Tele-Makro-Objektiv

Testbericht: Fujifilm XF 80 mm F2.8 R LM OIS WR Macro

2018-01-15 Bereits beim Start des neuen XF-Kamerasystems vor ziemlich genau sechs Jahren war eines der drei anfänglichen Objektive ein Makro. Es war klein, leicht, leistbar und bot eine sehr gute Bildqualität. Der maximale Abbildungsmaßstab von 1:2 war jedoch ein Makel und mit lediglich 90 Millimetern Kleinbildäquivalent ist auch nicht jeder Makrofotograf glücklich. Im vergangenen Jahr legte Fujifilm daher mit dem XF 80 mm F2.8 R LM OIS WR Macro nach. Es bietet eine längere Brennweite, ist spritzwassergeschützt, bildet mit 1:1 ab und bietet obendrein einen optischen Bildstabilisator. Im Test muss es nun seine Praxistauglichkeit und Bildqualität beweisen.  (Benjamin Kirchheim)

War das XF 60 mm F2.4 R Macro noch ein kleines (6,4 x 7,1 cm), schnuckeliges und leichtes (215 g) Objektiv, ist das XF 80 mm F2.8 R LM OIS WR Macro ein richtiger Brummer dagegen. Es misst stolze acht Zentimeter im Durchmesser und ist sogar 13 Zentimeter lang. Zudem drückt es mit knapp 750 Gramm mehr als das Dreifache des 60er Makros auf die Waage. Da ist es schon enttäuschend, dass das Gehäuse größtenteils aus Kunststoff besteht. Das trifft selbst auf das 62 Millimeter messende Filtergewinde zu. Immerhin ist das Objektiv gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, bringt also eine gewisse Robustheit für Aufnahmen in der Natur mit. Ein Metallgehäuse hätte das Gewicht sicherlich noch weiter in die Höhe schnellen lassen.

Ausstattung und Bedienung

Das Makro arbeitet mit einem Innenfokussystem, das im ausgeschalteten Zustand von der Schwerkraft gezogen munter im Objektiv vor und zurück fährt. Das ermöglicht jedoch eine lautlose und äußerst schnelle Fokussierung. Die Naheinstellgrenze liegt bei lediglich 25 Zentimetern, angesichts der Objektivlänge bedeutet das einen Arbeitsabstand von nur knapp über zehn Zentimetern. Nutzt man die üppige Streulichtblende, so schrumpft der Arbeitsabstand sogar auf magere drei Zentimeter zusammen, das ist wahrlich nicht viel. Zum Glück kann man die Streulichtblende getrost weglassen (mehr dazu im Abschnitt Bildqualität mehr).

Da der zu durchfahrende Fokusbereich sehr groß ist und sich die lange Brennweite von 120 Millimetern entsprechend Kleinbild auch für andere Aufgaben wie etwa Telefotografie oder Porträts anbietet, ist der verbaute Fokusbegrenzer äußerst sinnvoll. Wahlweise wird anstelle des gesamten Fokusbereichs nur der von einem halben Meter bis unendlich durchfahren oder man arbeitet nur im Makrobereich von 25 bis 50 Zentimetern.

Für die manuelle Fokussierung bietet das Objektiv hingegen keine Umschaltung, dies erfolgt über die Kamera. Bei unserem Test kam die Fujifilm X-E3 zum Einsatz, die über einen entsprechenden Wahlschalter verfügt. Der manuelle Fokusring fällt mit vier Zentimetern Breite äußerst üppig aus. Dank der geriffelten Gummierung ist er zudem sehr griffig. Der Fokusring arbeitet rein elektronisch, um die Entfernungseinstellung kümmert sich nach wie vor der Fokusantrieb. Das funktioniert hervorragend, denn bei langsamen Bewegungen agiert der Fokusmotor äußerst feinfühlig in kleinsten Schritten, während bei schnellen Bewegungen am Fokusring große Entfernungsbereiche durchfahren werden können. Zudem bietet die Kamera alle erdenklichen Einstellhilfen wie eine Fokuslupe, Fokus-Peaking und sogar einen digitalen Schnittbildindikator. Zudem zeigt die Kamera einen Entfernungsbalken sowie die Schärfentiefe an.

Zwischen Fokusring und Kamera sitzt der deutlich schmalere Blendenring, eines der wenigen Metallteile am Objektiv. Er ist in Drittelstufen gerastet und mit seiner Riffelung sehr griffig zu bedienen. Zudem ist eine Automatikstellung vorhanden, die eine Blendensteuerung seitens der Kamera wahlweise automatisch oder mit einem Kameraeinstellrad erlaubt. Leider rastet der Blendenring nicht ein, sondern wird nur mittels eines etwas weiteren Stellwegs von F22 getrennt. So kann es schonmal vorkommen, mit F22 statt Automatikblende zu fotografieren, was sehr ärgerlich ist.

Ein weiteres nützliches Ausstattungsdetail ist der optische Bildstabilisator. Er kann über einen Schalter seitlich am Objektiv ein- und ausgeschaltet werden. Bei ausgeschalteter Kamera ist die bildstabilisierende Gruppe wie die Autofokusgruppe frei im Gehäuse beweglich und klappert, allerdings mit deutlich kleinerer Amplitude, im Gehäuse herum. Der Stabilisator arbeitet nicht nur bei großen Entfernungen, wo vor allem Kippbewegungen ausgeglichen werden müssen, sehr effektiv, sondern auch im Nah- und Makrobereich, wo Verschiebebewegungen eine größere Rolle spielen. Wann immer man ohne Stativ arbeitet, sollte man den Stabilisator aktivieren.

