Premium-Universalzoom

Testbericht: Olympus 12-100 mm 4 IS ED Pro

Seite 2 von 2, vom 2017-11-01 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Die optische Konstruktion des Olympus 12-100 mm 4 IS ED Pro ist äußerst aufwändig. 17 Linsen sind in elf Gruppen angeordnet. Für eine hohe Bildqualität sollen drei asphärische Glaslinsen sowie sieben Linsen aus Spezialgläsern sorgen, darunter vier ED-Linsen, zwei E-HR-Linsen, und jeweils eine HR- und DSA-Linse. Hinzu kommt eine Nanovergütung zur Minimierung von Geisterbildern und Reflexen. Nur bei den Blendenlamellen hat Olympus etwas gespart, es kommen lediglich sieben statt neun Lamellen zum Einsatz. Das Bokeh des Objektivs ist trotzdem gut, auch wenn es nicht an die sahnigen Ergebnisse eines 45 mm 1.2 ED Pro herankommt. Dafür sind die Ränder der Unschärfescheibchen zu hart abgegrenzt, sie werden sogar minimal heller als der Rest der Scheibe. In Gegenlichtsituationen ist das Objektiv zumeist sehr souverän. So zeigt sich praktisch kein nennenswerter Kontrastverlust selbst mit direkter Sonne im Bild. Etwas aufpassen muss man jedoch im Weitwinkel, denn hier kann sich ein unschöner magentafarbener, ziemlich markanter Streulichteffekt zeigen. Er verschwindet beim Zoomen.

Im Testlabor an der OM-D E-M1 Mark II zeigt sich das Objektiv ziemlich verzeichnungsarm, was für den großen Zoomumfang ein sehr gutes Ergebnis ist. Im Weitwinkel ist die Verzeichnung weniger als 1,5-prozentig tonnenförmig (siehe Diagramm aus dem Labortest unten) und damit praktisch nur leicht sichtbar. Bei mittlerer Brennweite von 35 mm (70 mm KB) ist das Objektiv verzeichnungsfrei, in Teleposition stellt sich eine knapp über 0,5-prozentige kissenförmige Verzeichnung ein, was praktisch kaum zu sehen ist. Farbsäume sind sehr gut auskorrigiert, sie zeigen sich im Weitwinkel und bei mittlerer Brennweite kaum. In Telestellung können zum Bildrand hin ganz leichte chromatische Aberrationen in Erscheinung treten, sie sind mit knapp über einem Pixel aber gering. Auch die Randabdunklung bewegt sich auf niedrigem Niveau. Das Maximum beträgt 0,7 Blendenstufen im Weitwinkel sowie im Tele bei offener Blende. Durch Abblenden lässt sich die Randabdunklung etwas reduzieren, ist aber dennoch bei mittlerer Brennweite mit maximal 0,3 EV am geringsten. Der Verlauf ist insgesamt recht sanft, sodass die Randabdunklung praktisch kaum auffällt.

Entscheidend für eine hohe Bildqualität ist jedoch die Auflösung, die wir bei 50 Prozent Kontrast messen und in Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent angeben. Hier zeigen Zoomobjektive, erst recht solche mit großem Brennweitenumfang, oft einen Auflösungsabfall zum Bildrand und eine beim Zoomen abnehmende Auflösung. Das Olympus 12-100 mm 4 IS ED Pro erreicht seine höchste Auflösung im Weitwinkel in der Bildmitte mit erstaunlich hohen 57 lp/mm. Beim Abblenden nimmt die Auflösung langsam ab und rutscht bei F8 knapp unter die sehr gute Marke von 50 lp/mm. Doch erst weit jenseits von F11 werden es weniger als 40 lp/mm. Am Bildrand beträgt die Auflösung im Weitwinkel bei Offenblende knapp unter 40 lp/mm und erreicht bei F5,6 ihr Maximum von 42 lp/mm. Sie nimmt jedoch beim Abblenden nicht so schnell ab wie im Bildzentrum, womit die Auflösung beim Abblenden immer gleichmäßiger wird. Dieser Effekt ist übrigens bei allen Brennweiten zu beobachten. Der maximale Randabfall beträgt im Weitwinkel also gut 32 Prozent. Das ist nicht wenig, aber alles andere als dramatisch und für ein solches Zoom ein guter Wert. Bei mittlerer und langer Brennweite werden knapp 50 lp/mm Auflösung erreicht, der berüchtigte Auflösungverlust beim Zoomen tritt also kaum auf. Die Bildränder sind bei den längeren Brennweiten sogar etwas besser als im Weitwinkel. Vor allem in Telestellung gibt es kaum einen Randabfall der Auflösung, er liegt bei unter fünf Prozent und damit auf dem Niveau bester Festbrennweiten!

Fazit

Das Olympus 12-100 mm 4 IS ED Pro ist ein robustes Universalzoomobjektiv, dessen größter Kompromiss die voluminösen Abmessungen und das hohe Gewicht sind. Dank Spritzwasserschutz kann es auch bei schlechtem Wetter gefahrlos eingesetzt werden und eignet sich für Landschafts- und Architektur-Weitwinkelaufnahmen gleichermaßen wie für das Heranzoomen entfernter Details oder auch Makroaufnahmen. Die Naheinstellgrenze ist gering und sowohl automatisch als auch manuell lässt sich das 12-100 sehr gut fokussieren. Der optische Bildstabilisator leistet in Kombination mit dem Sensor-Shift-Stabilisator hervorragende Dienste. Der größte Trumpf ist aber das Kunststück, das bisher nur Olympus gelungen ist: Bei der Bildqualität sind kaum Kompromisse zu machen. Die optischen Fehler sind minimal und bereits bei Offenblende stellt sich die höchste Auflösung ein. Der Randabfall der Auflösung hält sich im Weitwinkel in Grenzen. Die Auflösung ist in Telestellung nur wenig geringer als im Weitwinkel, während hier praktisch kaum noch ein Auflösungsverlust zum Bildrand auftritt, was selbst bei Festbrennweiten in diesem geringen Maße selten ist. Mit dem Olympus 12-100 mm 4 IS ED Pro kann man auf jeden Fall faul beim Objektivwechsel sein beziehungsweise seine anderen Objektive zu Hause lassen. Nur tragfaul sollte man nicht sein.

Kurzbewertung

  • Universeller Brennweitenbereich mit guter Lichtstärke
  • Hohe Auflösung über den gesamten Brennweitenbereich
  • Robustes, spritzwassergeschütztes Gehäuse
  • In Verbindung mit entsprechender Kamera äußerst effektiver Bildstabilisator
  • Gute Eignung für Makroaufnahmen (effektiv 1:1,65)
  • Groß und schwer
  • Gehäuse teilweise aus Kunststoff (u. a. das Filtergewinde)
  • Im Weitwinkel unschöne magentafarbene Reflexe bei direktem Gegenlicht

Olympus 12-100 mm 4 IS ED Pro mit Olympus OM-D E-M1 Mark II (v6.0)

Verzeichnung

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Olympus
Modell 12-100 mm 4 IS ED Pro
Unverbindliche Preisempfehlung 1.299,00 €
Bajonett Micro Four Thirds
Brennweitenbereich 12-100 mm
Lichtstärke (größte Blende) F4 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 17 Linsen in 11 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nein
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 150 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 72 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 78 x 117 mm
Objektivgewicht 561 g

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Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.