Robustes Allroundzoom

Testbericht: Sigma 24-70 2,8 DG DN Art

Seite 2 von 2, vom 2021-01-22 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Um den Ansprüchen von spiegellosen Vollformatkameras gerecht zu werden, kommen insgesamt 19 Linsen zum Einsatz, die in 15 Gruppen angeordnet sind. Darunter befinden sich sechs Linsen aus FLD-Glas und zwei aus SLD-Glas. Zudem gibt es noch drei asphärische Linsen. Sowohl das FLD- als auch das SLD-Glas besitzen einen geringen Brechindex. Das FLD-Glas überzeugt zudem durch seine hohe Transmission und die Reduktion von sekundärer chromatischer Aberration. Das SLD-Glas hat die gleiche Aufgabe und reduziert ebenfalls chromatische Aberrationen im Bild. Das erledigen die Glassorten in unserem Test auch sehr gut. Die letzten besonderen Linsen fallen durch einen asphärischen Schliff auf. Damit lassen sich Abbildungsfehler besonders in den Randbereichen vermindern und die Auflösung erhöhen.

Neben der Korrektur von Abbildungsfehlern und der möglichst hohen Auflösung ist die Konstruktion des Linsensystems auch für einen Aspekt verantwortlich, der mit dem Kunstwort "Bokeh" bezeichnet wird. Es bezeichnet die Darstellung von Spitzlichtern und Details im unscharfen Bereich vor beziehungsweise hinter dem fokussierten Objekt. Hier liefert das Sigma 24-70 mm 2,8 DG DN Art wirklich saubere Arbeit ab und zeigt ein harmonisches Bokeh mit durchgängiger Helligkeit der Unschärfescheibchen, die eine fast 100 Prozent kreisförmige Anatomie besitzen, was unter anderem den üppigen elf Blendenlamellen zu verdanken ist. Das Vordergrundbokeh unterscheidet sich durch die etwas höhere Helligkeit, es ist aber ebenso homogen.

Bei Streulicht zeigt das Sigma 24-70 2,8 DG DN Art eine geringe Anfälligkeit. Es machen sich Blendenflecke bemerkbar und auch eine leichte Kontrastreduktion ist im Bild zu beobachten. Dabei ist das Weitwinkel "stärker" davon betroffen als der Telebereich. Das ist aber vollkommen im Rahmen und verdeutlicht die hochwertige Vergütungsqualität der einzelnen Linsen des Objektivs. Zudem wird die Kontrastreduktion nur bei hohem Kontrastumfang des Motivs wirklich sichtbar. Die mitgelieferte tulpenförmige Sonnenblende kann bis zu einem gewissen Winkel des einfallen Lichts helfen, diese Probleme zu vermeiden beziehungsweise zu verringern.

Im Labor zeigt sich das Sigma 24-70 mm 2,8 DG DN Art mit einer Auflösung von bis zu 95 lp/mm (bei 43 mm und F4) an der Sony Alpha 7R III knackig scharf. Zumindest in der Bildmitte, denn leider sinkt die Auflösung zum Bildrand um etwa 44 Prozent auf knappe 53 lp/mm ab. Das reicht zwar für Ausdrucke in 60 x 40 Zentimeter, ist aber angesichts der hohen Sensorauflösung nur befriedigend. Der Verlust zum Bildrand kann sich störend auf die Landschaftsfotografie auswirken, bei Porträtaufnahmen ist sie aber nahezu egal.

Die Einstellung von F8 stellt die optimale Blende für die maximale Auflösung in der Bildmitte und Bildrand dar. Wenn eine höhere Randauflösung notwendig ist, wie beispielsweise für Landschafts- oder Panoramaaufnahmen, dann sollte eher Blende 11 gewählt werden. Auch wenn sich die Auflösung in der Mitte bei F11 bereits sichtbar reduziert, legt sie am Bildrand nochmals zu, so dass der Auflösungsverlust von der Bildmitte zum Bildrand dann sehr gering ist.

Ein Auflösungsverlust ist bei jeder Brennweite und Blendeneinstellung zu beobachten. Wird die Blendenöffnung verringert, so verringert sich auch das Problem mit dem Auflösungs-Randabfall, allerdings auf Kosten der Auflösung in der Bildmitte. Dass es grundsätzlich auch bessere 24-70mm-Zooms gibt, zeigt beispielsweise das Nikon Z 24-70 mm F2,8 S an der Nikon Z 7, das mit etwa 12 Prozent einen deutlich geringeren Auflösungsverlust zum Bildrand besitzt. Allerdings kostet das Nikon Z 24-70 mm F2,8 S auch mehr als doppelt so viel wie das Sigma 24-70 2,8 DG DN Art.

