High-End-Kompaktkamera im Retrolook

Fujifilm X100VI im Test

2024-03-25 Mit der Fujifilm X100VI "Six" bringt der japanische Traditionshersteller seine Retro-APS-C-Kompaktkamera technisch auf den neuesten Stand: Der Bildsensor hat nun auf 40 Megapixel und ist bildstabilisiert. Auch der Prozessor und die Autofokus-Algorithmen sind auf der Höhe der Zeit, während das Gehäuse fast vollständig dem des Vorgängermodells entspricht. Ob das bei der X100V gerade erst neu gerechnete Objektiv auch 40 statt 26 Megapixeln standhält und den neuen Autofokus-Anforderungen gerecht wird und wie es um die sonstigen Funktionen bestellt ist, verraten wir im ausführlichen Testbericht.  (Benjamin Kirchheim)

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Fujifilm X100VI haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 35-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

Ergonomie und Verarbeitung

Wie schon in den ersten fünf Generationen der X100er-Serie bleibt Fujifilm auch bei der X100VI beim klassischen Design des Kameragehäuses. Es ist aerodynamisch wie ein Ziegelstein, nur das Objektiv ragt deutlich aus dem Metallgehäuse hervor. So erinnert die Kamera an die Zeit, in der die analoge Fotografie für jedermann erschwinglich wurde. Mit 520 Gramm knüpft auch das Gewicht an die gute alte Zeit der kantigen, mechanischen Wunderwerke der Fotografie an. Die Belederung des Gehäuses besteht zwar nicht aus echtem Leder, aber das Material fühlt sich ziemlich gut an; leider geht das nicht soweit, dass auch die Griffigkeit von Leder erreicht wird.

Dank ihrer Größe lässt sich die Fujifilm richtig gut greifen, auch wenn die Daumenmulde auf der Rückseite durchaus größer sein könnte, um mehr Sicherheit beim Halten der Kamera zu bieten. Der geschwungene Handgriff auf der Vorderseite erfüllt seine Aufgabe allerdings ziemlich gut. Beim Schutz der X100VI vor Spritzwasser geht Fujifilm einen Weg, über den man vielleicht den Kopf schütteln kann, denn sie ist erst spritzwassergeschützt, wenn ein optionaler Objektivaufsatz samt speziellem Filter montiert wurde, vorher nicht. Eine große Schwachstelle bleibt aber auch dann: Weder die Abdeckklappe für die Anschlüsse noch der Akkufachdeckel besitzen Gummidichtungen.

Bedient wird die Fujifilm X100VI sehr klassisch. Neben normalen Knöpfen gibt es vor allem mechanische Ringe, Drehknöpfe sowie einen Auslöser, der ein Gewinde für einen Drahtauslöser besitzt. Wie schon beim Vorgänger wird die ISO-Empfindlichkeit über das Drehrad der Zeitauswahl eingestellt, indem man es nach oben zieht und dreht. Danach wird der Ring wieder leicht nach unten gedrückt und fertig ist die Einstellung. Es gibt aber auch eine C-Position, bei der dann die ISO-Empfindlichkeit über ein normales Multifunktionsrad gewählt wird.

Um die Belichtungszeit einzustellen, braucht man das Rad dagegen nicht hochzuziehen. Hier stehen aber nur ganze Blendenstufen zur Verfügung. Um die Zwischenschritte einzustellen, kommen wieder die Multifunktionsräder zum Einsatz. Die C-Position auf dem Belichtungszeitenrad heißt hingegen "T". In dieser Position steht dann der gesamte Belichtungszeitbereich inklusive der deutlich kürzeren elektronischen Belichtungszeiten zur Verfügung.

Das Konzept setzt sich beim Belichtungskorrekturrad fort. Dieses hat ebenfalls keine Sicherung, ist aber schwergängig genug, um nicht versehentlich verstellt zu werden. Hier dient die C-Position ebenfalls dazu, die Belichtungskorrektur über die normalen Multifunktionsräder, von denen die X100VI zwei Stück samt Drückfunktion bietet, einzustellen und einen erweiterten Bereich zugänglich zu machen. Die Blende wird dagegen über einen Ring mit zwei Flügeln am Objektiv eingestellt. Hier stehen alle Blendenwerte inklusive der Drittelstufen von F2 bis F16 zur Verfügung. Eine C-Position gibt es hingegen nicht, hier kann im Menü eingestellt werden, ob die A-Position als solche arbeiten soll.

Das Bedienkonzept der X100VI kommt ohne Programmwählrad oder gar Motivprogramme aus. Das wirkt auf den ersten Blick altbacken, ist aber ziemlich logisch und damit schnell erlernbar. Die Grundeinstellungen wie Zeit, Blende und ISO besitzen, wie bereits erläutert, jeweils ein mechanisches Einstellungselement. Darauf ist jeweils neben den Werten ein kleines rotes A erkennbar. Wählt man dieses aus, dann wird für diesen Belichtungsparameter die Automatik aktiviert. Stehen zum Beispiel Zeit und Blende auf A, dann arbeitet die Kamera in einer Programmautomatik. Steht nur der Blendenring auf A, ist die Blendenautomatik aktiv und so weiter. Leichter geht es wirklich nicht.

