Äußerst kompakte, lichtstarke Vollformat-Weitwinkel-Festbrennweite

Testbericht: Sony FE 24 mm F1.4 GM (SEL24F14GM)

2019-03-11 Mangels neuer Kamera war das lichtstarke Vollformat-Weitwinkel FE 24 mm F1.4 GM für die Alpha-7- und 9-Serie das Highlight von Sony auf der Photokina 2018. Bei der Entwicklung haben die japanischen Ingenieure ihr Know-How spielen lassen: Das Objektiv zeigt eindrucksvoll auf, wie kompakt sich gerade Weitwinkel-Festbrennweiten für spiegellose Systemkameras bauen lassen, selbst bei einer so hohen Lichtstärke. Zudem sollen optische Fehler bestmöglich auskorrigiert sein und ein moderner Ultraschall-Direktantrieb für eine lautlose Fokussierung sorgen. Die De-Click-Funktion des Blendenrings soll sogar Videografen gerecht werden. Ob das FE 24 mm F1.4 GM hält, was Sony verspricht, klären wir im Test.  (Benjamin Kirchheim)

Mit einem Auflagemaß von 18 Millimetern lassen sich für das Sony-E-Bajonett nicht nur theoretisch kompakte Weitwinkel-Festbrennweiten bauen, wie Sony nun beweist. Dass das nur 7,5 Zentimeter im Durchmesser und knapp über neun Zentimeter in der Länge messende FE 24 mm F1.4 GM auch noch eine Lichtstärke von F1,4 bietet, mag man zunächst kaum glauben. Nur 67 Millimeter misst das Filtergewinde und weniger als 450 Gramm drückt das Sony auf die Waage. Kein anderes 24mm F1,4 ist so schlank und leicht.

Gewicht spart Sony aber auch beim Gehäuse, das nur zum Teil aus Metall besteht, zum Teil aber auch aus Kunststoff. Das tut dem hochwertigen Gefühl mit einer Ausnahme keinen Abbruch: Ausgerechnet das Filtergewinde besteht nämlich aus Kunststoff. Die Robustheit wird übrigens vom Staub- und Spritzwasserschutz unterstrichen.

Ausstattung und Bedienung

Für eine Festbrennweite besitzt das Sony FE 24 mm F1.4 GM erstaunlich viele Bedienelemente: Zwei Einstellringe, zwei Schiebeschalter und ein Knopf sind am Gehäuse zu finden. Ganz hinten befindet sich der knapp 1,5 Zentimeter breite Blendenring, der aus Metall besteht. Die Hälfte der Breite ist für die nötige Griffigkeit geriffelt, auf der anderen Hälfte sind die ganzen Blendenstufen von F1,4 bis F16 beschriftet und mit einer 1/3-Blendenstufen-Skala eingraviert sowie mit kontrastreicher weißer Farbe ausgelegt. Der Blendenring rastet satt und verfügt zudem über eine Automatikstellung mit weiterem Einstellweg zu F16 und deutlichem Einrasten. So leicht verlässt man also die Automatikstellung, bei der die Blende aber dennoch manuell über die Kamera bedient werden kann, nicht versehentlich. Videografen dürfte der rechts unten angeordnete, mit "Click" versehene Schiebeschalter freuen: Stellt man ihn von "On" auf "Off", läuft der Blendenring stufenlos und ohne Rastungen. Auch wenn die Kamera keine feineren Abstufungen als 1/3-Blendenstufen auf dem Bildschirm beziehungsweise im Sucher anzeigt, arbeitet die Blendenöffnung völlig stufenlos.

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Recht weit vorne am Objektiv ist der zwei Zentimeter breite manuelle Fokusring zu finden. Er besteht aus Kunststoff und ist mit einem griffigen, geriffelten Gummi versehen. Er arbeitet völlig stufenlos, ist sehr (vielleicht etwas zu sehr) leichtgängig und gibt elektronisch Stellbefehle an den Autofokusmotor weiter. Verstellt wird der Fokus nämlich von einem Ultraschall-Direktantrieb, der die Fokusgruppen direkt ohne Drehbewegung nach vorne oder hinten schiebt. Das geschieht so gut wie lautlos, mechanische Geräusche sind nur zu hören, wenn man das Ohr beim Fokussieren ans Objektiv hält. Entsprechend schnell, leise und präzise arbeitet der Autofokus. Aber auch die manuelle Fokussierung geschieht mit dieser Kombination, nicht zuletzt dank der Einstellhilfen der Kamera wie etwa dem Fokuspeaking oder der Fokuslupe, völlig problemlos.

Umgeschaltet zwischen Auto- und manuellem Fokus wird über den Schiebeschalter links unten am Objektiv. Direkt darüber befindet sich eine Taste, die per Kameramenü frei mit einer Funktion belegt werden kann. Defaultmäßig aktiviert die Taste die Fokus-Stopp-Funktion. Die Naheinstellgrenze liegt bei 24 Zentimetern, was einen Arbeitsabstand von minimal 13 Zentimetern ermöglicht. Der maximale Abbildungsmaßstab beträgt 1:5,9, wodurch ein kleinstes Bildfeld von ca. 21 mal 14 Zentimetern entsteht.