Bildqualität

Das Fujifilm XF 80 mm F2.8 R LM OIS WR Macro ist mit neun Blendenlamellen ausgestattet, die eine nahezu kreisrunde Form bilden. Zwar muss ein Makroobjektiv ein schönes Bokeh bilden, um das Motiv noch besser vom Hintergrund abzuheben, das Bokeh des XF 80 mm ist aber selbst für ein Makro äußerst gut. Es erinnert schon fast eher an ein Porträtobjektiv, so schön weich laufen die Unschärfescheibchen zum Rand hin aus. Es ist also wirklich naheliegend, das Objektiv auch zur Porträtfotografie einzusetzen, wo das Makro mit weichem Bokeh eine sehr knackige Schärfe abbildet und das Motiv wunderbar aus dem Hintergrund herauslöst. Mit 120 Millimetern Brennweite bietet es sich für besonders intensive Porträts an, die beispielsweise nur einen Ausschnitt des Gesichts zeigen.

Ebenfalls sehr löblich ist das Gegenlichtverhalten. Die Kontraste bleiben hoch und auch Geisterbilder oder Blendenreflexe konnten wir nicht beobachten. Die Frontlinse liegt zwar nur minimal hinter der Objektivfront, aber die Streulichtblende ist damit wirklich verzichtbar. Sie lässt sich gut verkehrt herum aufsetzen, verdeckt dabei allerdings komplett den manuellen Fokusring, was ein bisschen unglücklich ist.

Das Fujifilm XF 80 mm F2.8 R LM OIS WR Macro überzeugt aber nicht nur in der Praxis, sondern auch im Testlabor an der 24 Megapixel auflösenden X-E3. Die optischen Fehler werden praktisch perfekt auskorrigiert. Eine Verzeichnung ist genauso wenig vorhanden wie chromatische Aberrationen (Farbsäume). Die Randabdunklung beträgt bei Offenblende zwar 0,6 Blendenstufen, besitzt aber einen äußerst sanften Verlauf, wodurch sie kaum auffällt. Zudem sinkt sie beim Abblenden schnell auf 0,3 Blendenstufen bei F4 und nur noch 0,1 Blendenstufen ab F8.

Wirklich hervorragend schneidet das Tele-Makro zudem beim Auflösungstest bei 50 Prozent Kontrast ab (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Bereits bei Offenblende wird im Bildzentrum eine sehr gute Auflösung von 55 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) erreicht, die sich beim Abblenden um zwei Stufen kaum noch steigert (57 lp/mm). Darüber setzt zwar bereits die auflösungsmindernde Beugung ein, jedoch sinkt die Auflösung erst jenseits von F11 unter die sehr gute Marke von 50 lp/mm, ist aber mit fast 49 lp/mm bei F16 immer noch sehr hoch.

Die Randauflösung steht der im Bildzentrum kaum nach. Auch sie bewegt sich von Offenblende bis F11 im sehr guten Bereich von über 50 lp/mm, der Randabfall liegt bei unter zehn Prozent. Damit kann das Objektiv problemlos auch für Reproaufgaben eingesetzt werden, sofern man angesichts der Brennweite genügend Abstand zum Motiv herstellen kann. Aber auch kleine Motive wie etwa Briefmarken lassen sich hervorragend und randscharf ablichten. Das kleinste Bildfeld beträgt übrigens 23,6 mal 15,8 Millimeter.

Fazit

Das Fujifilm XF 80 mm F2.8 R LM OIS WR Macro ist ein vor allem optisch durch die Bank weg überzeugendes Makroobjektiv, das sich angesichts des schönen Bokehs und der langen kleinbildäquivalenten Brennweite auch wunderbar für Porträts und andere Motivwelten eignet. Unterstrichen wird dies vom äußerst schnellen Autofokus, der bei Bedarf wunderbaren manuellen Fokussierung sowie dem effektiven optischen Bildstabilisator. Abstriche muss man jedoch bei der enormen Größe des Objektivs und dem hohen Gewicht machen. Auch die Bauqualität kommt mit dem Kunststoffgehäuse nicht ganz an das heran, was man sonst so von Fujifilm gewohnt ist, an Robustheit in Form von einem Spritzwasser- und Staubschutz mangelt es jedoch nicht. Mit knapp 1.300 Euro ist das XF 80 mm F2.8 R LM OIS WR Macro zwar nicht ganz billig, bietet für den Preis aber eine tadellose Bildqualität.

Kurzbewertung

  • Spritzwasser- und staubgeschütztes Design
  • Hohe Auflösung über das gesamte Bildfeld bereits ab Offenblende
  • Praktische keine optischen Fehler
  • Schönes, weiches Bokeh
  • Gegenlichtfest
  • Blendenring ohne Fixierung in der Automatik-Position
  • Großer Teil des Gehäuses inklusive Filtergewinde sind aus Kunststoff
  • Groß und schwer

Fujifilm XF 80 mm F2.8 R LM OIS WR Macro mit Fujifilm X-E3 (v6.0)

Auflösung MTF


X-E3

F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
80 mm55 / 51 (7 %)56,1 / 49,4 (12 %)57,1 / 52,5 (8 %)54,7 / 53,3 (3 %)54,3 / 53,6 (1 %)48,6 / 46,9 (3 %)41,3 / 41,7 (0 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Fujifilm
Modell XF 80 mm F2.8 R LM OIS WR Macro
Unverbindliche Preisempfehlung 1.299,00 €
Bajonettanschluss Fujifilm XF
Brennweite 80,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8
Kleinste Blendenöffnung F22
KB-Vollformat nicht relevant
Linsensystem 16 Linsen in 12 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 250 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 62 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 80 x 130 mm
Objektivgewicht 750 g

Passende Publikationen

digitalkamera.de-Bezahlinhalte (in Premium enthalten)


Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.