Bildbearbeitungs-Homeoffice-Hybrid

Testbericht: ViewSonic VP2768A

Seite 2 von 2, vom 2021-03-15, aktualisiert 2021-08-19 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Farbmanagement

Neben der kostenlosen Monitorverwaltungssoftware Display Manager kann der VP2768A auch über ein Menü konfiguriert werden. Dazu stehen fünf Tasten zur Verfügung. Diese sind auf der rechten Seite der Rückwand untergebracht. In direkter Nähe dazu befindet sich auch der minimal größere runde Ein- und Ausschalter. Leider hat sich in der Einarbeitung gezeigt, dass die Position des Ein- und Ausschalters nicht optimal ist, da man diesen versehentlich drücken kann.

Das Menü auf dem Bildschirm (OSD) reagiert recht flott und ist gut strukturiert. So lassen sich verschiedene Farbraumvoreinstellungen und Vorgaben für Aufgabenbereiche aktivieren, wie zum Beispiel Schwarzweiß, Portrait oder Landschaft. Darüber hinaus lässt sich ein Blaufilter aktivieren, der das für die Augen ungesunde blaue Licht mit variabler Intensität herausfiltert. Dies ist besonders bei Office-Anwendungen eine sehr lobenswerte Funktion, da die Verwaltung über den Monitor erledigt werden kann und nicht über das Betriebssystem. Natürlich lassen sich auch eigene Voreinstellungen für den schnellen Abruf speichern.

Im Test des VP2785-2K (siehe weiterführende Links) kritisierten wir die Bezeichnung der Löschfunktion für Kalibrations- und Voreinstellungen. Diese lautet immer noch "alles abrufen" beziehungsweise "abrufen" und sagt damit immer noch nicht klar aus, dass etwas gelöscht wird.

Richtig zur Sache geht es allerdings erst mit dem Display Manager. Diese kostenlose Software ermöglicht die komplette Steuerung des Monitors vom Rechner aus. Das fummeln mit dem OSD und den Funktionstasten, egal wie gut die Menüstruktur auch sein mag, entfällt dabei vollständig. Leider ist der Display Manager nur in japanisch und englisch verfügbar. Allerdings sind die Funktionen leicht verständlich und in den meisten Fällen selbsterklärend.

Die Einschränkung der Wahrnehmung von Farben (Farbblindheit) ist sehr oft ein stilles Leiden der Betroffenen und es manifestiert sich in unterschiedlichen Ausprägungen. Immer öfter kommt es vor, dass Bildbearbeiter, Grafik- und Webdesigner Bilder und Produkte für Menschen mit Farbblindheit anpassen wollen. Der VP2768A bietet über den Display Manager Simulationen von Protanopia (Rot-Grün-Blindheit), Deuteranopia (Grünblindheit), Tritanopia (Blaublindheit) sowie eine Graustufendarstellung. Mit diesen Simulationen kann der Designer die eigenen Kreationen optimal anpassen. Zudem erlauben diese Simulationen, sich in die Situation von Farbenblinden zu versetzen.

Eine interessante Funktion des Display Managers ist das Screen-Splitting. Dabei kann der Monitor in unterschiedliche Bereiche geteilt werden, die sich Anwendungen zuordnen lassen, die dann automatisch in den Bereich "einrasten". Diese Funktion führte auf dem Office-Testrechner mit Ryzen 5 Pro 3400 und 8 Gigabyte RAM (davon 5,7 GB nutzbar, der Rest dient als Grafikspeicher) zu merklichem "Ruckeln" beim Arbeiten. Auf einem Bildbearbeitungsrechner mit Ryzen-7-Prozessor und 16 Gigabyte Arbeitsspeicher sowie dedizierter Grafikkarte lief diese Funktion der Software problemlos.

