High-End Reportage-Objektiv für das E-Mount-Vollformat

Testbericht: Sony FE 35 mm 1.4 Distagon T* ZA (SEL-35F14Z)

2015-04-07 Mit dem FE 35 mm 1.4 Distagon T* ZA (SEL-35F14Z) bringt Sony nun schon das zweite 35er für das E-Mount-Vollformat. Während das im November 2013 vorgestellte SEL-35F28Z besonders kompakt baut, will das brandneue SEL-35F14Z mit seiner sehr hohen Lichtstärke von F1.4 begeistern. Aber das neue 35er hat noch mehr zu bieten: Einen flüsterleisen Fokusantrieb etwa oder eine Blende, die sich auf Wunsch stufenlos verstellen lässt. Zudem verspricht Sony, gemeinsam mit Zeiss, beim FE 35 mm 1.4 Distagon T* ZA das Beste vereint zu haben. Ob das kostspielige Objektiv diesem Anspruch gerecht werden kann, hat digitalkamera.de in der Praxis und im Labor getestet.  (Martin Vieten)

Für eine 35-Millimeter-Weitwinkelbrennweite fällt das SEL-35F14Z ungewöhnlich schwer und wuchtig aus. Es wiegt 630 Gramm und ist damit schwerer als eine betriebsbereite Alpha 7 II. Zudem ist es mit einer Länge von gut elf Zentimetern alles andere als kompakt. Zum Vergleich: das SEL-35F28Z wiegt nur 120 Gramm und ist lediglich 3,5 Zentimeter lang. Verantwortlich für das hohe Gewicht ist zum einen die sehr hohe Lichtstärke von F1.4, die nun einmal Linsen mit großem Durchmesser erfordert (Filtergewinde: 72 mm). Zum anderen geht es aber auch aufs Konto der ausgesprochen robusten Konstruktion, der Tubus des SEL-35F14Z ist komplett aus Metall gefertigt.

Ungewöhnlich für ein E-Mount-Objektiv ist, dass Sony das SEL-35F14Z mit einem Blendenring versehen hat. Der ist eigentlich nicht nötig, wird doch bei den E-Mount-Kameras der gewünschte Blendenwert an der Kamera eingestellt und dann elektronisch ans Objektiv übertragen. Beim FE 35 mm 1.4 Distagon T* ZA ist der Blendenring daher auch keine Reminiszenz an längst vergangene Zeiten, sondern er hat in der Praxis eine wichtige Funktion. Mit einem kleinen Schalter am Objektiv lässt sich die Blendensteuerung nämlich von Rast- auf stufenlose Blende umschalten. Letzteres ist besonders für Videofilmer interessant, sie erhalten so die Möglichkeit, weich ein- oder auszublenden. Natürlich ist es auch möglich, die Blendenzahl via Kamera vorzugeben beziehungsweise von der Belichtungsautomatik steuern zu lassen – dazu dient die Stellung A auf dem Blendenring.

Nicht nur Videofilmer wird freuen, dass das SEL-35F14Z praktisch geräuschlos fokussiert. Sony hat es mit einem neuen Fokusantrieb versehen, dem Direct Drive SSM. Hierbei setzen piezo-elektronische Elemente die Stellbefehle in eine lineare Bewegung um. Die Fokusgruppe im Objektiv wird also nicht geschraubt, sondern entlang der Längsachse des Objektivs verschoben. In der Praxis erfreut dieses System mit seiner blitzschnellen Reaktion, gerade auch, wenn der Fokus nachgeführt werden soll (AF-C). In Verbindung mit dem „Fast Hybrid AF“ der Alpha 7 II (Phasen-AF-Sensoren auf dem Bildwandler) gelangen so selbst bei Offenblende Kamerafahrten, ohne dass das Hauptmotiv auch nur einen Augenblick aus der Fokusebene verschwand.

Wer lieber manuell fokussiert, wird sich über den sehr üppig dimensionierten Fokusring des FE 35 mm 1.4 Distagon T* ZA freuen. Er ist nicht mechanisch mit der Fokusgruppe gekoppelt, sondern überträgt Stellbefehle an den Fokusantrieb. Bei diesem „Focus by Wire“ genannten System fehlt naturgemäß eine Entfernungsskala auf dem Objektiv. Stattdessen blendet die Alpha 7 auf Wunsch eine Entfernungsskala ins Sucherbild ein, sobald der Fokusring gedreht wird. Verglichen mit mechanisch zu fokussierenden Objektiven (wie etwa dem ZEISS Loxia 2.0/35 mm, das es als weitere 35er-Alternative fürs E-Mount gibt), fühlt sich die elektronische Entfernungseinstellung allerdings etwas weich und artifiziell an. Die kürzeste Fokusentfernung beträgt 30 Zentimeter, wodurch sich ein maximaler Abbildungsmaßstab von 1:5,5 ergibt.

