Micro-Four-Thirds-Superzoom

Testbericht: Olympus 12-200 mm 3.5-6.3 ED

Seite 2 von 2, vom 2019-03-15 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Superzoomobjektive wie das Olympus 12-200 mm 3.5-6.3 ED haben nicht gerade den besten Ruf, was die Bildqualität angeht. Bei einem großen Zoomumfang in einem recht kompakten und preisgünstigen (knapp 900 Euro unverbindliche Preisempfehlung seitens Olympus) Gehäuse muss man einfach Kompromisse eingehen. Im Vordergrund steht nunmal die universelle Eignung und nicht die Bildqualität. Auch wenn das 12-200 mm 3.5-6.3 ED alles andere als lichtstark ist, kann man aufgrund der großen Brennweite durchaus Motive damit vor dem Hintergrund freistellen. Das Bokeh fällt dabei erstaunlich gut aus, auch wenn sich mit einem echten Porträtobjektiv natürlich noch viel bessere Ergebnisse erzielen lassen.

Etwas anfälliger ist das 12-200 mm dagegen bei Gegenlicht. Die Kontraste nehmen etwas ab und auch leichte Lensflares zeigen sich. Was subjektiv-künstlerisch richtig eingesetzt eine schöne Stimmung erzeugt, ist technisch-nüchtern betrachtet eher eine leichte Schwachstelle. Zugutehalten kann man dem Objektiv aber, dass die Effekte zwar sichtbar, aber nicht so dramatisch sind, dass man damit keine Gegenlichtaufnahmen anfertigen könnte.

Erstaunlich gering ist die Verzeichnung, was auch der Labortest an der Olympus OM-D E-M1 Mark II bestätigt. Nur etwa 0,6 Prozent Tonnenform ergeben sich am kurzen Brennweitenende, bei mittlerer und langer Brennweite ist das Objektiv sogar verzeichnungsfrei. Nun muss man aber auch sagen, dass die digitale Verzeichnungskorrektur Teil des Micro-Four-Thirds-Standards ist und hier offensichtlich gut funktioniert, denn eigentlich müsste ein solches Superzoom deutlich stärker verzeichnen.

Auch die Korrektur der Randabdunklung funktioniert vorbildlich. Mehr als eine halbe Blendenstufe Lichtverlust in den Bildecken konnten wir nicht messen. Zudem nimmt die Helligkeit so gleichmäßig ansteigend ab, dass man den geringen Resteffekt praktisch nicht bemerkt. Anders sieht es da schon bei den Farbsäumen aus. Deren Korrektur hat die Objektiv-Kamerakombination nicht wirklich im Griff. So zeigen sich im Mittel etwa einen Pixel breite Farbsäume, was in den Bildern leicht sichtbar wird. Zum Rand hin nehmen die Farbsäume im Extrem auf bis zu 2,5 Pixel Breite zu, was deutlich sichtbar wird.

Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast ist in der Bildmitte nicht schlecht, hier braucht sich das Superzoom wirklich nicht zu verstecken (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Im Weitwinkel werden bis zu 52 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent erreicht. Bei Offenblende sind es nur etwa zehn Prozent weniger. Beim Zoomen auf mittlere Brennweite (45 mm) geht zwar etwas Auflösung verloren, aber auch hier wird mit 48 lp/mm eine noch recht gute Auflösung erreicht, und zwar sogar bereits bei Offenblende, die hier allerdings nur noch F5,6 beträgt. In Telestellung muss man das Objektiv von F6,3 auf F8 abblenden, um die Maximalauflösung von 44 lp/mm zu erreichen. Die geringere Auflösung liegt in Telestellung zum guten Teil aber auch an der Beugung, bei F8 sind bei mittlerer Brennweite auch nur 45 lp/mm und bei kurzer Brennweite 50 lp/mm drin.

