Wuchtiges Zehnfach-Zoom für Natur- und Sportfreunde

Sigma 60-600 mm F4.5-6.3 DG DN OS Sports im Test

2023-03-09 Im Dezember 2022 stellte Sigma das Zehnfach-Telezoom 60-600 mm F4.5-6.3 DG DN OS Sports vor. Wir haben das optisch bildstabilisierte und mit einer fest installierten Stativschelle ausgestattete Objektiv im Labor und in der Praxis untersucht. Wie sich das für L-Mount und Sony E erhältliche Telezoom in Sachen Bildqualität und dem praktischen Einsatz geschlagen hat, verraten wir in diesem Testbericht.  (Harm-Diercks Gronewold)

Das Sigma 60-600 mm F4.5-6.3 DG DN OS Sports ist der Nachfolger des 60-600 mm F4.5-6.3 DG OS Sports. Das Objektiv ist für den Einsatz auf spiegellosen Systemkameras mit Vollformatsensor konzipiert, lässt sich aber auch problemlos an Kameras mit APS-C-Sensor einsetzen. Bei letzterem Einsatz ändert sich der Bildwinkel des Objektivs, so dass dieser dem eines 90-900 mm Objektivs an einem Kleinbildsensor entspricht. Die Objektive der Sports-Produktfamilie sind für den Außeneinsatz bei jedem Wetter ausgelegt und besitzen eine Vielzahl von Dichtungen und eine Frontlinse, die mit einer wasser- und ölabweisenden Beschichtung versehen ist.

Das Sigma 60-600 mm F4.5-6.3 DG DN OS Sports hat eine unverbindliche Preisempfehlung von 2.349 Euro. Aktuelle "Straßenpreise" gibt es noch nicht, da das Objektiv ganz frisch im Handel eingetroffen ist. Übrigens kann das Bajonett kostenpflichtig vom Sigma-Service von Sony E auf L-Mount und umgekehrt getauscht werden.

Verarbeitung

Die Abmessungen sind mit einer Länge von etwa 28 Zentimetern und einem maximalen Durchmesser von etwa Zwölf Zentimetern schon üppig. Bei maximalem Zoom erreicht die Länge etwa 38 Zentimeter, was alles andere als subtil ist. Das Gewicht des Sigma 60-600 mm F4.5-6.3 DG DN OS Sports ist mit knapp 2,5 Kilogramm etwa 200 Gramm geringer als das des Vorgängers. Möglich ist das durch die verwendeten Materialien. So kommen neben einer Magnesium-Leichtmetalllegierung auch mit Carbonfasern verstärkter Kunststoff sowie ein thermostabiles Polycarbonat zum Einsatz, das eine ähnliche Wärmeausdehnung wie Aluminium aufweist.

Am vorderen Ende des 60-600 mm F4.5-6.3 DG DN OS Sports befindet sich ein Filtergewinde mit 105 Millimetern Durchmesser. Es dreht sich weder bei der Fokussierung noch dem Zoomen mit. An der Außenseite der Objektivfront hat Sigma einen breiten Gummiring eingebaut. Dieser schützt das Objektiv ein wenig, falls man mal irgendwo "anecken" sollte.

Auch die zum Lieferumfang gehörende Streulichtblende (LH1144-02) besitzt einen solchen Gummiring. Die zylindrische Streulichtblende ist etwa 8,5 Zentimeter lang und hat einen Frontdurchmesser von etwas weniger als 14 Zentimeter. Anstelle einer Bajonettbefestigung wird die Blende mit einer Fixierschraube in einer Nut an der Objektiv-Vorderseite befestigt. Für den Transport lässt sich die Blende auch verkehrt herum anbringen. Neben dem Frontdeckel (LCF-105 III) liefert Sigma noch eine Schutzhaube (LC-740E) mit. Diese lässt sich problemlos bei montierter Streulichtblende über das Objektiv stülpen und per Klettverschluss fixieren.

Telezooms dieser Größe und dieses Gewichts (immerhin knapp 2,5 Kilogramm) werden idealerweise auf einem Stativ verwendet. Entsprechend gehört eine nicht abnehmbare Stativschelle zur Ausstattung des Sigma 60-600 mm F4.5-6.3 DG DN OS Sports. Die Schelle hat ein 1/4 Zoll Stativgewinde, um sie mit einer entsprechenden Schraube zu fixieren. Alternativ kann die Schelle dank der "Schwalbenschwanz"-Form auch direkt auf einen Stativkopf befestigen werden, der zu ArcaSwiss kompatibel ist.

Etwaige Vorrichtungen, die das Herausrutschen einer Stativplatte verhindern sollen, werden von der Stativschelle jedoch nicht unterstützt. Bei Bedarf kann der Stativfuß auch entfernt werden, um das Objektiv direkt auf einem Einbein-Stativ befestigen zu können. Zudem bietet Sigma unterschiedliche lange Stativfüße als Zubehör an.

