Lichtstarker Festbrennweiten-Klassiker

Sony FE 50 mm F1.4 GM (SEL50F14GM) im Test

2023-02-21 Das Sony FE 50 mm F1.4 GM (SEL50F14GM) ist bereits das sechste 50mm-Vollformat-Objektiv von Sony im E-System und das zweite mit einer Lichtstärke von F1,4. Nach wie vor ist die Brennweite der Klassiker schlechthin und die beliebteste Festbrennweite bei Vollformat-Kameras, vor allem in der Lichtstärke von F1,4. Zudem fügt sich das neue FE 50 mm F1.4 GM perfekt in die F1,4 lichtstarken Festbrennweiten der jüngeren Vergangenheit ein: Gehäuse und Aufbau sind dem 24 mm F1.4 GM und 35 mm F1.4 GM sehr ähnlich. Ob aber auch die Bildqualität stimmt, konnten wir bereits mit einem Serienexemplar des Sony FE 50 mm F1.4 GM an der 61 Megapixel auflösenden Alpha 7R V testen.  (Benjamin Kirchheim)

Die Flut an 50mm-Objektiven im System ist hauptsächlich durch die verschiedenen Anwendungsbereiche zu erklären. So bietet Sony die 50 mm in fünf verschiedenen Lichtstärken von F1,2 über F1,4 und F1,8 bis hin zu F2,5 für ein besonders kompaktes Exemplar und F2,8 für eine Makro-Version an. Tatsächlich ist das neue FE 50 mm F1.4 GM (SEL50F14GM) die erste Lichtstärken-Dopplung, denn das Sony FE 50 mm F1.4 Zeiss Planar T* (SEL50F14Z) ist bereits seit Sommer 2016 erhältlich. Nach und nach löst Sony jedoch die ehemalige Zeiss-Premium-Objektivserie mit der eigenen Premium-Serie G Master ab, zu der das neue FE 50 mm F1.4 GM zählt. Es ist mit 1.700 Euro allerdings auch das zweitteuerste 50mm-Objektiv von Sony, nur die F1,2 lichtstarke Version kostet noch mehr. Das Zeiss ist dagegen fast 600 Euro günstiger, wobei die ursprüngliche UVP mit knapp 1.800 Euro kaum unter der des neuen 50ers liegt.

Verarbeitung

Auf den ersten Blick sieht das Sony FE 50 mm F1.4 GM dem FE 24 mm F1.4 GM und FE 35 mm F1.4 GM (Testberichte siehe weiterführende Links) zum Verwechseln ähnlich, aber es gibt durchaus kleinere Unterschiede. So ist das 50er mit 9,6 Zentimetern etwa vier Millimeter länger als das 24er, aber genauso lang wie das 35er. Mit 517 Gramm ist es minimal leichter als das 35er, aber 70 Gramm schwerer als das 24er. Dafür ist der Durchmesser des 50ers mit fast 8,1 Zentimetern am größten, die anderen beiden Objektive des Trios sind nur 7,5 beziehungsweise 7,6 Zentimeter dick. Im Vergleich zum Zeiss ist das neue G Master jedoch 1,2 Zentimeter kürzer, drei Millimeter schlanker und satte 33 Prozent leichter.

Das kommt nicht von ungefähr, denn das Gehäuse besteht fast vollständig aus Kunststoff, der jedoch einen hochwertig verarbeiteten Eindruck macht. Die Kunststoffoberflächen sind matt gesprenkelt lackiert. Nur der schwarze Ring an der Objektivfront besteht aus Metall, er hat eine seidenmatte Struktur, die ein tieferes Schwarz aufweist. Vielleicht soll er darüber hinwegtäuschen, dass das Gegenlichtblendenbajonett und das 67mm-Filtergewinde (identischer Durchmesser wie beim 24er und 35er) aus Kunststoff bestehen. Letzteres ist der einzig wirkliche Kritikpunkt am Kunststoff, man sollte tunlichst darauf achten, Metallfilter gerade einzuschrauben (siehe auch unseren Fototipp in den weiterführenden Links).

Das Gehäuse wirkt nicht nur robust, es ist auch gegen Staub und Spritzwasser abgedichtet, auch wenn Sony wie immer einschränkt, dass kein vollständiger Schutz gewährleistet werden kann. Das Bajonett besteht jedenfalls aus Metall und wird von einer Gummilippe umgeben, damit auch hier möglichst kein Staub und Spritzwasser eindringen kann. Zudem ist die Frontlinse mit einer schmutzabweisenden Fluorvergütung versehen.

Zum Lieferumfang des Sony FE 50 mm F1.4 GM gehören neben den obligatorischen Deckeln auch eine Tasche und eine zylindrische Streulichtblende. Sie besteht ebenfalls aus Kunststoff und ist innen mattschwarz gehalten. An der Front besitzt sie einen Gummiring. Sie verriegelt sich automatisch im Bajonett, zum Abnehmen muss ein Knopf gedrückt werden. Zum platzsparenden Transport lässt sich die gut 4,4 Zentimeter lange Blende auch verkehrt herum anbringen, wobei sie nicht nur den Fokusring vollständig verdeckt, sondern teilweise auch noch weitere Bedienelemente. Der Durchmesser der Blende beträgt 9,3 Zentimeter.