Das Farbmanagement ist ein wichtiges Ausstattungsmerkmal für Bildbearbeitungsmonitore. In diesem Bereich wartet der VP2768A mit einer sRGB Abdeckung von 100 Prozent auf. Viele Fotografen bevorzugen den AdobeRGB-Farbraum, weil er in der Lage ist, mehr Farben darzustellen, zumindest wenn er richtig eingesetzt wird. AdobeRGB wird vom VP2768A zu etwa 78 Prozent abgedeckt. Die Farbabweichung wird von ViewSonic mit DeltaE kleiner als 2 angegeben und der Monitor kommt vorkalibriert aus dem Werk, ein entsprechender Prüfbericht liegt bei. Der VP2768A kann also aus dem Karton heraus benutzt werden. Im direkten visuellen Vergleich mit einem etwa 12 Monate alten VP2768 zeigt sich keinerlei Farb- oder Helligkeitsunterschiede bei gleichen Bildparametern.

Die Leuchtdichte von 350 candela pro Quadratmeter (cd/m²) erscheint auf den ersten Blick etwas wenig, ist für die Bildbearbeitung aber problemlos einsetzbar. Damit die Helligkeitsverteilung über den gesamten Monitor optimal ist, arbeitet im Inneren des VP2768A eine vollautomatische "uniformity"-Funktion.

Der ViewSonic VP2768A ist hardwarekalibrierbar. Doch wo liegt der Unterschied zu einer Softwarekalibrierung, immerhin werden beide Kalibrationen über einen optionalen Sensor und eine zusätzliche Software ausgeführt. Der Unterschied liegt darin, dass im Fall der Softwarekalibrierung die Kalibrierungs-Daten in der Grafikkarte verarbeitet werden und dort den Tonwertbereich der Grafikkarte bei der Ausgabe einschränken. Bei der Hardwarekalibrierung werden die Kalibrierungs-Daten im Monitor verarbeitet. Die Grafikkarte gibt also den kompletten Tonwertumfang aus. Zudem sorgt die 14-Bit Lookup-Table für feine Farb- und Helligkeitsabstufungen, ohne Banding-Probleme zu produzieren.

ViewSonic hat dem VP2768A insgesamt drei Speicherplätze für eigene Kalibrierungen spendiert. Um diese zu füllen, ist allerdings eine zusätzliche Hardware und Software notwendig. ViewSonic bietet dazu ein mit X-Rite entwickeltes Colorbration Kit (CS-XRi1) an. Alternativ kann der Bildbearbeiter auch die Software Colorbration+ kostenlos herunterladen und mit einem Spyder X beziehungsweise Spyder 5 benutzen. Die Spyder 5 funktioniert allerdings in diesem Zusammenhang nur auf Windows-Systemen.

Der Kalibrationsvorgang ist in zwei Bereiche aufgeteilt, die sich in ihrer Komplexität unterscheiden. Während die Basic Kalibrierung für Einsteiger mehr als nur ausreichend ist, kann der Profi sich unterschiedliche Targets (Ziele) setzen und so gezielt für Projekte Kalibrierungen anlegen.

Glücklicherweise kommt der VP2768A, wie bereits erwähnt, vorkalibriert und zertifiziert aus dem Karton. Das bedeutet, dass man den Monitor nur noch anschließen muss und schon kann es losgehen. Dabei ist aber zu beachten, dass etwaige Anpassungen im Betriebssystem wieder auf die Standardeinstellungen zurückgesetzt werden. Zudem kann der Anwender auf Wunsch Farben und Kontrast sowie die Reaktionszeit anpassen. Letztere ist mit 5 Millisekunden von grau zu grau in Ordnung, zumindest wenn man kein Pro-Gamer ist.

Die Unterschiede zwischen dem VP2768A und dem VP2768 liegen also lediglich bei der Simulation für Farbenblindheit und den "Dockingstations"-Funktionen. Zudem hat der VP2768 eine USB-A-Schnittstelle mehr und wo die USB-C-Schnittstelle beim VP2768A zu finden ist befindet sich beim VP2768 der Mini-DisplayPort.

