Standard-Makro

Testbericht: Nikon Z MC 50 mm F2.8

Seite 2 von 2, vom 2021-07-20 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Ein Makro-Objektiv benötigt nicht nur eine geringe Naheinstellgrenze und einen hohen Abbildungsmaßstab, sondern auch eine hervorragende Abbildungsleistung. Dies betrifft nicht nur die Auflösung von der Bildmitte bis zum Bildrand, sondern auch eine möglichst geringe Verzeichnung, Randabschattung und Farbsäume, um sich beispielsweise auch für Repro-Aufnahmen zu eignen.

In der Praxis zeigt das Nikon Z MC 50 mm F2,8 auch ohne die mickrige Streulichtblende sehr hohe Kontraste selbst in direktem Gegenlicht. Nicht einmal Blendenreflexe oder Flares konnten wir mit direktem Sonnenlicht im Bildfeld beobachten. Andererseits bildet sich selbst auf F22 abgeblendet kaum ein Sonnenstern heraus.

Die neun Blendenlamellen bilden eine sehr gleichmäßige, nahezu runde Öffnung. So zeigt das Z MC 50 mm F2,8 ein sehr gleichmäßiges Bokeh mit runden Unschärfescheibchen, die sich durch weiche Ränder auszeichnen. Feine Details verschwimmen in der Unschärfe angenehm ineinander, so dass sich das Hauptmotiv wunderbar aus dem Hintergrund löst, ohne dass dieser unruhig störend wirkt. Allerdings können sich bei hohen Kontrasten im Unschärfebereich ganz leichte Farbsäume zeigen. Diese werden aber nur bei starken Vergrößerungen sichtbar, da sie insgesamt recht gering sind.

Im Labortest an der knapp über 45 Megapixel auflösenden Vollformat-Kamera Nikon Z 7II performt das Z MC 50 mm F2,8 ebenfalls hervorragend, obwohl es nicht einmal der höchsten Objektivlinie "S" angehört. Im Labortest zeigten sich weder eine Verzeichnung noch chromatische Aberrationen. Die Randabdunklung ist mit maximal 0,8 Blendenstufen und einem sanften Verlauf vernachlässigbar, blendet man um zwei Stufen ab, sinkt sie sogar auf nur noch 0,4 Blendenstufen.

Weil die Entfernung zum Testchart im Labor bei der Messung mit 50 Millimetern Brennweite bei knapp unter zwei Metern lag, beträgt die Offenblende "nur" F3,0 statt F2,8. Das tut der hervorragenden Auflösung bei 50 Prozent Kontrast aber keinen Abbruch (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Bereits bei Offenblende liegt diese im Bildzentrum mit fast 75 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) kaum unter dem Maximum von 78 lp/mm, das bei F5,6 und F8 erreicht wird. Beim Abblenden auf F11 nimmt diese kaum ab und selbst bei F16 liegt sie noch bei sehr guten über 71 lp/mm. Erst beim Abblenden auf F22 sinkt die Auflösung deutlich auf unter 60 lp/mm.

Am Bildrand ist die Auflösung ebenfalls hervorragend, auch wenn man auf F5,6 abblenden muss, damit diese die Marke von 70 lp/mm überschreitet. Bei Offenblende sind es aber ebenfalls sehr gute 67 lp/mm, die auch bei F16 noch erreicht werden. Das Maximum von 74 lp/mm liegt im Blendenbereich von F5,6 bis F11 an. Selbst der maximale relative Auflösungs-Randabfall von 13 Prozent bei F4 ist recht gering, die gleichmäßigste Auflösung über das gesamte Bildfeld wird bei F11 mit nur noch drei Prozent Randverlust erreicht. Eine ideale Blende beispielsweise für Repro-Aufnahmen.

Benötigt man dagegen eine möglichst große Schärfentiefe, kann man durchaus auf F16 abblenden. Ein weiteres Abblenden ist jedoch nicht empfehlenswert, hier sollte man eher die Fokusreihenaufnahmefunktion der Kamera für ein späteres Fokus-Stacking am Computer in Erwägung ziehen, um die Schärfentiefe zu erweitern.

Fazit

Das Nikon Z MC 50 mm F2,8 ist ein trotz des Kunststoffgehäuses hochwertig verarbeitetes und dank des Wetterschutzes und Metallbajonetts sehr robustes Objektiv. Der Autofokus ist schnell, leise sowie präzise und die Naheinstellgrenze gering. Die mitgelieferte Streulichtblende fällt hingegen ziemlich mickrig aus. Zum Glück zeigt das Makro auch ohne diese eine hervorragende Performance im Gegenlicht, indem die Kontraste hoch bleiben und keine Reflexionen das Bild stören. Zudem zeigt das Z MC 50 mm F2,8 eine hohe optische Qualität und gleichmäßige, sehr hohe Auflösung bis an den Bildrand im Blendenbereich von F2,8 bis F16 sowie ein schönes, gleichmäßiges Bokeh.

Damit prädestiniert sich das Objektiv nicht nur für Makroaufnahmen inklusive Repro-Fotografie, sondern auch für sämtliche andere Motivwelten außerhalb der Makrofotografie. An einer APS-C-Nikon wird es zudem dank 75mm-Kleinbildäquivalent zum Porträtobjektiv, während es an den Vollformat-Kameras des Z-Systems auch ein sehr gutes Normalobjektiv ist. Angesichts der hohen optischen Leistung ist das Objektiv seinen nicht gerade niedrigen Preis von gut 700 Euro allemal wert.

Kurzbewertung

  • Gut verarbeitetes und wetterfestes Kunststoffgehäuse
  • Von F2,8-16 hervorragend hohe Auflösung bis an den Bildrand
  • So gut wie keine optischen Fehler
  • Weiches Bokeh
  • Hohe Kontraste auch im Gegenlicht
  • Mickrige Streulichtblende
  • Tubus fährt beim Fokussieren heraus
  • Kein Bildstabilisator

Nikon Z MC 50 mm F2.8 mit Nikon Z 7II

Auflösung MTF


Z 7II

F3,0F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
50 mm74,9 / 66,9 (11 %)77,2 / 67,8 (12 %)78,2 / 74 (5 %)78 / 74,1 (5 %)77 / 74,4 (3 %)70,9 / 66,8 (6 %)58,9 / 53,8 (9 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Nikon
Modell Z MC 50 mm F2.8
Unverbindliche Preisempfehlung 729,00 €
Bajonettanschluss Nikon Z
Brennweite 50,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8
Kleinste Blendenöffnung F22
KB-Vollformat ja
Linsensystem 10 Linsen in 7 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 160 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 46 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 75 x 66 mm
Objektivgewicht 260 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.