Stereo-Bluetooth-Funkstrecke mit eingebautem Mikrofon

Testbericht: Sony ECM-W2BT Drahtlos-Mikrofon

Seite 2 von 2, vom 2021-04-23 (Autor: Jan-Markus Rupprecht)Zur Seite 1 wechseln

Generell kann man sagen, dass Systemkameras meistens die Möglichkeit der Stromversorgung bieten, Kompaktkameras hingegen nicht (auch die relativ neue Vlogger-Kamera Sony ZV-1 nicht). Sehr reduziert bzw. im Grunde gar nicht vorhanden ist leider eine Anzeige der Rest-Akku-Laufzeit. Die Batterie-Status-Anzeige beider Geräte kennt nur zwei Zustände: Grün heißt, die Akku-Spannung ist gut. Orange blinkend heißt, der Akku muss geladen werden. Das ist natürlich nicht optimal. Im Prinzip bleibt einem nur die Möglichkeit, beide Geräte vor der Benutzung voll aufzuladen, denn man weiß nie, wie viel Rest-Laufzeit noch vorhanden ist.

Der Betrieb des Empfängers im Multi-Interface-Blitzschuh einer Sony-Kamera ist sicherlich der eleganteste, aber keinesfalls der einzige Weg. Tatsächlich haben nicht einmal alle Sony-Kameras mit Blitzschuh einen solche Schnittstelle. Der Empfänger hat auch eine 3,5mm-Stereo-Klinkenbuchse und es befindet sich ein 25 Zentimeter langes Kabel im Lieferumfang, mit dem der Empfänger mit einer normalen Mikrofon-Buchse verbunden werden kann. Damit funktioniert das Bluetooth-Mikrofon Sony ECM-W2BT dann mit praktisch jeder Kamera mit 3,5mm-Mikrofonbuchse, also auch mit Kameras anderer Hersteller. Das Multi-Interface ist übrigens so gestaltet, dass es in normalen Blitzschuhen ohne Interface-Kontakte keinen Kontakt gibt, also auch z. B. keinen Kurzschluss, obwohl die Kontakte frei liegen.

Bei Sony-Kameras hat der Mikrofonanschluss sogar Vorrang vor dem Multi-Interface-Schuh, zumindest war es bei der Sony ZV-1 so. Steckt also der Empfänger des Sony ECM-W2BT Bluetooth-Mikrofons im Blitzschuh einer Sony ZV-1 und ist dieser über das Klinkenstecker-Kabel mit der Kamera verbunden, dann wird das Mikrofon-Signal nicht über die Multi-Intferface-Kontakte übertragen, sondern über den Mikrofoneingang eingespeist. Das hat den Vorteil, dass man in diesem Fall die Aussteuerung manuell vornehmen kann. Wird das Tonsignal über das Multi-Interface übertragen, ist die Menü-Option für die manuelle Aussteuerung ausgegraut und nicht nutzbar. Die Aussteuerung war aber in Grundeinstellung OK, es bestand gar kein Bedarf irgendwas zu ändern. Auch über die Mikrofon-Buchse war übrigens die Standard-Aussteuerung (Stufe 26 von 30) bei der ZV-1 genau richtig.

Reichweite und Klangqualität

Schaltet man Empfänger und Sender an, so bauen diese augenblicklich eine Verbindung auf und signalisieren dies durch jeweils eine kontinuierlich leuchtende blaue Leuchtdiode. Der Verbindungsaufbau erfolgt innerhalb von Sekundenbruchteilen. Mit Bluetooth-Pairing oder Ähnlichem muss man sich nicht befassen. Ein Sender und ein Empfänger gehören ab Werk immer zusammen. Schaltet man eines der beiden Geräte ab, blinkt die blaue LED des anderen Geräts und zeigt damit den Verbindungsabbruch an. Dasselbe passiert, wenn die Verbindung aus anderen Grund unterbricht, z. B. wenn die maximale Entfernung überschritten ist (in dem Fall blinken beide Geräte blau).

