Pfiffiges und preisgünstiges Makroobjektiv

Testbericht: Canon EF-M 28 mm 1:3.5 Makro IS STM

Seite 2 von 2, vom 2017-03-22 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Makrofähigkeiten mit pfiffigen Detaillösungen

In normaler Aufnahmeposition beträgt die Naheinstellgrenze des Canon EF-M 28 mm 1:3.5 Makro IS STM lediglich 9,7 Zentimeter, was einen Arbeitsabstand von nur 1,8 Zentimeter bedeutet. Dabei erreicht das Makro einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:1, womit sich 22,4 mal 15 Millimeter kleine Motive formatfüllend abbilden lassen. Aktiviert man den Super-Macro-Modus, stellt das Objektiv im Bereich von 9,3 bis elf Zentimeter scharf. Der minimale Arbeitsabstand schrumpft auf rund 1,3 Zentimeter, der Abbildungsmaßstab wächst auf ca. 1:0,8, womit sich 18,7 mal 12,5 Millimeter kleine Motive formatfüllend abbilden lassen.

Der geringe Arbeitsabstand sorgt dafür, dass das Motiv vom Objektiv abgeschattet wird. Aber dafür hat Canon sich eine clevere Lösung einfallen lassen: Vorne ins Objektiv sind im weißen Ring, der nach dem Abschrauben der Sonnenblende sichtbar wird, einige LEDs eingelassen, die sich in zwei Helligkeitsstufen aktivieren lassen. Diese gehen jedoch leider nicht rundherum um das Objektiv, sondern bilden nur links und rechts jeweils einen Viertelkreis. Immerhin lässt sich auf Wunsch auch nur eine Seite der LEDs aktivieren, was der Ausleuchtung mehr räumliche Tiefe verleiht. Besonders leuchtstark sind die LEDs übrigens leider nicht. Sie taugen kaum zur alleinigen Ausleuchtung des Motivs, sondern sollen vielmehr vor allem den vom Objektiv geworfenen Schatten reduzieren, was gut funktioniert.

Mit abgeschraubter Sonnenblende macht sich eine weitere pfiffige Konstruktion des Objektivs bemerkbar: Die Vorderkante ist seitlich abgeschrägt, so dass man das Objektiv in einem Winkel von etwa 45 Grad auf die Oberfläche aufsetzen kann, was bei manchem Makromotiv den Verzicht auf das sonst obligatorische Stativ ermöglicht.

Apropos Verzicht auf ein Stativ: Das Canon EF-M 28 mm 1:3.5 Makro IS STM besitzt einen optischen Bildstabilisator, der nicht nur die üblichen Kippbewegungen in der Horizontalen und Vertikalen ausgleicht, sondern auch Schiebebewegungen in der Horizontalen und Vertikalen. Damit handelt es sich um einen Vier-Achsen-Bildstabilisator, wobei der Ausgleich der Schiebebewegungen besonders bei Motiven im Nah- und Makrobereich zum Tragen kommt. Dennoch verliert der Bildstabilisator mit abnehmender Entfernungseinstellung an Effektivität, was man berücksichtigen sollte.

Bildqualität

Für ein Makroobjektiv bedeutet die geringe Brennweite zwar ein paar Einschränkungen, die Canon wie bereits festgestellt geschickt zu umgehen versucht, dafür taugt das EF-M 28 mm 1:3.5 Makro IS STM aber auch als ganz gewöhnliches Alltagsobjektiv, der Fotograf ist also nicht auf Makroaufnahmen beschränkt. Die alltägliche kleinbildäquivalente Brennweite von 45 Millimetern entspricht vielmehr einem Normalobjektiv, das für allerlei Motive eingesetzt werden kann. In der Praxis zeigt sich die Optik nicht nur unempfindlich bei Gegenlicht, sondern auch die optische Qualität scheint zu stimmen. Das von einer siebenlamelligen Blende geformte Bokeh weiß durchaus zu gefallen, optische Fehler wie Randabdunklung, Verzeichnung oder Farbsäume sind kaum vorhanden.

