Budget-Telezoom

Testbericht: Sigma 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary

Seite 2 von 2, vom 2021-05-09 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Bevor wir zur eigentlichen Bildqualität kommen, müssen wir zunächst auf das Thema der optischen Konstruktion eingehen, denn diese hat maßgeblichen Einfluss auf die Auflösung, die Streulichtempfindlichkeit und die Darstellung von Spitzlichtern im unscharfen Bereich vor und hinter der Schärfenebene. Letzteres wird auch als Bokeh bezeichnet.

Im Inneren des Sigma 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary verrichten insgesamt 22 Linsen in 16 Gruppen ihre Arbeit. Sigma verzichtet bei der Konstruktion auf asphärische Linsen und setzt dafür fünf Linsen aus "Super Low Dispersion" (SLD) Spezialglas und ein "F Low Dispersion" (FLD) Glaselement ein. Damit soll gewährleistet werden, dass die Auflösung bis zum Rand maximiert sowie Farbsäume minimiert werden.

Bei der Darstellung des Bokehs ist nicht nur die optische Abstimmung wichtig, sondern auch die Form der Blende und die Anzahl der Blendenlamellen. Das 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary arbeitet mit einer magnetisch gesteuerten Blende mit neun abgerundeten Lamellen, um eine nahezu kreisrunde Öffnung zu erreichen.

Viele Linsen im Objektiv bringen, neben den positiven Einflüssen auf das Bild, auch negative Einflüsse mit sich. Dazu gehört die Streulicht-Empfindlichkeit. Hier schlägt sich das 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary sehr gut. Damit Blendenflecke (Lens Flares) und Kontrastreduktionen sichtbar werden, muss das Licht schon in sehr steilem Winkel auf das Linsensystem treffen. Trifft Licht im flachen Winkel auf die Linse, so ist der Effekt der Lens Flares und Kontrastreduktion wesentlich geringer bis unsichtbar. In diesem Bereich zeigt sich die langjährige Erfahrung von Sigma im Objektivbau, denn die hochwertige Vergütung der Linsen sorgt nicht allein für dieses hervorragende Verhalten bei Gegenlicht. Ganz "abschalten" lassen sich diese Probleme bei flach einfallendem Licht durch den Einsatz der zum Lieferumfang gehörenden Streulichtblende.

Wir beurteilen das Bokeh vor und hinter der Schärfenebene. Die Erfahrung hat nämlich gezeigt, dass sich hier eklatante Unterschiede zeigen können. Nicht so beim 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary. Das Objektiv zeigt bei der Darstellung von Spitzlichtern im unscharfen Bereich sehr gute Ergebnisse. Die Helligkeitsverteilung ist gleichmäßig. Es treten also keine Helligkeitsunterschiede zwischen Rand und Mitte der Unschärfenplättchen auf. Damit eignet sich das Objektiv für Porträts und auch für Tieraufnahmen mit offener Blende.

Die Bildqualität des Sigma 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary haben wir im digitalkamera.de-Testlabor unter Einsatz des DxOmark Analyzers in verschiedenen Testaufbauten umfangreich ermittelt.

Die wohl wichtigste Messung im digitalkamera.de Objektivtest ist die der Auflösung. Diese ermitteln wir in der kurzen, mittleren und langen Brennweite mit einer Blendenreihe. Das beste Auflösungsergebnis zeigt das Sigma 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary bei Blende F8 in der Bildmitte mit knapp 81 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Kontrast. Zum Bildrand sinkt die Auflösung auf etwa 64 lp/mm ab, was einem Verlust von gut 21 Prozent entspricht. In der mittleren Brennweite (etwa 200 Millimeter) erreicht die Auflösung bei Blende F8 in der Bildmitte 68 lp/mm und sinkt um etwa 17 Prozent zum Rand ab. Bei maximaler Brennweite erreicht das Objektiv die höchste Auflösung bei Blende F16 von 60 lp/mm in der Mitte und 54 lp/mm am Rand, was einem Verlust von 10 Prozent entspricht.

