Spiegellose Systemkamera, Systemkamera

Testbericht: Panasonic Lumix DMC-G2

Seite 2 von 2, vom 2010-06-29 (Autor: Martin Vieten)Zur Seite 1 wechseln

Objektiv Gerade einmal 165 Gramm wiegt das Objektiv Lumix G Vario 14-42/1:3.5-5.6, das im Set mit der Lumix G2 angeboten wird – und mit dem wir die Kamera getestet haben. Dieses Fliegengewicht erzielt Panasonic unter anderem dadurch, dass das Objektiv mit einem schnöden Plastikbajonett ausgestattet ist. Auch eine Entfernungsskala sucht man vergebens, immerhin bietet das 14-42 einen griffigen Ring zum manuellen Scharfstellen. Von diesen Äußerlichkeiten auf die inneren Werte des Objektivs zu schließen, wäre allerdings verkehrt. So ist der Fokusring zum Beispiel sehr lang übersetzt. In Verbindung mit der elektronischen Sucherlupe, die sich bei manueller Einstellung des Fokus automatisch einschaltet, gelingt es ohne Mühe, mit dem Lumix G Vario 14-42 von Hand scharf zu stellen. Ferner trägt das Objektiv das Kürzel "O.I.S." (für "Optical Image Stabilizer"), gleicht also Verwackler des Fotografen durch entsprechende Gegenbewegungen eines speziellen Linsenelements aus. Das funktioniert bestens, das Sucherbild steht auf jeden Fall meist wie angenagelt im Videosucher. Noch beeindruckender ist, wie schnell das Objektiv fokussiert: 0,33 Sekunden braucht die Lumix G2 im Mittel, um scharf zu stellen und auszulösen. Damit ist sie schneller als die meisten DSLR-Kameras ihrer Preisklasse. Vorfokussiert löst die Lumix G2 übrigens innerhalb einer zehntel Sekunde aus, auch das ist beeindruckend flott. Dabei sprintet der Autofokus nicht nur wie ein Gepard, er kommt auch lautlos wie auf Samtpfoten daher. Das wird vor allem den Videofilmer freuen, denn so ist auf Filmaufnahmen kein störendes AF-Geräusch zu hören, klasse! Beim Zoomen mogeln sich allerdings leichte Schabgeräusche auf die Tonspur der Videoclips.

Das Setobjektiv deckt bezogen auf Kleinbild einen Brennweitenbereich von 28 bis 84 Millimeter ab – da fehlt es in der Praxis sowohl am kurzen wie am langen Ende etwas. Glücklicherweise gibt es inzwischen ein durchaus ansehnliches Objektivangebot von Panasonic. So ist noch für dieses Jahr ein 100-300/4-5.6 angekündigt, das bezogen aufs Kleinbildformat gigantische 600 Millimeter Brennweite bietet. Und für unten herum gibt es ein famoses 7-14/4 (14-28 bezogen auf Kleinbildformat), das leider mehr als doppelt so viel kostet wie die Lumix G2, um die es hier geht. Zurück also zum Setobjektiv 14-42/1:3.5-5.6, das in der Praxis einen erstaunlich guten Job macht. Farbsäume an harten Kontrastkanten sind ihm völlig fremd – erstaunlich für ein Objektiv dieser Preisklasse.

Bildqualität Rund 12 Megapixel löst der 4/3-Sensor der Panasonic Lumix G2 auf. Gegenüber einem APS-C-Sensor stehen den einzelnen Sensorzellen etwa 50 Prozent weniger Fläche zu Verfügung, sie sind entsprechend lichtunempfindlicher. In unserem renommierten DCTau-Testlabor musste die Lumix G2 unter anderem zeigen, wie sich dieses "Handicap" auf das Rauschverhalten auswirkt. Wie immer kann der komplette Laborbericht gegen ein kleines Entgelt eingesehen werden – siehe weiterführende Links. Bis ISO 400 verzeichnet das Testprotokoll keine besonderen Vorkommnisse, darüber nimmt das Rauschen deutlich zu. Auffällig ist, dass die Rauschkurve zwischen ISO 800 und ISO 1.600 flacher ansteigt, hier verhindert offensichtlich die interne Rauschunterdrückung Schlimmeres. Dennoch kann die Panasonic Lumix G2 bei Empfindlichkeiten jenseits der ISO 800 nicht restlos überzeugen. Sie rauscht mess- und sichtbar stärker als etwa eine Olympus E-PL1 mit einem sehr ähnlichen Sensor. Hinzu kommt, dass das Rauschen der Panasonic Lumix G2 visuell von der eher unangenehmen Sorte ist: Aufnahmen mit hoher Empfindlichkeit wirken wie mit starker JPEG-Kompression aufgezeichnet, mit "pixeligen" Artefakten, in denen so manches Bilddetail versinkt. Daran scheint nicht unbedingt die interne Bildbearbeitung Schuld zu sein, auch die RAW-Dateien der Lumix G2 (entwickelt mit Adobe Camera Raw 6.1) weisen ab ISO 1.600 einen deutlich sichtbaren Strukturverlust und "Klötzchenbildung" auf.

