Universalzoom mit Motorsteuerung

Testbericht: Sony E 18-105 mm F4 G OSS PZ (SEL-P18105G)

2014-11-10 Mit dem 18-105 mm F4 G OSS PZ hat Sony ein praxistaugliches Universalzoom mit durchgehender Lichtstärke für seine spiegellosen Systemkameras mit E-Bajonett und APS-C-Sensor im Angebot. Es bietet sich somit als Alltagsbegleiter für die Alpha 5000, 5100 und 6000 an. Zudem ist dieses Objektiv dank internem Motorzoom für Videoaufnahmen prädestiniert. Wie sich das etwa 500 Euro teure Objektiv mit dem Sony-G-Label im Testlabor sowie der Praxis schlägt, haben wir herausgefunden.  (Benjamin Kirchheim)

Wirklich gute Universalzooms sind rar gesät, meistens haben sie ihre Ecken und Kanten. Ob das beim rund 500 Euro teuren Sony E 18-105 mm F4 G OSS PZ (SEL-P18105G) anders ist? Das Objektiv ziert das Sony-G-Label, das eine gute Bildqualität verspricht. Dazu die durchgehende Lichtstärke von F4,0, der Bildstabilisator und die Motorzoomsteuerung, zudem laufen Zoom und Fokus intern, die Baulänge des Objektivs bleibt immer gleich. Auf dem Papier verspricht das SEL-P18105G also ein echter Kracher zu sein.

Ausgepackt und in die Hand genommen verfestigt sich dieser Eindruck. Das Objektiv ist groß, schwer (425 Gramm) und wirkt sehr robust gebaut, Gehäuse und Bajonett bestehen aus Metall. Zudem gefällt das Objektiv mit seinem schlichten, edlen Design, hier macht Sony niemand etwas vor. Eine Streulichtblende gehört zum Lieferumfang. Sie besteht zwar aus Kunststoff, der macht aber einen ordentlichen Eindruck. Das Objektiv ist für den APS-C-Bildkreis gerechnet und besitzt den Sony-E-Anschluss. Da Sony inzwischen alle Kameras, egal ob Alpha- oder E-Bajonett, ob APS-C oder Vollformat einfach "Alpha" nennt, muss der Käufer schon ganz genau aufpassen, ob das Objektiv auch zur Kamera passt. Aktuell bieten Sony die Alpha 3000, 5000, 5100 und 6000 an, diese Kameras eignen sich prinzipiell für das Sony E 18-105 mm F4 G OSS PZ. Als Testgerät kommt in diesem Fall die 24 Megapixel auflösende Alpha 5100 zum Einsatz. An dieser wirkt das 18-105mm überdimensioniert, die Kombination besteht mehr aus Objektiv denn aus Kamera, sowohl größen- als auch gewichtstechnisch. Allein an dem Minigriff der A5100 jedenfalls lässt sich diese Kombination kaum vernünftig halten. Stützt die linke Hand dagegen das Objektiv, so lässt sich durchaus damit leben.

Das 18-105 besitzt ein Motorzoom, das sich an der Alpha 5100 gleich auf drei Arten steuern lässt: Erstens bietet das Objektiv einen elektronisch arbeitenden Zoomring, der, sofern nicht zu ruckartig bewegt, sowohl eine feinfühlige als auch schnelle Bedienung des Zooms erlaubt. Die Brennweite wird dabei praktischerweise auf dem Kameradisplay eingeblendet. Zweitens besitzt das Objektiv an der linken Seite einen Schiebeschalter, der ebenfalls eine sehr feinfühlige Zoomsteuerung erlaubt. Er springt automatisch in die Neutralposition zurück und reagiert mit mehreren Zoomgeschwindigkeiten, je nachdem, wie weit der Schalter gedrückt wird. Drittens bietet die Alpha 5100 einen Zoomhebel am Auslöser. Dieser steuert allerdings nur zwei langsame Geschwindigkeiten an, schnelle Zoomfahrten beziehungsweise eine schnelle Wahl des Bildausschnitts ist damit nicht möglich.

Der Zoomantrieb arbeitet wie auch der Autofokus völlig lautlos. Da sie intern laufen, ändert sich die Baulänge des Objektivs nicht, 72 mm Filter können bequem verwendet werden. Der Fokusring arbeitet ebenfalls vollelektronisch und dreht sich genauso sämig wie der Zoomring. Der Fokusring ist der vordere etwas schmalere, ansonsten lassen sich die Ringe haptisch wie auch vom Feedback nicht unterscheiden. Um indes auf den manuellen Fokus umzuschalten, muss man die Einstellmöglichkeiten der Kamera bemühen, da das Objektiv keinen praktischen Fokusschalter besitzt. Die Naheinstellgrenze liegt durchgehend bei 45 Zentimetern, was selbst bei vollem Zoom lediglich einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:9,1 erlaubt. Nahaufnahmen oder Makros gehören also nicht zum Einsatzgebiet des Universalzooms. Automatisch fokussiert das Objektiv sehr flott und auch zuverlässig.

