APS-C-Telezoom

Testbericht: Fujifilm XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR

Seite 2 von 2, vom 2021-12-03, aktualisiert 2023-04-26 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Das Fujifilm XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR hat laut technischen Daten eine sehr geringe Naheinstellgrenze von nur 83 Zentimeter über den gesamten Zoombereich. Um bei weiter entfernten Motiven nicht immer zeitraubend in den Nahbereich zu fokussieren, wenn beispielsweise ein Gebüsch ins Bild ragt, lässt sich ein Fokusbegrenzer per Schalter aktivieren, der die Naheinstellgrenze auf fünf Meter anhebt.

In der Praxis konnten wir bei 70 Millimetern Brennweite bereits ab einer Entfernung von 73,6 Zentimeter zur Sensorebene fokussieren. Der Motivabstand von der Frontlinse beträgt dabei komfortable 58,5 Zentimeter. Das minimale Bildfeld haben wir mit 20,2 x 13,5 Zentimeter gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:8,6 entspricht. Bei maximaler Brennweite von 300 Millimeter steigt laut unserer Messung die Naheinstellgrenze auf 80,8 Zentimeter ab Sensorebene an, ab Objektivfront sinkt sie minimal auf 58,4 Zentimeter. Dabei haben wir ein minimales Bildfeld von nur 6,8 mal 4,4 Zentimeter gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:2,9 entspricht. Das ist etwas besser als die von Fujifilm versprochenen 1:3.

Damit stößt das Fujifilm XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR fast in den Makrobereich vor beziehungsweise im Kleinbildäquivalent reicht es sogar in den Makrobereich hinein, denn ein Kleinbildobjektiv müsste schon einen Abbildungsmaßstab von 1:2 besitzen, um ein so kleines Bildfeld einfangen zu können. In Kombination mit dem Telekonverter ließe sich sogar ein 3,4 mal 2,2 Zentimeter kleines Bildfeld einfangen, was ein 1:1-Kleinbildmakro sogar leicht übertreffen würde.

Bildqualität

Das Fujifilm XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR besitzt einen optischen Aufbau aus 17 Linsen, die in zwölf Gruppen angeordnet sind. Eine asphärische Linse und zwei ED-Elemente sollen Abbildungsfehler minimieren. Aber auch der Lens Modulation Optimizer (kurz LMO) der Fujifilm-Systemkameras rückt defaultmäßig im JPEG-Format bereits kameraintern optischen Abbildungsfehlern und sogar der Beugung zu Leibe. Zum Test der Bildqualität haben wir mit der X-T30 II eine Systemkamera der 26-Megapixel-Generation von Fujifilm der verwendet. Aber auch an der neuesten 40-Megapixel-Generation haben wir die Bildqualität getestet, konkret an der X-T5. Laut Fujifilm gehört das XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR zu den Objektiven, die den 40-Megapixel-Sensor optimal ausreizen können.

Neun abgerundete Blendenlamellen sollen beim Fujifilm XF 70-300 für eine gleichmäßig runde Blendenöffnung sorgen. Das funktioniert sogar überraschend gut. Das Bokeh ist weich und zeigt weder Farbsäume noch unangenehme helle Ränder der Unschärfescheibchen von Spitzlichtern. Allerdings konnten wir auch mit starkem Abblenden keinen schönen Blendenstern an hellen Lichtquellen provozieren.

Im Gegenlicht zeigt das Fujifilm XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR bei allen Brennweiten hohe Kontraste, die Vergütung und andere Maßnahmen zur Vermeidung von Reflexionen im Objektiv arbeiten also sehr gut. Bei kurzer Brennweite zeigen sich bei direkter Lichtquelle im Bild Lens Flares, die beim Zoomen verschwinden. Sie sorgen eher für einen authentischen Charakter, als dass sie störend wirken.