Um schnell vom Hoch- ins Querformat zu wechseln, muss nur die Fixierschraube an der Schelle gelöst werden und schon lässt sich das Objektiv sanft drehen. Alle 90 Grad Drehwinkel rastet die Schelle spürbar ein, aber auch jede andere Position kann jederzeit fixiert werden. Wer sich auf das Einrasten nicht verlassen möchte, kann ganz einfach die entsprechenden Markierungen auf dem Objektiv und der Schelle nutzen.

Darüber hinaus bietet die knapp 30 Millimeter breite Schelle zwei Ösen, an denen sich der Objektivtragegurt befestigen lässt. Auch dieser gehört zum Lieferumfang, ebenso wie eine robuste, gepolsterte Tragetasche, die sich dank eingenähter Schlaufe auch am Handgriff eines kleinen Rollkoffers befestigen lässt.

Ausstattung

Das Sigma 60-600 mm F4.5-6.3 DG DN OS Sports besitzt insgesamt fünf Schalter und drei Tasten. Die funktionsgleichen Tasten sind in einem 90-Grad-Winkel versetzt hinter dem Zoomring untergebracht. An Sony-Kameras sind sie defaultmäßig mit der “Fokus-Stopp”-Funktion vorbelegt. Die Tasten lassen sich allerdings auch anderweitig belegen, sofern die Kamera diese Option anbietet.

Beim vorderen der fünf Schalter handelt es sich um die Zoom-Verriegelung. Sie funktioniert nur bei 60 mm Brennweite und verhindert, dass dich die Brennweite Aufgrund des Gewichts verstellt, wenn das Objektiv am Objektivgurtgurt getragen wird. Die vier weiteren Schalter sind untereinander kurz vor dem Objektivbajonett untergebracht.

Mit den vier Schaltern lassen sich verschiedene Funktionen des Objektivs ein- und ausschalten beziehungsweise zwischen verschiedenen Betriebsarten umschalten. So ermöglicht der erste Schalter die Wahl zwischen manueller und automatischer Fokussierung. Gleich darunter ist die Fokusbegrenzung zu finden. Mit diesem Schalter kann der Fokusbereich eingeschränkt werden, um so die AF-Zeit zu optimieren und Fehlfokussierungen zu vermeiden. Der Schalter ermöglicht die Einstellung von bis zu 5 Metern Abstand und ab 5 Meter Abstand. Die dritte Stellung des Schalters deaktiviert die Limitierung und das AF System kann den gesamten Fokusbereich durchlaufen.

Beim dritten Schalter handelt es sich um die Funktionswahl des Bildstabilisators. Der erste Modus ist für alle Aufnahmearten geeignet. Der zweite Modus wurde für Aufnahmen entwickelt, bei denen man "mitzieht". Dieser Modus eignet sich beispielsweise gut für Motorsport-Aufnahmen, rennende Tiere oder fliegende Vögel.

Der vierte und unterste Schalter ist mit “Custom” beschriftet. Damit wird die Stabilisierung des Sucherbildes angepasst. Während die erste Position das Sucherbild sichtbar stabilisiert, unterscheidet die zweite Position bewusste Bildausschnitts-Änderungen von zufälligen Bewegungen. Der Stabilisierungseffekt im Sucher ist dabei verringert. Die letzte Position deaktiviert die Stabilisierungs-Vorschau komplett, nicht aber den Bildstabilisator selbst.

Laut Sigma soll der Bildstabilisator dank des neu entwickelten Algorithmus "OS2" bis zu sieben Blendenstufen längere Belichtungszeiten bei kürzester Brennweite ermöglichen, bei längster soll es immerhin noch sechs Blendenstufen sein. Das wäre etwa 1/10 Sekunde. Tatsächlich konnten wir diesen Wert sogar erreichen.

Für die Brennweiten- und Fokus-Einstellung ist jeweils ein Ring vorhanden. Der Zoomring verjüngt sich leicht und liegt dadurch sehr gut in der Hand. Unterstützt wird das von einer griffigen, etwa 53 mm breiten Gummierung. Zur Übersicht besitzt der Zoomring aufgedruckte Brennweitenzahlen (60, 80, 100, 120, 150, 200, 250, 300, 400 und 600). Diese bedecken etwas mehr als ein Viertel des Umfangs des Rings. Alternativ kann das Zoom aufgrund des leichtgängigen Mechanismus auch per Schieben der Objektivfront beziehungsweise Sonnenblende verstellt werden, was Sigma als "Dual-Action-Zoom" bezeichnet.

Fortsetzung auf Seite 2

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.