Superzoom für APS-C-Kameras

Testbericht: Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD (B061)

Seite 2 von 2, vom 2022-01-17 (Autor: Harm-Diercks Gronewold, Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

In diesem Abschnitt liegt unser ausführlicher Labortest zu Grunde. Dieser kann als PDF für eine kleine Gebühr über die weiterführenden Links heruntergeladen werden und der Kauf trägt zur Finanzierung der kostenlosen Testberichte von digitalkamera.de bei.

Der optische Aufbau des Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD (B061) besteht aus 19 Linsen, die in 15 Gruppen angeordnet sind. Darunter befinden sich sowohl asphärische Linsen als auch Linsen aus speziellem Glas, das sich durch eine anomale Dispersion auszeichnet. Der Einsatz der speziellen Linsen soll optische Fehler wie beispielsweise Farbsäume minimieren und dafür sorgen, dass die Auflösung bis in die Bildecken hoch bleibt.

Bevor wir zu den Ergebnissen des Labortests kommen, noch einige Eindrücke zum Streulichtverhalten und Bokeh des Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD. Bei direkter Sonneneinstrahlung zeigt sich eine Kontrastreduktion im Bild. Diese ist im Weitwinkel kleiner als im Telebereich des Zooms. Das ist aber auch nicht verwunderlich ist, da ein Zoom eben eine optische Vergrößerung ist.

Im Weitwinkel zeigen sich bei Gegenlicht sehr ansehnliche Blendenflecke (Lens Flares). Diese sind wie an einer Perlenkette diagonal über und unter der Lichtquelle zu finden und farblich unterschiedlich, was die hochwertige Vergütung der Linsen bezeugt. Die mit zum Lieferumfang gehörende Streulichtblende kann bei frontalem Lichteinfall zwar nicht helfen, dafür aber bei bestimmten Einfallswinkeln von Seitenlicht.

Als Bokeh bezeichnet man das Aussehen des unscharfen Bereichs vor und hinter der Schärfenebene. Es ist maßgeblich daran beteiligt, ob ein Foto unruhig wirkt oder nicht. Das Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD zeigt ein eher unruhiges Bokeh. Das liegt daran, dass Spitzlichter nicht homogen abgebildet werden, sondern in der Mitte etwas dunkler sind als am Rand.

Bei der Auflösung bei 50 Prozent Kontrast zeigt sich das 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD (B061) mit einem Maximum von knapp 55 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent ganz ordentlich am 24-Megapixel-Sensor der Sony Alpha 6400. Die Auflösung wird bei Blende F5,6 und 18 Millimetern Brennweite erreicht. Zum Rand fällt die Auflösung hierbei auch um nur neun Prozent auf knapp 49 lp/mm ab. Bei offener Blende liegt die Auflösung im Weitwinkel bei knappen 52 lp/mm und etwa 34 Prozent Randabfall. Das ist zwar nicht perfekt, aber für ein Superzoom ganz ordentlich.

Bei der mittleren Brennweite von 74 Millimetern ist die Auflösung bei F5,6 ebenfalls am höchsten, liegt mit knapp 49 lp/mm in der Bildmitte aber etwas unter der Auflösung im Weitwinkel. Immerhin ist in dieser Brennweiten-Blendenkombination der Randabfall mit drei Prozent extrem gering. Bei höheren Blendeneinstellungen steigt die Auflösung am Bildrand über die Auflösung in der Bildmitte. Das Problem wird höchstwahrscheinlich von einer übereifrigen differenzierten Nachschärfung der Kamera verursacht. Der Unterschied von Bildmitte zu Bildrand beträgt aber weniger als 10 lp/mm.

Bei 300 Millimetern Brennweite zeigt sich die eher schlechte Auflösungsseite des Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD. Mit maximal 36 lp/mm bei F6,3, also offener Blende und einem Randabfall von 37 Prozent Randabfall auf nur noch 23 lp/mm bekleckert sich das Objektiv nicht mit Ruhm. Der Randabfall reduziert sich zwar durch das Schließen der Blende auf 15 Prozent bei F32, aber bei dieser hohen Blendeneinstellung sorgt der Beugungseffekt für eine miese Auflösung von knapp 16 lp/mm in der Bildmitte. Genau hier zeigt sich das Problem von Superzoom-Objektiven.