Bei der Korrektur von Farbsäumen arbeitet das Sigma 24-70 mm 2,8 DG DN Art sehr gut mit der elektronischen Korrektur der Kamera zusammen und ist außerdem hervorragend optisch korrigiert. Das macht sich an den faktisch nicht sichtbaren Farbsäumen bemerkbar. Die Verzeichnung gehört ebenfalls seit einigen Jahren zu den optischen Fehlern, die von Kameras korrigiert werden können. Das reduziert jedoch als Negativeffekt die Randauflösung. Auch die Sony Alpha 7R III verfügt über eine solche Korrektur, die jedoch defaultmäßig ausgeschaltet ist.

Das Sigma 24-70 mm 2,8 DG DN Art zeigt bei 24 Millimeter Brennweite eine sehr starke tonnenförmige Verzeichnung, die ab etwa 20 Prozent radialem Abstand von der Bildmitte beginnt (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Das ist allerdings für Weitwinkelobjektive nichts ungewöhnliches. Die mittlere und lange Brennweite zeigen eine kissenförmige Verzeichnung, die im Fall der mittleren Brennweite von 43 Millimeter knapp ein Prozent erreicht und erst am Bildrand beginnt. Bei der langen Brennweite fängt die kissenförmige Verzeichnung schon ab etwa 15 Prozent radialem Abstand von der Bildmitte aus an und steigt bis zum Bildrand auf etwas mehr als 1,5 Prozent. Das ist sichtbar und schreit förmlich nach einer elektronischen Kompensation. Wer möchte, kann diese in der Sony anschalten, dann ist die Verzeichnung "Geschichte".

Die Randabdunklung ist bei offener Blende und niedrigster Brennweite mit etwa 1,4 Blendenstufen am stärksten. Alle anderen Brennweitenbereiche liegen unter einer Blendenstufe. Zudem reduziert sich die Abdunklung beim Abblenden auf 0,4 beziehungsweise 0,5 EV in der mittleren und langen Brennweite. Lediglich im Weitwinkel bleibt sie zwischen 0,7 und 1 EV. Diese Werte haben wir trotz aktivierter Randabschattungskorrektur der Sony gemessen.

Fazit

Das Sigma 24-70 2,8 DG DN Art gehört aufgrund seiner Abmessungen und seines Gewichts nicht zu den unauffälligen Objektiven. Dennoch ist es sehr elegant, funktional und griffig. Dank der hohen Lichtstärke kann es für eine Vielzahl von Aufnahmesituation eingesetzt werden und ist mit umfangreichen Dichtungen ausgestattet, um für jedes Wetter gewappnet zu stehen.

Die Gegenlichtempfindlichkeit bewegt sich auf gutem, niedrigem Niveau und das Bokeh ist sogar sehr gut. Negativ fällt hingegen der recht hohe Auflösungsabfall zum Bildrand von maximal 48 Prozent auf. Bei höchster Auflösung im Bildzentrum sind es 44 Prozent. Allerdings ist das Jammern auf hohem Niveau, denn Auflösungsabfall zum Bildrand ist bei sehr hoch auflösenden Sensoren nichts ungewöhnliches und Objektive, die dabei besser abschneiden, sind nicht für den Preis erhältlich, den Sigma für das 24-70 2,8 DG DN Art verlangt. Auch bei der Verzeichnung macht das Sigma keine extrem gute Figur, da Verzeichnungen in fast allen Brennweitenbereichen sichtbar sind. Dank interner und externer Korrekturmöglichkeiten stellt das eigentlich kein Problem mehr dar.

Am Ende ist das Sigma 24-70 2,8 DG DN Art ein gutes bis sehr gutes Alltagsobjektiv mit vielfältigem Einsatzgebieten von der Landschaftsfotografie bis hin zu Porträtaufnahmen. Allerdings sollte man das Gewicht nicht unterschätzen, leicht ist nämlich anders.

Kurzbewertung

  • Robustes Gehäuse
  • Breite Drehringe
  • Nahezu keine Farbsäume
  • Hohe Auflösung in der Bildmitte
  • Geringe Streulichempfindlichkeit
  • Bis zu 48 Prozent Auflösungs-Randabfall
  • Hohe Verzeichnung bei 24 Millimeter
  • Kunststoff-Filtergewinde

Sigma 24-70 mm F2.8 DG DN Art mit Sony Alpha 7R III

Verzeichnung

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sigma
Modell 24-70 mm F2.8 DG DN Art
Unverbindliche Preisempfehlung 1.199,00 €
Bajonett E-Mount, L-Mount
Brennweitenbereich 24-70 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 19 Linsen in 15 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 11
Naheinstellgrenze 180 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 82 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 88 x 123 mm
Objektivgewicht 835 g

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.