Im Testlabor zeigt das SEL-P18105G durchwachsene Ergebnisse. Zunächst ist festzuhalten, dass das Objektiv auf 20 mal 30 Zentimeter großen Ausdrucken bei allen Brennweiten eine nahezu einwandfreie Schärfe vom Zentrum bis an den Bildrand bietet. Die Randabdunklung beträgt stets eine halbe Blendenstufe, die mit dem sanften Verlauf unauffällig ist. Elektronisch korrigiert ist die Verzeichnung im Weitwinkel gering, bei mittlerer und langer Brennweite hingegen trotzdem etwas stärker. Interessanterweise fällt diese tonnenförmig aus und wird mit bis zu 1,5 Prozent leicht sichtbar. Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind im Mittel gering und werden im Maximum allenfalls im Weitwinkel am Bildrand sichtbar. All das verspricht zunächst eine gute Bildqualität, aber bei der absoluten Auflösung zeigt das Sony E 18-105 mm F4 G OSS PZ doch einige Schwächen. Zunächst ist die hohe Auflösung im Bildzentrum bei 18 Millimeter zu loben, sie erreicht bei der besten Blende F5,6 fast 65 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm), wie dem Diagramm aus dem Labortest unten zu entnehmen ist. Auch bei F4 ist die Auflösung kaum geringer. Am Bildrand jedoch sieht es sehr viel schlechter aus, hier werden nur um die 30 lp/mm erreicht. Selbst stark abgeblendet auf F11 sind es mit 55 lp/mm im Zentrum und 37 lp/mm am Bildrand nicht unbedingt rosig aus, würde aber für ein Universalzoom noch in Ordnung gehen.

Zoomt man das Objektiv, so sinkt die Auflösung, ohne aber schlecht zu werden. Bei mittlerer Brennweite von 43 Millimeter werden im Bildzentrum bei F5,6 knapp 57 lp/mm erreicht, der Bildrand muss sich mit 42 lp/mm begnügen. Blendet man auf F11 ab, so ergibt sich mit 50 zu 48 lp/mm eine recht gleichmäßige Auflösung. In Telestellung zeigt sich ebenfalls ein Randabfall der Auflösung, der aber auch beim Abblenden nicht verschwindet. In der Praxis stört der hohe Randabfalls der Auflösung im Weitwinkel vor allem bei Architektur- und Landschaftsaufnahmen, tritt jedoch nur in Erscheinung, wenn tatsächlich höhere Vergrößerungen gebraucht werden, reichen doch 30 lp/mm für scharfe Ausdrucke in 20 mal 30 Zentimeter locker aus. Auch bei Videoaufnahmen stört die Randproblematik kaum, hier werden aktuell lediglich etwa zwei der 24 Megapixel, die der Sensor bietet abgerufen. Selbst beim kommenden 4K dürfte die Randproblematik keine große Rolle spielen. Gut gefallen hat uns übrigens das schöne Bokeh des SEL-P18105G, auch Gegenlichtverhalten sowie die Kontrast- und Farbwiedergabe waren unauffällig.

Fazit In der Praxis erweist sich das 18-105 mm F4 G OSS PZ als sehr gut verarbeitetes, alltagstaugliches Universalobjektiv, sofern einen die wuchtige Erscheinung nicht stört. An der Testkamera, einer Alpha 5100, wirkt es jedenfalls überdimensioniert. Das Objektiv punktet mit seiner durchgehenden Lichtstärke von F4,0, dem optischen Bildstabilisator sowie dem leisen und intern laufenden Fokus und Zoom. Letzteres bietet mehrere Geschwindigkeitsstufen und erlaubt sanfte Zoomfahrten bei Videoaufnahmen. Leider patzt das wunderbare Objektiv bei der Bildqualität, vor allem im Weitwinkel fällt die Auflösung zum Bildrand enorm ab. Doch auch die anderen Brennweiten punkten nicht gerade mit gleichmäßiger Auflösung, allenfalls bei mittlerer Brennweite und abgeblendet kann die Bildqualität wirklich überzeugen. Für Videos jedoch spielt das keine große Rolle, da diese ohnehin deutlich geringer auflösen als Fotos. Und wer seine Bilder nicht größer als 20 mal 30 Zentimeter druckt, bekommt von dem Auflösungsabfall ebenfalls nichts mit. Für den Preis von 500 Euro ist unter diesen Gesichtspunkten das Sony E 18-105 mm F4 G OSS PZ (SEL-P18105G) also durchaus sein Geld wert.

Kurzbewertung

  • Sehr hohe Auflösung im Bildzentrum, insbesondere abgeblendet
  • Leise, interne, elektronische Zoomsteuerung mit mehreren Geschwindigkeiten
  • Schneller, leiser, interner Fokus
  • Hochwertige Verarbeitung (Metall) mit gelungenem Design
  • Universalzoom mit relativ hoher Lichtstärke und Bildstabilisator
  • Groß und schwer
  • Kein AF/MF-Schalter
  • Hoher Randabfall der Auflösung, vor allem im Weitwinkel

Sony E 18-105 mm F4 G OSS PZ (SELP18105G) mit Sony Alpha 5100 (v6.0)

Auflösung MTF


Alpha 5100

F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
18 mm64,3 / 29,1 (55 %)64,9 / 32,1 (51 %)61,3 / 36,4 (41 %)54,9 / 37,3 (32 %)47,5 / 34,2 (28 %)33,3 / 23 (31 %)
43 mm54,4 / 36,7 (33 %)56,5 / 41,8 (26 %)54,7 / 43,1 (21 %)49,7 / 48 (3 %)43,9 / 42,8 (3 %)28,9 / 26,8 (7 %)
105 mm54,2 / 29,7 (45 %)54,7 / 35,5 (35 %)52,5 / 40,1 (24 %)48,5 / 37,2 (23 %)42,9 / 30,7 (28 %)28,2 / 21,2 (25 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sony
Modell E 18-105 mm F4 G OSS PZ (SELP18105G)
Unverbindliche Preisempfehlung 629,00 €
Bajonett Sony E
Brennweitenbereich 18-105 mm
Lichtstärke (größte Blende) F4 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 16 Linsen in 12 Gruppen
inkl. asphärische Linse(n)
KB-Vollformat nein
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 450 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 72 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 78 x 110 mm
Objektivgewicht 427 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.