Lichtstarkes Normalobjektiv

Testbericht: Nikon Z 50 mm F1.2 S

Seite 2 von 2, vom 2021-10-10 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Statt also die digitalen Möglichkeiten voll auszuschöpfen, wird hier eine analoge Anzeige nachgeahmt. Immerhin gibt es auch eine Anzeige der Schärfentiefe abhängig von Entfernung und Blende. Aber auch diese beschränkt sich auf einen schmaler und breiter werdenden Balken, die Lösung der Batis-Objektivserie von Zeiss wirkt hier mit seinen konkreten Zahlenwerten doch noch etwas nützlicher. Hält man die Display-Taste gedrückt, lassen sich übrigens die Displayhelligkeit und die Maßeinheit der Anzeige (metrisch oder angloamerikanisch) einstellen. Viel praktischer wäre allerdings eine automatische Helligkeitsregelung, denn auf größter Helligkeit blendet es im Dunkeln und auf dunkelster und mittlerer ist es bei Sonnenschein nicht ablesbar.

Zwischen Display und Kamera befindet sich ein Einstellring, dessen Funktion über die Kamera eingestellt werden kann. Standardmäßig wird hier die Blende eingestellt. Der Ring besteht aus griffig geriffeltem Kunststoff, wobei sich die Riffelung über sieben Millimeter Breite erstreckt. Der Ring lässt sich angenehm mit leichtem Widerstand völlig geräuschlos und rastfrei einstellen. Ebenfalls über die Kamera programmierbar ist die L-Fn-Funktionstaste, die sich seitlich am Objektiv befindet. Sie kann beispielsweise als AF-On-Taste benutzt werden.

Einen optischen Bildstabilisator besitzt die Festbrennweite nicht. Stattdessen setzt Nikon auf den Sensor-Shift-Bildstabilisator. Wir konnten problemlos 1/6 Sekunde lang verwackelungsfrei belichten. Das entspricht drei Blendenstufen gegenüber 1/50 Sekunde, die man als Faustformel (Umkehrwert der Brennweite) verwackelungsfrei halten kann. Nicht vergessen sollte man die hohe Pixeldichte, die bei entsprechender Vergrößerung gnadenlos alle Verwackelungen sichtbar macht.

Bildqualität

Der optische Aufbau des Nikon Z 50 mm F1.2 S setzt sich aus beeindruckenden 17 Linsen zusammen, die in 15 Gruppen angeordnet sind. Drei asphärische und zwei ED-Linsen sollen für eine hohe Auflösung bis an den Bildrand bereits ab Offenblende und minimierte Farbfehler sorgen. Letzteres lässt sich bereits im Praxiseindruck bestätigen, während die Auflösung zumindest am Bildrand bei Offenblende zwar gut ist, aber nicht ganz mit dem Bildzentrum mithalten kann und beim Abblenden besser wird.

Weniger überzeugt die Nanovergütung. Zwar sind die Kontrastverluste im Gegenlicht geringen, aber es zeigen sich je nach Lichteinfall deutliche Flares und Blendenflecke, auch die Streulichtblende ist hier teilweise machtlos. Das von den neun Blendenlamellen gleichmäßig rund geformte Bokeh überzeugt hingegen auf ganzer Linie. Es ist butterweich und lässt störende Strukturen schön ineinander verschwimmen. Auch im Unschärfebereich zeigen sich kaum Farbsäume.

Den Labortest des Z 50 mm F1.2 S haben wir an der 46 Megapixel auflösenden Z 7II vorgenommen, wobei die Verzeichnungs- und Vignettierungskorrektur sowie der Beugungsausgleich per Default aktiviert waren. Sie lassen sich auf Wunsch abschalten. Im Labortest zeigten sich weder Verzeichnung noch Farbsäume. Die Randabdunklung wird hingegen nicht voll auskorrigiert. Sie beträgt bei Offenblende knapp eine Blendenstufe (50 Prozent Lichtverlust in den Bildecken) und nimmt beim Abblenden auf F2,8 auf unter 30 Prozent (0,5 Blendenstufen) ab, wo sie auch beim weiteren Abblenden verharrt. Dabei ist der Verlauf stets sanft, so dass die Randabdunklung kaum auffällt.

