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Testbericht: Sony FE 16-35 mm F4 G PZ (SELP1635G)

Seite 2 von 2, vom 2022-03-22 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Blendenring und sonstige Ausstattung

Wie üblich ist das Sony FE 16-35 mm F4 G PZ mit einer Funktionstaste ausgestattet, die sich an der linken Seite zwischen Zoomwippe und AF-MF-Schalter befindet. Die Funktion lässt sich über die Kamera programmieren und ist mit der Fokus-Haltefunktion vorbelegt. Einen optischen Bildstabilisator bietet das 16-35 PZ übrigens nicht, der wird aber ohnehin durch die neueren Sony-Kameras mit ihren beweglich gelagerten Bildsensoren viel effektiver übernommen.

Besonders interessant ist aber auch der Blendenring, bei dem es gegenüber bisherigen Sony-Objektiven eine Verbesserung gibt. Dieser befindet sich hinten am Objektiv und misst neun Millimeter in der Breite. Vier Millimeter davon sind für die nötige Griffigkeit geriffelt, auf der anderen Hälfte sind die ganzen Blendenstufen von F4 bis F22 kontrastreich weiß beschriftet und mit einer 1/3-Blendenstufen-Skala versehen. Der Blendenring rastet satt und verfügt zudem über eine Automatikstellung mit weiterem Einstellweg zu F22 und deutlichem Einrasten. So leicht verlässt man also die Automatikstellung nicht versehentlich. Damit das aber auch wirklich nicht passiert, gibt es auf der rechten Seite des Objektivs einen neuen mechanischen Schiebeschalter, der mit "Iris Lock" beschriftet ist. Wenn er aktiviert ist, bewegt sich der Blendenring nur im manuellen Bereich oder aber er ist fest auf Automatik gestellt – je nachdem, auf welcher Einstellung sich der Blendenring bei Aktivierung des Schalters befindet.

Automatikstellung ist aber eigentlich nicht ganz das richtige Wort für die "A-Stellung", denn nur im manuellen oder Zeitautomatikmodus hat das überhaupt eine Auswirkung. In der Blendenautomatik, Programmautomatik oder Vollautomatik übernimmt die Kamera unabhängig von der Einstellung des Blendenrings die Kontrolle über die tatsächliche Blendeneinstellung. Stellt man den Blendenring im manuellen oder Zeitautomatik-Modus auf Automatik, kann die Blende über ein Funktionsrad an der Kamera eingestellt werden, wird also nicht automatisch eingestellt.

Videografen dürfte der rechts unten angeordnete, mit "Click" beschriftete Schiebeschalter freuen: Stellt man ihn von "On" auf "Off", läuft der Blendenring stufenlos und ohne Rastung. Auch wenn die Kamera keine feineren Abstufungen als 1/3-Blendenstufen auf dem Bildschirm beziehungsweise im Sucher anzeigt, arbeitet die Blendenöffnung völlig stufenlos. Auch störende Geräusche erzeugt der Mechanismus nicht.

Bildqualität

Die Blende des Sony FE 16-35 mm F4 G PZ besteht aus lediglich sieben Lamellen. Dennoch zeichnet das Objektiv ein angenehmes Bokeh, das aufgrund der geringen Schärfentiefe aber nur bei Motiven im Nahbereich so richtig zur Geltung kommt. Die Lamellen sind sogar derart gut abgerundet, dass sich selbst bei starkem Abblenden kaum ein Stern um punktuelle Lichtquellen zeigt. Er ist zwar vorhanden, aber nur klein und wenige ausgeprägt.

