Standard-Makro

Testbericht: Nikon Z MC 50 mm F2.8

2021-07-20 Mit einem Straßenpreis von knapp unter 700 Euro kurz nach der Markteinführung (UVP ca. 730 Euro) ist das Nikkor Z MC 50 mm 1:2,8 das preisgünstigere der beiden neuen Makro-Objektive im Nikon-Z-System. Wie sich das Normalbrennweiten-Makro-Objektiv aber in der Praxis schlägt und ob die Bildqualität gut und das Nikon Z MC 50 mm F2.8 damit auch tatsächlich preiswert ist, haben wir an der 45 Megapixel auflösenden Nikon Z 7II getestet.  (Benjamin Kirchheim)

Verarbeitung

Mit einer Länge von 6,6 und einem Durchmesser von 7,5 Zentimetern fällt das Nikon Z MC 50 mm F2,8 recht kompakt aus. Der Filterdurchmesser beträgt sogar nur 46 Millimeter. Mit 260 Gramm ist das Gewicht ebenfalls gering. Das liegt nicht zuletzt am Gehäusematerial: Das Gehäuse besteht mit Ausnahme des Metallbajonetts komplett aus Kunststoff. Dieser wirkt aber hochwertig und ist sauber verarbeitet. Selbst beim festen Drücken gibt er nicht nach und macht auch keine Geräusche. Dennoch würden wir uns der Langlebigkeit halber vor allem beim Filtergewinde Metall als Material wünschen.

Obwohl "nur" Kunststoff zum Einsatz kommt, der nicht unbedingt Robustheit versprüht, ist das 50er mit zahlreichen Dichtungen versehen, die für einen Spritzwasser- und Staubschutz sorgen. Zudem ist die mit 18 Millimetern relativ kleine Frontlinse mit einer schmutzabweisenden Fluorbeschichtung versehen.

Zum Lieferumfang des Z MC 50 mm F2,8 gehören neben den obligatorischen Deckeln auch ein Mikrofaserbeutel, der das Objektiv zumindest vor Kratzern schützt, sowie eine Streulichtblende. Sie verdient allerdings diese Bezeichnung kaum, denn mit einem Durchmesser von fünf und einer Länge von 0,8 Zentimetern erzielt sie kaum eine Wirkung. Sie besteht ebenfalls aus hochwertigem Kunststoff und wird in das 46mm-Filtergewinde geschraubt. Sie bietet ihrerseits ebenfalls ein 46mm-Frontgewinde, so dass weiterhin Filter verwendet werden können, und zwar wahlweise zwischen Objektiv und Streulichtblende, sofern der Filter ein Frontgewinde besitzt, oder eben vor der Streulichtblende.

Ausstattung und Fokus

Das Z MC 50 besitzt keinen Innenfokus, sondern einen Frontgruppenfokus, bei dem der Tubus ausfährt. Dieser misst maximal 50 Millimeter im Durchmesser, während das Objektiv selbst 7,5 Zentimeter misst. Es gibt ein weiteres 62mm-Gewinde an der äußeren Objektivfront, für die Nikon jedoch (noch) kein Zubehör anbietet. Denkbar wäre es, hier Makrolichter oder einen Ringblitz anzubringen. Nikon hätte dieses Gewinde auch für eine größere Streulichtblende verwenden können, die bei entfernteren Motiven deutlich wirkungsvoller gewesen wäre. Der herausfahrende Tubus hätte dafür gesorgt, dass diese Blende bei Makroaufnahmen keine Abschattungen verursacht.

Bis zur Naheinstellgrenze von 16 Zentimetern im Makrobereich fährt der Tubus um maximal 2,4 Zentimeter heraus, also nicht besonders weit. Bei Fokusentfernungen von 19, 17 und 16 Zentimetern werden dabei Markierungen auf dem Tubus sichtbar, auch die entsprechenden Abbildungsmaßstäbe von 1:2, 1:1,4 und 1:1 sind gut lesbar aufgedruckt (siehe Foto). Interessanterweise fokussiert das Objektiv aber sogar noch etwas näher, obwohl 16 Zentimeter als Naheinstellgrenze angegeben sind. Wir konnten bereits ab 15,5 Zentimetern fokussieren. Dieser halbe Zentimeter klingt zwar nach wenig, aber macht sich beim Abbildungsmaßstab durchaus bemerkbar. Statt 36 mal 24 Millimeter beträgt das minimale Bildfeld hier nämlich 33 mal 22 Millimeter, was ungefähr einem Abbildungsmaßstab von 1:0,9 entspricht. Der Abstand des herausgefahrenen Tubus zum Motiv beträgt dabei fünf Zentimeter. Das ist gerade noch ausreichend Abstand zur Beleuchtung.