Lästige Farbsäume werden dank guter Abstimmung mit der Kamera fast vollständig eliminiert, lediglich in mittlerer und langer Brennweite zeigen sich an starken Kontrastkanten leichte Farbsäume. Auch die Randabdunklung haben Kamera und Objektiv gut im Griff und so tritt maximal eine 0,6 Blendenstufen starke Abdunklung auf.

Während die Korrektur für Farbsäume und Randabdunklung in der Default-Einstellung aktiviert sind, ist es die Verzeichnungskorrektur nicht. Wir können nur ausdrücklich empfehlen, diese in der Kamera zu aktivieren oder die Verzeichnung nachträglich mit einer Bildbearbeitungssoftware wie DxO PhotoLab oder Adobe Photoshop zu korrigieren. Während die Verzeichnung bei 74 und 300 Millimetern mit etwa 0,5 beziehungsweise etwas mehr als 1,5 Prozent Kissenform noch ausreichend beziehungsweise gerade noch gut ist, ist die Verzeichnung bei 18 Millimetern Brennweite schlecht. So schlecht, dass die Kurve aus unserem Diagramm ausbricht und bei über fünf Prozent tonnenförmiger Verzeichnung ihren traurigen Höhepunkt findet. Zudem startet die Verzeichnung bei 18 Millimetern Brennweite bereits ab etwa 20 Prozent radialem Abstand von der Bildmitte, echt Schade.

Beim Test an der 26 Megapixel auflösenden Fujifilm X-T4 zeigen sich interessante Abweichungen. Diese sind vor allem auf die unterschiedliche Bildaufbereitung der Kameras zurückzuführen, aber womöglich spielt auch eine Serienstreuung eine Rolle, schließlich handelt es sich um ein anderes Objektivexemplar.

Das Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD ist voll zur Fujifilm X-T4 kompatibel, was sich im Menü nicht nur daran zeigt, dass sich das Verhalten des manuellen Fokusrings von linear auf nicht linear umschalten lässt, sondern auch der Lens Modulation Optimizer von Fujifilm defaultmäßig aktiv ist. Dieser korrigiert nicht nur die Randabdunklung und Farbsäume, sondern auch Verzeichnung und sogar die Beugung, letzteres geschieht durch eine verstärkte Scharfzeichnung, womit sich beim Abblenden die Auflösung weniger reduziert, dafür aber die Schärfeartefakte deutlich zunehmen.

Im Vergleich zur ohnehin schon geringen Randabdunklung an der Sony ist diese an der Fujifilm nochmal um die Hälfte reduziert, beträgt also maximal 0,3 Blendenstufen. Noch beeindruckender sind die Unterschiede bei der Verzeichnungskorrektur, denn diese greift an der Fujifilm X-T4 bis zur Perfektion, sprich: Sie beträgt nahezu Null (siehe Diagramme aus den Labortests unten). Interessanterweise zeigen sich aber an der Fujifilm vor allem im Weitwinkel deutlich stärkere Farbsäume, aber auch im Tele sind sie etwas höher und werden dadurch stärker sichtbar.

Zudem erreicht das Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD an der Fujifilm X-T4 eine deutlich höhere Auflösung, wobei der Unterschied größer ist, als man von den lediglich zwei Megapixeln mehr Sensorauflösung erwarten würde. Das Maximum an der Fujifilm beträgt 60 lp/mm, das im Weitwinkel bei F4 erreicht wird. Bei Offenblende ist es mit 59 lp/mm kaum weniger. Auch bei mittlerer Brennweite ist das Auflösungsmaximum mit 58 lp/mm bei F5 und F5,6 kaum geringer. Selbst im Tele werden bis zu 56 lp/mm erreicht, und zwar bei F8.

