Bildbearbeitungs-Werkzeugkasten

DxO Nik Collection 6.3 im Test (Teil 1)

2023-10-24 2017 übernahm der französischen Software-Entwickler DxO die Nik Collection von Google. Seither hat DxO die Software-Sammlung für moderne Betriebssysteme angepasst und zum Teil in ihren Funktionen erweitert. Mit dem Update auf Version 6.3 hat DxO nicht nur alle Programmzeilen der Nik Collection erneuert, sondern auch die Benutzeroberfläche von Nik Sharpener und HDR Efex auf das neue Design angepasst. Grund für uns also, einen kritischen Blick auf die Nik Collection 6.3 zu werfen.  (Harm-Diercks Gronewold)

Die Nik Collection ist eine Sammlung aus acht unterschiedlichen Programmen, die jeweils auf einen Aufgabenbereich spezialisiert sind. So kümmert sich Dfine um die Rauschunterdrückung, Viveza um die Anpassung von Farbe und Tonalität und Perspective ermöglicht es, die Perspektive in einem Foto zu korrigieren. HDR Efex ist für das Zusammenführen und Tonemapping von Belichtungsreihen zuständig, während Color Efex sich kreative Farbfilter und Effekte auf die Fahne geschrieben hat. Mit Analog Efex lassen sich Effekte klassischer Kameras und Filme in Fotos bringen. Silver Efex hat sich komplett der monochromen Fotografie verschrieben und mit dem Sharpener lassen sich Aufnahmen für spezifische Anwendungszwecke schärfen.

Während wir diesen Test vorbereitet haben, hat DxO die Nik Collection auf Version 6.4 aktualisiert. Mit dem Update wurden lediglich ein paar Bugs beseitigt. Wir haben uns daher entschieden, den Test der Software in Version 6.3 fortzuführen, da die Nik Collection 6.3 die Version ist, die DxO als Meilenstein bezeichnet hat, da mit ihr alle Nik Collection-Plugins erstmals komplett überarbeitet wurden.

Die Nik Collection bietet die Möglichkeit, einzelne Programme als Standalone-Versionen oder als Plugin in Photoshop, Lightroom, PhotoLab oder Affinity Photo 2 zu verwenden. Die Nik Collection richtet sich an Bildbearbeiter, die mit JPEG- oder TIF-Dateien arbeiten. Der Vorteil von TIF-Dateien ist, dass die Bearbeitung unterbrochen und fortgesetzt werden kann. Rohdaten werden von keinem der einzelnen Programme unterstützt. Möchte man Rohdaten bearbeiten, dann muss man die Nik Collection über die Plugin-Funktion in Lightroom, Photoshop oder PhotoLab benutzen. Die Nik Collection ist für MacOS- und Windows-Systeme erhältlich. Wir haben die Software auf einem modernen Windows 11 System mit dedizierter Grafikkarte getestet.

Erstmals teilen wir einen Softwaretest in zwei Teile auf, um der Nik Collection 6.3 gerecht zu werden. Aus diesem Grund gibt es unter jedem der Abschnitte ein kleines Fazit zum jeweiligen Bestandteil der Collection. Das komplette Fazit der Collection gibt es allerdings erst am Ende des zweiten Teils des Testberichts.

Dfine

Dfine reduziert das Bildrauschen. Die Rauschreduktion arbeitet auf Wunsch vollautomatisch und macht ihre Sache dabei schon ziemlich gut. Allerdings können durchaus sehr feine Details verloren gehen. Alternativ zur Automatik kann man eine Halbautomatik einsetzen, bei der man Dfine anweist, einen bestimmten Bildteil zur Analyse des Bildrauschens zu nutzen. Erfahrene Anwender, die differenzierte Ergebnisse möchten, können die Entfernung des Rauschens über Farben oder sogar lokale Anpassungen steuern. Dazu stehen U-Points und eine Kontrolllinien-Funktion zur Verfügung. Zudem lassen sich Rauschprofile anlegen, um bei der Bearbeitung Zeit zu sparen.

