Lichtstarkes, kompaktes Normalobjektiv

Testbericht: Fujifilm XF 35 mm F2 R WR

2016-04-01 Lichtstärke ist nicht immer alles, auch Kompaktheit kann bei der Fotografie, gerade wenn man die Kamera oft dabeihaben möchte, eine große Rolle spielen. Unter diesem Gesichtspunkt stellt Fujifilm dem XF 35 mm F1.4 R das 180 Euro günstigere, 20 Gramm leichtere, einen Zentimeter kürzere und 0,5 Zentimeter schlankere XF 35 mm F2 R WR an die Seite, das obendrein noch gegen Spritzwasser und Staub abgedichtet ist. Was das im Kleinbildäquivalent 53-mm-Objektiv taugt und wie es um die Bildqualität bestellt ist, klärt unser Test an der neuen, 24 Megapixel auflösenden Fujifilm X-Pro2.  (Benjamin Kirchheim)

"Ist das niedlich, wächst das noch?" könnte man denken, wenn man das Fujifilm XF 35 mm F2 R WR das erste Mal sieht. Zwar handelt es sich nicht um ein Pancake-Objektiv, aber im Vergleich zu den meisten anderen XF-Festbrennweiten fällt das 35er F2 doch recht kompakt aus. Sein sich nach vorne verjüngendes Design unterstreicht den zierlichen Eindruck. Auch wenn das spritzwassergeschützte Objektiv eben jenen Wetterschutz nur an der großen X-T1 oder der neuen X-Pro2, an der wir das Objektiv getestet haben, ausspielen kann, passt es von der Größe her viel besser zum kompakten X-T10. Doch nicht nur der Spritzwasserschutz unterstreicht die Hochwertigkeit des mit knapp 400 Euro relativ günstigen Fujifilm-Objektivs, sondern auch das einwandfrei verarbeitete Metallgehäuse. Dennoch drückt das 35er lediglich 164 Gramm auf die Waage und wiegt damit gerade einmal ein gutes Drittel der X-Pro2.

Als Festbrennweite kommt das XF 35 mm F2 R WR mit zwei Bedienringen aus. Hinten sitzt der für die XF-Objektive typische Blendenring, der in 1/3-EV-Stufen die Blendeneinstellung von F2 bis F16 erlaubt. Typisch ist leider auch die fehlende Sicherung der Automatikstellung des Blendenrings. Es ist also etwas Aufmerksamkeit gefordert, falls die Blende automatisch eingestellt werden soll und nicht etwa F16 erwünscht ist. Vorne sitzt der ebenfalls aus Metall gefertigte, feiner als der Blendenring geriffelte Fokusring. Er arbeitet rein elektronisch und gibt die Steuerbefehle wahlweise sehr sanft und feinfühlig oder in größeren Schritten an den Stellmotor des Objektivs weiter. Dank der vielen Einstellhilfen (Fokusskala inklusive Schärfentiefe, Lupe, Fokuspeaking, digitaler Schnittbildindikator) der X-Pro2 gelingt die manuelle Fokussierung präzise wie problemlos. Im Gegensatz zu manch anderem XF-Objektiv klappert die Autofokuseinheit praktisch nicht, arbeitet aber trotzdem nahezu lautlos und vor allem sehr flott. Die Naheinstelle des 35 mm F2 liegt bei 35 Zentimetern, was einen maximalen Abbildungsmaßstab von lediglich 1:7,4 erlaubt. Hier ist das 35 mm F1.4 mit 28 Zentimetern und 1:5,9 etwas im Vorteil.

Optik

Im Gegensatz zum lichtstärkeren Modell besteht der optische Aufbau des XF 35 mm F2 R WR sogar aus einer Linse mehr: Neun Linsen in sechs Gruppen besitzt es. Für einen optischen Bildstabilisator hat es dennoch nicht gereicht. Die Super-EBC-Vergütung verrichtet ihren Dienst hervorragend: Blendenreflexe, Geisterbilder oder ein Kontrastabfall bei Gegenlicht treten praktisch nicht auf. Wer möchte, kann dennoch die mitgelieferte, ziemlich winzige und fünf Gramm leichte Sonnenblende ins 43mm-Filtergewinde schrauben. Praktischerweise besitzt sie Sonnenblende selbst ebenfalls ein 43mm-Innengewinde, so dass Filter sowie der Frontdeckel weiterhin verwendet werden können. Dadurch kann die nur zwölf Millimeter auftragende Sonnenblende getrost dauerhaft am Objektiv verbleiben und man verleidet es Fujifilm nicht, dass sich die Blende nicht zum Transport verkehrt herum aufgesetzt lässt.

