Hochlichtstarke Autofokus-Festbrennweite

Testbericht: Fujifilm XF 50 mm F1.0 R WR

Seite 2 von 2, vom 2021-12-29 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Das Fujifilm XF 50 mm F1.0 R WR besitzt einen optischen Aufbau aus zwölf Linsen, die in neun Gruppen angeordnet sind. Eine asphärische Linse und zwei ED-Elemente sollen Abbildungsfehler minimieren. Fujifilm verspricht unter anderem eine geringe Randabdunklung. Aber auch der Lens Modulation Optimizer (kurz LMO) der Fujifilm-Systemkameras rückt defaultmäßig im JPEG-Format bereits kameraintern optischen Abbildungsfehlern und sogar der Beugung zu Leibe. Zum Test der Bildqualität haben wir mit der X-T30 II die neueste Systemkamera von Fujifilm verwendet. Ihr APS-C-Sensor löst 26 Megapixel auf.

Da es sich beim XF 50 mm F1.0 R WR um ein APS-C-Objektiv handelt, entspricht der Bildwinkel einem Kleinbildäquivalent von 75 Millimetern. Die Schärfentiefe entspricht einem 75mm-Kleinbildobjektiv mit F1,5. Das Freistellen eines Motivs vor unscharfem Hintergrund ist dementsprechend überhaupt kein Problem. Neun abgerundete Blendenlamellen sollen beim Fujifilm XF 50 F1 für eine gleichmäßig runde Blendenöffnung sorgen. Das funktioniert hervorragend! Das Bokeh ist butterweich und auch die Unschärfescheibchen von Spitzlichtern weisen keine hellen Ränder auf. Allerdings konnten wir minimale Farbsäume im Unschärfebereich beobachten, die aber nur bei sehr starker Vergrößerung auffallen. Schließt man die Blende auf F16, zeigt sich sogar ein leichter Blendenstern an hellen Lichtquellen.

Im Gegenlicht zeigt das Fujifilm XF 50 mm F1.0 R WR je nach Blende ein sehr unterschiedliches Verhalten. Bei Offenblende ist es für Gegenlicht sehr empfindlich und zeigt starke Kontrastverluste, bei bestimmten Winkeln hilft nicht einmal die mitgelieferte Streulichtblende. Schließt man die Blende jedoch etwas, verschwindet diese Gegenlichtempfindlichkeit und die Kontraste sind hoch. Blendenreflexe zeigen sich dann ebenfalls.

Im Labortest an der Fujifilm X-T30 II zeigen sich die optischen Fehler des Fujifilm XF 50 mm F1.0 R WR insgesamt gut auskorrigiert. Die Verzeichnung ist kaum der Rede wert und auch die Randabdunklung bleibt wie versprochen mit maximal 37 Prozent beziehungsweise 0,7 Blendenstufen gering (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Blendet man um ein bis zwei Stufen ab, verschwindet die Randabdunklung nahezu komplett. Farbsäume zeigen sich ebenfalls nur bei Offenblende leicht, betragen im Maximum aber lediglich einen Pixel Breite. Ab F2 bis F2,8 verschwinden sie völlig.

Trotz der hohen Lichtstärke schlägt sich das Fujifilm XF 50 mm F1.0 R WR bei der Auflösungsmessung ziemlich gut. Bereits bei Offenblende von F1 löst es im Bildzentrum bei 50 Prozent Kontrast über 53 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent auf. Beim Abblenden steigt die Auflösung langsam und erreicht bei F4 sogar die sehr gute Marke von 60 lp/mm, bevor es bei F5,6 sein Maximum von rund 61 lp/mm erreicht. Auch bei F8 löst es nur knapp unter 60 lp/mm auf und selbst bis zur kleinsten Blende von F16 bleibt die Auflösung über 50 lp/mm.

Der Auflösungs-Randabfall ist bei Offenblende mit 20 Prozent zwar nicht allzu hoch, aber man muss schon bis auf F4 abblenden, um ihn unter 15 Prozent zu drücken und ab F5,6 sind es dann sehr gute unter zehn Prozent. Die maximale Randauflösung wird erst bei F8 mit 56 lp/mm erreicht, bei Offenblende sind es 42 lp/mm.

Fazit

Das Fujifilm XF 50 mm F1.0 R WR ist sicher kein preisgünstiges und beileibe auch kein kompaktes, leichtes Objektiv. Das muss es auch nicht sein, denn mit seiner hohen Lichtstärke von F1 ist es in Kombination mit dem Autofokus einzigartig. Keinerlei Kompromisse muss man bei der Verarbeitungsqualität und Robustheit eingehen. Auch wenn der Autofokus nicht der schnellste und leiseste ist, funktioniert er doch präzise. Allerdings sind die große Naheinstellgrenze und der mit ihr einhergehende geringe Abbildungsmaßstab ein weiterer Kompromiss, den man eingehen muss. Die Bildqualität des Fujifilm XF 50 mm F1.0 R WR ist eine Wucht, aber auch nicht ganz kompromissfrei. Im Gegenlicht etwa führt die große Blendenöffnung zu starken Kontrastverlusten, die man nur mit Abblenden in den Griff bekommt. Dafür ist das sahneweiche Bokeh umso schöner. Zudem sind die optischen Fehler insgesamt gering und die Auflösung bereits ab Offenblende hoch; jedenfalls in der Bildmitte. Für eine ebenso hohe Randauflösung muss man dann doch etwas abblenden.

Kurzbewertung

  • Hochwertiges Vollmetallgehäuse
  • Spritzwasser- und Staubschutz
  • In der Bildmitte bereits ab Offenblende hohe Auflösung
  • Hervorragendes Bokeh
  • Hohe Gegenlichtempfindlichkeit bei Offenblende
  • Blendenring ohne Sicherung in Automatik-Stellung
  • Große Naheinstellgrenze mit geringem Abbildungsmaßstab

Fujifilm XF 50 mm F1.0 R WR mit Fujifilm X-T30 II

Randabdunklung (Vignettierung)

Maximale Randabdunklung
50 mm
F1,037 % (0,7 EV)
F1,425 % (0,4 EV)
F2,016 % (0,2 EV)
F2,810 % (0,2 EV)
F4,010 % (0,2 EV)
F5,611 % (0,2 EV)
F8,010 % (0,1 EV)
F11,010 % (0,1 EV)
F16,010 % (0,2 EV)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Fujifilm
Modell XF 50 mm F1.0 R WR
Unverbindliche Preisempfehlung 1.599,00 €
Bajonettanschluss Fujifilm XF
Brennweite 50,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat nein
Linsensystem 12 Linsen in 9 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 700 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 77 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 87 x 104 mm
Objektivgewicht 845 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.