Die optische Konstruktion des Sony FE 16-35 mm F4 G PZ besteht aus 13 Elementen, die in zwölf Gruppen angeordnet sind. Das ist zwar ein Element mehr als beim Zeiss, aber das GM hat ganze drei Elemente mehr. Mit Spezialgläsern und Schliffen geizt Sony aber nicht. Neben einer ED-Linse kommt auch eine Super-ED-Linse zum Einsatz, zudem verfügt das Objektiv über zwei asphärische Elemente (eins davon ist die ED-Linse) und zwei Advanced Aspherical (AA) Linsen. Die Linsen sollen Abbildungsfehler minimieren, für ein schönes Bokeh sorgen (wie wir ja bereits festgestellt haben) und über den gesamten Fokus- und Zoombereich eine hohe Auflösung garantieren.

Zur Vergütung macht Sony keine speziellen Angaben. Lediglich eine verbesserte Multibeschichtung soll zum Einsatz kommen, eine Nanobeschichtung wird nicht erwähnt. Umso erstaunlicher ist das ausgesprochen gute Gegenlichtverhalten. Die Kontraste bleiben stets hoch und störende Flares oder Blendenreflexe konnten wir im – allerdings recht kurzen – Testzeitraum von drei Tagen nicht beobachten.

Defaultmäßig aktiviert sind die Korrekturen optischer Fehler wie Randabschattung, Farbsäume und Verzeichnung. Letztere lässt sich auch nicht deaktivieren (mit einer Raw-Konverter kommt man drumherum, wenn man das dort deaktiviert). Entsprechend erfolgte unser Labortest wie üblich in JPEG und mit allen defaultmäßig eingestellten Korrekturen. Diese greifen sehr gut, denn die Randabdunklung haben wir mit maximal 0,8 Blendenstufen gemessen. Der Verlauf ist zudem sanft, so dass der Helligkeitsabfall im Bild praktisch nicht auffällt. Beim Abblenden und Zoomen wird die Randabdunklung sogar noch etwas geringer, sie beträgt im Minimum 0,3 Blendenstufen.

Farbsäume sind praktisch nicht vorhanden – übrigens weder in der Schärfeebene, noch im Bokeh – und die Verzeichnungskorrektur arbeitet sogar zu 100 Prozent perfekt, so dass die Fotos völlig verzeichnungsfrei sind. Üblicherweise wirkt sich das aber negativ auf die Auflösung aus. Apropos: Gemessen haben wir das Objektiv nicht mit der Alpha 7 IV, sondern mit der höher auflösenden Alpha 7R III, die es auf 42 statt 33 Megapixel bringt. Das Sony FE 16-35 mm F4 G PZ gehört übrigens der G-Serie an, also der Mittelklasse von Sony, so dass die Auflösung von 42 Megapixeln völlig angemessen für ein solches Zoomobjektiv ist.

Beim Blick auf die Ergebnisse der Auflösungsmessung bei 50 Prozent Kontrast fällt vor allem auf, wie konstant die Auflösung über die Blendensteinstellungen hinweg ist (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Im Bereich von F4 bis F8 ist die Auflösung in der Bildmitte und am Bildrand bis auf kleine Abweichungen völlig konstant. Erst beim weiteren Abblenden macht sich die Beugung bemerkbar, wobei man F11 noch gut und F16 mit nur geringen Verlusten verwenden kann. Weiter sollte man aber nur im Notfall abblenden. Die konstante Auflösung hat aber auch den Nachteil, dass der Auflösungs-Randabfall konstant bleibt. Es bringt also bezüglich der Randauflösung nichts, auf F8 oder F11 abzublenden.

Konkret bewegt sich die Auflösung (wir betrachten ab hier nur noch F4 bis F8) bei 16 und 24 Millimetern im Bildzentrum zwischen 84 und 87 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm), was für den 42-Megapixel-Sensaor ein sehr guter Wert ist. Bei 35 Millimetern Brennweite liegt die Auflösung im Bildzentrum bei ca. 80 lp/mm, ist also etwas niedriger, aber immer noch knapp im sehr guten Bereich (relativ zur Sensorauflösung, absolut gesehen sind Auflösungen jenseits von 80 lp/mm sogar hervorragend).

