Völlig losgelöst ...
Von Digitalbildern zu Prints – ohne Computer
2000-04-17 Wie bequem wäre es doch, wenn man auf seinen Computer verzichten könnte und seine Bilder direkt von der Digitalkamera zum Fotolabor übertragen könnte. Man bräuchte nur die Kamera an die Telefonbuchse anzustöpseln, seine Bestellung im Kamera-Menü einzugeben und einige Tage später würde man die Bilder in Hochglanzqualität auf Fotopapier nach Hause geschickt bekommen bzw. man könnte sie von einem virtuellen Fotoalbum im Internet aus abrufen. Was jetzt noch nach Zukunftsmusik klingt, könnte in absehbarer Zeit Wirklichkeit werden. (Yvan Boeres)
Um die digitale Fotografie der breiten Masse zugänglich zu machen, bedarf es
nicht nur leicht bedienbarer Kameras; der Benutzer muß auch in die Lage
versetzt werden, seine digitalen Bilder ohne den Umweg über einen PC zu nutzen
und schnell und einfach Papierabzüge davon zu erhalten. Während zu der
Benutzerfreundlichkeit der Digitalkameras ständig neue Ansätze auf den Markt
kommen, steht die rechnerunabhängige, automatische Bildübertragung zum
Fotodienstleister erst in den Startlöchern zumindest in den USA. Dort läuft
die Entwicklung solcher Projekte auf Hochtouren. Wenigstens drei Namen fallen in
diesem Zusammenhang.
Der erste ist das FotoSend-Konsortium, ein
Konglomerat aus verschiedenen Größen der Fotobranche. Dazu gehören Canon, der
US-Scannerhersteller Pakon, PhotoDex (Archivierungssoftware), PhotoLoft.com
(Internet-Community zum Bilder-Tausch), ExpressPage (Homepage-Gestaltung) und
JASC (Bildverarbeitungssoftware Paint Shop Pro). Diese Firmen haben sich zum
Ziel gesetzt, ein einheitliches Transfer-Protokoll zum Versenden der Bilder von
einer Digitalkamera (z. B. über das Internet) zu etablieren. Damit ist schon
der Grundstein zur PC-losen Bildübertragung im WWW gelegt.
Einen weiteren Schritt geht die Firma Digital
Camera Networks (DCN). Hier verwendet man das Internet-Protokoll TCP/IP,
welches in der Software und später auch in Digitalkameras eingebunden ist man will gleich die gesamte Infrastruktur zum Versenden der Bilddaten von der
Kamera übers Telefonnetz bis hin zur Fotodienstleistung liefern. Dabei kommt
die patentierte Verbindungssoftware "Shoot-2-Print" zum Einsatz. Damit
das auch nahtlos klappt, muß eine Digitalkamera auch mit dieser Software
kommunizieren können: anscheinend soll Panasonic mit einer vermutlich genannten
DC2590 Kamera der erste Anbieter einer solcher
"Shoot-2-Print"-fähigen Digitalkamera sein.
Den gleichen Weg will auch Fotonation
beschreiten. Auch hier will man sowohl die Software- und Hardware-Architektur
liefern, so daß entsprechend ausgerüstete Digitalkameras direkt ans
Telefonnetz angeschlossen werden können und ihren Bildinhalt via Internet an
diverse Fotodienstleistungsbetriebe übertragen können. Ein Großteil der
Technologie basiert auf JAVA, so daß die Implementierung des Standards relativ
schnell und einfach erfolgen kann.
Ob sich schlußendlich eines dieser Konzepte durchsetzen wird, ist noch nicht
klar. Bislang sind diese bestenfalls als Pilotprojekte zu bezeichnenden Versuche
auf die USA beschränkt. Sollte sich jedoch eines oder mehrere dieser Konzepte
durchsetzen, könnte diese zukunftsweisende Technologie auch nach Europa kommen.
Zuviel Zeit sollten sich die Betreiber aber nicht lassen: Die traditionellen
Großlabore wie Agfa und Fujifilm haben den Einzug ins digitale Zeitalter nicht
verschlafen und bereiten schon den nächsten Schritt in Richtung kabelloser
Bilddatenübetragung von der Digitalkamera zum Labor vor. Auf der CeBIT 2000
haben diese Unternehmen eindrucksvoll zur Schau gestellt, wie man mit der
Bluetooth-Technik entsprechend ausgestattete Digitalkameras mit ebenso
ausgestatteten Handys kabellos verbindet und seine Bilder über das
Mobilfunknetz (in Sachen Übertragungsgeschwindigkeit kommt mit der HSCSD-,
GPRS- und UMTS-Technologie noch einiges auf uns zu) an das Labor weiterleitet.
Je nachdem, mit welcher Tatkraft und finanziellen Mitteln solche Großkonzerne
die neue Technik an den Mann bringen, könnten die oben vorgestellten Projekte
schnell überholt und praktisch im Keim erstickt werden.