Überdimensioniertes, lichtstarkes Normalobjektiv

Testbericht: Panasonic S Pro 50 mm F1,4 (S-X50E)

2019-07-31 Dem Trend, immer bessere, aber auch deutlich größere und teurere lichtstarke Festbrennweiten anzubieten, schließt sich Panasonic mit dem S Pro 50 mm F1,4 (S-X50E) für das spiegellose Lumix-S-Vollformatsystem und alle Kameras mit Leica-L-Bajonett an. Es ist das größte und schwerste F1,4 lichtstarke 50mm-Autofokusobjektiv, das man aktuell kaufen kann. Dafür sollen aber auch die Bildqualität und vor allem das Bokeh stimmen. Was das Panasonic S Pro 50 mm F1,4 (S-X50E) leistet, haben wir im Labor und in der Praxis getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Mit einer Länge von 13 und einem Durchmesser von neun Zentimetern sowie einem Gewicht von fast einem Kilogramm ist das Panasonic S Pro 50 mm F1,4 (S-X50E) ein echter Trümmer. Es überflügelt sogar das hauseigene F4 lichtstarke 24-105mm Standardzoom. Stehen beide nebeneinander, so greift man intuitiv zum falschen Objektiv, denn man würde erwarten, dass das Zoom größer ist. Die einzige größere Festbrennweite in diesem Bereich ist das Zeiss Otus 1.4/55 mm. Hochpreisiger als das rund 2.500 Euro teure Panasonic sind nur das Otus sowie das Leica SL 1.4 50 mm. Sogar das lichtstärkere Canon RF 1.2 50 mm ist immerhin zwei Zentimeter kürzer, wenn auch genauso groß im Durchmesser und genauso schwer und teuer.

Zusammen mit der Testkamera Lumix DC-S1R zerren betriebsbereit knapp zwei Kilogramm am Kameragurt. Immerhin liegt die Kombination dank des großen, ausgeprägten Griffs der Kamera sehr sicher in der Hand. Angesichts des ambitionierten Preises von knapp 2.500 Euro befinden sich selbstverständlich eine tulpenförmige Kunststoff-Streulichtblende und auch eine Objektivtasche im Lieferumfang.

Die mechanische Qualität des S Pro 50 mm F1,4 ist über jeden Zweifel erhaben. Das Gehäuse besteht aus Metall und fühlt sich absolut robust und hochwertig an. Auch das 77 mm messende Filtergewinde besteht aus Metall. Es ist damit genauso groß ist wie beim F4 70-200 mm und dem F4 24-105 mm von Panasonic. Man braucht also für alle drei Objektive beispielsweise nur einen Polfilter. Zudem ist das Objektiv gegen Spritzwasser und Staub abgedichtet und ist somit auch unter widrigen Aufnahmebedingungen gut vor Umwelteinflüssen geschützt.

Bedienung und Ausstattung

Das Panasonic F1.4 50 mm besitzt zwar keinerlei Schalter, dafür aber zwei Einstellringe. Der vorne sitzende Fokusring verfügt quasi über einen eingebauten MF-Schalter, denn er lässt sich nach hinten ziehen. Dabei wird sogar eine Fokusskala freigegeben, in einer Viertel-Umdrehung wird dann der gesamte Fokusbereich von 44 Zentimetern bis unendlich durchfahren. Schaltet man stattdessen an der Kamera auf manuellen Fokus, kann auch ohne Zurückziehen des Rings manuell fokussiert werden, dann ohne direkte Übersetzung, dafür aber mit anschlaglosem Einstellbereich. In beiden Fällen lässt sich problemlos präzise manuell fokussieren, wobei man von einer Fokusskala, einer in der Mitte des Bildausschnitts eingeblendeten, maximal sechsfach vergrößernden Lupe sowie auf Wunsch auch einem Fokuspeaking (farbiges Hervorheben von scharfen Kontrastkanten) unterstützt wird.

Aber auch der Autofokus arbeitet sehr zuverlässig, präzise und äußerst schnell. Lautlos ist er obendrein. An der Naheinstellgrenze von 44 Zentimetern ab Sensorebene kann man sich dem Motiv auf bis zu 29 Zentimeter ab der Frontlinse nähern. Der maximale Vergrößerungsmaßstab erreicht dabei lediglich 1:6,7, was einem minimalen Bildfeld von 24 mal 16 Zentimetern entspricht. Es bleibt also festzustellen, dass das Objektiv nicht für Makroaufnahmen taugt, dafür ist es aber ohnehin nicht gedacht ist. Dass das Objektiv keinen optischen Bildstabilisator besitzt, ins ebenfalls verschmerzbar, schließlich ist der bereits in der Kamera eingebaut und arbeitet mit dem 50mm sehr effektiv. Vier Blendenstufen längere Belichtungszeiten (1/3 Sekunde) lassen sich sicher halten, bei fünf Blendenstufen (1/1,6 Sekunde) steigt der Ausschuss, bei sechs Blendenstufen (1,3 Sekunden) sind dann nur noch ein paar der Aufnahmen scharf.

Beim zweiten, deutlich weiter hinten sitzenden Einstellring handelt es sich um einen klassischen Blendenring mit Automatikstellung. Dabei schaltet man damit jedoch gar nicht zwischen Automatik und manueller Einstellung um, sondern zwischen einer Blendensteuerung seitens eines Einstellrads an der Kamera beziehungsweise eben am Objektiv. Heißt: Nur in den Betriebsarten M und A (Zeitautomatik) hat der Blendenring überhaupt Auswirkungen und steht er dann auf "A" wird die Blende trotzdem manuell eingestellt, aber eben an der Kamera. Aufgrund dieser Tatsache ist es jedoch nicht weiter schlimm, dass es zwischen der A-Stellung und F1,4 keine Verriegelung gibt. In Drittelschritten und mit leise hör- sowie fühlbarer Rastung kann hier auf Wunsch die Blende eingestellt werden. Eine De-Click-Funktion für einen lautlosen, stufenlosen Betrieb bei Videoaufnahmen gibt es nicht.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.