Am Bildrand ist die Brennweite von 16 Millimetern am schwächsten. Hier löst das Sony FE 16-35 mm F4 G PZ im Bereich von F4 bis F8 lediglich 56 bis 60 lp/mm auf, womit sie relativ zum Bildzentrum um 31 bis 34 Prozent abfällt. Bei 24 und 35 Millimetern ist der Randabfall deutlich geringer. Bei 24 Millimetern bewegt sich die Randauflösung zwischen 62 und 68 lp/mm, der Randabfall beträgt damit nur noch 21 bis 26 Prozent. Bei 35 Millimetern wird die höchste und konstanteste Randauflösung erreicht, sie bewegt sich zwischen 67 und 68 lp/mm, relativ zum Bildzentrum fällt sie um lediglich 15 bis 16 Prozent ab.

Fazit

Sony setzt beim FE 16-35 mm F4 G PZ (SELP1635G) klare Prioritäten: Der Kunststoff des Gehäuses wird – so angenehm leicht das Objektiv dadurch auch ist – dem hohen Anschaffungspreis von 1.500 Euro zwar überhaupt nicht gerecht, dafür aber die Ausstattung und vor allem die Bildqualität dafür umso mehr. Allein sechs XD-Linearmotoren kommen für die Steuerung des Zooms und für die Fokussierung zum Einsatz. Zudem sorgt die Linsenkonstruktion für eine hohe Bildqualität mit sehr konstanter Auflösung, wenn auch vor allem bei 16 Millimetern nicht gerade geringem Randabfall. Dabei sind aber optische Fehler wie Farbsäume und Verzeichnung bereits auskorrigiert. In der Summe ist die Bildqualität des Sony FE 16-35 mm F4 G PZ klar besser als beim Zeiss 16-35 und auch als beim GM 16-35, das zwar eine höhere Lichtstärke bietet und deutlich teurer ist, dessen Auflösung aber auch zum Bildrand deutlich stärker abfällt, obwohl noch nicht einmal die Verzeichnung korrigiert ist, was weitere Randauflösung kostet. Zudem gelingt Sony der Spagat zwischen Foto- und Videografen, denn das Objektiv eignet sich für beide Anwendungen hervorragend.

Kurzbewertung

  • Sehr gleichmäßige Auflösung
  • Sehr feinfühliges und lautloses elektrisches Zoom
  • Schneller, lautloser Autofokus
  • Sehr klein und leicht
  • Plastikgehäuse den 1.500 Euro nicht würdig
  • Brennweitenanzeige nur in vollen Millimetern
  • Starker Auflösungs-Randabfall bei 16 mm

Sony FE 16-35 mm F4 G PZ (SELP1635G) mit Sony Alpha 7R III

Auflösung MTF


Alpha 7R III

F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
16 mm85,6 / 58,1 (32 %)85,2 / 56,1 (34 %)87,1 / 59,8 (31 %)80,6 / 55,3 (31 %)74,9 / 49,5 (34 %)55,6 / 32,5 (42 %)
24 mm84 / 62,4 (26 %)86,2 / 65,3 (24 %)86 / 67,9 (21 %)79,2 / 63,5 (20 %)72,9 / 57,7 (21 %)54,9 / 41,2 (25 %)
35 mm78,8 / 67,2 (15 %)80,3 / 67,2 (16 %)80,3 / 67,9 (15 %)74,6 / 67,7 (9 %)69,4 / 62,1 (11 %)53,4 / 47,1 (12 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sony
Modell FE 16-35 mm F4 G PZ (SELP1635G)
Unverbindliche Preisempfehlung 1.499,00 €
Bajonett Sony E
Brennweitenbereich 16-35 mm
Lichtstärke (größte Blende) F4 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 13 Linsen in 12 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 240 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 72 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 81 x 88 mm
Objektivgewicht 355 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.