Auf dem Objektiv prangt unübersehbar das blaue Markenlogo von Zeiss. Der renommierte Objektivhersteller aus Oberkochen stand nicht nur bei der Entwicklung des FE 35 mm 1.4 Distagon T* ZA Pate, Mitarbeiter von Zeiss kümmern sich auch um die Qualitätskontrolle des in Fernost gefertigten Objektivs. Es besteht aus zwölf optischen Elementen in acht Gruppen, darunter mehrere asphärische Linsen. Die T*-Vergütung von Zeiss soll dafür sorgen, dass auch in extremen Gegenlichtsituationen die Kontraste gewahrt bleiben und keine unerwünschten Reflexionen auftreten. Und das gelingt dem SEL-35F14Z ausgesprochen gut. Selbst die tiefstehende Sonne am oberen Bildrand platziert bringt die Kontrastdarstellung nicht aus der Ruhe; Flares und andere Reflexionen im Inneren des Objektivs treten ebenfalls nicht auf. Das neue 35er zeichnet zudem ein für dessen Brennweite angenehm weiches Bokeh; verantwortlich dafür dürften auch die neun Blendenlamellen sein, die für eine nahezu kreisförmige Blende sorgen.

Auf den ersten Blick wissen die Aufnahmen mit dem FE 35 mm 1.4 Distagon T* ZA zu gefallen. Doch auch im Testlabor leistet es sich kaum eine Blöße (das vollständige Testprotokoll mit weiteren Informationen gibt es gegen ein kleines Entgelt zum Download – siehe weiterführende Links am Ende des Beitrags). Eine minimale tonnenförmige Verzeichnung ist zwar messbar, jedoch keinesfalls mit bloßem Auge sichtbar. Nahezu perfekt auskorrigiert sind zudem laterale chromatische Aberrationen (Farbquerfehler), Farbsäume an Kontrastkanten bleiben im Mittel unter einer Größe von 0,5 Pixel und fallen so kaum ins Gewicht. Longitudinale chromatische Aberrationen (Farblängsfehler) kennt das SEL-35F14Z ebenfalls praktisch nicht; man muss schon sehr genau hinsehen, um sogenannte „Bokeh-CAs“ zu entdecken.

Wird das Objektiv auf mindestens F4 abgeblendet, ist auch die Randabdunklung unkritisch, sie beträgt ca. -1 EV. Nur bei noch größeren Blenden fällt die Vignettierung stärker aus, bei F1.4 ist sie mit gut 80 Prozent Lichtverlust (-3 EV) sehr deutlich ausgeprägt.

Eine leichte Schwäche leistet sich das FE 35 mm 1.4 Distagon T* ZA dann ausgerechnet bei der Auflösung. Zwar löst es an der Alpha 7R im Bildzentrum mindestens sehr gute 60 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) auf, in der Spitze sogar exzellente 70 lp/mm und mehr. Aber an den Bildrändern geht die Auflösung dann doch kräftig zurück, solange nicht auf mindestens F8 abgeblendet wird. Bis F2.8 beträgt der Randabfall der Auflösung um die 50 Prozent – für ein Spitzenobjektiv ist das zu viel. Ab F8 sind es dann aber nur noch ca. zehn Prozent Auflösungsverlust an den Rändern, was völlig in Ordnung geht.

Fazit Das FE 35 mm 1.4 Distagon T* ZA ist eine bestens ausgestattete Festbrennweite mit insgesamt sehr guter Bildqualität. Lediglich der recht hohe Randabfall der Auflösung bei Blendenwerten unter F8 trübt das insgesamt sehr gute Bild etwas. Hervorzuheben ist die hohe Verarbeitungsqualität, allerdings ist das Objektiv auch groß und schwer. Videofilmer wird freuen, dass sich das SEL-35F14Z auf stufenlose Blendensteuerung umstellen lässt; zudem fokussiert der lineare AF-Antrieb völlig lautlos. Für das Gebotene verlangt Sony allerdings auch einen stolzen Preis von rund 1.700 Euro.

Kurzbewertung

  • aufwändig und robust konstruierte Festbrennweite
  • sehr gute, ab F8 exzellente Abbildungsleistung
  • Blende auf stufenlose Steuerung umschaltbar
  • schneller und lautloser AF-Antrieb
  • bis F8 teils starker Randabfall der Auflösung
  • für eine Festbrennweite groß und schwer

Sony FE 35 mm F1.4 Distagon T* ZA (SEL35F14Z) mit Sony Alpha 7R (v6.0)

Auflösung MTF


Alpha 7R

F1,4F2,0F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0
35 mm63,1 / 34,9 (45 %)64,3 / 31,4 (51 %)59,3 / 30,9 (48 %)62,2 / 38,3 (38 %)69,5 / 49,6 (29 %)73 / 61,1 (16 %)70,9 / 63,3 (11 %)68,5 / 60,2 (12 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

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