Im Labortest an der Fujifilm X-T30 II zeigen sich die optischen Fehler des Fujifilm XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR insgesamt gut auskorrigiert. Die Verzeichnung ist kaum der Rede wert und auch die Randabdunklung erreicht nicht einmal 25 Prozent beziehungsweise beträgt im Maximum vernachlässigbare 0,4 Blendenstufen. Die Farbsäume sind im Mittel gering, im Maximum können sich aber vor allem zum Bildrand hin minimal sichtbare Farbsäume zeigen. An der X-T5 ist die Verzeichnung so gering wie an der X-T30 II, die Randabdunklung und die Farbsäume sind dagegen minimal stärker, bewegen sich aber ebenso im unkritischen Bereich.

Bei der Auflösungsmessung waren wir an der Fujifilm X-T30 II positiv überrascht. Oft, aber nicht immer, haben Zoomobjektive einen schwächer auflösenden Bereich, bei Teleobjektiven liegt der oft im Bereich der langen Brennweite. Das Fujifilm XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR ist eines der Objektive, die über den gesamten Brennweitenbereich eine gute und sehr gleichmäßig hohe Auflösung bei 50 Prozent Kontrast erreichen (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Bei allen Brennweiten wurden mindestens an die 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent erreicht, das Maximum liegt mit 55 lp/mm kaum zehn Prozent darüber. Zwar sind mit dem 26-Megapixel-Sensor noch höhere Auflösungen jenseits der 60 lp/mm möglich (an der X-T30 II haben wir mit anderen Objektiven bis zu 61 lp/mm gemessen), aber das Ergebnis ist trotzdem gut, nur eben nicht Spitzenklasse.

Aber nicht nur im Bildzentrum ist die Auflösung gut, sondern auch am Bildrand. Der relative Randabfall beträgt selbst im Maximum weniger als 25 Prozent, was für ein Zoomobjektiv ein sehr guter Wert ist. Bei den meisten Brennweiten-Blenden-Kombinationen liegt der Randabfall sogar nur zwischen einem und zehn Prozent, was Festbrennweitenniveau ist. Die maximale Randauflösung beträgt 55 lp/mm und wird bei mittlerer Brennweite und einer Blende von F5,6 erreicht. Bei dieser Brennweite ist nicht nur die Auflösung am höchsten, sondern praktisch auch kein Randabfall messbar. Beim Abblenden macht sich jenseits von F8 Beugung bemerkbar. Blendensteinstellungen von mehr als F11 sollte man vermeiden, denn hier sinkt die Auflösung deutlich.

An der 40 Megapixel auflösenden Fujifilm X-T5 zeigt sich das Auflösungsverhalten differenzierter (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Hier erreicht das XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR bei 70 Millimeter Brennweite im Bildzentrum auf F8 abgeblendet seine höchste Auflösung von 69 lp/mm. Das sind sogar 25 Prozent mehr als an der X-T30 II, obwohl der Sensor horizontal und vertikal nur 24 Prozent mehr Pixel bietet. Aber auch hier bleibt das Objektiv unter den Möglichkeiten des 40-Megapixel-Sensors zurück.

Beim Zoomen verliert das Objektiv am 40-Megapixel-Sensor an Auflösung. Vor allem bei mittlerer Brennweite ist die Auflösung bei Offenblende F5 mit 45 lp/mm sogar geringer al an der X-T30 II. Beim Abblenden steigt die Auflösung ab deutlich, erreicht bei F5,6 das Niveau der X-T30 II und übersteigt dieses bei F8 deutlich. Bei längster Brennweite ist die Auflösung an der X-T5 ebenfalls höher als an der X-T30 II, wenn auch nur etwa 10 lp/mm beziehungsweise 20 Prozent.

Am Bildrand hat das XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR dagegen bei kürzester Brennweite mit der hohen Sensorauflösung der X-T5 zu kämpfen. So zeigt sich bei Offenblende ein deutlicher Randabfall von 40 Prozent, der sich beim Abblenden auf F5,6 auf immerhin knapp unter 25 Prozent verringert. Bei allen anderen Brennweiten-Blenden-Kombinationen ist der Randabfall mit deutlich unter 20 Prozent auch an der X-T5 gering. Das XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR ist dem 40-Megapixel-Sensor also durchaus gewachsen, zeigt aber nicht mehr so eine souverän gute Bildqualität wie am 26-Megapixel-Sensor. Man sollte für eine durchgehend hohe Bildqualität an 40 Megapixeln auf mindestens F5,6, besser F8 abblenden.

