Lichtstarkes APS-C-Standardzoom

Testbericht: Sony E 16-55 mm 2.8 G (SEL1655G)

2020-01-01 Seit 2010 bietet Sony spiegellose Systemkameras mit E-Bajonett an, doch bis 2019 mussten APS-C-Fotografen auf ein F2,8 lichtstarkes Standardzoom warten. Mit einem teuren Vollformat-Standardzoom können APS-C-Fotografen aufgrund des Cropfaktors nur bedingt etwas anfangen, ein Vollformat-Ultraweitwinkelzoom ist ebenfalls klobig und teuer. Mit dem kompakten Sony E 16-55 mm 2.8 G (SEL1655G) soll nun alles besser werden. Ob dabei auch die Bildqualität stimmt, klärt unser Testbericht.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Dass ein F2,8 lichtstarkes Standardzoom nicht ultrakompakt ausfallen kann, sollte jedem klar sein, aber im Vergleich zu einem Vollformat-Standardzoom mit 24-70 mm Brennweite ist das Sony E 16-55 mm 2.8 G (SEL1655G) sehr wohl ziemlich kompakt. Bei einer Länge von zehn Zentimetern misst es knapp unter 7,5 Zentimeter im Durchmesser. Das Gewicht beträgt knapp unter einem halben Kilogramm, womit das Objektiv minimal leichter als die Testkamera Sony Alpha 6600 ausfällt. Die Kombination bringt es ziemlich genau auf ein Kilogramm.

Das spritzwassergeschützte Gehäuse besteht überwiegend aus Kunststoff mit einem eher als unauffälligen Zierring gestalteten Metallring an der Front, wobei jedoch sowohl das Bajonett für die mitgelieferte tulpenförmige Streulichtblende als auch das 67mm-Filtergewinde aus Kunststoff bestehen. Immerhin wirkt der Kunststoff hochwertig und ist sauber verarbeitet. Er gibt auch beim festen Zudrücken praktisch nicht nach.

Übrigens passt das kürzlich getestete 70-350mm (siehe weiterführende Links) perfekt als Teleergänzung zum 16-55, denn es bietet ebenfalls ein spritzwassergeschütztes Kunststoffgehäuse, ist praktisch nur ein wenig länger und besitzt denselben Filtergewindedurchmesser. Das Bajonett des 16-55mm besteht aus Metall und ist von einem Dichtungsring umgeben, damit zwischen Kamera und Objektiv kein Spritzwasser eindringen kann.

Ausstattung und Bedienung

Das Sony E 16-55 mm 2.8 G besitzt zwei Einstellringe, eine Taste und einen Schalter. Der hintere der beiden Ringe ist knapp über zwei Zentimeter breit, wobei knapp über 1,5 Zentimeter mit einer griffigen Gummiriffelung versehen sind. Mit einer Viertel-Umdrehung kann damit von 16 auf 55 Millimeter gezoomt werden, was übrigens einem Kleinbildäquivalent von 24 bis 83 Millimetern entspricht, es handelt sich also um ein 3,4-fach-Zoom. Gut ablesbare, weiße Markierungen kennzeichnen die Brennweiten 16, 24, 35, 45 und 55 Millimeter, was im Kleinbildäquivalent 24, 36, 53, 68 und 83 Millimetern entspricht. Ganz konsequent ist es nicht, typische Kleinbildbrennweiten zu markieren statt deren APS-C-Äquivalente. Markierungen bei 16, 18, 23, 33 und 55 Millimeter wären sinnvoller gewesen, denn diese entsprechen gerundet den Kleinbildäquivalenten von 24, 28, 35, 50 und 85 Millimetern. Leider zeigt auch die Kamera die exakte Brennweite nicht im Livebild an. Der Objektivtubus fährt beim Zoomen von 16 auf 55 Millimeter übrigens um knapp unter 3,5 Zentimeter aus.

Zwischen Zoomring und Bajonett befindet sich an der linken Seite der AF-MF-Schiebeschalter. Damit kann bequem zwischen automatischer und manueller Fokussierung gewechselt werden. Der Autofokus arbeitet intern und unhörbar leise. Er packt flott zu und arbeitet sehr präzise. Zudem ist kaum ein Fokusatmen feststellbar, das heißt der Bildwinkel ändert sich beim Fokussieren nicht, was vor allem für Videofilmer wichtig ist. Beim manuellen Fokussieren kommt der vordere, etwa 1,5 Zentimeter breite Fokusring zum Einsatz. Er arbeitet rein elektronisch und ist linear übersetzt. Seine etwa 1,2 Zentimeter breite Gummiriffelung sorgt für die nötige Griffigkeit. Zwar bietet das Objektiv selbst keinerlei Anhaltspunkte für die eingestellte Fokusentfernung, aber die Kamera hilft mit diversen elektronischen Tricks beim manuellen Fokussieren. Während die Fokusskala aufgrund der ungenauen Entfernungsangaben eher nur einen groben Richtwert bietet, lassen die Fokuslupe sowie das Fokuspeaking nicht zu wünschen übrig, damit lässt sich dank des feinfühligen Rings sehr präzise manuell fokussieren.

Die minimale Fokusdistanz liegt bei knapp unter 33 Zentimetern, bei kurzer Brennweite eher sogar noch einen Zentimeter weniger. Das ist eine sehr kurze Distanz und ermöglicht vor allem am langen Brennweitenende beachtliche Vergrößerungen. Elf mal 7,3 Zentimeter kleine Motive lassen sich dann formatfüllend abbilden, die Distanz der Objektivfront zum Motiv beträgt dabei gerade einmal 17 Zentimeter. Sony gibt einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:5 an, wir kamen damit sogar auf etwa 1:4,7. Im Weitwinkel ist die Objektivfront bei minimalem Fokusabstand gut 18 Zentimeter vom Motiv entfernt, das minimale Bildfeld ist mit 33 mal 22 Zentimetern aber weit weniger beeindruckend (Abbildungsmaßstab 1:14).

Beim vierten Bedienelement handelt es sich um eine in der Kamera programmierbare Funktionstaste. Vorprogrammiert ist hier die Fokushaltefunktion, aber auch die Aktivierung des Fokus-Peakings, der Fokuslupe, der Abblendfunktion, des Kamerabildstabilisators (das Objektiv ist ja leider nicht optisch stabilisiert) und vieles mehr ist möglich. Die Anzahl der Funktionen hängt ein wenig von der Kamera ab, es können aber über 100 verschiedene sein.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.