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Wer auf diese klassische Bedienart keine Lust hat, der stellt sich die Aufnahmeparameter einfach über die beiden Multifunktions-Drehräder mit Druckfunktion beziehungsweise das Menü ein. Das Menü wird unglücklicherweise wie bereits beim Vorgängermodell über den Joystick auf der Kamerarückseite bedient. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig und nicht so präzise wie ein Steuerkreuz. Alternativ können auch die Multifunktionsräder zur Menünavigation verwendet werden.

Die Touchfunktion des Bildschirms lässt sich leider nicht im Menü einsetzen. Das Menü selbst ist sehr umfangreich, aber gut gegliedert. Am meisten stören dabei die unterschiedlichen Schriftbreiten, die teilweise sehr eng ausfallen und etwas schwer leserlich sind. Wem das Menü zu unübersichtlich ist, obwohl die Einstellungen in Reitern und Unterpunkten organisiert sind, kann sich ein individuelles Menü "MY" zusammenstellen.

Das funktioniert allerdings etwas umständlich. Das Hinzufügen von Elementen in den "MY”-Reiter wird nicht etwa auf dem MY-Reiter selbst vorgenommen, sondern im Einstellungsmenü. In den dortigen Benutzer-Einstellungen lassen sich in der "Mein Menü-Einstellung” "Elemente hinzufügen”. Wenigstens zwingt einen die X100VI nicht, die gewünschten Funktionen (Elemente) aus einer ewigen Liste auszuwählen. Stattdessen präsentiert die Kamera ein spezielles Menü, das mit dem normalen Kameramenü identisch ist. Hier navigiert man dann zu der gewünschten Funktion und wählt sie aus, wodurch sie gekennzeichnet wird. Dadurch kann man erkennen, welche Funktionen schon im Mein Menu enthalten sind und welche nicht. Das Löschen funktioniert auf demselben Wege.

Zudem gibt es ein Quick-Menü, das über eine kleine, unscheinbare Taste rechts der Daumenmulde aufgerufen wird. In diesem Menü, das man übrigens ebenfalls individualisieren kann, funktioniert die Touchfunktion wiederum. Darüber hinaus lassen sich im Menü noch Wischgesten für den Touchscreen aktivieren, die dann wie Funktionstasten arbeiten.

Neben den vielen Drehrädern und der Touchfunktionalität bietet die Fujifilm X100VI Knöpfe mit verschiedenen Funktionen, deren vorbelegte Funktion im Menü angepasst werden kann. Der Clou dabei ist, dass man nicht den Umweg ins Menü gehen muss, um einer Taste eine neue Funktion zuzuweisen. Es reicht aus, die Taste etwa zwei Sekunden lang gedrückt zu halten und schon kann man eine neue Funktion auswählen, die zukünftig auf dieser Taste zu finden sein soll.

Doch nun zum Touchscreen selbst: Er dominiert mit seiner Diagonale von 7,5 Zentimetern die Rückseite der Fujifilm. Dabei ist er so flach in die Gehäuserückwand integriert, dass man auf den ersten Blick gar nicht vermutet, dass er beweglich ist. Er lässt sich links unten fassen und um über 90 Grad nach oben klappen und um etwas mehr als 45 Grad nach unten – etwas mehr als noch beim Vorgängermodell.

Mit 1,62 Millionen Bildpunkten löst der Touchscreen angenehm hoch auf und ist mit einer Leuchtdichte von 910 cd/m² sehr hell. Dadurch ist es problemlos möglich, den Bildschirm auch in hellem Umgebungslicht noch ablesen zu können. Das Seitenverhältnis beträgt übrigens wie beim Bildsensor 3:2, wodurch es beim Fotografieren keine schwarzen Ränder gibt.

Das wahre Highlight der Fujifilm X100VI ist aber ihr Hybridsucher. Er ist eine Mischung aus einem optischen Gauß-System und einem OLED-Panel, das in den Strahlengang des Suchers eingeblendet werden kann. Das Gauß-Linsensystem trägt den Namen seines Entwicklers Carl-Friedrich Gauss. Die Konstruktion ist symmetrisch, was für stark reduzierte Farbsäume in den Randbereichen des optischen Suchers sorgt – ganz verschwunden sind sie aber nicht.

Diesen Kameratest gibt es nur als Premium-Test mit erweitertem Informationsumfang. Er enthält gegenüber unserer Standard-Online-Version zusätzlich eine Tabelle mit detaillierten Einzelbewertungen sowie Diagramme, in denen die Stärken und Schwächen der Kamera gut vergleichbar dargestellt werden. Zudem stellen wir drei andere Kameras als mögliche Alternativen vor und erklären, welche Vor- und Nachteile diese gegenüber der Fujifilm X100VI haben. Der sehr ausführliche Test kann direkt online gelesen oder als 35-seitiges PDF-E-Book heruntergeladen werden. Der Test ist in digitalkamera.de-Premium enthalten und einzeln für 1,99 € erhältlich (bzw. 1,79 € bei Bezahlung mit digitalkamera.de-Guthaben).

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.