Bildqualität

Immerhin 13 Linsen in zehn Gruppen kommen beim Sony FE 24 mm F1.4 GM zum Einsatz. Asphärische Elemente und Spezialgläser sollen optische Fehler auf ein Minimum reduzieren. Das gilt insbesondere für das vielleicht nicht so bekannte sagittale Chroma. Das dürfte insbesondere Astrofotografen freuen, denn dadurch bleiben punktförmige Objekte am Bildrand auch wirklich punktförmig. Zudem kommen elf Blendenlamellen zum Einsatz, die für eine besonders gleichmäßig runde Öffnung sorgen und so ihren Teil zum schönen Bokeh des G-Master-Objektivs beitragen sollen.

Tatsächlich bietet das Objektiv in der Praxis eine hervorragende Bildqualität. Das Bokeh ist sehr gleichmäßig und kommt vor allem zum Ausdruck, wenn man bei Offenblende auf recht nahe Motive fokussiert. Aber auch das bei einem Weitwinkel nicht unwichtige Gegenlichtverhalten ist sehr gut. Die Kontraste bleiben selbst bei direktem Gegenlicht hoch und Blendenreflexe bleiben minimal, wozu die Nanovergütung sicher ihren Teil beiträgt. Die mitgelieferte Streulichtblende wird da fast überflüssig. Auch die für ein Weitwinkel eigentlich typischen Verzeichnungen zeigen sich nicht.

Im Testlabor an der Sony Alpha 7R III bestätigt sich, wie gut die Verzeichnung auskorrigiert ist, denn die Verzeichnungskorrektur ist an der Kamera defaultmäßig deaktiviert. Maximal 0,5 Prozent verzeichnet das Sony FE 24 mm F1.4 GM, wobei sich allerdings eine etwas unschöne Wellenform zeigt (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Auf mittlerer Bildhöhe werden parallel zum Bildrand verlaufende Linien kissenförmig zur Bildmitte hin gebogen, am Bildrand ist das Objektiv dann wieder so gut wie verzeichnungsfrei, die dort auftretende Tonnenform ist mit rund 0,2 Prozent minimal.

Erstaunlich gering ist angesichts der hohen Lichtstärke und des großen Bildformats die Randabdunklung mit maximal 0,9 Blendenstufen. Sie nimmt beim Abblenden auf etwa die Hälfte ab und verläuft ohnehin so sanft zu den Bildecken ansteigend, dass sie kaum auffällt. Allerdings ist hier auch eine digitale Korrektur am Werke. Die chromatischen Aberrationen halten sich ebenfalls in engen Grenzen. Bei Offenblende werden die Extreme leicht mit etwas über einem Pixel Breite Richtung Bildrand sichtbar, beim Abblenden nehmen auch die Farbsäume ab.

Bei der Auflösung bei 50 Prozent Kontrast erreicht das Sony FE 24 mm F1.4 GM ebenfalls hervorragende Werte – jedenfalls im Bildzentrum etwas abgeblendet. Im Bereich von F2,8 bis F5,6 werden hervorragende über 90 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) erreicht mit einem Maximum von fast 94 lp/mm bei F2,8. Bei Offenblende löst das Objektiv mit knapp unter 60 lp/mm zwar immer noch sehr gut, aber doch deutlich geringer auf. Gleiches gilt für den Bildrand, der bei Offenblende knapp 44 lp/mm erreicht. Auch hier steigt die Auflösung beim Abblenden deutlich auf ein Maximum von 68 lp/mm bei F4. Damit beträgt der Randabfall der Auflösung bis zu ca. 30 Prozent. Für ein Weitwinkel ist das nicht ungewöhnlich, aber durchaus bemerkbar. Das beste Verhältnis der Zentrums- zur Randauflösung erhält man bei F5,6 bis F8 mit etwa 25 Prozent Auflösungs-Randverlust. Bei F11 sinkt die Auflösung bereits merklich, auch wenn sie sich nach wie vor auf sehr hohem Niveau bewegt. Selbst bei F16 löst das Objektiv noch mit 74 lp/mm im Zentrum und 56 lp/mm am Bildrand und damit höher als bei F1,4 auf.

Fazit

Das Sony FE 24 mm F1.4 GM ist eine schön kompakte, robuste und optisch wie technisch sehr gute Festbrennweite zu einem allerdings nicht ganz günstigen Preis von 1.600 Euro. Mit Landschafts-, Astro-, Video- und dank des schönen Bokehs auch ungewöhnlichen Porträt-Aufnahmen deckt es dafür einen großen Anwendungsbereich ab. Der Autofokus ist schnell und leise, auch Gegenlicht ist keine Herausforderung. Die optischen Fehler sind gering und die Auflösung äußerst hoch, sobald man etwas abblendet. Zwar lässt es am Bildrand etwas nach, erreicht aber auch hier eine sehr gute Auflösung.

Kurzbewertung

  • Leicht abgeblendet äußerst hohe Auflösung
  • Sehr gut auskorrigierte optische Fehler
  • Spritzwasser- und staubgeschützte Konstruktion
  • Äußerst kompakt und leicht
  • Schneller, nahezu unhörbarer Autofokus
  • Die, wenn auch geringe, Verzeichnung zeigt eine unschöne Wellenform
  • Das Filtergewinde besteht lediglich aus Kunststoff
  • 25-30 Prozent Auflösungsverlust am Bildrand

Sony FE 24 mm F1.4 GM (SEL24F14GM) mit Sony Alpha 7R III (v6.0)

Verzeichnung

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sony
Modell FE 24 mm F1.4 GM (SEL24F14GM)
Unverbindliche Preisempfehlung 1.599,00 €
Bajonettanschluss E-Mount
Brennweite 24,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,4
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat ja
Linsensystem 13 Linsen in 10 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 11
Naheinstellgrenze 240 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 75 x 92 mm
Objektivgewicht 446 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.