Lichtstarkes Ultraweitwinkelzoom

Testbericht: Sony FE 12-24 mm F2.8 GM (SEL-1224GM)

Seite 2 von 2, vom 2020-08-05 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Mit 14 Gruppen, die sich aus 17 Linsen zusammensetzen, darunter drei ED- und zwei Super-ED-Linsen sowie eine asphärisch und drei extrem asphärisch geformte Linsen, also in Summe neun Speziallinsen, kommt beim Sony FE 12-24 mm F2.8 GM eine sehr aufwändige optische Konstruktion zum Einsatz. Die beiden Frontlinsen sind XA-Elemente (extrem asphärisch) und gleichzeitig mit Abstand die größten Linsen des Objektivs. Optische Fehler wie Astigmatismus, Koma, chromatische Aberrationen, Bildfeldwölbung und Verzeichnung sollen damit minimiert und die Auflösung bis an den Bildrand maximiert werden. Die Korrektur von sagittalen Reflexionen wie beim 24 mm F1.4 GM sind dabei ausdrücklich nicht mit inbegriffen, was vor allem für Astrofotografen wichtig zu wissen ist, denn punktuelle Lichtquellen können damit am Bildrand verformt werden.

Doch auch die Vergütung spielt eine wichtige Rolle. Beim 12-24mm F2.8 GM kommt eine verbesserte Nanovergütung der zweiten Generation zum Einsatz, die eine noch gleichmäßigere Oberfläche besitzt. Das soll sogenannte Zwiebelringe minimieren, die in den Unschärfescheibchen des Bokehs als ungleichmäßige Helligkeit beziehungsweise Ringe auffallen können. Tatsächlich sehen könnte man diesen Effekt in der Praxis nur bei sehr starker Vergrößerung von großen Unschärfescheibchen. Benötigt wird die verbesserte Vergütung aber vor allem, weil die Rückseite der Frontlinse mit bis zu über 45 Grad extrem stark gekrümmt ist und sich laut Sony bei dieser Krümmung nur die Nanovergütung II gleichmäßig auftragen lässt.

Tatsächlich hat das Objektiv trotz des großen Bildwinkels auch in extremem Gegenlicht keine Probleme mit Kontrastverlusten, was aber nicht heißt, dass keine Blendenreflexe auftreten würden. Diese sind aber sehr klein und scharf abgegrenzt, wenn auch mit heller punktueller Lichtquelle im Bild, etwa der Sonne, deutlich sichtbar. Die Blende selbst besteht aus neun abgerundeten Lamellen und das Bokeh kann sich sehen lassen, auch wenn sich die Freistelleffekte angesichts der kleinen Brennweiten doch in Grenzen halten.

In der Praxis am auffälligsten ist jedoch die Verzeichnung des Objektivs. Das ist angesichts der extrem geringen Brennweite beziehungsweise des großen Bildwinkels von 122 Grad diagonal aber auch nicht weiter verwunderlich. Die Labormessung an der Alpha 7R IV bestätigt die sichtbare Verzeichnung, sie hält sich mit maximal 2,5 Prozent Tonnenform aber durchaus in Grenzen (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Bei "langer" Brennweite wechselt die Verzeichnung auf eine Kissenform, die mit 1,2 Prozent aber nicht ganz so stark sichtbar wird, auch wenn sie angesichts des Bildwinkels sicher ungewohnt erscheinen mag.

Wesentlich besser hat Sony die Randabdunklung im Griff. Selbst bei Offenblende und kurzer Brennweite bleibt sie unter einer Blendenstufe, beim Zoomen oder Abblenden sinkt sie auf eine halbe Blendenstufe. Der Verlauf ist zudem sanft, so dass sie in der Praxis nicht weiter auffällt. Die chromatischen Aberrationen sind im Mittel ebenfalls gering und liegen unter einem Pixel. Im Maximum zum Bildrand hin erreichen sie bei kurzer und mittlerer Brennweite etwas über einen Pixel, bei 24 Millimeter sind es sogar knapp über zwei Pixel. Das klingt zunächst viel, wird aber im Endeffekt nur leicht sichtbar, schließlich löst die Alpha 7R IV mit über 61 Megapixeln sehr hoch auf.

