Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-GF1

Seite 2 von 2, vom 2009-10-09 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Neben dem Videoaufnahmeknopf oben auf der Kamera, mit dem man auch in jedem Fotoprogramm eine Videoaufnahme starten kann, gibt es auch einen speziellen Videomodus auf dem Programmwählrad. Zwar kann die Blendenöffnung des Objektivs nicht direkt beeinflusst werden, aber man hat die Möglichkeit, auf einer Skala zu bestimmen, ob der Hintergrund scharf oder unscharf werden soll. Hier wird die Kreativität erfahrener Benutzer doch ein wenig ausgebremst. Effekte wie Monochrom oder die Farbfilter stehen aber auch während der Videoaufzeichnung zur Verfügung.

Im Fotomodus gehört ein Serienbildmodus ebenso zum Ausstattungsumfang wie Belichtungsreihen oder Selbstauslöser. Der Modus wird praktischerweise über einen mechanischen Schalter vorne unterhalb des Programmwählrads eingestellt. Der mechanisch aufklappende eingebaute Blitz ist im ersten Moment schwer zu identifizieren und unterscheidet die GF1 deutlich von der Olympus-Konkurrenz. Mit einer gemessenen Leitzahl von 8,7 ist dieser ausreichend stark, um nahe Objekte aufzuhellen oder kleinere Räume auszuleuchten. Hierbei stehen eine Blitzautomatik, ein Aufhellblitz, eine Langzeitsynchronisation, ein Vorblitz gegen rote Augen sowie die Synchronisation auf den 2. Verschlussvorhang zur Verfügung. Leider kann der Blitz auch in der Automatik nicht automatisch aufklappen, so dass man das von Hand erledigen muss. Fortgeschrittene Benutzer finden eine Blitzbelichtungskorrektur im Menü. Für eine Systemkamera selbstverständlich ist der Systemblitzschuh, wo man Olympus- und Panasonic-Blitzgeräte aufstecken kann. Eine Drahtlosblitzsteuerung hat der interne Blitz der GF1 hingegen leider nicht. Ein kleiner Wermutstropfen ist die recht langsame Blitzsynchronzeit von nur 1/160 s, was dem rein mechanischen Verschluss in der Fotofunktion anzulasten ist. Das schränkt die Aufhellmöglichkeiten in besonders hellen Umgebungen doch arg ein, da man nicht mit weit geöffneter Blende arbeiten kann. Hier hilft nur ein externer Blitz mit Highspeed-Synchronisation.

Objektiv Micro Four Thirds kann – nur ein Jahr nach der Einführung – immerhin eine Auswahl von insgesamt acht Objektiven bieten. Neben Standard-, Tele- und Superzoom gibt es Pancakes, ein Makro und ein Ultraweitwinkel. Weitere Objektive wie ein Weitwinkel-Pancake, ein Fisheye und eine größere Telezoom-Brennweite sind für 2010 angekündigt. Das geringe Auflagemaß (Abstand Bajonett-Sensor) von Micro Four Thirds (ca. 20 mm) erlaubt nicht nur die kompaktere Konstruktion vor allem bei Weitwinkelobjektiven, sondern auch unerreichte Adaptierungsmöglichkeiten. Four-Thirds-Objektive sind per Adapter elektronisch kompatibel, je nach Objektiv funktioniert sogar der Autofokus. Sämtliche andere Objektivsysteme von Leica M und R über Nikon, Canon und Pentax bis hin zu Sony lassen sich mechanisch adaptieren und an der GF1 nutzen. Besonders Besitzer von Leica-M-Objektiven sollten einen Blick auf die Lumix werfen. Bei allen Objektiven muss allerdings der Brennweitenverlängerungsfaktor von 2 berücksichtigt werden, da Micro Four Thirds einen kleineren Sensor als das Vollformat einsetzt. Die Brennweiten der angebotenen Micro-Four-Thirds-Objektive sind freilich darauf abgestimmt, und so reicht das Ultraweitwinkel von 7-14 mm, was 14-28 mm an Kleinbild entspricht. Dabei erreicht die GF1 in dieser Kombination eine Kompaktheit, von der DSLR-Besitzer nur träumen können – und das bei respektabler Abbildungsleistung dieser Kombination (siehe Labortest-Protokoll).