Ausstattung

Direkt hinter dem bereits erwähnten Metall-Zierring sitzt der knapp zwei Zentimeter breite Fokusring, der mit einer geriffelten, griffigen Gummierung versehen ist. Er arbeitet rein elektronisch und bietet einen angenehmen, leichten Widerstand. Sony betont die lineare Übersetzung des Fokusrings, das werden vor allem Videografen begrüßen. Das bedeutet, dass ein zurückgelegter Weg den Fokus immer gleich weit verstellt, egal ob man schnell oder langsam dreht. Fokushilfen beziehungsweise eine Entfernungsanzeige bietet das Objektiv nicht, das wird alles über die Kamera geregelt. Die von uns verwendete Sony Alpha 7R V bietet neben einer Fokusskala, deren Werteanzeige aber nur zur groben Orientierung dient, auch eine Fokuslupe sowie Fokus-Peaking an, womit sich wunderbar manuell fokussieren lässt.

Angetrieben wird der intern arbeitende Fokus von zwei XD-Linearmotoren, die unabhängig voneinander zwei Fokusgruppen ansteuern. In der Praxis arbeitet der Autofokus sehr schnell, leise und präzise. Dabei zeigt sich jedoch leichtes Fokusatmen, das erst bei Aktivierung der digitalen Korrektur des Fokusatmens verschwindet. Dank des links am Gehäuse angebrachten AF-MF-Schalters kann man jederzeit zwischen automatischer und manueller Fokussierung wechseln. Direkt darüber sitzt ein Funktionsknopf, der standardmäßig mit der Fokus-Halte-Funktion belegt ist, aber über die Kamera auch umprogrammiert werden kann. Derselbe Knopf ist für Hochformataufnahmen ein zweites Mal auf der Oberseite des Objektivs zu finden.

Die Naheinstellgrenze beträgt mit Autofokus laut Sony 41 Zentimeter ab Sensorebene und mit manuellem Fokus 38 Zentimeter, was einen kleinen Einfluss auf den maximalen Abbildungsmaßstab hat. Während dieser laut Sony mit Autofokus 1:6,25 beträgt, steigt er bei manuellem Fokus auf 1:5,6.

In der Praxis konnten wir sogar minimal näher fokussieren. Mit Autofokus waren es 40,2 Zentimeter ab Sensorebene beziehungsweise neun Zentimeter ab Objektivfront. Damit konnten wir ein minimales Bildfeld von 21,3 mal 14,2 Zentimeter einfangen, was einem Abbildungsmaßstab von etwa 1:5,9 entspricht. Bei manueller Fokussierung konnten wir auf 37,7 Zentimeter ab Sensorebene beziehungsweise 6,3 Zentimeter ab Objektivfront fokussieren. Das minimale Bildfeld von 19,3 mal 12,9 Zentimeter entspricht einem Abbildungsmaßstab von 1:5,4.

Das Sony FE 50 mm F1.4 GM bietet darüber hinaus einen 1,3 Zentimeter breiten Blendenring. Er ist auf einer Breite von sieben Millimetern mit einer griffigen Kunststoffriffelung versehen, der hintere glatte Teil trägt die gut lesbaren, weißen Beschriftungen. Von F1,4 bis F16 sind alle vollen Blendenstufen beschriftet und die Drittelschritte dazwischen markiert. Der Blendenring rastet satt und verfügt zudem über eine Automatikstellung mit weiterem Einstellweg zu F16 und deutlichem Einrasten. So leicht verlässt man also die Automatikstellung nicht versehentlich. Damit das aber auch wirklich nicht passiert, gibt es auf der rechten oberen Seite des Objektivs einen mechanischen Schiebeschalter, der mit "Iris Lock" beschriftet ist. Wenn er aktiviert ist, bewegt sich der Blendenring nur im manuellen Bereich oder aber er ist fest auf Automatik gestellt – je nachdem, auf welcher Einstellung sich der Blendenring bei Aktivierung des Schalters befindet.

Automatikstellung ist aber eigentlich nicht ganz das richtige Wort für die "A-Stellung", denn nur im manuellen oder Zeitautomatikmodus hat das überhaupt eine Auswirkung. In der Blendenautomatik, Programmautomatik oder Vollautomatik übernimmt die Kamera unabhängig von der Einstellung des Blendenrings die Kontrolle über die tatsächliche Blendeneinstellung. Stellt man den Blendenring im manuellen oder Zeitautomatik-Modus auf Automatik, kann die Blende über ein Funktionsrad an der Kamera eingestellt werden, wird also nicht automatisch eingestellt.

Videografen dürfte der rechts unten angeordnete, mit "Click" beschriftete Schiebeschalter freuen: Stellt man ihn von "On" auf "Off", läuft der Blendenring stufenlos und ohne Rastung. Auch wenn die Kamera keine feineren Abstufungen als 1/3-Blendenstufen auf dem Bildschirm beziehungsweise im Sucher anzeigt, arbeitet die Blendenöffnung völlig stufenlos und butterweich. Auch störende Geräusche erzeugt der Mechanismus nicht.

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.