Lichtstarkes Standardzoom

Testbericht: Nikon Z 24-70 mm 1:2,8 S

Seite 2 von 2, vom 2019-05-09 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Der Praxis- und Labortest des Nikon Z 24-70 mm 1:2,8 S fand an der knapp 46 Megapixel auflösenden Nikon Z 7 statt. Dabei fiel beim Fotografieren sofort die hohe Schärfe des Objektivs bis an den Bildrand auf, auch Verzeichnungen waren nicht auszumachen, die korrigiert die Kamera perfekt aus. Die hohe Schärfe bringt allerdings auch einen Nachteil mit sich: Das Bokeh ist trotz der neun abgerundeten Blendenlamellen, die eine sehr gleichmäßige Öffnung bilden, recht harsch. Die Unschärfekreise werden nach außen kontrastreicher, besonders bei ineinanderfließenden Lichtpunkten gibt es eher unschöne Effekte, die fast schon an Ringe erinnern. Doch auch bei normalen Konturen zeigt sich das Bokeh dadurch eher unruhig.

Deutlich Boden gutmachen kann das Objektiv aber bei Gegenlicht. Die neue ARNEO-Vergütung arbeitet derart effektiv, dass es praktisch zu keinen Kontrastverlusten bei hartem Gegenlicht kommt, selbst Blendenreflexe sind kaum vorhanden. Bei direkter Sonne im Bild zeigen sich einige hellere, aber sehr kleine Punkte, das war aber auch schon alles. Wer kreativ mit Blendenreflexen spielen möchte, ist hier an der falschen Adresse, wer dagegen technische Perfektion bevorzugt, wird hier seine helle Freude haben. Sehr schön und absolut symmetrisch zeigt sich auch ein Sternstrahleneffekt, wenn man bei hellen, punktuellen Lichtquellen stark abblendet. Hier stören keinerlei Farbverfälschungen das Bild. Überhaupt sind Farbsäume praktisch nicht auszumachen, weder in der Schärfeebene, noch in der Unschärfeebene.

Im Testlabor bestätigt sich der hervorragende Praxiseindruck. Farbsäume und Verzeichnungen spielen keine Rolle. Nicht komplett auskorrigiert wird hingegen die Randabdunklung. Sie beträgt bei Offenblende bei allen Brennweiten eine Blendenstufe und mehr und wird damit deutlich sichtbar. Während man die Blende im Weitwinkel um zwei volle Stufen schließen muss, damit die Randabdunklung nahezu verschwindet, reicht bei mittlerer und langer Brennweite eine Stufe.

Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast ist bereits bei Offenblende äußerst hoch (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Sie liegt im Bildzentrum je nach Brennweite bei 75 bis 83 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) und nimmt vom Weitwinkel beim Zoomen zum Tele ab. Am Bildrand liegt die Auflösung bei ebenfalls sehr guten 60 bis 65 lp/mm. Beim Abblenden lässt sich die Auflösung vor allem am Bildrand noch steigern, im Bildzentrum dagegen relativ wenig. Im Weitwinkel und bei mittlerer Brennweite ist bereits bei F4 das Auflösungsmaximum im Bildzentrum mit knapp 80 bis 84 lp/mm erreicht. Im Tele muss man auf F5,6 abblenden, wo mit 78 lp/mm die maximale Zentrumsauflösung erreicht wird.

Am Bildrand ist nur im Weitwinkel bei F4 mit für diese Brennweite beachtlichen 74 lp/mm bereits das Maximum erreicht. Bei mittlerer Brennweite steigert sich die Randauflösung bis F11 auf ihr Maximum von 73 lp/mm. Auch im Tele wird erst bei F11 die maximale Randauflösung erreicht, hier sind es sogar wieder 74 lp/mm. Sollte man eine generelle Blende für Landschaftsaufnahmen empfehlen, wäre dies aber F8. Hier lässt sich bei allen Brennweiten eine sehr hohe Auflösung von der Bildmitte bis zum Bildrand erreichen, die in jedem Fall über 70 lp/mm liegt. Das Nikon Z 24-70 mm 1:2,8 S ist in der Summe eines der besten F2,8 24-70mm Objektive, das wir je im Testlabor hatten.