Doch nicht nur die Kompaktheit lässt so manchen DSLR-Besitzer vor Neid erblassen, sondern auch die Autofokusgeschwindigkeit. Fokussiert wird per Kontrast-Autofokus, der bei DSLRs schneckenlangsam ist. Die GF1 dagegen kann es mit dem schnellen Phasen-Autofokus von DSLRs aufnehmen und schlägt so manche Einsteigerkombination in der Geschwindigkeit. Nur 0,3 bis 0,4 s dauert die Fokussierung in der Regel. Gegen die Auslöseverzögerung von nur 0,06 s sehen sogar viele teure DSLRs alt aus – bei der GF1 muss eben kein Spiegel mechanisch hochklappen. Dabei findet der Autofokus auch bei schummrigem Licht erstaunlich gut die Schärfe, ganz im Gegensatz zur Olympus Pen E-P1, die dabei in unserem Test viel zu früh den Dienst quittierte. Zusätzlich hat die GF1 ein rotes AF-Hilfslicht, so dass sie auch bei völliger Dunkelheit zumindest bis zu ca. 4-5 m Entfernung sicher fokussieren kann. Die Lumix besitzt 23 "virtuelle" Autofokuspunkte und erkennt Gesichter, der AF-Punkt kann aber auch frei auf dem Bildschirm bewegt werden.

Die manuelle Fokussierung gestaltet sich dank zuschaltbarer Vergrößerung in zwei Stufen ebenfalls sehr einfach, was vor allem für adaptierte MF-Objektive wichtig ist. So kann auf den Punkt genau fokussiert werden – präziser als mit jedem noch so guten optischen Sucher. Die Bildstabilisierung erfolgt bei Panasonic optisch über die Objektive. Das bedeutet aber auch, dass man je nach Objektiv auf eine Bildstabilisierung verzichten muss. Olympus setzt im Gegensatz dazu auf einen beweglichen Sensor im Kameragehäuse, womit jedes Objektiv stabilisiert wird. Diese Systeminkonsistenz bringt beide Hersteller regelmäßig in Erklärungsnot, für den Anwender ist es einfach nur ärgerlich.

Bildqualität Bei der Abbildungsleistung muss sich die Panasonic Lumix DMC-GF1 als Systemkamera mit Wechselobjektiven den Vergleich mit DSLRs gefallen lassen, auch wenn sie im Verhältnis zum APS-C- oder Vollformat den kleineren Sensor hat. Gegenüber Kompaktkameras spielt die GF1 in einer viel höheren Liga, denn die setzen noch viel kleinere Bildsensoren mit entsprechenden Nachteilen (Bildrauschen, Beugungsunschärfe, mangelnde Freistellungsmöglichkeiten mittels geringer Schärfentiefe) ein. Im Test musste sich die Lumix sowohl im Testlabor als auch in der Praxis beweisen, wobei die Labormessungen vor allem für die objektive Vergleichbarkeit herhalten. Neben dem Standardzoom wurden im Labor auch das 20mm-Pancake, ein adaptiertes 50mm-Makro von Olympus sowie das 7-14mm-Weitwinkelobjektiv von Panasonic vermessen. Für diesen Test ist aber hauptsächlich die Bildqualität mit dem 14-45mm-Standardzoom relevant. Inhaber einer digitalkamera.de-Labortestflatrate können die Ergebnisse im Detail ohne weitere Kosten anschauen, alle anderen müssen 1,40 EUR pro getesteter Kombination investieren oder ebenfalls eine Labortestfaltrate erwerben, die 4,16 – 9,90 EUR pro Monat kostet.

Für ein Standardzoom ist die Auflösung des 14-45 mm an der GF1 gut, der Randabfall hält sich in Grenzen und ist bei 14 mm am stärksten ausgeprägt. In der Bildmitte erhöht das Abblenden die Auflösung nicht, auch am Bildrand steigt sie kaum. Die Randabdunklung hingegen nimmt durch das Abblenden vor allem im Weitwinkel deutlich ab, ist aber auch aufgeblendet nicht zu stark. Dabei zeigt die Vignettierung in den äußersten Bildecken einen leicht spontanen Anteil, der auf eine Begrenzung des Bildkreises hindeutet. Das ist aber eher kosmetischer Natur. Die Verzeichnung ist bei allen Brennweiten unter 1 % und stets tonnenförmig. Die Tonnenform entspricht der natürlichen Sicht des Menschen und wird in dieser Höhe allenfalls wahrgenommen, wenn gerade Linien dicht am Bildrand verlaufen. Die geringe Verzeichnung lässt darauf schließen, dass diese von der Kamera ausgeglichen wird, was aber angesichts der gemessenen Auflösung keine negativen Effekte hat. Mit diesen Ergebnissen kann man dem 14-45 mm eine sehr solide Leistung und Offenblendtauglichkeit bescheinigen – beides ist für ein günstiges Standardzoom nicht selbstverständlich.