Am Bildrand zeigt sich hingegen ein anderes Bild. Im Weitwinkel zeigt das Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD an der X-T4 einen äußerst hohen Auflösungs-Randabfall von 50 Prozent bei Offenblende, der sich auch beim Abblenden auf F11 kaum reduziert, auch hier ist der Randabfall mit 40 Prozent sehr hoch. Die absolute Auflösung am Bildrand kommt im Weitwinkel nicht über 31 lp/mm hinaus. Der Grund dürfte ganz klar in der Verzeichnungskorrektur zu finden sein. Um eine fünfprozentige Tonnenform, die wir an der Sony gemessen haben, vollständig zu kompensieren, müssen die Pixel am Bildrand extrem stark verzerrt werden, was viel Auflösung kostet.

Dass aber auch die Serienstreuung eine Rolle spielen könnte, zeigt sich bei mittlerer Brennweite. Denn obwohl hier kaum eine Verzeichnung zu korrigieren ist, beträgt die maximale Randauflösung an der Fujifilm 43 lp/mm, an der Sony hingegen über 50 lp/mm. Hier spielt aber womöglich auch die Überschärfung der Sony am Bildrand eine Rolle. Trotz alledem zeigt das Tamron an der Fujifilm bei mittlerer Brennweite die höchste Randauflösung.

Im Tele hingegen ist das Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD an der Fujifilm X-T4 klar besser als an der Sony, und zwar sowohl in der Bildmitte als auch am Bildrand. Zeigte sich an der Sony noch eine deutliche Schwäche im Telebereich, ist dies an der Fujifilm überhaupt nicht der Fall. Der Auflösungs-Randabfall ist dennoch mit 34 bis 44 Prozent sehr hoch. Die maximale absolute Randauflösung beträgt aber immerhin 35 lp/mm bei offenblende.

Fazit

Das Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD (B061) ist der ideale Begleiter für Fotografen, die Bequemlichkeit bevorzugen und dafür bereit sind, auf Bildqualität zu verzichten. Wer eine hohe optische Abbildungsqualität möchte, sollte sich mit dem Wechsel von Objektiven anfreunden oder aber bei der Brennweitenvielfalt Verzicht üben und sich auf die Motive konzentrieren, die sich mit dem jeweiligen Objektiv in hoher Qualität umsetzen lassen. Das Tamron 18-300 ist beispielsweise gut für Reisen geeignet, bei denen es vor allem darum geht, Erinnerungen zu dokumentieren und bei denen es nicht auf höchste, aber eine durchaus ordentliche Bildqualität ankommt oder wo es das Gepäck einfach nicht erlaubt, eine umfangreiche Fotoausrüstung mitzuführen. Neben dem großen Brennweitenumfang bei verhältnismäßig geringer Größe und Gewicht hat das Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD aber auch noch andere Vorzüge, etwa den nicht allzu hohen Preis oder die gute Makrotauglichkeit.

Kurzbewertung

  • Üppiger Brennweitenbereich
  • Gute Auflösung im Weitwinkel
  • Griffige Gummierungen
  • Gute Abstimmung mit der Kamera
  • Großer Abbildungsmaßstab
  • Ohne Korrektur hohe Verzeichnung
  • Niedrige Auflösung im Telebereich (an der Sony)
  • Teilweise schwache Randauflösung

Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD (B061) mit Fujifilm X-T4

Verzeichnung

Tamron 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD (B061) mit Sony Alpha 6400

Verzeichnung


Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Tamron
Modell 18-300 mm F3.5-6.3 Di III-A VC VXD (B061)
Unverbindliche Preisempfehlung 999,00 €
Bajonett Fujifilm XF, E-Mount
Brennweitenbereich 18-300 mm
Lichtstärke (größte Blende) F3,5 bis F6,3
Kleinste Blendenöffnung F40
Linsensystem 19 Linsen in 15 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nein
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 150 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 76 x 126 mm
Objektivgewicht 620 g

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Autoren

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.

 

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.