Rubriken: Aufnahmeeinstellungen, Grundlagenwissen

Die richtige Belichtung erkennen Teil 4

2018-01-08 In diesem vierten und letzten Teil der Fototipp-Reihe "Die richtige Belichtung erkennen" schließt Fachbuchautor Sam Jost nahtlos an den vorherigen dritten Teil der Fototipp-Reihe an. Sam Jost zeigt in diesem, woran die Beurteilung der Belichtung mit dem Histogramm scheitert und wie man diese Situationen richtig erkennt.  (Sam Jost)

Situationen, in denen das Histogramm scheitert

Das Histogramm ist ein tolles Hilfsmittel, doch Du solltest nicht zu dem voreiligen Schluss kommen, die anderen Werkzeuge, wie die Überbelichtungswarnung oder den subjektiven Eindruck zu vernachlässigen. Denn es gibt Situationen, in denen Dir das Histogramm nicht weiterhilft oder Dich gar in die Irre führt.

Gegenlicht

Ein ganz typischer Fall, in dem das Histogramm wenig hilft, sind Sonnenuntergänge und überhaupt Fotos, bei denen mit Absicht gegen die Sonne fotografiert wird, um eine Silhouette zu erreichen:

  • Bild  [Foto: Sam Jost]

Das Histogramm schlägt links und rechts stark an, laut Histogramm müsste das Bild ähnlich verwaschen aussehen wie die Landschaft mit zu hohen Kontrasten. Ist aber nicht so.

Solche Fotos sind eigentlich nur durch den subjektiven Bildeindruck vor Ort zu beurteilen. Du musst vor allem entscheiden, ob die Farben so rüberkommen, wie Dir das Motiv vor Ort erscheint. Eine Aufgabe, bei der weder das Histogramm noch die Überbelichtungswarnung sonderlich hilfreich sind.

Dunkler und heller Studiohintergrund

Noch schlimmer sind Bühnen- oder Studiofotos mit schwarzem Hintergrund. Bei einem solchen Motiv, bei dem ein großer Teil des Bildausschnitts tiefschwarz ist, ist der interessante Teil des Motivs teilweise so klein, dass er im Histogramm nicht einmal für einen Ausschlag sorgt:

  • Bild  [Foto: Sam Jost]

Bei diesem Motiv hift Dir das Histogramm nicht. Es hilft Dir sogar dann nicht, wenn Dir bewusst ist, dass die große schwarze Fläche für einen Ausschlag ganz links sorgt. Der interessante Teil des Motivs ist derart klein, dass Du ihn im Histogramm überhaupt nicht sehen kannst. Bei solchen Fällen mit viel Schwarz gehe ich vor allem nach der Überbelichtungswarnung, um keine der wenigen, aber wichtigen Motivteile zu verlieren.

Das gilt genauso natürlich auch für Fotos, die im Großteil weiß sind. Das eigentlich Wichtige, die Helligkeit im Gesicht, ist im Histogramm kaum sichtbar, da das Gesicht einfach eine zu kleine Fläche belegt:

  • Bild  [Foto: Sam Jost]

Auch bei diesem Foto ging ich vor allem nach der Überbelichtungswarnung. Den Hintergrund wollte ich gern reinweiß haben, habe also darauf geachtet, dass er möglichst überall überbelichtet blinkt. Nur im Gesicht und im Motiv auf der Kleidung, wo nichts verloren gehen sollte, durfte auch in der Überbelichtungswarnung nichts blinken.

Welche Methode nehme ich?

Damit stehen Dir jetzt drei Methoden zur Verfügung, um die Helligkeit Deiner Fotos zu beurteilen. Jede davon hat ihre Vor- und Nachteile, bei jeder gibt es Situationen, in denen sie gut geeignet ist, und andere, in denen sie überhaupt nicht weiterhilft. Ich benutze in der Praxis alle drei Methoden: Ich habe auf der Kamera die Überbelichtungswarnung auf den roten Farbkanal eingestellt, weil die Farbe Rot in Gesichtern als Erstes überstrahlt, zoome in Gesichter, um dort den subjektiven Bildeindruck zu prüfen, und wechsle hin und wieder in die Ansicht mit den drei Histogrammen, um diese ebenfalls zu prüfen. Meist habe ich die reine Überbelichtungswarnung ohne Histogramme aktiv. So habe ich einen besseren Bildeindruck und kann besser erkennen, welche Details blinken. Auf die Überbelichtungswarnung verzichte ich selten, da ich sie für zu wichtig halte.

Dieser Fototipp ist ein Auszug aus dem Buch "Manuell Belichten" von Sam Jost.Dieses E-Book von Sam Jost war unser "Versuchsballon" beim Vertrieb von E-Books als PDF auf digitalkamera.de und wurde zur Erfolgsgeschichte, die uns ermuntert unsere E-Book-Rubrik im Sommer 2015 komplett zu renovieren und zu erweitern. Der Erfolg liegt natürlich nicht an uns, sondern vor allem an dem tollen Buch selbst, das ganz offenbar genau die Fragen beantwortet, die sich viele Digitalfotografen stellen: Wie hole ich noch mehr aus meiner Kamera heraus? Wann verlasse ich die Automatik und wie greife ich dann selbst in die Belichtungssteuerung ein? Das Buch ist nicht an ein bestimmtes Kameramodell gebunden, sondern behandelt das Thema grundsätzlich und dabei sehr anschaulich. mehr …


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Autor

Sam Jost

Sam Jost, 54, besitzt das seltene Talent, Einsteigern komplexen Lernstoff mit Leichtigkeit und aufs Wesentliche reduziert nahebringen zu können. Seine Bücher "Manuell belichten", "Scharfe Fotos" und "Farbmanagement für die Digitalfotografie" gehören zu den meist gekauften E-Books auf digitalkamera.de und sind auch als gedruckte Bücher erhältlich.

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