Fazit

Insgesamt hinterlässt das Nikon Z 24-70 mm 1:2,8 S einen sehr guten Eindruck. Es ist nicht ganz preisgünstig, bietet aber eine gute Verarbeitung und Robustheit. Auch wenn es für sich genommen nicht allzu klein und leicht ausfällt, ist es relativ zu seiner Lichtstärke und Brennweite gesehen doch kompakt und leicht. Das Handling hinterlässt an der Testkamera Nikon Z 7 (und damit auch der ergonomisch identischen Z 6) einen guten, wenn auch nicht perfekten Eindruck. Die Kamera-Objektiv-Kombination ist gut ausbalanciert und die Bedienung geht, mit Ausnahme des etwas unglücklich platzierten und zu schwergängigen hinteren Rings, sehr gut von der Hand. Verbesserungspotential bietet noch das zu schnell ausgehende und bei der Entfernungseinstellung etwas unpräzise Display, dennoch ist dieses insgesamt als positive Fortentwicklung spiegelloser Objektive anzusehen.

Vollends überzeugt das Nikon Z 24-70 mm 1:2,8 S derweil in der wichtigsten Disziplin, der Bildqualität. Die optischen Fehler sind sehr gering und die Auflösung bereits ab Offenblende äußerst hoch. Sowohl das mit F4 lichtschwächere Z 24-70 mm als auch das F2,8 lichtstarke DSLR-Pendant schlägt es spielend, vor allem am Bildrand. Das Nikon Z 24-70 mm 1:2,8 S ist sogar herstellerübergreifend eines der hochauflösendsten F2,8 lichtstarken 24-70er, das man derzeit bekommen kann. Hinzu kommt eine äußerst effektive Vergütung, bei der man sich glatt fragen kann, wozu man noch eine Streulichtblende benötigt – vielleicht als mechanischen Schutz der Frontlinse.

Kurzbewertung

  • Kompakter und leichter als sein Spiegelreflex-Pendant
  • Spritzwasser- und staubgeschütztes Gehäuse
  • Sehr hohe, gleichmäßige Auflösung mit akzeptablem bis geringem Randabfall
  • Schneller, präziser Autofokus
  • OLED-Statusanzeige für Brennweite, Entfernung, Schärfentiefe und Blende
  • Ungünstige Positionierung und Schwergängigkeit des hinteren Einstellrings
  • Bei Offenblende sichtbare Randabdunklung
  • OLED-Anzeige geht zu schnell aus

Nikon Z 24-70 mm 1:2,8 S mit Nikon Z 7 (v6.0)

Auflösung MTF


Z 7

F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
24 mm82,8 / 65,1 (21 %)84,1 / 73,9 (12 %)82,9 / 73 (12 %)80,8 / 70,8 (12 %)78,7 / 67,7 (14 %)71,3 / 57,3 (20 %)59,6 / 44 (26 %)
41 mm78,4 / 61,1 (22 %)79,9 / 68,1 (15 %)79,7 / 69,7 (13 %)77,2 / 71,7 (7 %)75,3 / 72,9 (3 %)69,6 / 65,2 (6 %)59,1 / 52,6 (11 %)
70 mm75,1 / 60,6 (19 %)75,1 / 65,5 (13 %)77,8 / 71,1 (9 %)74,7 / 73,8 (1 %)73,8 / 73,9 (0 %)68,6 / 67,2 (2 %)58,9 / 54,8 (7 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Nikon
Modell Z 24-70 mm F2.8 S
Unverbindliche Preisempfehlung 2.579,00 €
Bajonett Nikon Z
Brennweitenbereich 24-70 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 17 Linsen in 15 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 380 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 82 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 89 x 126 mm
Objektivgewicht 805 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.