Im Bildzentrum ist die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast bereits ab Offenblende mit über 70 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) hoch (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Dank des Beugungsausgleichs bleibt sie auch stets über 70 lp/mm, wobei jedoch beim Abblenden die Schärfeartefakte leicht ansteigen. Das Auflösungsmaximum wird bei F5,6 mit knapp 79 lp/mm erreicht. Am Bildrand sieht es etwas anders aus. Hier ist die Auflösung mit 45 lp/mm nur gut und liegt über 35 Prozent unter dem Niveau des Bildzentrums. Ab F2,8 ist die Welt dann aber wieder in Ordnung, denn hier springt die Auflösung auf über 70 lp/mm und der Auflösungs-Randabfall beträgt zwischen F2,8 und F5,6 sogar nur maximal ein Prozent.

Für die Praxis bedeutet das, dass man viele Motive problemlos bei Offenblende fotografieren kann, etwa Porträts. Auch bei der Available-Light-Fotografie kann die Offenblende verwendet werden, sofern die Randauflösung keine Rolle spielt. Für Landschafts- und Architekturaufnahmen mit vielen Details bis in die Bildecken sollte man mindestens bis F2,8 abblenden. Diese Motive erfordern aber meistens ohnehin eine größere Schärfentiefe, außer man fotografiert Available Light ohne Stativ und mit Belichtungszeiten von länger als 1/6 Sekunde bei F2,8, dann muss man weiter aufblenden oder die ISO-Empfindlichkeit erhöhen. Bei gutem Licht wird man diese Motive aber eher bei F5,6 bis F11 fotografieren.

Fazit

Für die hohe Anfangsöffnung von F1,2 muss man beim Nikon Z 50 mm F1.2 S nicht nur eine Stange Geld auf den Tisch legen, sondern auch die wuchtigen Abmessungen und das heftige Gewicht in Kauf nehmen. Das ist eher der aufwendigen optischen Konstruktion als dem besonders hochwertigen Gehäuse geschuldet. Das Display ist ein praktisches, wenn auch vom Design und der Praktikabilität nicht ganz ausgefeiltes Ausstattungsdetail. Der Autofokus und auch die manuelle Fokussierung gelingen präzise und schnell. Das Highlight ist aber sicherlich die Bildqualität, auch wenn diese nicht ganz ohne Makel daherkommt. Die optischen Fehler sind gering bis nicht vorhanden und das Bokeh ist wunderschön. Bei Gegenlicht treten jedoch deutlich sichtbare Blendenflecke und manchmal störende Flares auf (die einen lieben sie, die anderen hassen sie). Die Auflösung ist im Bildzentrum bereits bei Offenblende über jeden Zweifel erhaben, für höchste Randauflösung sollte man hingegen auf mindestens F2,8 abblenden.

Kurzbewertung

  • Gute Verarbeitung
  • Sehr breiter, griffiger Fokusring
  • Frei von Verzeichnungen und Farbsäumen
  • Hohe Auflösung im Bildzentrum bereits ab Offenblende
  • Wunderschönes Bokeh
  • Am Bildrand erst ab F2,8 hervorragend
  • Deutliche Blendenreflexe und Flares, selbst mit Streulichtblende
  • Sehr groß, schwer und teuer

Nikon Z 50 mm F1.2 S mit Nikon Z 7II

Auflösung MTF


Z 7II

F1,2F1,4F2,0F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0
50 mm71,7 / 45,6 (36 %)74,9 / 45,4 (39 %)71,7 / 56,7 (21 %)72 / 71 (1 %)76,4 / 77 (0 %)78,5 / 77,6 (1 %)77,8 / 75,5 (3 %)77 / 74 (4 %)72,2 / 67,8 (6 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Nikon
Modell Z 50 mm F1.2 S
Unverbindliche Preisempfehlung 2.579,00 €
Bajonettanschluss Nikon Z
Brennweite 50,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,2
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat ja
Linsensystem 17 Linsen in 15 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 450 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 82 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 89 x 150 mm
Objektivgewicht 1.090 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.