Spezial-Software für die Optimierung von Raw-Dateien

DxO PureRAW 4 im Test

2024-03-05 Das französische Softwarehaus DxO Labs hat seinem Programm DxO PureRAW mit der neuen Version 4 ein umfassendes Update verpasst. Während DxO Photolab (aktuell in der Version 7 erhältlich) eine vollwertige Bildverarbeitung ist, wendet sich DxO PureRAW an Nutzer anderer Bildverarbeitungsprogramme, die wichtige Funktionen der DxO-Software, u. a. Objektivkorrekturen und Entrauschung, in ihren Workflow einbauen möchten. Buchautor Akki Moto hat die neue Version 4 getestet.  (Akki Moto)

Gastbeitrag Dieser Test ist ein Gastbeitrag von Akki Moto, Autor des Buchs „DxO PhotoLab – Das Kompendium“.

Kaum eine andere Software bietet eine solch effiziente und herausragende Korrektur optischer Fehler wie DxO PureRAW. Die Hauptursache ist meiner Meinung nach, dass die optischen Module, die dem Korrekturprozess in DxO PureRAW zugrunde liegen, nicht auf der Basis von Herstellerdaten oder Softwareinformationen generiert werden (sog. generische Profile), sondern tatsächlich in einem sehr aufwendigen Prozess durch Labormessungen ermittelt werden. Diese Vorgehensweise ist meines Erachtens einzigartig auf dem Markt der Bildbearbeitungsprogramme. Mittlerweile kann DxO auf über 90.000 dieser optischen Module (ausgemessene Kamera-Objektiv-Kombinationen) zurückgreifen.

Erweiterungen im Workflow

Für diejenigen, die ihre Bilder mit einer anderen Bildbearbeitungssoftware als DxO PhotoLab entwickeln, soll DxO PureRAW bei der Erstellung eines „perfekten RAW“ helfen, das in jeder RAW-Bildbearbeitungssoftware weiter verarbeitet werden kann. Hierbei können lineare DNG-Dateien erstellt werden. Mehr dazu in unserem Fototipp "Was ist ein Lineares DNG" oder auf der DxO-Website (beides siehe weiterführende Links).

Mit DxO PureRAW 4 kann der Ablauf deutlich vereinfacht werden. Das Programm kann erkennen, wenn Speicherkarten und externe Laufwerke angeschlossen werden und in der Folge DxO PureRAW 4 automatisch starten. Darüber hinaus wurde DxO PureRAW 4 mit einer leistungsfähigen Stapelumbenennung ausgestattet, die kaum Wünsche offenlässt. Die Einstellungen der Stapelumbenennung können als Preset gespeichert und dadurch schnell abgerufen werden.

Eine kleine, aber feine Funktion wurde für den Export von JPG-Dateien hinzugefügt. Es handelt sich um DxO Smart Lighting. Dieses Tool arbeitet im Wesentlichen lokal auf Ihrem zu bearbeitenden Foto. Es analysiert das gesamte Bild und identifiziert die Bereiche, die einer Belichtungsoptimierung, beispielsweise einer Aufhellung, bedürfen. Es passt dabei nicht nur die Belichtung, sondern auch den Kontrast an. DxO Smart Lighting eignet sich daher besonders gut für Gegenlichtaufnahmen, versehentlich unterbelichtete Bilder und kontrastarme Bilder.

In DxO PureRAW 4 wurde der Modus Homogen von DxO Smart Lighting implementiert. Der punktuelle Modus, welcher eine höhere Gewichtung einzelner Bildbereiche durch den Anwender ermöglicht, bleibt aber DxO PhotoLab vorbehalten. DxO Labs berichtet darüber hinaus, dass die Korrektur der Objektivschärfe in DxO PureRAW 4 überarbeitet wurde.

Deutlich verbessertes Entrauschen

Neu und erstmals in einem DxO-Programm zu finden ist die weiterentwickelte Entrauschungsmethode DxO DeepPRIME XD2, welche DxO DeepPRIME XD ersetzt. DxO berichtet hierzu, dass die Künstliche Intelligenz (KI) in DeepPRIME XD2 „mit Hilfe von Milliarden von Bildern“ trainiert wurde und so „Aufnahmen von noch nie dagewesener Klarheit und Detailgenauigkeit“ ermöglicht werden. Nach meiner Meinung ist DxO Labs einer der Marktführer in diesem Bereich und es ist gut, dass diese Funktionen trotzdem stetig weiterentwickelt werden.