Kritischer wird es, wenn man sich die Kameraparameter genauer anschaut. Das Rauschen ist zwar bis ISO 800 gering und weich, darüber steigt es aber stark an, und die Rauschunterdrückung bildet unangenehme Strukturen aus. Farbrauschen spielt dabei aber praktisch keine Rolle. Spätestens ab ISO 800 wird auch der Auflösungsverlust durch die Rauschunterdrückung sichtbar. Das ist keine Paradedisziplin der GF1. Ähnliches lässt sich über die Ein- und Ausgangsdynamik sagen. Die Eingangsdynamik ist nur durchschnittlich und verglichen mit den meisten DSLRs zu gering. Bis einschließlich ISO 800 bewältigt die Lumix maximal 8,2 Blendenstufen Dynamikumfang, bei ISO 1.600 bzw. 3.200 fällt sie deutlich auf 7,2 bzw. 6 Blendenstufen ab. Hinzu kommt, dass die GF1 einen deutlich zu hohen Schwarzwert hat. Die 255 zur Verfügung stehenden Tonwertabstufungen werden bei Weitem nicht ausgenutzt. Die GF1 zeigt kein richtiges Schwarz, was aber in der Bildbearbeitung auch für Anfänger leicht zu beheben ist (Schwarzpunkt setzen oder Histogrammausgleich oder Autotonwertkorrektur). Die Tonwertkurve selbst verläuft erstaunlich linear und ist damit sehr neutral.

Die Scharfzeichnung ist sichtbar und steigt von den Schatten zu den Lichtern an, wodurch sich vor allem in den mittleren und hellen Bildpartien eine knackige Detailwiedergabe zeigt. Allerdings führt das zu leichtem Weißclipping bzw. hellen Säumen, die auf größeren Ausdrucken störend wirken können. Die knackige Aufbereitung der feinen Details führt auf der anderen Seite aber zu einem verstärkten Auftreten von Artefakten an feinen Strukturen, so dass sich die GF1 weniger zur objektgenauen Reproduktion eignet. Die Komprimierung ist hingegen wieder gut abgestimmt. Die Einstellung mit geringster Komprimierung ergibt in JPEG visuell verlustfreie Bilder. Die höhere Komprimierung halbiert die Dateigröße, und es können einzelne Komprimierungsartefakte auftreten. Diese Komprimierungsstufe ist aber durchaus verwendbar.

Keine Blöße gibt sich die GF1 bei der Belichtung. Durch die Messung direkt auf dem Bildsensor ist sie sehr sicher und ausgewogen, auch mit Gegenlichtsituationen kommt die GF1 gut klar. Gleiches gilt für die Blitzbelichtung, die ebenfalls ausgewogen ist. Zudem hat der Fotograf mittels Live- und Wiedergabehistogramm jederzeit eine Kontrollmöglichkeit und kann die Belichtung und die Blitzleistung über die Belichtungskorrektur den Gegebenheiten bzw. der gewünschten Bildwirkung anpassen. Auch der Weißabgleich arbeitet recht zuverlässig, problematisch ist hier nur warmes Kunstlicht, etwa von Glühlampen oder Kerzen, das die GF1 in der Automatik recht warm, d. h. mit einem Rot-Orange-Farbstich wiedergibt. Ärgerlich ist hier, dass es nur eine Kunstlicht-Voreinstellung, nämlich Halogen, gibt. Bei Leuchtstofflampenlicht arbeitet die Automatik zwar zuverlässig, ist aber nicht zu 100 % kontrollierbar. Hier helfen die manuelle Farbtemperaturwahl sowie die Feinkorrektur, aber auch eine Messung z. B. einer Graukarte für einen manuellen Weißabgleich beherrscht die GF1.

Fazit Am edlen Design, der hochwertigen Verarbeitung, der relativ einfachen und übersichtlichen Bedienung und der umfangreichen Ausstattung der Panasonic Lumix DMC-GF1 gibt es einfach nichts auszusetzen. Zwar muss sie sich der Olympus Pen E-P1 bei der Bildqualität klar geschlagen geben, dennoch bietet sie ein hohes Niveau, aber mit Verbesserungsbedarf bei den Details wie Dynamikumfang, Schwarzwert und Rauschen bei hohen Empfindlichkeiten. Beim Autofokus hingegen hängt die GF1 nicht nur die Pen ab, sondern auch so manche Einsteiger-DSLR – die reine Auslöseverzögerung ist sogar auf Profiniveau. Wer mit dem Konzept von Micro Four Thirds einverstanden ist, kommt an der GF1 praktisch nicht vorbei.

