Aller guten Dinge sind vier

Testbericht: Sony FE 35 mm F1.4 GM (SEL35F14GM)

Seite 2 von 2, vom 2021-01-13 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Die Blende des Sony FE 35 mm F1.4 GM besitzt elf Lamellen, die eine sehr gleichmäßige, nahezu kreisrunde Öffnung formen. Entsprechend gleichmäßig sind die Unschärfescheibchen im Bokeh geformt. Die Helligkeitsverteilung innerhalb der Unschärfescheibchen ist nahezu gleichmäßig, mit einer leichten Tendenz zu einem minimal helleren Rand, der aber zu keiner scharfen Abgrenzung führt. Damit verschwimmen Konturen im unscharfen Hintergrund sehr sanft ineinander, ohne unangenehme Doppelkonturen zu bilden. Im Gegenlicht macht sich die Nanovergütung zumindest teilweise positiv bemerkbar. Din Kontraste sind auch im direkten Gegenlicht hoch, mit Sonne im Bildfeld stellen sich aber deutlich sichtbare Blendenreflexe ein.

Im Labor haben wir das Sony FE 35 mm F1.4 GM an der derzeit höchstauflösendsten Kleinbildkamera getestet, der Sony Alpha 7R IV. Sie bringt es auf 61 Megapixel, was eine echte Herausforderung auch für sehr gute Objektive ist. Bei der Auflösungsmessung erreicht das 35 mm im Bildzentrum bei 50 Prozent Kontrast bereits ab Offenblende hohe Werte von an die 100 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm). Der Spitzenwert wird bei F2,8 mit 102 lp/mm erreicht, beim weiteren Abblenden sinkt die Auflösung bereits beugungsbedingt. Bis F8 bleibt sie aber gut über der Marke von 90 lp/mm und auch bei der kleinsten Blende F16 sind es immer noch 76 lp/mm.

Am Bildrand sieht es schon etwas anders aus. Hier erreicht das Weitwinkel erst bei F5,6 seinen höchsten Auflösungswert von gut 82 lp/mm, bei F8 ist es kaum weniger. Bei Offenblende hingegen werden "nur" 66 lp/mm erreicht, was gleichzeitig einen recht hohen Auflösungs-Randabfall von 35 Prozent bedeutet. In der Praxis ist das weniger schlimm, selten wird man bei Offenblende und ohnehin geringer Schärfentiefe den Fokuspunkt so weit an den Bildrand setzen. Blendet man hingegen für eine Landschaftsaufnahme auf F5,6 oder F8 ab, beträgt der Auflösungs-Randabfall nur noch knapp über zehn Prozent, ist also praktisch vernachlässigbar. F11 sollte man allerdings nur wählen, wenn einem die größere Schärfentiefe wichtiger ist als das letzte Quäntchen Auflösung.

Neben dem hohen Auflösungs-Randabfall ist bei Offenblende aber auch noch die größte Randabdunklung zu beobachten, sie beträgt 0,8 Blendenstufen, was einem Lichtverlust von 44 Prozent entspricht. Die Helligkeit fällt jedoch sehr sanft ab, so dass die Abdunklung kaum auffällt. Beim Abblenden auf F2 und F2,8 halbiert sich jeweils die Randabdunklung und ist damit spätestens ab F2,8 nicht mehr relevant.

Apropos nicht relevant: dies trifft auch auf die Farbsäume zu. Wir konnten weder nennenswerte chromatische Aberrationen messen noch Farblängsfehler (Farbsäume im Unschärfebereich) beobachten. Etwas unangenehm kann hingegen die Verzeichnung auffallen. Bis etwa 70 Prozent Abstand von der Bildmitte ist sie nicht vorhanden, wird dann aber zunehmend kissenförmig und erreicht in den Bildecken ein Maximum von 0,9 Prozent. Das kann bei bestimmten Motiven unvorteilhaft sein, zumal kissenförmige Verzeichnungen unnatürlicher wirken als tonnenförmige und somit subjektiv stärker auffallen.

Fazit

Wie bereits das Weitwinkelstärkere Schwestermodell 24 mm F1.4 GM ist auch das Sony FE 35 mm F1.4 GM ein sehr gelungenes Objektiv. Für einen mit 1.700 Euro nicht gerade günstigen Preis bekommt man eine gute Verarbeitung, wenn auch kein Vollmetallgehäuse, eine sehr gute Ausstattung und eine hohe Bildqualität. Der Autofokus ist sehr schnell, leise sowie präzise und Features wie der lineare Fokusring und der Blendenring mit "De-Click" dürften auch Videografen überzeugen. Dabei punktet das Sony FE 35 mm F1.4 GM vor allem mit einem sehr schönen Bokeh und der erstaunlich geringen Naheinstellgrenze sowie den durchaus kompakten Abmessungen und geringem Gewicht. Die Bildqualität ist nicht perfekt, etwa mit den Blendenreflexen, dem bei Offenblende nicht gerade niedrigen Auflösungs-Randabfall oder der in den Bildecken sichtbaren kissenförmigen Verzeichnung. Die Auflösung reicht aber selbst für den 61-Megapixel-Sensor der Sony Alpha 7R IV und etwas abgeblendet taugt das Reportage-Weitwinkel dank dem dann nur noch geringen Auflösungs-Randabfall sogar für Landschaftsaufnahmen.

Kurzbewertung

  • Robuste Konstruktion (trotz recht viel Kunststoff) mit Spritzwasser- und Staubschutz
  • Hohe Lichtstärke bei relativ kompakter Bauform und geringen Gewicht
  • Hohe Auflösung im Bildzentrum bereits ab Offenblende
  • Ab F5,6 kaum noch Auflösungs-Randabfall
  • Für Videografen praktischer linearer Fokusring und Blendenring mit De-Click-Funktion
  • Kunststoff-Filtergewinde
  • Bis zu 35 Prozent Auflösungs-Randabfall
  • Kissenförmige Verzeichnung in den Bildecken

Sony FE 35 mm F1.4 GM (SEL35F14GM) mit Sony Alpha 7R IV

Verzeichnung

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sony
Modell FE 35 mm F1.4 GM (SEL35F14GM)
Unverbindliche Preisempfehlung 1.699,00 €
Bajonettanschluss E-Mount
Brennweite 35,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,4
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat ja
Linsensystem 14 Linsen in 10 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 11
Naheinstellgrenze 250 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 76 x 96 mm
Objektivgewicht 524 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.