Hat eine Kamera Probleme mit dem Bildrauschen, schlägt sich das zumeist auch negativ bei der Eingangsempfindlichkeit nieder. Die Panasonic Lumix G2 bestätigt diese Faustregel: Verarbeitet sie bis ISO 400 einen Dynamikumfang von sehr guten 8,6 Blendenstufen (EV), sinkt dieser Wert ab ISO 800 auf ein schlechtes Mittelmaß und erreicht jenseits der ISO 1.600 nicht einmal mehr 7 EV. Ähnlich das Bild bei der Ausgabedynamik: Bis ISO 800 schöpft die Lumix G2 den Tonwertumfang mit 247 von 255 möglichen Werten sehr gut aus, darüber ist vor allem der Schwarzwert viel zu hoch, Schwarz wird also nur noch als dunkles Grau wiedergegeben. Auch die Tonwertkurve zeigt einen nicht ganz üblichen Verlauf: Bis zur mittleren Helligkeit nimmt die Kurve einen fast linearen Verlauf, um dann sehr flach auszulaufen. Die Lumix G2 zeigt also in den Tiefen eine sehr schöne Differenzierung der einzelnen Tonwerte, während die Lichter ausgesprochen hart wiedergegeben werden. Das zeigt sich auch in der Praxis: Bei Motiven mit harten Kontrasten sind die Tiefen detailliert durchgezeichnet, während die hellen Bildpartien hart und oftmals überbelichtet wirken. Offensichtlich sind sich die Ingenieure bei Pansonic dieses Problems durchaus bewusst und lassen die Lumix G2 recht zaghaft belichten. So werden zwar ausreißende Lichter verhindert, aber in den Tiefen Dynamikumfang verschenkt.

Wenig Anlass zur Kritik bietet dagegen das Scharfzeichnen der Lumix G2. Die Kamera schärft über weite Helligkeitsbereiche vornehm zurückhaltend, lediglich an hellsten Kontrastkanten kommt es zu leichten Überschwingern. Auch die Auflösung des Set-Objektivs geht in Ordnung. In Weitwinkelstellung und bei Offenblende nimmt die Auflösung zu den Rändern hin zwar etwas stark ab, doch Abblenden auf F7.1 mindert das Problem spürbar. In der Telestellung des Zoomobjektivs ist der Randabfall deutlich schwächer ausgeprägt. Insgesamt macht das Lumix G Vario 14-42 einen durchaus ordentlichen Eindruck, wenngleich es die theoretisch mögliche Sensorauflösung nicht ganz ausschöpft. In der Praxis wirken Aufnahmen mit diesem Objektiv dennoch bis in die Bildecken hinreichend scharf und detailreich. Auch "Vignetterung" ist für das Set-Objektiv meist ein Fremdwort, lediglich voll aufgeblendet und in Weitwinkelstellung ist die Randabdunklung stark ausgeprägt. Geradezu mustergütig gibt sich das Lumix G Vario 14-42 in Sachen "Verzeichnung", die selbst bei kürzester Brennweite nur schwach ausgeprägt ist. Ebenfalls sehr gut abgestimmt sind die Komprimierungsstufen für die JPEG-Dateien, sie bieten einen gelungenen Kompromiss zwischen Dateigrößen und Bildqualität.

Rein visuell können die Aufnahmen mit der Lumix G2 überzeugen – so sie nicht mit mehr als ISO 800 entstanden sind und das Motiv keinen überbordenden Dynamikumfang aufweist. Die Farben wirken natürlich und kräftig, jedoch keineswegs übertrieben. Allerdings tendiert die Kamera dazu, Schattenpartien einen kräftigen Schuss Grün zuviel hinzuzufügen. Die Belichtungssteuerung ist ohne Fehl und Tadel, das moderate Scharfzeichnen ist fern jeder "Effekthascherei".

Fazit: Dank ihres leichten und kompakten Systemgehäuses und der gelungenen Ergonomie empfiehlt sich die Panasonic Lumix G2 für alle Gelegenheiten, bei denen Gewicht und Platzbedarf einer ausgewachsenen DSLR-Ausrüstung weniger geeignet sind. Highlight der Lumix G2 ist sicherlich ihr berührungsempfindliches Display, das die Bedienung der Kamera zum Kinderspiel macht. Darüber hinaus hat die Kamera an Ausstattungsmerkmalen alles an Bord, was man von einer ordentlichen Systemkamera erwarten kann. Die vormals klaffenden Lücken im Objektivangebot hat Panasonic inzwischen weitgehend geschlossen, noch immer zeichnen sich die Objektive für Panansonics G-Serie durch einen konkurrenzlos schnellen Autofokus aus. Bei der Bildqualität kann die Lumix G2 allerdings nicht ganz ihr hohes Niveau halten: High-ISO-Aufnahmen zeigen bei nur mäßiger Rauschunterdrückung deutliche Detailverluste, bei der Höhendynamik schwächelt die Kamera etwas, und den nicht zu übersehenden Grünstich in Schattenbereichen sollte Panasonic schnell abstellen. Wer über diese kleinen Schwächen hinwegsehen kann, bekommt einen Apparat, mit dem das Fotografieren sehr viel Spaß macht – und nicht zu vergessen: der auch eine Videokamera meist obsolet macht.