Bei den Blendenlamellen hat das XF 35 mm F2 R WR seinem lichtstärkeren Bruder sogar etwas voraus: Neun statt sieben Lamellen sorgen für eine noch rundere Öffnung und ein sehr schönes Bokeh, auch wenn der Hintergrund natürlich aufgrund der kleineren Maximalöffnung nicht ganz so extrem vom Vordergrund getrennt werden kann wie beim lichtstärkeren Modell.

Bildqualität

Im Testlabor durfte das Fujifilm XF 35 mm F2 R WR seine Bildqualität an der X-Pro2 unter Beweis stellen, der mit 24 Megapixel aktuell am höchsten auflösenden Fujifilm-Systemkamera. Im Bildzentrum erreicht das XF 35 mm F2 R WR mit bis zu 59 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) entsprechend Kleinbild bei 50 Prozent Kontrast (MTF50) eine hohe Auflösung. Diese liegt sowohl bei F4 als auch bei F5,6 an. Mit über 55 lp/mm muss sich aber auch die Offenblendauflösung nicht verstecken. Beugungsbedingt wird bei F16 mit knapp unter 53 lp/mm die geringste Zentrumsauflösung erreicht. Am Bildrand liegt die Auflösung um rund 15 Prozent (bei F5,6) bis hin zu 25 Prozent (bei F2 und F2,8) unter dem Wert im Bildzentrum. Das ist ein moderater bis geringer Randabfall. 43 lp/mm (bei F2) bis knapp über 50 lp/mm (bei F5,6) sind auch am Bildrand gute Werte, womit das XF 35 mm F2 R WR sogar das lichtstärkere XF 35 mm F1.4 R überflügelt. Mit 0,2 (ab F8) bis maximal 0,5 (bei F2) Blendenstufen spielt die Randabdunklung praktisch kaum eine Rolle und auch die Verzeichnung ist sehr gering. Eine 0,5-prozentige Tonne taucht lediglich überraschend spontan an den äußersten Bildrändern auf. Die Bildränder sind auch am auffälligsten, wenn es um die chromatischen Aberrationen geht, denn hier werden die Farbsäume in Extremsituationen mit bis zu 2,5 Pixeln Ausdehnung durchaus sichtbar, während sie im Mittel eher gering ausfallen.

Fazit

Wer eine Normalbrennweite für seine Fujifilm sucht, bekommt mit dem XF 35 mm F2 R WR ein sehr gut verarbeitetes, kompaktes und preiswertes Objektiv. An die großen X-T1 und X-Pro2 passt es wegen seines Spritzwasserschutzes hervorragend, an die kleinere X-T10 wegen seiner Kompaktheit. Bei der Anzahl der Blendenlamellen oder der um eine Linse aufwändigeren Konstruktion hat das XF 35 mm F2 R WR sogar seinem lichtstärkeren Bruder XF 35 mm F1.4 R etwas voraus. Bei der Gegenlichtunempfindlichkeit sowie dem schönen Bokeh jedenfalls lässt sich das XF 35 mm F2 R WR nichts vormachen. Auch die Bildqualität stimmt. Die Auflösung ist sehr hoch, der Randabfall moderat bis gering. Auch bei Offenblende fällt die Auflösung hoch aus und erreicht bei F5,6 ihr Maximum. Während die Randabdunklung und Verzeichnung gut korrigiert sind, stören mitunter die zum Bildrand hin etwas sichtbar werdenden Farbsäume, die Fujifilm gerne besser hätte korrigieren können. So bleibt wenigstens außer der Lichtstärke noch ein Argument für das XF 35 mm F1.4 R.

Kurzbewertung

  • Hohe Auflösung mit nur geringem Randabfall
  • Kompaktes, hochwertig verarbeitetes, leichtes Objektiv
  • Staub- und Spritzwasserschutz
  • Unempfindlich gegen Streulicht, Blendenreflexe und Geisterbilder
  • In Richtung Bildrand teilweise sichtbare chromatische Aberration
  • Blendenring ohne Sicherung in A-Stellung

Fujifilm XF 35 mm F2 R WR mit Fujifilm X-Pro2

Chromatische Aberration

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Fujifilm
Modell XF 35 mm F2 R WR
Unverbindliche Preisempfehlung 399,00 €
Bajonettanschluss Fujifilm XF
Brennweite 35,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat nein
Linsensystem 9 Linsen in 6 Gruppen
inkl. asphärische Linse(n)
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 350 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 43 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 60 x 46 mm
Objektivgewicht 164 g

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Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.