Auch wenn die Ergebnisse von Dfine gut sind, so zeigen sich die gleichen Probleme, die beispielsweise kamerainterne Rauschunterdrückungen zeigen, nämlich den Verlust von Details. Hat man PhotoLab 7 und die Rohdatenversion des Fotos im Besitz, so empfiehlt es sich, in jedem Fall die PRIME, DeepPRIME beziehungsweise DeepPRIME xd zu nutzen, denn mit diesen Entrauschungstools kann dfine nicht mithalten. Möchte man primär JPEGs bearbeiten, dann ist Dfine mit den richtigen Einstellungen leistungsstark.

Viveza

Bei Viveza steht die Farbe im Vordergrund. Auch in diesem Teil der Nik Collection steht die einfache Bedienung im Vordergrund. So laden 14 Voreinstellungen zum “groben” Vorarbeiten oder zur schnellen Nutzung ein. Möchte man etwas weiter in die Tiefe gehen, dann muss man sich nur zum rechten Randpanel bewegen, wo viele Einstellungsmöglichkeiten warten. Diese reichen von Kontrast und Helligkeit bis zu einem RGB-Kanalmixer sowie einer selektiven Tonwertkorrektur und einer Weißabgleichs-Funktion. Auch in Viveza lassen sich lokale Korrekturen in Form von Kontrollpunkten anlegen. Allerdings muss man auf Kontrolllinien und Verlaufsfilter als Werkzeuge für lokale Änderungen verzichten.

Ist man mit der eigenen Bearbeitung zufrieden, so kann man das bearbeitete Bild speichern. Zudem können auch die eigenen Einstellungen als Preset gespeichert werden, um sie auf einem anderen Foto erneut anzuwenden. Zudem steht eine Preset-Import-Funktion zur Verfügung.

Nik Viveza ist eigentlich schon ein Klassiker in der Bildbearbeitung, der auf dem neuesten Stand der Technik ist. Es ist sehr einfach und dank Presets auch sehr schnell, Bilder so zu bearbeiten, dass sie der eigenen (Farb)-Vision entsprechen. Für die wissenschaftliche Reproduktion von Farben ist Viveza allerdings nicht geeignet.

Perspective

Wie der Name schon vermuten lässt, kann man mit dem Perspektive-Werkzeug die Perspektive verändern. Dieser Teil der Nik Collection stammt seit seiner Einführung direkt aus der Feder von DxO. Die Funktionalität des Werkzeugs ist an das ebenfalls von DxO entwickelte ViewPoint angelehnt.

Mit Nik Perspective lassen sich stürzende Linien, schiefe Horizonte sowie andere perspektivische Probleme beheben. Perspective korrigiert bei Fotos automatisch die optische Verzeichnung. Dazu werden DxO-Korrekturprofile aus dem Internet heruntergeladen, sofern diese vorhanden sind, und auf das Foto angewendet.

Für die schnelle Korrektur von stürzenden Linien und einem schiefen Horizont bietet Perspective eine ziemlich gut funktionierende Automatik. Ist das Motiv etwas komplexer, dann muss man selbst Hand anlegen und die Bezugslinien festlegen, die der Software sagen, wie die horizontalen oder vertikalen Linien in dem Foto sich verhalten sollen. Dazu gibt Perspective einem eine Menge an Hilfsmitteln zur Hand, wie beispielsweise Hilfslinien und auch Vergrößerungslupen, die das Setzen der Bezugslinien präzisieren.

Nach dem Setzen der Bezugslinien reicht ein Klick auf “Anwenden” und die Software startet mit der Transformation. Nach der Korrektur kann die Stärke der Transformation mit einem Schieberegler geändert werden, um einen natürlichen Bildeindruck herzustellen.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.