Fazit

Das Fujifilm XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR schließt eine wichtige Lücke im Objektivprogramm, und das mit einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis. Mit 800 Euro ist das Objektiv nicht allzu teuer, was man allerdings dem verwendeten Gehäusematerial anmerkt. Der Kunststoff ist okay, kommt aber nicht an die hochwertigen XF-Metallobjektive heran. Dafür ist das Objektiv verhältnismäßig leicht und auch überraschend kompakt. An einem Wetterschutz fehlt es dagegen genauso wenig wie an einer umfangreichen Ausstattung samt optischem Bildstabilisator, Telekonverter-Kompatibilität und schnellem Autofokus samt praktischem Fokuslimiter. Dank der geringen Naheinstellgrenze lassen sich gute Vergrößerungen mit einem Abbildungsmaßstab von 1:3 und sogar ein bisschen besser erreichen. Aber auch in der wichtigsten Disziplin eines Objektivs, der Bildqualität, kann das Fujifilm XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR auf ganzer Linie überzeugen – zumindest am 26-Megapixel-Sensor mit einer hohen Auflösung bei allen Blenden und Brennweiten von der Bildmitte bis zum Bildrand. An 40 Megapixeln sollte man dagegen abblenden. Darüber hinaus ist es unempfindlich für Gegenlicht, zeichnet ein schönes Bokeh und weist keine nennenswert störenden optischen Fehler auf.

Kurzbewertung

  • Spritzwasser- und staubgeschütztes Gehäuse
  • Optischer Bildstabilisator
  • Breiter Zoom- und Fokusring
  • Hohe Kontraste auch im Gegenlicht
  • Gute Auflösung mit nur geringem Randabfall (an 26 Megapixeln)
  • Leichte Farbsäume an starken Kontrastkanten
  • Gehäuse und Filtergewinde bestehen lediglich aus Kunststoff
  • An 40 Megapixeln teilweise stärkerer Auflösungs-Randabfall

Fujifilm XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR mit Fujifilm X-T30 II

Auflösung MTF


X-T30 II

F4,0F5,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
70 mm50,8 / 39,3 (23 %)53,3 / 45,4 (15 %)54,9 / 49,6 (10 %)52,6 / 48,6 (8 %)47,7 / 45,2 (5 %)38,7 / 37,2 (4 %)
153 mm55 / 54,2 (1 %)55,3 / 54,9 (1 %)54,6 / 54,1 (1 %)49,8 / 49,3 (1 %)45,4 / 45,4 (0 %)37,4 / 38 (0 %)
300 mm49,7 / 49,4 (1 %)48,8 / 43,7 (10 %)45,2 / 38,6 (15 %)40,9 / 37,5 (8 %)35,4 / 32,8 (7 %)

Fujifilm XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR mit Fujifilm X-T5

Auflösung MTF


X-T5

F4,0F5,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
70 mm64,9 / 38,9 (40 %)68,3 / 51,8 (24 %)69,1 / 59,3 (14 %)63,9 / 57,4 (10 %)55,6 / 49,6 (11 %)44,2 / 39,4 (11 %)
142 mm45,6 / 45,3 (1 %)55,8 / 50 (10 %)64,9 / 62,1 (4 %)62,4 / 60,6 (3 %)54,6 / 51,6 (5 %)43,1 / 40,4 (6 %)
300 mm58,7 / 58,6 (0 %)55,8 / 49,2 (12 %)56,9 / 48 (16 %)49 / 42,4 (13 %)41 / 33,8 (18 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Fujifilm
Modell XF 70-300 mm F4-5.6 R LM OIS WR
Unverbindliche Preisempfehlung 799,00 €
Bajonett Fujifilm XF
Brennweitenbereich 70-300 mm
Lichtstärke (größte Blende) F4 bis F5,6
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 17 Linsen in 12 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nein
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 830 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 75 x 133 mm
Objektivgewicht 580 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.