Rubrik: Bildbearbeitung

Photoshop CS6 – Adaptive Weitwinkelkorrektur

2012-06-18 Die Korrektur von Verzerrungen, welche aufgrund von Bildwinkel und Linseneigenschaften auftreten, ist eine besondere Herausforderung an eine Bildbearbeitungssoftware. Der aktuelle Photoshop CS6 bietet gegenüber der Vorgängerversion CS5 dazu eine neue Adaptive Weitwinkelkorrektur an, welche Verzerrungen besser als andere Funktionen korrigiert. Das Besondere: Das Dialogfeld bearbeitet wahlweise auch einzelne Bildregionen unabhängig von der Gesamtaufnahme. Die wichtigsten Möglichkeiten ein Bild zu korrigieren wollen wir in diesem Fototipp vorstellen.  (Heico Neumeyer)

Eine Korrekturlinie begradigt die Fassade, der Umschalt-Klick sorgt dann für senkrechten Verlauf. [Foto: Heico Neumeyer]Vor der Entzerrung sollte man "Filter: Für Smartfilter konvertieren" wählen. So landet die anschließende Weitwinkelkorrektur als änderbarer Smartfilter im Ebenen-Bedienfeld, das Ergebnis lässt sich immer wieder ohne Verlust verfeinern. Der nächste Befehl heißt dann "Bild, Adaptive Weitwinkelkorrektur". Photoshop erkennt in der Regel die verwendete Kamera-Objektiv-Kombination und hat ein passendes Objektiv-Profil parat. In diesem Fall meldet das "Korrektur"-Klappmenü "Automatisch". Das Bild erhält eine erste globale Korrektur, die mit den Werkzeugen weiter verfeinert wird. Liegt jedoch kein Objektivprofil vor, meldet das Klappmenü zum Beispiel "Perspektive" (für Weitwinkelbilder) oder "Fischauge", darunter erscheinen Regler für Das stark verzeichnete Bild wird mit Korrekturlinien und -vierecken bearbeitet. [Foto: Heico Neumeyer]"Brennweite" und "Crop-Faktor". Die Werte lassen sich bei Bedarf frei ändern. Das Bild erhält bereits eine erste Globalkorrektur, die mit den Werkzeugen örtlich nachjustiert wird.

Das Constraint-Werkzeug ist automatisch aktiviert. Damit zieht der Gestalter Linien (sogenannte "Constraints") im Bild, zum Beispiel entlang von Horizont- oder Gebäudekanten. Diese Linien stellt Photoshop sofort gerade. Das Polygon-Constraint-Werkzeug klickt dagegen komplette Vierecke in die Vorschau – ideal, um Fenster, Türen oder Hochhäuser einzurahmen und im gleichen Zug zu entzerren.

Soll die korrigierte Motivkante exakt senkrecht oder waagerecht verlaufen, klickt man Linie oder Viereck bei gedrückter Umschalt-Taste ins Bild. Die Kontur lässt sich auch nachträglich senkrecht oder waagerecht ausrichten:  Dazu werden die Anfasspunkte bei gedrückter Umschalt-Taste angeklickt, auch der Rechtsklick auf Korrekturlinien bietet die Befehle "Horizontal" und "Vertikal". Senkrecht eingestellte Linien erscheinen purpur statt türkis; bewusst waagerecht ausgerichtete Linien zeigt das Dialogfeld gelb.

Im Vergleich zum Polygon-Constraint-Werkzeug bietet das Constraint-Werkzeug zusätzliche Möglichkeiten: Durch Ziehen über den runden Anfasspunkten lässt sich die Korrekturlinie drehen, um zum Beispiel den Horizont zu verbessern. Kann das Foto nicht sinnvoll korrigiert Die Weitwinkelkorrektur zeigt strikt waagerechte, strikt senkrechte und nicht fixierte Linien mit unterschiedlichen Farben an. [Foto: MediaNord]werden, helfen geänderte Werte für "Brennweite" und/oder "Crop-Faktor" eventuell weiter. Folgt die Korrekturlinie nicht exakt einer Motivkontur, kann man sie vom mittleren Anfasser aus auf die Motivkontur ziehen. Dabei ändert sich der "Brennweite"-Wert. Photoshop bietet diese Möglichkeit jedoch nur an, wenn das Klappmenü rechts "Fischauge" anzeigt. Wie andere Entzerrungsfunktionen erzeugt auch die "Adaptive Weitwinkelkorrektur" viel leeren Bildrand; andererseits dehnt der Befehl einzelne Bildstellen über die vorhandene Arbeitsfläche hinaus aus, so dass sie verschwinden. Die leeren Flächen lassen sich oft bequem wegretuschieren – in CS6 noch besser als mit früheren Fassungen. Wichtige Bildteile, die im Dialogfeld über die Dokumentgrenzen hinaus geschoben wurden – zum Beispiel Gebäudespitzen –,  lassen sich später nicht mehr wiederholen. Damit sie nicht dauerhaft verloren gehen, senkt man innerhalb der "Adaptiven Weitwinkelkorrktur" den "Skalieren"-Wert auf unter 100 Prozent. Weitere Möglichkeit: Das Verschieben-Werkzeug innerhalb des Dialogfelds zieht Motivteile wieder in die Arbeitsfläche hinein.

Die Taste "P" schaltet die Vorschau wie in Photoshop üblich ab und wieder ein – gut zum schnellen Vergleich mit dem ursprünglichen Bild. Die Option "Constraints anzeigen" blendet die Korrekturlinien aus und erlaubt bessere Beurteilung. Man kann Korrekturlinien via Dialogfeldmenü speichern, neu anwenden und in verschiedenen Farben zeigen. Entfernen- oder Die Adaptive Weitwinkelkorrektur korrigiert Verzerrungen und kissen- und tonnenförmige Verzeichnung. [Foto: Heico Neumeyer]Rückschritt-Taste löschen die aktive Korrekturlinie.

Photoshop merkt sich ohnehin auch bei der "Adaptiven Weitwinkelkorrektur" die letzte Filter-Einstellung für das nächste Bild – für wiederholte Werte wird der Filter mit Strg+Alt+F aufgerufen, am Mac Cmd+Alt+F. Auch RAW-Dialog und "Objektivkorrektur" bearbeiten Verzerrungen und Verzeichnungen, gegen stürzende Linien helfen weitere Funktionen wie "Frei transformieren" oder das "Perspektivische Freistellungswerkzeug" von Photoshop CS6. Doch nur die "Adaptive Weitwinkelkorrektur" bietet örtliche Bearbeitung für einzelne Motivteile. Auch das Verschieben-Werkzeug innerhalb des Dialogfelds ist eine nützliche Besonderheit, die im RAW-Dialog und in der "Objektivkorrektur" fehlt.

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Autor

Heico Neumeyer

Heico Neumeyer schreibt Testberichte und Praxistipps für PC- und Fotozeitschriften und gibt Schulungen. Er ist auf digitale Bildbearbeitung und Fotografie spezialisiert. Sein Photoshop-Kompendium im Verlag Markt+Technik gilt seit vielen Jahren als Standardwerk. Neumeyer studierte Deutsch, Pädagogik und Politik in Berlin und Köln und war Redakteur bei einer Fotozeitschrift. Er ist bekannt für praxisnahe, gut lesbare Texte und maßgeschneiderte Schulungen. Er lebt in Oberbayern.