Apropos Auflösung: Diese erreicht bei 50 Prozent Kontrast in der Bildmitte spielend über 100 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) – und zwar über den gesamten Zoombereich bereits bei Offenblende. Beim Abblenden nimmt die Auflösung direkt ab und erreicht bei F11 die Marke von 80 lp/mm. Weiter sollte man nicht abblenden, denn jedes weitere Schließen der Blende kostet ab hier deutlich Auflösung. Bei F22 sind es nur noch 50-55 lp/mm, also etwa das Niveau eines 20-Megapixel-Sensors.

Aber auch am Bildrand ist die Auflösung erstaunlich hoch – ebenfalls bereits ab Offenblende. Die einzige Ausnahme ist das kurze Brennweitenende, wo man beim Abblenden auf F4 deutlich an Randauflösung gewinnt. Bei F5,6 überholt die Randauflösung bei 12 Millimeter sogar die Randauflösung bei allen längeren Brennweiten. Im Maximum beträgt der Auflösung-Randabfall 35 Prozent, bei den meisten Brennweiten-Blendenkombinationen liegt er aber eher um die 20 Prozent oder darunter, bei F11 liegt der Randabfall durchgehend bei unter zehn Prozent.

Langer Rede, kurzer Sinn: Die Auflösung des 12-24 mm F2.8 GM ist nicht nur für ein Ultraweitwinkel, sondern auch absolut gesehen hervorragend und kann es mit allen uns bekannten beziehungsweise von uns getesteten Festbrennweiten locker aufnehmen. Das trifft sogar auf das 24 mm F1.4 GM zu, das selbst um zwei Stufen auf F2,8 abgeblendet einen gleichstarken Auflösungs-Randanfall zeigt wie das 12-24 mm F2.8 GM bei 24 Millimeter und Offenblende. Möglicherweise ist das Zoom sogar besser, denn die Festbrennweite hatten wir an der 42 Megapixel auflösenden Alpha 7R III gemessen (die Alpha 7R IV mit 61 Megapixeln gab es "damals", im März 2019, noch nicht).

Fazit

Das Sony FE 12-24 mm F2.8 GM ist mit über 3.000 Euro alles andere als preisgünstig. Aber dafür bekommt man auch ein gut verarbeitetes Objektiv mit einer einzigartigen Brennweiten-Lichtstärke-Kombination, das zudem angesichts dessen recht kompakt und leicht ausfällt und selbst an der 61 Megapixel auflösenden Sony Alpha 7R IV eine hervorragende Auflösung bereits ab Offenblende zeigt. Dass das Objektiv trotz des hohen Preises optisch nicht perfekt ist, mag an dem extremen Bildwinkel und der hohen Lichtstärke liegen, aber die Sony-Entwickler haben hier insgesamt wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Der Autofokus ist schnell und präzise, die optischen Fehler sind gering. Am ehesten fallen noch die Blendenreflexe und die Verzeichnung am kurzen Brennweitenende auf. Zudem sollte man das Objektiv zumindest bei 12 Millimeter um wenigstens eine Blendenstufe abblenden, wenn man auf eine sehr hohe Randauflösung wert legt (mit maximal 35 Prozent hält sich der Auflösungs-Randabfall aber selbst bei 12 mm F2,8 in Grenzen). Dafür bekommt man bei F5,6 bis F8 am kurzen Brennweitenende mit enormen 122 Grad diagonalem Bildwinkel sogar die höchste Randauflösung aller Brennweiten, mit unter sechs Prozent Auflösungs-Randabfall perfekt für knackscharfe Landschafts- und Architekturaufnahmen sowie alles andere, was mit großem Bildwinkel besonders beeindruckend wirkt.

Kurzbewertung

  • Sehr hohe Auflösung bis an den Bildrand
  • Schneller und leiser Autofokus
  • Solide Konstruktion mit Staub- und Spritzwasserschutz
  • Kaum sichtbare Randabdunklung
  • Sehr hoher Preis
  • Keine Verwendung von Schraubfiltern möglich
  • Keine Entfernungsanzeige am Objektiv (und auf dem Kameradisplay nur ungenau)
  • Sichtbare Verzeichnung, insbesondere bei 12 Millimeter

Sony FE 12-24 mm F2.8 GM (SEL-1224GM) mit Sony Alpha 7R IV

Verzeichnung

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sony
Modell FE 12-24 mm F2.8 GM (SEL-1224GM)
Unverbindliche Preisempfehlung 3.299,00 €
Bajonett E-Mount
Brennweitenbereich 12-24 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 17 Linsen in 14 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 280 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 98 x 137 mm
Objektivgewicht 847 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.