Die Reichweite hat uns sehr positiv überrascht. Sony gibt diese mit 200 Metern an, die wir in der Praxis auch tatsächlich erreicht haben. Dabei ist allerdings zu beachten – und das gibt Sony auch so an – dass eine direkte Sichtverbindung zwischen Sender und Empfänger besteht. Es macht tatsächlich einen großen Unterschied, ob der Sender z. B. durch eine Person hindurch funken muss oder gar nichts zwischen Sender und Empfänger ist. Hat man den Sender vorne am Körper angesteckt und dreht sich von der Kamera weg, kann es schon ab ca. 30 Metern zu Funkabbrüchen kommen. Das Tonsignal fällt dann nach einigen Störgeräuschen aus und kommt wieder, sobald die Funkverbindung wieder steht. Den Sender in der Weise, wie man es bei Funkstrecken aus der Bühnentechnik häufig sieht, hinten am Körper an den Gürtel zu klippen und mit einem Kopfbügel- oder Lavalier-Mikrofon möglichst unauffällig zu agieren, funktioniert mit dem Bluetooth-Mikrofon-Set Sony ECM-W2BT also nur auf relativ kurze Distanz, wobei diese in der Praxis oftmals ausreichen wird. Bei freier Sichtverbindung ist die Reichweite dagegen wirklich beeindruckend.

Die Klangqualität des eingebauten Mikrofons ist durchaus gut, Stimmen klingen sehr neutral. Die Richtwirkung mit Kugelcharakteristik ist sinnvoll. Wenn man in völlig leisen Umgebungen arbeitet, hört man in der Aufnahme ein leises Rauschen, das von der Funkstrecke kommt (hierbei haben wir die analoge Ausgabe verwendet). In der Praxis dürfte dies kaum eine Rolle spielen, da es von Umgebungsgeräuschen überlagert wird. Insgesamt haben wir an der Klangqualität nichts auszusetzen.

Fazit

Mit dem Bluetooth-Mikrofon-Set ECM-W2BT hat Sony eine sehr kleine und leichte, einfach anzuwendende Mikrofon-Funkstrecke auf den Markt gebracht, die sogar ein Stereosignal überträgt, wenn man ein Stereomikrofon an den Sender anschließt. Der Sender ist so klein und unauffällig, dass man sich diesen tatsächlich sichtbar an die Kleidung klippen kann, ohne dass er zu sehr auffällt. Die Reichweite ist mit bis zu rund 200 Metern beeindruckend. Diese große Distanz wird aber nur bei direktem Sichtkontakt zwischen Sender und Empfänger erreicht. In der Praxis, beim Filmen mit der Kamera, dürfte die nutzbare Entfernung gut ausreichen. Ein zweites Mikrofon im Empfänger ermöglicht es, bei Bedarf Kommentare der Person hinter der Kamera mit aufzunehmen. Der Klang ist neutral und gut für Stimmen geeignet. Mangels Anzeige der noch zur Verfügung stehenden Akkukapazität sollte man Sender und Empfänger vor der Benutzung immer voll aufladen.

Kurzbewertung

  • Sehr klein und unauffällig
  • Gute Reichweite
  • Stereoübertragung mit optionalem Stereo-Mikrofon
  • Keine Restlaufzeitanzeige

Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion

Autor

Jan-Markus Rupprecht

Jan-Markus Rupprecht, 59, fotografiert mit Digitalkameras seit 1995, zunächst beruflich für die Technische Dokumentation. Aus Begeisterung für die damals neue Technik gründete er 1997 digitalkamera.de, das Online-Portal zur Digitalfotografie, von dem er bis heute Chefredakteur und Herausgeber ist. 2013 startete er digitalEyes.de als weiteres Online-Magazin, das den Bogen der digitalen Bildaufzeichnung noch weiter spannt.