Freunde der offenen Blende können sich über eine hohe Auflösung bei 100 und 200 Millimeter Brennweite freuen. Hier erreicht die Auflösung 78 beziehungsweise 74 lp/mm mit einem Verlust zum Bildrand von knapp 18 und 23 Prozent auf 64 beziehungsweise 57 lp/mm. Die maximale Brennweite schlägt hier mit 53 lp/mm in der Bildmitte und 55 lp/mm am Bildrand etwas aus dem Ruder. Hier zeigt sich, wie die Kamera die Auflösung am Bildrand stärker elektronisch verbessert als in der Bildmitte.

Die Randabdunklung, Farbsäume und Verzeichnung messen wir so, wie es der Auslieferungszustand der Kamera vorsieht. Im Fall der Sony Alpha 7R III sind die Randabdunklungs- und Farbsaumkorrektur aktiviert und die Verzeichnungskorrektur deaktiviert, zumindest beim Sigma 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary.

Bei der Randabdunklung zeigen sich geringe Werte wie 0,7 EV im Weitwinkel bei offener Blende. Mit zunehmender Brennweite und Blendenzahl nimmt die Randabdunklung dann ab. Die Farbsäume (chromatische Aberrationen) sind so gut auskorrigiert, dass sie lediglich unter Umständen bei 100 Millimeter Brennweite leicht sichtbar werden können, Das aber nur bei sehr starken Kontrastkanten.

Bei der Verzeichnung macht das Sigma 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary leider keine gute Figur. Die Verzeichnung zeigt sich als Kissenform und ist bei 100 Millimeter Brennweite mit maximal einem Prozent am geringsten ausgeprägt, das ist noch ausreichend. Bei 200 und 400 Millimetern Brennweite steigt der Wert auf etwas unter beziehungsweise über zwei Prozent an. Das sind keine befriedigenden Ergebnisse. Die Verzeichnungen fangen schon ab zehn Prozent radialem Abstand von der Bildmitte an und werden spätestens bei knapp 60 Prozent Abstand von der Bildmitte sichtbar (mittlere und lange Brennweite). Man kann die Verzeichnung in der Kamera oder einer Bildbearbeitung kompensieren, das geht dann aber in der Regel zu Lasten des Auflösungsvermögens am Bildrand.

Fazit

Das Sigma 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS Contemporary ist für den geforderten Preis von etwa 1.000 Euro alles in allem ein gutes Basis-Telezoom für den preisbewussten Fotografen. Dafür muss man allerdings auf einige Ausstattungsmerkmale wie ein spritzwassergeschütztes Gehäuse und einen gummierten Fokusring verzichten. Auch beim Zubehör gibt sich Sigma etwas knausrig und legt die Stativschelle nicht mehr dem Lieferumfang bei. Immerhin gibt es den schicken Protector-Ring dazu.

Bei der Bildqualität zeigt sich eine ganze Bandbreite von Wertungen. Während die Auflösungswerte gut bis angemessen sind, zeigt sich die Verzeichnung im mittleren und langen Brennweitenbereich eher suboptimal und schreit nach einer elektronischen Korrektur, zumindest dann wenn sich das Motiv nicht nur in der Bildmitte befindet. Das Bokeh hingegen ist über jeden Zweifel erhaben und eignet sich für eine Vielzahl von Motiven. Auch die Unempfindlichkeit gegenüber Streulicht kann sich sehen lassen.

Kurzbewertung

  • Gute Auflösung von 100 bis 400 Millimeter Brennweite
  • Gut korrigierte Farbsäume
  • Offenblendtauglich
  • Sehr gutes, homogenes Bokeh
  • Schlechte Verzeichnungskorrektur
  • Mechanische Geräusche beim Zoomen
  • Langsame Abtastrate des Fokusrings

Sigma 100-400 mm F5-6.3 DG DN OS Contemporary mit Sony Alpha 7R III

Chromatische Aberration


Hersteller Sigma
Modell 100-400 mm F5-6.3 DG DN OS Contemporary
Unverbindliche Preisempfehlung 999,00 €
Bajonett Fujifilm XF, Sony E, L-Mount
Brennweitenbereich 100-400 mm
Lichtstärke (größte Blende) F5 bis F6,3
Kleinste Blendenöffnung F29
Linsensystem 22 Linsen in 16 Gruppen
inkl. ED Linse(n)
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 1.120 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 86 x 199 mm
Objektivgewicht 1.470 g

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Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.