Fazit

Der VP2768A von ViewSonic ist ein Bildbearbeitung-, Office- und Alltagsmonitor mit üppiger Ausstattung. Nicht nur die Eigenschaften zur optimalen Farbdarstellung überzeugen, sondern auch die Möglichkeit, den 27-Zöller als Dockingstation für Laptops und Barebones zu nutzen. Dank schneller USB-C-Verbindung sorgt das für Ordnung auf dem Schreibtisch und das Ende für Kabelchaos.

Der VP2768A ist wie sein "kleiner Bruder" VP2768 allerdings kein Monitor für die professionelle Bildbearbeitung oder Druckvorstufe. Dazu reicht die Farbabdeckung einfach nicht aus. Allerdings wollen das beide Monitore auch gar nicht sein. Vielmehr richten sie sich an alle Fotografen und Bildbearbeiter, die mit dem sRGB-Farbraum auskommen. Der VP2768A macht seine Sache gut, er ist einfach zu bedienen, formschön und ergonomisch. Lediglich die unglücklich gewählte Begrifflichkeit zum Löschen von Voreinstellungen trüben den ansonsten tadellosen Eindruck des Monitors.

Dem VP2768A eine konkrete Zielgruppe zuzuordnen, ist schwierig. Für einen Einsteigermonitor bietet er viele Profi-Ausstattungsmerkmale und für einen Profi-Monitor reicht der begrenzte AdobeRGB-Farbumfang nicht ganz aus. So liegt der VP2768A genau dazwischen und hat das Potential, Einsteiger, Fortgeschrittene und auch Profis zufrieden zu stellen.

Kurzbewertung

  • Vorkalibriert mit Zertifikat
  • Einfaches Handling
  • Dockingfunktionen
  • Farbenblindheits Simulation
  • Gute Management-Software
  • Geringe AdobeRGB Abdeckung
  • Keine Kabelmanagement
  • Schlecht gewählte Begrifflichkeit zum löschen von Einstellungen
Hersteller ViewSonic
Modell VP2768A
Diagonale 27'' (67 cm)
Panel-Technologie AH-IPS
Hintergrundbeleuchtung LED
Seitenverhältnis 16:9
Pixelabstand k. A.
Betrachtungswinkel horizontal: 178°, vertikal: 178°
Kontrastverhältnis 1.000:1
Dynamischer Kontrast 20.000.000:1
Leuchtstärke 350 cd/m²
Reaktionszeit 5 ms (Grau zu Grau)
k. A. (Schwarz zu Schwarz)
Farben 4.390 Mio.
Farbraum 100 % (sRGB)
Auflösung 2.560 x 1.440 Pixel
Hardwarekalibrierbar ja
Farbmessgerät integriert nein
USB-Eingänge 1 x USB 3.2 SuperSpeedPlus
USB-Ausgänge 2 x USB 3.0 SuperSpeed
HDMI-Anschluss Eingang: HDMI (Typ A), Version 1.4
Lookup-Table 14 Bit
Anschlüsse Display Port
Netzteil intern, Leistungsaufnahme: 22 Watt
Abmessungen B x H x T 61 x 41 x 22 cm
Gewicht 6,90 kg
Höhenverstellung ja, 13 cm
Bildschirmneigung ja, von -6° bis 21°
Bildschirm schwenkbar (rechts/links) ja, von 60° bis 60°
Pivot-/Portrait-Funktion ja (drehbar im Uhrzeigersinn)
Lautsprecher eingebaut nein
Anmerkungen DisplayPort-Ausgang, Mini-DisplayPort-Eingang, VESA-Mount (100x100), Ethernet (LAN), 65 Watt Power Delivery über USB-C
Mitgeliefertes Zubehör Netzkabel, DisplayPort-Kabel (Mini DP auf DP), USB 3.0 (A zu B), Kurzanleitung, CD-ROM mit ViewSonic Wizard
Preis (UVP) 469,00 EUR

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.