Kurzbewertung

  • Trotz kleiner Größe eingebautes Popup-Blitzgerät
  • Insgesamt noch gute Bildqualität
  • Hoher Funktionsumfang mit verhältnismäßig einfacher Bedienung
  • Schneller Autofokus mit superschneller Auslöseverzögerung
  • Hochwertige Verarbeitung mit edlem, schlichtem Design
  • Bildschirm spiegelt zu stark
  • Starkes, strukturartiges Rauschen über ISO 800
  • Geringe Eingangsdynamik und zu hoher Schwarzwert bei der Ausgangsdynamik

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Testnoten

Note Anteil  Punkte
Verarbeitung 12,5 % 96 %
Ausstattung 12,5 % 95 %
Handhabung 12,5 % 93 %
Geschwindigkeit 12,5 % 90 %
Bildqualität 50,0 % 81 %
Gesamtnote 87 %

Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Panasonic
Modell Lumix DMC-GF1
Preis ca. 800 EUR**
Sensor Auflösung 12 Megapixel
Max. Bildauflösung 4.000 x 3.000
(Seitenverhältnis) (4:3)
Objektiv Lumix G Vario 1:3,5-5,6/14-45mm Asph. OIS
Filtergewinde 52 mm
Sucher optional (elektronisch)
  Auflösung 202.000
  Sichtfeld 100%
  Vergrößerung 0,52-fach (KB)
  Dioptrienausgleich -4 bis +4 dpt.
  Sonstiges 0° – 90° kippbar,
13 mm Augabstand
LCD-Monitor 3"
  Auflösung 460.000
  drehbar
  schwenkbar
  als Sucher ja
Videoausgang PAL/NTSC, HDMI
  als Sucher
Programmautomatik ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
manuelle Belichtung ja
  BULB-Langzeit-
  belichtung
ja
Motivprogramme
  Porträt ja
  Kinder/Baby ja
  Landschaft ja
  Makro ja
  Sport/Action ja
  weitere 11
Belichtungsmessung    Mehrfeld, mittenbetont Integral, Spot
Blitz ja
  Leitzahl 8,7 (Messung)
  Blitzanschluss Systemblitzschuh
Fernauslöser Kabel
Intervallaufnahme
Speichermedium SD/SDHC, MMC
Videomodus ja
  Format AVCHD oder
Quicktime (MOV)
  Codec MPEG4 oder
Motion-JPEG
  Auflösung (max.) 1.280 x 720
  Bildfrequenz (max.) 25 bzw. 30 Bilder/s
Empfindlichkeit
  automatisch 100-1.600
(Obergrenze einstellbar)
  manuell ISO 100-3.200
Weißabgleich
  Automatik ja
  Sonne ja
  Wolken ja
  Leuchtstofflampe
  Glühlampe ja
  Sonstiges Schatten, Blitz, manuelle Farbtemperaturwahl, WB-Feinkorrektur
  Manuell ja (2 Speicher)
Autofokus
  Anzahl
  Messfelder
23
  AF-Hilfslicht rot-orange
  Geschwindigkeit < 0,3-0,4 s
Sprachen Deutsch
  weitere 14
Einschaltzeit 0,4 s
Einhandbedienung
(Zoom und Auslöser)
Gewicht
(Betriebsbereit)
345 g (nur Gehäuse)
535 g (mit Objektiv**)
Serienbildfunktion*
  Serienbildanzahl ∞ (JPEG)
5 (RAW)
  Frequenz
    (Bilder/s)
2,8 (JPEG)
3,1 (RAW)
  Dauerlauf
    (Bilder/s)
2,8 (JPEG)
0,6 (RAW)
  mit Blitz
Zoom
  Zoomverstellung am Objektiv
  Zoomstufen stufenlos
  Zeit WW bis Tele
Speicher-
geschwindigkeiten*

  JPEG 0,9 s (5,5 MByte)
  RAW 2,4 s (13,7 MByte)
Auslösung während
d. Speicherns mögl.
ja
Akkulaufzeit ca. 350 Bilder

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"
* mit Panasonic 4 GB Class 10 SDHC Speicherkarte
** mit Objektiv Lumix G Vario 1:3,5-5,6/14-45mm Asph. OIS

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.