Zoom-Lichtriese für Micro-Four-Thirds

Testbericht: Panasonic Leica DG Vario-Summilux 10-25 mm 1.7

Seite 2 von 2, vom 2021-08-08 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Das Panasonic Leica DG Vario-Summilux 10-25 mm 1.7 besitzt einen aufwendigen optischen Aufbau, der aus 17 Linsen in zwölf Gruppen besteht. Darunter befinden sich drei asphärische Linsen, die nicht nur Bildfehler minimieren, sondern auch das Gewicht und die Größe der Konstruktion reduzieren sollen. Vier ED-Linsen sollen chromatische Aberrationen korrigieren. Zudem ist eine UHR-Linse verbaut. UHR bedeutet Ultra High Refractive Index. Diese Linse besitzt also einen besonders hohen Refraktionsindex, was ebenfalls eine kompaktere Bauform des Objektivs ermöglicht. Zudem sorgt die Linse für eine einheitliche Bildqualität von der Bildmitte bis zum Bildrand.

Auf den Linsen kommt zudem eine Vergütung zum Einsatz, die Reflexionen minimieren und damit die Lichtdurchlässigkeit maximieren soll. Wie gut diese Vergütung arbeitet, bemerkt man im Gegenlicht, wo das Objektiv hohe Kontraste selbst mit der Sonne im direkten Bildfeld bietet. Allenfalls leichte Blendenreflexe zeigen sich.

Die Blende des 10-25 besteht aus neun abgerundeten Lamellen, die eine schön gleichmäßige Öffnung bilden, was man den Unschärfescheibchen im Bokeh auch ansieht. Allerdings sind viele asphärische Linsen für das Bokeh oft problematisch, sorgen sie doch für einen Zwiebelringeffekt. Dieser ist beim 10-25 zu beobachten und sorgt sogar für einen leicht helleren Rand der Unschärfescheibchen, was vor allem in den Lichtern auffällt. Dadurch wirkt das Bokeh insgesamt leicht unruhig, kann sich aber insgesamt dennoch sehen lassen.

Zudem kommt es an Kontrastkanten zu leichten Farbsäumen im Unschärfebereich, so genanntes Bokeh-CA. Blendet man das 10-25 stark (auf F16) ab, so bildet sich um die Sonne herum ein schöner Stern, was manchen Bildern einen netten Effekt gibt, vor allem, wenn es nicht so sehr auf die Auflösung ankommt, die unter so starkem Abblenden leidet.

Neben der Praxis ist aber auch die gemessene Bildqualität wichtig, die wir in unserem Testlabor ermitteln. Hierbei müssen wir aber vorwegschicken, dass Panasonic aufgrund einer sehr zurückhaltenden Bildaufbereitung in JPEG generell nicht so hohe Auflösungen bei 50 Prozent Kontrast erzielt, wie man es von den meisten anderen Herstellern, allen voran dem Micro-Four-Thirds-Partner Olympus als direkte Vergleichsmöglichkeit, gewohnt ist. Das merkt man auch beim Leica DG Vario-Summilux 10-25 mm 1.7 sehr deutlich.

Doch zunächst einmal ein Blick auf die Messungen der optischen Fehler, die größtenteils von der Bildaufbereitung der Kamera etwas gemindert werden. So hält sich die Randabdunklung mit maximal 1,1 Blendenstufen trotz der hohen Lichtstärke in Grenzen. Sie nimmt beim Zoomen leicht ab, ein Abblenden auf F2,8 hilft aber deutlicher, so lässt sich unter eine halbe Blendenstufe drücken. Der Verlauf der Randabdunklung ist jedoch sehr gleichmäßig, so dass sie visuell so gut wie gar nicht auffällt.

Eine Verzeichnung ist bei mittlerer (16 mm) und langer Brennweite praktisch nicht vorhanden, bei kurzer Brennweite hingegen ist sie knapp über ein Prozent tonnenförmig. Das ist für ein Ultraweitwinkel aber wenig. Vermutlich verzichtet Panasonic zugunsten einer etwas höheren Randauflösung auf eine vollständige Korrektur.

Hatten wir noch die leichten Farbsäume im Unschärfebereich kritisiert, treten sie in der Schärfeebene kaum auf (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Selbst im Maximum erreichen die chromatischen Aberrationen kaum einen halben Pixel Ausdehnung, im Mittel liegen sie eher unter ca. 0,3 Pixeln.

Wie bereits erwähnt, sorgt die zurückhaltende Bildaufbereitung der GH5 II für eine relativ geringe Auflösung bei 50 Prozent Kontrast. Trotz 20 Megapixeln Sensorauflösung erreicht diese nicht einmal 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent, sondern nur 48. Immerhin wird bei allen Brennweiten in der Bildmitte eine an diesem Maßstab gemessen hohe Auflösung von mindestens 46 lp/mm erreicht. Im gesamten Blendenbereich von F1,7 bis F8 bewegt sich die Auflösung im Bildzentrum bei über 40 lp/mm, man kann das Objektiv also auch getrost bei Offenblende verwenden.