Der Autofokus des Nikon Z MC 50 mm F2,8 arbeitet nahezu unhörbar. Wenn man mit dem Ohr sehr nahe am Objektiv ist, kann man beim Fokussieren eine Art Melodie hören, weil der Motor je nach Entfernung eine andere Tonhöhe von sich gibt. An der Präzision und der Geschwindigkeit des Autofokus gibt es nichts auszusetzen. Er ist insbesondere bei größeren Entfernungen sehr schnell. Wer möchte, kann zudem einen Fokusbegrenzer für den Bereich von 16 bis 30 Zentimeter aktivieren.

Manuell kann das Z MC 50 selbstverständlich ebenfalls fokussiert werden, dazu muss man nur den dazugehörigen Schalter am Objektiv umlegen. Aber auch der Autofokus kann manuell korrigiert werden. Der 2,6 Zentimeter breite Fokusring ist auf einer Breite von 2,3 Zentimetern mit einer griffig geriffelten Gummierung versehen. Der Fokusring arbeitet rein elektronisch. Es gibt mit Ausnahme der bereits erwähnten Markierungen auf dem herausfahrenden Tubus weder eine mechanische noch eine digitale Anzeige der tatsächlichen Entfernung.

Dennoch gelingt die manuelle Fokussierung problemlos. Einerseits arbeitet der Fokusring nicht-linear, so dass die zurückgelegte Entfernung von der Drehgeschwindigkeit abhängt. Mit einer schnellen Drehung überwindet man also weite Distanzen, während man mit einer langsamen Drehung eine äußerst feine Justierung des Fokus vornehmen kann. Dabei gibt es einige Fokushilfen im Livebild der Kamera, in diesem Fall eine Nikon Z 7II. Einerseits wird während des Drehens am Fokusring ein Entfernungsbalken eingeblendet, der aber mangels konkreten Entfernungsangaben nur zur groben Orientierung dient. Als zweites gibt es bei Aktivierung des manuellen Fokus eine dauerhafte Einblendung kleiner Dreiecke, die anzeigen, in welche Richtung man den Fokusring drehen muss, um den auf dem Bildschirm gewählten Fokuspunkt scharf zu bekommen.

Als drittes ist dieser Fokuspunkt rot, wenn das Bild dort nicht scharf ist und grün, wenn es scharf ist. Zudem lässt sich eine Fokuslupe aktivieren und schließlich gibt es auch noch Fokuspeaking, nach dessen Aktivierung sich die Fokusebene dank farblicher Markierung von Kontrasten abschätzen lässt. Wichtig zu wissen ist aber, dass diese Kontrastmarkierungen keine absolute Exaktheit bieten, man sollte immer genau visuell (am besten mit aktivierter Fokuslupe) kontrollieren, ob das gewünschte Detail auch wirklich exakt im Fokus liegt, denn das Peaking zeigt unter Umständen einen etwas größeren Bereich scharf an.

Beim Fokussieren ändert sich aber noch etwas anderes: die Lichtstärke. Das ist zwar ein normales optisches Phänomen, Nikon zeigt dieses aber im Gegensatz zu anderen Herstellern aktiv an. Das bedeutet, dass sich bei kürzeren Entfernungen nicht mehr die volle Blendenöffnung von F2,8 wählen lässt. Bis zur Naheinstellgrenze fällt die Lichtstärke um zwei Blendenstufen auf F5,6. Im Bereich von zwei Metern bis unendlich steht die volle Lichtstärke von F2,8 zur Verfügung. Darunter sinkt die Lichtstärke kontinuierlich, aber nicht linear. Bei weniger als 27 Zentimetern beträgt die Lichtstärke nur noch F4 oder weniger, bei 16 Zentimetern und weniger beträgt die Öffnung nur noch F5,6. Immerhin lässt sich die Blende dann aber weiter schließen. Bei maximal F4 kann die Blende bis F25 statt nur F22 geschlossen werden, bei F5,6 sogar auf bis zu F32.

Leider hat Nikon keinen optischen Bildstabilisator im Z MC 50 mm F2,8 verbaut. Das stört an den Vollformat-Z-Modellen, wie etwa der Testkamera Z 7II, zwar nicht, da diese über einen Sensor-Shift-Bildstabilisator verfügen, wohl aber an den APS-C-Modellen Z 50 und Z fc, die keinen Bildstabilisator besitzen. Immerhin besitzt das Nikon Z MC 50 mm F2.8 auch an den APS-C-Modellen eine schöne Brennweite von 75 Millimetern entsprechend Kleinbild, womit es sich an diesen nicht nur als Makro-Objektiv eignet, sondern auch als Porträt-Objektiv.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.