Lichtstarkes Ultraweitwinkel-Vollformat-Zoom

Testbericht: Nikon Z 14-24 mm F2.8 S

Seite 2 von 2, vom 2021-02-04, aktualisiert 2022-03-28 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Vor dem Display befindet sich der 2,5 Zentimeter breite mechanische Zoomring. Er besitzt eine zwei Zentimeter breite Gummiriffelung. Mit einer viertel Umdrehung kann von 14 auf 24 Millimeter gezoomt werden, gut lesbare weiße Beschriftungen bei 14, 15, 16, 18, 20 und 24 Millimeter zeigen die Brennweite "analog" an, man ist also nicht auf das Display angewiesen. Bei 21 oder 22 Millimeter hätte aber gerne ebenfalls eine Beschriftung sein können, denn damit ließe sich die Brennweite noch besser abschätzen. Zwar ändert das Objektiv beim Zoomen seine Länge nicht, innerhalb des Objektivs fährt jedoch die Frontlinse beim Zoomen von 14 auf 24 Millimeter um etwa einen Zentimeter zurück. Das ist sehr praktisch, weil dadurch die Gegenlichtblende bei längeren Brennweiten besser wirkt.

Ganz vorne am Objektiv sitzt schließlich der elektronisch arbeitende Fokusring. Er besitzt eine etwa 1,5 Zentimeter breite, etwas feinere Gummiriffelung als der Zoomring. Der Widerstand ist ganz ähnlich wie bei Multifunktionsring. Da es sich um einen elektronischen Ring handelt, wird der Fokus tatsächlich vom praktisch unhörbaren Fokusmotor eingestellt, der die interne Fokusgruppe antreibt. Die "Übersetzung" des Fokusrings erfolgt dabei nicht linear. Eine schnelle Drehung sorgt für eine größere Übersetzung als eine langsame Drehung. Dadurch lässt sich der Fokus bei Fotos sehr exakt und feinfühlig einstellen. Neben der Fokusskala auf dem Display gibt es Einstellhilfen an der Kamera, etwa eine Vergrößerungstaste und Fokuspeaking.

Umgeschaltet zwischen Auto- und manuellem Fokus wird über einen kleinen Schalter links hinten am Objektiv. Der Autofokus arbeitet treffsicher, flott und unhörbar leise. Weiter vorne seitlich befindet sich unterhalb der Display-Taste noch eine Funktionstaste, die sich über die Kamera mit einer Funktion belegen lässt, beispielsweise zum Fokushalten.

Die Naheinstellgrenze gibt Nikon mit 28 Zentimetern ab Sensorebene an, bei maximalem Zoom soll der Abbildungsmaßstab 1:7,7 betragen. Wir konnten sogar bereits ab 24 Zentimeter manuell und auch automatisch fokussieren. Der Abstand von der Objektivfront zum Motiv beträgt dabei zehn Zentimeter. Als minimales Bildfeld haben wir 20,5 mal 13,7 Zentimeter ermittelt, was einen maximalen Abbildungsmaßstab von sogar 1:5,7 ergibt. Bei 14 Millimeter schrumpft die Naheinstellgrenze sogar auf 23 Zentimeter, das minimale Bildfeld wächst hingegen auf 29 mal 19,3 Zentimeter, der Abbildungsmaßstab beträgt hier 1:8,1. Auf jeden Fall lassen sich so sehr dramatische Perspektiven mit einem nahen, scharfen Vordergrund erzielen.

Bildqualität

Nutzt man bei solchen Perspektiven die große Blendenöffnung von F2,8 aus, ergibt sich ein überraschend schönes Bokeh. Die Blende besitzt immerhin neun abgerundete Lamellen und ist sehr gleichmäßig geformt. Hinzu kommt die gute Helligkeitsverteilung der Unschärfescheibchen, wodurch keine Doppelkonturen entstehen und die unscharfen Details im Hintergrund schön ineinander verschwimmen. Farbsäume konnten wir im Bokeh ebenfalls keine beobachten.

Die optische Konstruktion des Nikon Z 14-24 mm F2.8 S setzt sich aus 16 Linsen zusammen, die in elf Gruppen angeordnet sind. Darunter befinden sich vier ED-Glas-Linsen sowie drei asphärische Linsen, um für eine hohe Bildqualität mit minimierten optischen Fehlern zu sorgen. Auch die ARNEO- sowie die Nanokristallvergütung kommen zum Einsatz, sie sollen für hohe Kontraste im Gegenlicht sorgen.

Tatsächlich zeigt das Superweitwinkel bei allen Brennweite sehr hohe Kontraste auch in direktem Gegenlicht, die Vergütung wirkt hervorragend der Bildung von Geisterbildern entgegen. Blendenflecken bleiben als Reflexionen im Bild zwar nicht ganz aus, aber sie sind verhältnismäßig gering. Die Verwendung der Gegenlichtblende macht hier so gut wie keinen Unterschied.

Im Labortest zeigt sich die Randabdunklung gut, wenn auch nicht gänzlich auskorrigiert. Maximal eine Blendenstufe sind die Bildecken dunkler als die Bildmitte – aber auch nur bei 14 mm und F2,8. Blendet man ab oder zoomt man, nimmt die Randabdunklung auf bis zu 0,4 Blendenstufen ab. Der Verlauft ist stehts sanft, so dass die Abdunklung kaum auffällt. Chromatische Aberrationen und Verzeichnungen sind hingegen auf nahezu Null auskorrigiert. Wer möchte, kann die automatische Korrektur der Kamera aber auch deaktivieren. Tut man das, ist die Verzeichnung bei kurzer Brennweite deutlich tonnenförmig und bei maximaler Brennweite minimal kissenförmig.

