hat erstaunlich wenig Spiel. Dennoch hätte ein Metallbajonett wohl für eine höhere Wertigkeit des gesamten Objektivs gesorgt.

Ausstattung

Das Nikon Z 16-50 mm F3.5-6.3 VR DX bietet einen äußerst nützlichen optischen Bildstabilisator, zumal die APS-C-Z-Kameras von Nikon im Gegensatz zu den Vollformat-Z-Modellen keinen Sensor-Shift-Bildstabilisator verbaut haben. Er arbeitet mit seinen lautlosen Schwingspulenmotoren (VCMs) zuverlässig und erlaubt in der Praxis locker drei Blendenstufen längere Belichtungszeiten als ohne, bei ruhiger Hand sind mit etwas mehr Ausschuss auch vier Blendenstufen möglich. Leider ist am Objektiv kein Platz für einen Schalter zur Aktivierung und Deaktivierung des Bildstabilisators. Dafür lässt sich diese Einstellung über das per i-Taste aufrufbare Schnellmenü problemlos anpassen.

Der Zoomring arbeitet mechanisch und ist mit einer sieben Millimeter breiten, griffigen Kunststoffriffelung versehen. Hinter der Riffelung sind die Brennweiten 16, 24, 35 und 50 Millimeter gut leserlich weiß aufgedruckt. Das entspricht kleinbildäquivalenten Brennweiten von 24, 36, 53 und 75 Millimeter. Das ist ziemlich inkonsequent, schließlich handelt es sich um ein APS-C-Objektiv. Hersteller wie Fujifilm hätten die Brennweiten 16, 23, 33 und 50 Millimeter aufgedruckt, denn das entspräche mit Kleinbildäquivalenten von 24, 35, 50 und 75 Millimeter klassischen Brennweiten. Leider gibt es im Gegensatz zu Motorzoomobjektiven keine Brennweitenanzeige im Livebild.

Da das Zoom keine konstante Lichtstärke besitzt, fällt diese beim Zoomen von F3,5 auf F6,3 ab. Bei 24 Millimeter (36 mm KB) beträgt sie nur noch F4,2, bei 35 Millimeter (53 mm KB) ist sie nur noch F5,3. Übrigens lässt sich bei kürzester Brennweite bis F22 abblenden, bei 24 mm bis F29, bei 35 mm bis F36 und bei längster Brennweite sogar bis F40.

Fokussierung

Der Fokusring fällt mit sechs Millimetern Riffelung noch schmaler aus als der Zoomring. Er arbeitet rein elektronisch und treibt den nicht ganz lautlosen Autofokus-Motor an. Er gibt bei Bewegungen zumindest in ruhigen Umgebungen hörbare Töne verschieden hoher Frequenzen ab. Mit je nach Brennweite rund 0,2 bis 0,3 Sekunden von unendlich auf zwei Meter ist der Fokus zwar nicht der schnellste, aber für die meisten Anwendungen flott genug. Präzise ist er obendrein.

Wie bei den meisten Z-Zooms sitzt der Fokusring zwischen Zoomring und Kamerabajonett. Wie bereits erwähnt, besteht er wie das gesamte Objektiv lediglich aus geriffeltem Kunststoff und gibt beim Drücken etwas mit leichten Knarzgeräuschen nach. Dazu kommen Schabgeräusche beim Drehen, die ebenfalls nicht gerade zu einem hochwertigen Gefühl beitragen.

Dank der feinfühligen Reaktion sowie Fokushilfen wie einer Lupe und Peaking-Funktion kann man das Standardzoom dennoch wunderbar manuell fokussieren. Allerdings war auch für einen Schalter zum Fokusmoduswechsel kein Platz am Objektiv, sodass man etwas umständlich das Kameramenü oder das Quick-Menü nehmen muss. Die Fokus-Peaking-Funktion versteckt sich bei unserer Testkamera Z 50 (und auch bei der Z fc) im Menü "Individualfunktionen", "d Aufnahme & Anzeigen" ganz oben auf Seite zwei unter Punkt d9 "Konturfilter". Auf die Idee muss man erstmal kommen.

Der Fokusantrieb arbeitet intern, sodass die Frontlinse weder rotiert noch sich nach vorne und hinten bewegt. Somit können auch Polfilter problemlos im 46 mm Filtergewinde eingesetzt werden. Die Naheinstellgrenze wächst beim Zoomen, was für ein Wechselobjektiv etwas ungewöhnlich ist, aber durchaus vorkommt. Sie beträgt laut Nikon 25 Zentimeter bei 16 mm Brennweite, 20 Zentimeter bei 24 mm, 23 Zentimeter bei 35 mm und schließlich 30 Zentimeter bei 50 mm Brennweite. Der maximale Abbildungsmaßstab soll 1:5 betragen.

Leider zeigt die Fokusskala auf dem Bildschirm nicht die Entfernung an, nicht einmal die Naheinstellgrenze wird dort gezeigt, lediglich eine Blume für "Makro" und ein Unendlich-Zeichen zieren die digitale Fokusskala auf dem Kameradisplay. Tatsächlich lagen die Naheinstellgrenzen bei unserem Test viel näher.

Bei 16 mm Brennweite konnten wir ab 19,1 Zentimeter fokussieren und damit ein minimales Bildfeld von 19,4 mal 12,9 Zentimeter aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:8,2 entspricht. Der Abstand von der Objektivfront zum Motiv beträgt dabei 11,7 Zentimeter. Bei 24 mm Brennweite sank die Naheinstellgrenze dann auf 17,3 Zentimeter ab Sensorebene beziehungsweise 10,6 Zentimeter ab Objektivfront. Damit schrumpfte das Bildfeld auf 10,6 mal 7,1 Zentimeter, was mit einem Abbildungsmaßstab von 1:4,5 bereits die Herstellerangabe um zehn Prozent übertrifft.

Doch es geht noch besser: Bei 35 mm Brennweite steigt die Naheinstellgrenze zwar auf 20,4 Zentimeter ab Sensorebene beziehungsweise 13,7 Zentimeter ab Objektivfront. Aufgrund der größeren Brennweite konnten wir aber sogar ein neun mal sechs Zentimeter kleines Bildfeld aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:3,8 entspricht und damit fast 25 Prozent besser ist als versprochen! Beim 50 mm Brennweite steigt die Naheinstellgrenze weiter auf 27,7 Zentimeter ab Sensorebene beziehungsweise 20,6 Zentimeter ab Objektivfront. Die größere Brennweite kann jedoch den steigenden Abstand nicht mehr kompensieren und so vergrößert sich das minimale Bildfeld auf 9,6 mal 6,4 Zentimeter, was einem Abbildungsmaßstab von 1:4,1 entspricht. Für maximale Vergrößerung sollte man also auf 35 mm zoomen, für maximalen Abstand (mit minimalen Vergrößerungsverlust) auf 50 mm.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.