Kurzbewertung

  • Gute Videofunktion kann durchaus einen Camcorder ersetzen
  • Überdurchschnittlich großer Ausstattungsumfang
  • Bis ISO 400 gute Bildqualität
  • Sehr schneller, exakter Autofokus
  • Dank schwenk- und klappbarem Touchscreen sehr hoher Bedienkomfort
  • Für eine Systemkamera Einschränkungen bei den Blitzfunktionen
  • Geringe Serienbildgeschwindigkeit
  • Ab IS0 800 eingeschränkte Bildqualität (hohes Rauschen, eingeschränkte Dynamik)

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Testnoten

Note Anteil  Punkte
Verarbeitung 12,5 % 96 %
Ausstattung 12,5 % 100 %
Handhabung 12,5 % 97 %
Geschwindigkeit 12,5 % 94 %
Bildqualität 50,0 % 79 %
Gesamtnote 88 %

Steckbrief

Steckbrief
Hersteller Panasonic
Modell Lumix DMC-G2
Preis ca. 650 EUR**
Sensor Auflösung 12 Megapixel
Max. Bildauflösung 4.000 x 3.000
(Seitenverhältnis) (4:3)
Objektiv Lumix G Vario 1:3,5-5,6/14-42mm Asph. OIS
Filtergewinde 52 mm
Sucher LCOS EVF
  Sichtfeld 100%
  Auflösung 1.440.000
  Vergrößerung 0,7-fach
  Dioptrienausgleich -4 bis +4 dpt.
LCD-Monitor 3"
  Auflösung 460.000
  drehbar ja
  schwenkbar ja
  als Sucher ja
Videoausgang AV und HDMI (je PAL und NTSC)
  als Sucher ja
Programmautomatik ja
Blendenautomatik ja
Zeitautomatik ja
manuelle Belichtung ja
  BULB-Langzeit-
  belichtung
ja
Motivprogramme
  Porträt ja
  Kinder/Baby ja
  Landschaft ja
  Makro ja
  Sport/Action ja
  weitere 22
Belichtungsmessung    Mehrfeld, mittenbetont Integral, Spot
Blitz ja
  Leitzahl 11 (Herstellerangabe)
  Blitzanschluss Systemblitzschuh
Fernauslöser Kabel
Intervallaufnahme
Speichermedium SD/SDHC
Videomodus ja
  Format Quicktime oder AVCHD Lite
  Codec Motion-JPEG oder H.264
  Auflösung (max.) 1.280 x 720
  Bildfrequenz (max.) 50
Empfindlichkeit
  automatisch 200-1.600
(Obergrenze einstellbar)
  manuell ISO 100-6.400
Weißabgleich
  Automatik ja
  Sonne ja
  Wolken ja
  Leuchtstofflampe
  Glühlampe ja
  Sonstiges Schatten, Blitz, manuelle Farbtemperaturwahl, WB-Feinkorrektur
  Manuell ja
Autofokus
  Anzahl
  Messfelder
23
  AF-Hilfslicht rot-orange
  Geschwindigkeit < 0,3-0,4 s
Sprachen Deutsch
  weitere 33
Einschaltzeit ca. 0,3 s
Einhandbedienung
(Zoom und Auslöser)
Gewicht
(betriebsbereit)
371 g (nur Gehäuse)
593 g (mit Objektiv**)
Serienbildfunktion*
  Serienbildanzahl 22 (JPEG)
5 (RAW)
  Frequenz
    (Bilder/s)
3,1 (JPEG)
3,0 (RAW)
  Dauerlauf
    (Bilder/s)
2,2 (JPEG)
0,6 (RAW)
  mit Blitz
Zoom
  Zoomverstellung am Objektiv
  Zoomstufen stufenlos
  Zeit WW bis Tele
Speicher-
geschwindigkeiten*

  JPEG 1,2 s (2,3 MByte)
  RAW 2,0 s (13,7 MByte)
Auslösung während
d. Speicherns mögl.
ja
Akkulaufzeit ca. 390 Bilder

– = "entfällt" oder "nicht vorhanden"
* mit SanDisk 4 GB Extreme III SDHC Speicherkarte
** mit Objektiv Lumix G Vario 1:3,5-5,6/14-42mm Asph. OIS

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