Dies bestätigt auch die Labormessung (siehe weiterführende Links). Die Verzeichnung ist mit unter 0,3 Prozent Kissenform minimal und tritt erst in den Bildecken auf. Die Randabdunklung beträgt lediglich eine halbe Blendenstufe bei Offenblende und nimmt beim Abblenden auf F5,6 auf kaum noch sichtbare Werte von unter 0,2 Blendenstufen ab. Auch die Farbsäume sind, selbst im Maximum, mit unter einem Pixel minimal. Die Auflösung erreicht bis zu 63 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent, und zwar auf F4 abgeblendet im Bildzentrum (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Bereits jenseits von F5,6 setzt jedoch die Beugung ein und reduziert die Zentrumsauflösung bei F8 auf rund 54 lp/mm, bei F11 sind es lediglich noch 47 lp/mm. Auch bei Offenblende von F3,5 gibt es mit 52 lp/mm deutlich weniger Auflösung als bei F4, so dass man leicht abblenden sollte. Am Bildrand löst das EF-M 28 mm 1:3.5 Makro IS STM nicht so hoch auf und erreicht selbst im Maximum keine 50 lp/mm. Von F3,5 bis F11 bewegt sich der Wert zwischen 43 und 47 lp/mm. Bei F11 erhält man die höchstmögliche gleichmäßige Auflösung über das gesamte Bildfeld.

Fazit

Trotz der etwas billigen Verarbeitung ist das Canon EF-M 28 mm 1:3.5 Makro IS STM nicht nur ein preisgünstiges, sondern auch ein preiswertes Objektiv. Für knapp über 300 Euro gibt es eine gute optische Leistung mit hoher Auflösung und kaum nennenswerten optischen Fehlern. Das Objektiv überzeugt darüber hinaus nicht nur mit dem schnellen Autofokus sowie dem optischen Bildstabilisator, sondern auch seiner alltagstauglichen Brennweite sowie pfiffigen Detaillösungen für die Makrofotografie, wie etwa das eingebaute Makrolicht oder die Auflageflächen für verwackelungsfreies Fotografieren im 45-Grad-Winkel. Nur für die Reprofotografie ist das 28er nicht ganz so geeignet, was nicht nur an der kleinen Brennweite, sondern auch an dem Auflösungsabfall zum Bildrand liegt.

Kurzbewertung

  • Pfiffiges, eingebautes Makrolicht
  • Kaum optische Fehler wie Verzeichnung, Vignettierung oder Farbsäume
  • Leicht abgeblendet hohe Auflösung (im Bildzentrum)
  • Mit 1:0,8 sehr guter Abbildungsmaßstab (18,7 x 12,5 mm formatfüllend)
  • Makrolicht mit geringer Leuchtkraft und ohne kompletten Leuchtring
  • Billig wirkendes Gehäuse (Plastik inkl. Bajonett)
  • Ziemlich kurze Brennweite für ein Makro
  • Nur mäßig gute Randauflösung (nicht Repro-geeignet)

Canon EF-M 28 mm 1:3.5 Makro IS STM mit Canon EOS M5 (v6.0)

Auflösung MTF


EOS M5

F3,5F4,0F5,6F8,0F11,0F16,0F22,0
28 mm51,5 / 42,5 (17 %)62,9 / 42,6 (32 %)62,4 / 46,7 (25 %)53,5 / 46,7 (13 %)47,4 / 43,8 (8 %)41,4 / 38,6 (7 %)32,9 / 30,1 (9 %)

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Canon
Modell EF-M 28 mm 1:3.5 Makro IS STM
Unverbindliche Preisempfehlung 369,00 €
Bajonettanschluss Canon EF-M
Brennweite 28,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F3,5
Kleinste Blendenöffnung F22
KB-Vollformat nein
Linsensystem 11 Linsen in 10 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 97 mm
Bildstabilisator vorhanden ja
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 43 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 61 x 46 mm
Objektivgewicht 130 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.