Bei der vorherigen Aufnahme handelt es sich um einen starken Ausschnitt eines Fotos aus der Canon EOS R (die Kamera kann max. ISO 40.000) mit ISO 32.000. Wie in der Abbildung zu sehen, ist bereits das Ergebnis mit DxO PureRAW 3 sehr gut. Aber besonders beim Schärfen und beim Entrauschen in den Flächen kann DxO PureRAW 4 hier punkten. Ob dies allerdings an der neuen Methode DeepPRIME XD2 oder den neuen Reglern liegt, kann ich nach so kurzer Zeit noch nicht beantworten.

Der Name des Reglers Luminanz ist bei den Entrauschungsmethoden mit KI (DeepPRIME und DeepPRIME XD2) etwas irreführend. Denn er ist nicht allein für die Beseitigung des Luminanzrauschens zuständig, sondern regelt insgesamt die Stärke des angewendeten Algorithmus aus Rauschen entfernen und Schärfen. Höhere Werte können hier also durchaus sinnvoll sein. Bei unscharf aufgenommenen Bildern ist es allerdings möglich, dass hohe Werte zu unschönen Effekten am Übergang zwischen dem scharfen und dem unscharfen Bereich eines Bildes führen, die sich durch einen abrupten Wechsel von scharf auf unscharf zeigen. Behalten Sie daher nicht nur das Hauptmotiv im Auge.

Der Regler Details erzwingen entspricht dem Regler Rauschmodell in DxO PhotoLab und gibt Ihnen die Möglichkeit, das Entrauschen oder das Schärfen zu priorisieren. Regler nach links bedeutet, dass auf das Entrauschen mehr Wert gelegt wird, Regler nach rechts priorisiert das Nachschärfen.

Das bisherige Fehlen dieser Regler und das Fehlen des Vorschaufensters führten dazu, dass ich bisher DxO PureRAW zum Entrauschen nicht uneingeschränkt empfehlen konnte.

Änderungen werden sichtbar

DxO PureRAW 4 hat die Möglichkeit bekommen, mit einem Vorschaufenster die Bearbeitung bereits vor dem Export zu kontrollieren. Dies dürfte für viele Fotografen den Umgang mit DxO PureRAW stark vereinfachen. Man kann im Vorschaufenster zoomen und das Bild verschieben. Ein Schieberegler trennt die Vorschaubereiche für das ursprüngliche RAW-Bild und das verbesserte Foto.

Rechenintensive Vorgänge, wie DxO DeepPRIME, können nicht in Echtzeit dargestellt werden. Dies wird nach Änderungen des Bildausschnittes oder der Verarbeitungseinstellungen mit der Meldung Vorschau nicht aktualisiert am unteren Bildschirmrand angezeigt. Klickt man dann neben der Meldung auf Update durchführen, so werden die entsprechenden Berechnungen vorgenommen und eine aktualisierte Bildschirmansicht angezeigt. Diese Lösung gefällt mir besser, als das kleine Vorschaufenster dafür in DxO PhotoLab und es bleibt zu hoffen, dass diese Änderung auch in DxO PhotoLab implementiert wird.

Fazit

DxO PureRAW 4 ermöglicht es, die sehr leistungsfähigen DxO Schlüsselfunktionen Entrauschen, Demosaicing, Ausgleich von Objektivunschärfe, Entfernen chromatischer Abberation sowie die Verzeichnungs- und Vignettierungskorrektur auf eine RAW-Datei anzuwenden. Mit der erweiterten Stapelumbenennung sowie der weiteren Integration von DxO PureRAW 4 in die Betriebssysteme (u.a. automatischer Start der Anwendung beim Einlegen der SD-Karte) kann auf dafür benutzte Programme anderer Hersteller künftig verzichtet werden. Die Änderungen in der Benutzeroberfläche erleichtern das Arbeiten mit DxO PureRAW 4. In Verbindung mit dem leicht gesenkten Verkaufspreis von 119 Euro (bisher 129 Euro) führt das zu einer Kaufempfehlung für diejenigen Fotografen, die nicht ohnehin DxO PhotoLab einsetzen. Das Upgrade von DxO PureRAW 2 oder 3 kostet 79 Euro.

Kurzbewertung

  • Einstellregler für die Entrauschung
  • Vorschaubild bei der Bearbeitung
  • umfangreiche Stapelumbenennung
  • Hoher Upgradepreis von DxO PureRAW 3

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Autor

Akki Moto

Akki Moto fotografiert seit den 80er Jahren und ist seit mehr als 10 Jahren auch als Foto-Trainer, Autor und Fachlektor tätig. Sein umfangreiches Fachwissen vermittelt er in etlichen Workshops. Der bekennende „Dunkelknipser“ (Leitspruch: „Im Dunkeln sieht man das Licht einfach besser“) testet gern die Grenzen des Machbaren in der Fotografie aus. Seine Spezialgebiete sind Canons EOS R-System und DxO PhotoLab. Er ist u.a. Autor des umfangreichen E-Books „DxO PhotoLab – Das Kompendium“.

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