Normalerweise zeigen Zoomobjektive im Weitwinkel den stärksten Randabfall der Auflösung, beim Olympus 2-200 mm 3.5-6.3 ED ist es genau umgekehrt. Hier erreicht das Olympus mit knapp über 40 lp/mm die mit Abstand höchste Randauflösung, auch wenn der relative Randabfall bei rund 25 Prozent liegt. Was für eine Festbrennweite schon grenzwertig wäre, ist für ein Zoomobjektiv relativ zur erwartbaren Leistung sogar recht gut. Anders sieht es bei mittlerer und erst recht bei langer Brennweite aus. Bei Offenblende und auch leicht abgeblendet liegt der Randabfall der Auflösung bei 50 Prozent und mehr. Gerade einmal 21 lp/mm Offenblende-Randauflösung sind es bei mittlerer und schlechte 17 lp/mm bei langer Brennweite. Das ist selbst für Postkartengröße schon schwach.

Immerhin steigt die Randauflösung bei mittlerer Brennweite beim Abblenden auf F11 auf bis zu 33 lp/mm an, genug für DIN-A4-Größe und leicht darüber. In Telestellung werden hingegen selbst im Maximum kaum über 22 lp/mm erreicht. Wer vor allem gerne im Telebereich fotografiert, sollte aus Qualitätsgründen daher lieber zu einem anderen Objektiv greifen, selbst das 14-150 mm von Olympus ist hier deutlich besser (im Weitwinkel hingegen ist das 12-200 besser).

Fazit

Das Olympus 12-200 mm 3.5-6.3 ED kann nicht auf ganzer Linie überzeugen, es ist eher ein Kompromissobjektiv mit einigen Stärken, aber auch deutlichen Schwächen. Das Gehäuse steht, auch wenn es sich nicht allzu robust anfühlt, aufgrund seiner geringen Abmessungen, des leichten Gewichts und vor allem des Wetterschutzes auf der positiven Seite. Auch den universellen Brennweitenumfang und damit die Allroundeignung kann man dem Objektiv zugutehalten, vor allem die Makrofähigkeiten übersteigen die Versprechungen von Olympus sogar recht deutlich. Selbst am schnellen, leisen und zudem videogeeigneten Autofokus gibt es nichts zu mäkeln. Anders sieht es jedoch bei der Bildqualität aus. Während Verzeichnung und Randabdunklung gut auskorrigiert sind, werden Farbsäume sichtbar. Deutliche Schwächen zeigen sich bei der Auflösung am Bildrand, sobald man zoomt. Dafür ist das Olympus 12-200 mm 3.5-6.3 ED im Weitwinkel erstaunlich gut auflösend, auch am Bildrand, was für ein Superzoomobjektiv durchaus überraschend ist.

Kurzbewertung

  • Spritzwasser- und Staub- sowie Frostschutz
  • Großer Brennweitenbereich von 24 bis 400 mm (KB)
  • Erstaunlich geringe Naheinstellgrenze mit toller Vergrößerung
  • Fast keine Verzeichnung und Randabdunklung
  • Unschön große Front mit einem Filtergewinde lediglich aus Kunststoff
  • Starker Randabfall der Auflösung bei mittlerer und langer Brennweite
  • Sichtbare Farbsäume

Olympus 12-200 mm 3.5-6.3 ED (EZ-M1220) mit Olympus OM-D E-M1 Mark II (v6.0)

Auflösung MTF


OM-D E-M1 Mark II

F3,5F4,0F5,6F6,3F8,0F11,0F16,0F22,0
12 mm47,6 / 38,4 (19 %)50,3 / 39,5 (21 %)52,3 / 40,6 (22 %)50,1 / 39,9 (20 %)45,1 / 37,2 (18 %)36,7 / 30,6 (17 %)26,3 / 20,9 (21 %)
45 mm48,1 / 20,7 (57 %)45,4 / 28,4 (37 %)42,5 / 33 (22 %)36,3 / 31,4 (13 %)27 / 23,5 (13 %)
200 mm38,9 / 17,2 (56 %)44,3 / 19,1 (57 %)41,2 / 22,5 (45 %)35,1 / 22,6 (36 %)26,2 / 19,2 (27 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Olympus
Modell 12-200 mm 3.5-6.3 ED (EZ-M1220)
Unverbindliche Preisempfehlung 899,00 €
Bajonett Micro Four Thirds
Brennweitenbereich 12-200 mm
Lichtstärke (größte Blende) F3,5 bis F6,3
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 16 Linsen in 11 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nicht relevant
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 220 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 72 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 78 x 100 mm
Objektivgewicht 451 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.