Der Auflösungs-Randabfall erreicht bei kurzer und mittlerer Brennweite bis zu 33 Prozent, bei längster sind es nur knapp über 20 Prozent. Das ist befriedigend bis gut. Absolut gesehen bewegt sich die Randauflösung von F1,7 bis F8 in einem Bereich von 30 bis 39 lp/mm, wobei sie im Weitwinkel am niedrigsten und bei längster Brennweite am höchsten ist. Im Weitwinkel gibt es leider keine Brennweiten-Blenden-Kombination mit hoher Auflösung und unter rund 30 Prozent Auflösungs-Randabfall. Bei mittlerer Brennweite würden wir den "Sweet-Spot" bei F5,6 sehen, wo der Randabfall bei ca. 46 lp/mm im Zentrum und rund 38 lp/mm am Bildrand nur noch 16 Prozent beträgt. Bei längster Brennweite erreicht man bei F4 sehr ähnliche Werte, kann aber auch gut auf F5,6 abblenden, wobei hier die Auflösung im Bildzentrum mit 43 lp/mm minimal niedriger ausfällt, was bei ca. 38 lp/mm am Bildrand nur noch etwas über zehn Prozent Randabfall bedeutet.

Schaut man sich die Auflösung bei zehn Prozent Kontrast an (aktuell nicht in unseren kaufbaren Labortests enthalten), werden durchaus Auflösungen von über 70 lp/mm erreicht. Details bei nur noch zehn Prozent Kontrast noch als "scharf" zu erkennen, fällt dem menschlichen Auge jedoch schwer. Im Prinzip zeigt sich hier aber ein ähnliches Verhalten wie bei 50 Prozent Kontrast. Die Auflösung ist im Weitwinkel etwas niedriger, aber bei allen Brennweiten bereits ab Offenblende hoch. Der Randabfall ist im Weitwinkel am höchsten und nimmt beim Abblenden aber sogar etwas ab. Bei mittlerer und langer Brennweite ist die Randauflösung höher und steigert sich beim Abblenden sogar noch deutlicher, das Maximum wird bei etwa F2,8 bis F5,6 erreicht.

Fazit

Das Panasonic Leica DG Vario-Summilux 10-25 mm 1.7 ist dank seiner durchgehend hohen Lichtstärke ein einzigartiges Objektiv und zeigt, was mit dem Micro-Four-Thirds-System möglich ist. Es wird aber auch deutlich, dass damit neben dem hohen Preis auch andere Kompromisse verbunden sind. Dazu gehören nicht nur das hohe Gewicht und die enormen Abmessungen, sondern auch die Bildqualität, die zwar an Mittelklasse-Festbrennweiten heranreicht, aber nicht an Top-Festbrennweiten, von denen man für den Preis des Zooms durchaus zwei bis drei bekommt.

Die Verarbeitung des Leica DG Vario-Summilux 10-25 mm 1.7 ist indes über jeden Zweifel erhaben. Bis auf den Fronttubus und das Filtergewinde kommt Metall zum Einsatz, auch ein Spritzwasser- und Staubschutz sowie eine Frostfestigkeit fehlen nicht. Die Naheinstellgrenzen sind überraschend gering, liegt der Fokus des Objektivs doch auf der hohen Lichtstärke. Dank drei Bedienringen gelingen die Einstellungen von Zoom, Blende und Fokus bequem, wobei besonders letzteres sehr flexibel gelöst ist.

Die Bildqualität des Panasonic Leica DG Vario-Summilux 10-25 mm 1.7 ist insgesamt gut, aber nicht überragend. Es fehlt ein wenig der Wow-Effekt abseits der Lichtstärke. Die vielen Speziallinsen verhageln ein wenig das Bokeh, auch wenn es noch gut ist. Gegenlicht macht dem Objektiv hingegen kaum etwas aus. Die optischen Fehler sind gut korrigiert. Die Auflösung läuft nicht unbedingt zur Höchstform auf, was aber auch der zurückhaltenden Bildaufbereitung der Kamera geschuldet ist. Insgesamt ist das Zoom immerhin offenblendtauglich und bietet bis F8 eine hohe Auflösung. Vor allem bei kurzer Brennweite muss man jedoch mit 30 Prozent Auflösungs-Randabfall leben, der auch durch Abblenden nicht geringer wird. Je weiter man zoomt, desto geringer wird aber der Auflösungs-Randabfall und erreicht schließlich Festbrennweiten-Niveau.

Kurzbewertung

  • Hochwertig verarbeitetes Metallgehäuse
  • Spritzwasser-, Staub- und Frostschutz
  • Einzigartig hohe Lichtstärke
  • Flexibel bedienbarer manueller Fokus
  • Nur geringe optische Fehler
  • Groß, schwer und teuer
  • Kunststoff-Filtergewinde
  • Nicht allzu schönes Bokeh

Panasonic Leica DG Vario-Summilux 10-25 mm 1.7 (H-X1025) mit Panasonic Lumix DC-GH5 II

Chromatische Aberration

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Panasonic
Modell Leica DG Vario-Summilux 10-25 mm 1.7 (H-X1025)
Unverbindliche Preisempfehlung 1.999,00 €
Bajonett Micro Four Thirds
Brennweitenbereich 10-25 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,7 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F16
Linsensystem 17 Linsen in 12 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nicht relevant
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 280 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 77 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 88 x 128 mm
Objektivgewicht 690 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.