In der Bildmitte ist die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast bereits ab Offenblende sehr hoch, wobei die Auflösung bei 14 mm Brennweite vom Abblenden auf F4 durchaus profitiert und von 74 auf 83 lp/mm (Linienpaare pro Millimeter) steigt, während sie bei 18 und 24 mm bereits bei Offenblende 81 lp/mm beträgt. Bis etwa F11 hält sich die Auflösung im Bildzentrum auf hohem Niveau, aber auch bei F16 sind es noch über 70 lp/mm.

Am Bildrand sieht es bei allen Brennweiten anders aus. Während der Auflösungs-Randabfall bei kurzer Brennweite mit 15 bis 25 Prozent überraschend gering ausfällt, beträgt er bei mittlerer Brennweite bis zu über 50 Prozent und bei langer Brennweite bis zu 35 Prozent. Blendet man jedoch ab, lässt sich die Randauflösung teilweise deutlich steigern. Im Bereich von F5,6 bis F11 erhält man bei kürzester und längster Brennweite die höchste Randauflösung, bei mittlerer Brennweite muss man dagegen auf F8 bis F11 abblenden, dafür wird nur bei 18 mm und F11 überhaupt die Marke von 70 lp/mm überschritten.

Verglichen mit dem Nikon Z 14-30 mm F4 S (Testbericht siehe weiterführende Links) ist die Auflösung des 14-24 in der Bildmitte höher, dafür löst das 14-30 zumindest bei mittlerer und langer Brennweite am Bildrand besser auf. Bei 14 mm jedoch ist das 14-24 mm dem 14-30 mm bei allen Blenden überlegen, teilweise sogar sehr deutlich. Auch beim Bokeh ist das F2,8er-Zoom gegenüber dem F4er-Zoom zu bevorzugen. Steht bei 24 mm Brennweite die Entscheidung an, lieber mit dem Z 14-24 F2.8 S oder dem Z 24-70 mm F2.8 S zu fotografieren, sollte man für höhere Auflösung letzterem den Vorzug geben. Nur bei der Randabdunklung ist das 24-70 bei 24 mm deutlich schlechter als das 14-24 mm.

Fazit

Für einen nicht gerade günstigen Preis von deutlich über 2.000 Euro bekommt man mit dem Nikon Z 14-24 mm F2.8 S ein relativ kompaktes, aber vor allem überraschend leichtes Ultraweitwinkelzoom mit durchgehend hoher Lichtstärke. Das geringe Gewicht bezahlt man mit einem Kunststoffgehäuse, das aber wetterfest und hochwertig verarbeitet ist. Üppig sind die zwei zum Lieferumfang gehörenden Gegenlichtblenden, von denen eine sogar ein 112mm-Filtergewinde bietet. Das eingebaute Display ist vor allem in der Praxis sehr nützlich, auch wenn es eher funktional als "hübsch" ins Gehäuse eingebaut ist.

Die Bildqualität des Nikon Z 14-24 mm F2.8 S ist vor allem bei kürzester Brennweite überraschend gut, so dass ihm klar der Vorzug vor dem günstigeren Z 14-30 mm F4 S zu geben ist. Bei mittlerer Brennweite hingegen schwächelt das Objektiv vor allem bei der Randauflösung. Abgeblendet auf F5,6-F11 (bei 18 mm besser F8-F11) bekommt man in jedem Fall auch am Bildrand eine hohe Auflösung. Gegenlicht stellt dank der hervorragenden Vergütung keine Herausforderung dar und das Bokeh ist sehr harmonisch, was insbesondere angesichts des großen Bildwinkels durchaus überrascht.

Kurzbewertung

  • Spritzwassergeschütztes Gehäuse
  • Recht leicht und kompakt
  • Überraschend schönes Bokeh
  • Hohe Gegenlichtresistenz
  • Insgesamt hohe Auflösung
  • Gehäuse besteht größtenteils nur aus, wenn auch gut verarbeitetem, Kunststoff
  • Schwache Randauflösung bei mittlerer Brennweite (F8 bis F11 empfehlenswert)
  • Display nicht besonders schön integriert (aber funktional sehr nützlich)

Nikon Z 14-24 mm F2.8 S mit Nikon Z 7II

Auflösung MTF


Z 7II

F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
14 mm73,8 / 63,6 (14 %)82,9 / 61,7 (26 %)81,2 / 65,6 (19 %)78,5 / 68,5 (13 %)77,2 / 67 (13 %)72,2 / 58,2 (19 %)65,2 / 47,7 (27 %)
18 mm81,4 / 38,5 (53 %)80,3 / 46 (43 %)79,5 / 57,7 (27 %)78,9 / 67,2 (15 %)77,8 / 70,5 (9 %)71,7 / 63,1 (12 %)63,6 / 52,3 (18 %)
24 mm81,4 / 52,7 (35 %)80,8 / 60,3 (25 %)79,7 / 67,3 (16 %)76,4 / 67,9 (11 %)75,7 / 69,7 (8 %)70,1 / 63,7 (9 %)62,3 / 53,4 (14 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Nikon
Modell Z 14-24 mm F2.8 S
Unverbindliche Preisempfehlung 2.759,00 €
Bajonett Nikon Z
Brennweitenbereich 14-24 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 16 Linsen in 11 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 280 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 125 x 89 mm
Objektivgewicht 650 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.