Lichtstarkes Vollformat-Telezoom

Testbericht: Canon EF 70-200 mm 2.8 L IS III USM

Seite 2 von 2, vom 2020-08-26 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Zwar löst die Canon EOS-1D X Mark III mit 20 Megapixeln nicht rekordverdächtig hoch auf, andererseits gehören aber die Canon-DSLRs im Allgemeinen abgesehen von der in die Jahre gekommenen EOS 5DS nicht zu den höchstauflösenden Kameras, die bereits drei Jahre alte EOS 6D Mark II bringt es auf 26 Megapixel, die vier Jahre alte EOS 5D Mark IV auf "nur" 30 Megapixel, die EOS-1D X Mark III ist also seit drei Jahren überhaupt die einzige Kleinbild-Vollformat-DSLR, die Canon vorgestellt hat.

Bei allen drei gemessenen Brennweiten erreicht das Canon EF 70-200 mm 2.8 L IS III USM mühelos bei 50 Prozent Kontrast über 50 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm), das Maximum liegt bei 54 lp/mm bei 123 mm und F4 (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Auch die Randauflösung ist äußerst gut, sie liegt je nach Brennweite und Blende bei 44 bis 50 lp/mm, erst bei deutlich einsetzender Beugung jenseits von F16 wird sie deutlich niedriger – genauso wie die Auflösung im Bildzentrum. Der Auflösungs-Randabfall ist mit maximal 15 Prozent sehr niedrig.

Die Randabdunklung und Farbsäume sind minimal bis nicht vorhanden, am ehesten wird noch die Verzeichnung als optischer Fehler sichtbar, und zwar vor allem am langen Brennweitenende mit seiner ca. 1,2 Prozent starken Kissenform. Die Tonnenform am kurzen Brennweitenende erreicht zwar ebenfalls 1,2 Prozent, aber die Tonnenform fällt subjektiv weniger auf, da sie unserem natürlich Sehempfinden näherkommt.

Außerhalb des Labors liefert das Objektiv, das aus immerhin 19 Gruppen mit insgesamt 23 Linsen, darunter UD- und Fluoritlinsen sowie einer optimierten Vergütung besteht, ebenfalls eine hervorragende Leistung ab. Die Kontraste sind auch bei Gegenlichtsituationen hoch, Blendenreflexe spielen kaum eine Rolle. Man sollte sich bei der Brennweite eh vorsehen, die Sonne ins Bild zu nehmen, da sie den Sensor beim solchen lichtstarken Telebrennweiten stark erhitzen kann.

Das Bokeh kann sich trotz der etwas ungewöhnlichen Anzahl von acht Blendenlamellen ebenfalls sehen lassen. Insbesondere hinter der Schärfeebene ist es sehr angenehm weich mit fließenden Übergängen und gleichmäßigen Unschärfescheibchen, im unscharfen Vordergrund ist das Bokeh dagegen etwas harscher mit leicht helleren Außenkanten der Unschärfescheibchen. Für Porträts mit F2,8 eignet sich das Objektiv also ebenfalls hervorragend.

Fazit

Das Canon EF 70-200 mm 2.8 L IS III USM ist mit über 2.000 Euro zwar nicht gerade günstig in der Anschaffung, belohnt den Käufer dafür aber mit seiner hervorragenden Verarbeitung, der technischen Ausstattung und der sehr guten Bildqualität. Das solide, spritzwassergeschützte Metallgehäuse wird dank der hellen Lackierung in der Sonne nicht heiß, nur die Stativschelle dreht sich wenig hochwertig und lässt Hochformat-Markierungen vermissen. Die breiten Ringe zum Zoomen und Fokussieren sind ergonomisch angeordnet, die Schalter erlauben alle nötigen Einstellungen. Der Bildstabilisator arbeitet gut, der Autofokus ist hervorragend. Das Objektiv stellt schnell, leise und präzise scharf. Zudem überzeugt das Canon EF 70-200 mm 2.8 L IS III USM mit einer hervorragenden Abbildungsleistung. Die Auflösung ist bei allen Brennweiten und Blenden bereits ab Offenblende bis an den Bildrand hoch, die optischen Fehler sind abgesehen von einer leicht sichtbaren Verzeichnung minimal. Zudem überzeugt das Telezoom dank des schönen Bokehs sogar als Porträtobjektiv.

Kurzbewertung

  • Hochwertig verarbeitetes Metallgehäuse mit Spritzwasserschutz
  • Bei allen Brennweiten ab Offenblende hohe Auflösung bis an den Bildrand
  • Schneller, leiser und präziser Autofokus
  • Keine Farbsäume und nur minimale Randabdunklung
  • Schöne Hintergrundunschärfe (Bokeh)
  • Unschön laufende Stativschelle mit fehlenden Hochformat-Markierungen
  • Leicht sichtbare Verzeichnung

Canon EF 70-200 mm 2.8 L IS III USM mit Canon EOS-1D X Mark III

Auflösung MTF


EOS-1D X Mark III

F2,8F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0F32,0
70 mm51,4 / 48 (7 %)50,2 / 49,2 (2 %)48,9 / 49,5 (0 %)49 / 48,3 (1 %)48,8 / 46,8 (4 %)45,9 / 44,6 (3 %)40,3 / 39,3 (2 %)32,7 / 31,7 (3 %)
123 mm51,6 / 44,4 (14 %)53,8 / 45,8 (15 %)52,6 / 47,5 (10 %)49,7 / 48,1 (3 %)48 / 48,1 (0 %)45,5 / 46,1 (0 %)40,2 / 40,7 (0 %)32,7 / 32,6 (0 %)
200 mm50,3 / 47 (7 %)51,7 / 46,2 (11 %)52,3 / 46,2 (12 %)49 / 45,1 (8 %)48 / 45,8 (5 %)45 / 44,5 (1 %)40,2 / 39,6 (1 %)32,8 / 32 (2 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Canon
Modell EF 70-200 mm 2.8 L IS III USM
Unverbindliche Preisempfehlung 2.299,00 €
Bajonett Canon EF
Brennweitenbereich 70-200 mm
Lichtstärke (größte Blende) F2,8 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F32
Linsensystem 23 Linsen in 19 Gruppen
inkl. ED Linse(n)
KB-Vollformat ja
Anzahl Blendenlamellen 8
Naheinstellgrenze 1.200 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 77 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 89 x 199 mm
Objektivgewicht 1.428 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.