Lichtstarkes APS-C-Porträtobjektiv

Sigma 56 mm F1.4 DC DN Contemporary im Test

Seite 2 von 2, vom 2023-05-15 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Das Sigma 56 mm F1.4 DC DN Contemporary besitzt einen optischen Aufbau aus zehn Linsen, die in sechs Gruppen angeordnet sind. Dabei soll eine asphärisch geschliffene SLD-Linsen Farbfehler minimieren. Zudem kommt noch eine weitere asphärische Linse zur Reduktion optischer Fehler zum Einsatz. Der Lens Modulation Optimizer (kurz LMO) der Fujifilm-Systemkameras, der im JPEG-Format kameraintern optischen Abbildungsfehlern und sogar der Beugung zu Leibe rückt, lässt sich übrigens mit dem Sigma-Objektiv nicht aktivieren. Zum Test der Bildqualität haben wir mit der X-T5 eine der beiden mit 40 Megapixeln am höchsten auflösenden APS-C-Kameras von Fujifilm verwendet.

Da es sich beim 56 mm F1.4 DC DN Contemporary um ein APS-C-Objektiv handelt, entspricht der diagonale Bildwinkel von 28,5 Grad einem Kleinbildäquivalent von ca. 85 Millimetern. Die Schärfentiefe entspricht einem 85mm-Kleinbildobjektiv mit F2. Das Freistellen eines Motivs vor unscharfem Hintergrund ist damit problemlos möglich. Neun abgerundete Blendenlamellen sollen für eine gleichmäßig runde Blendenöffnung sorgen. Tatsächlich ist das Bokeh gut, wenn auch nicht so butterweich wie man es vielleicht von einem guten Porträtobjektiv erwarten würde. Das dürfte an den Unschärfescheibchen liegen, die bei Spitzlichtern leichte Zwiebelringe aufweisen, die wahrscheinlich von den asphärischen Linsenschliffen verursacht werden. Darüber hinaus zeigen sich bei Kontrastkanten im Unschärfebereich leichte Farbsäume.

Im Gegenlicht zeigt das Sigma 56 mm F1.4 DC DN Contemporary nur leichte Kontrastverluste, auch geringe Blendenreflexe werden sichtbar. Auf F16 abgeblendet zeigt sich zwar deutlicher Blendenstern, er ist jedoch nicht sonderlich gleichmäßig und damit weniger gut für kreative Effekte geeignet.

Im Labortest an der Fujifilm X-T5 zeigt das Sigma 56 mm F1.4 DC DN Contemporary so gut wie keine Verzeichnung und nur eine minimale Randabdunklung von 0,3 Blendenstufen, die dank des sanften Verlaufs praktisch nicht auffällt. Auch bei den chromatischen Aberrationen schlägt es sich gut, wenn auch nicht perfekt (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Diese sind im Mittel praktisch nicht sichtbar und selbst die stärksten Ausprägungen erreichen allenfalls einen Pixel Ausdehnung und werden damit kaum sichtbar.

Bei Offenblende löst das Porträtobjektiv am 40-Megapixel-Sensor der Fujifilm X-T5 nicht ganz so hoch auf, erreicht bei 50 Prozent Kontrast mit knapp 60 Linienpaaren pro Millimeter im Kleinbildäquivalent (lp/mm) aber einen guten Wert. Zum Bildrand hin fällt sie jedoch um 35 Prozent auf knapp unter 40 lp/mm ab. Bereits um eine Stufe abgeblendet springt die Auflösung im Bildzentrum auf fast 70 lp/mm, bei F2,8 wird mit 71 lp/mm das Auflösungsmaximum erreicht. Das ist ein sehr guter Wert, auch wenn der 40-Megapixel-Sensor noch etwas mehr könnte. Der Auflösungs-Randabfall ist ab F4 mit nur noch fünf Prozent gering. Bei F5,6 wird die maximale Randauflösung von 67 lp/mm erreicht und ist hier genauso hoch wie im Bildzentrum – perfekt! Beim weiteren Abblenden sinkt die Auflösung nur noch, jenseits von F8 am Bildrand stärker als im Bildzentrum, so dass hier der Randabfall wieder leicht ansteigt. Von allen drei F1,4-Contemporary-Objektiven hat das 56 mm insgesamt die beste Bildqualität.

Vergleich

Fujifilm bietet mit dem XF 56 mm F1.2 R WR selbst ein lichtstarkes Porträt-Objektiv als direkte Konkurrenz zum Sigma an, das sogar noch lichtstärker ist und über ein spritzwassergeschütztes Metallgehäuse samt Blendenring verfügt. Wir haben es ebenfalls am 40-Megapixel-Sensor, allerdings der Fujifilm X-H2 getestet (siehe weiterführende Links). Hier zeigt es bei Offenblende eine ähnliche Auflösung wie das Sigma, überflügelt dieses jedoch beim Abblenden ab F2 im Bildzentrum teilweise deutlich. Am Bildrand hingegen löst es erst jenseits von F4 höher als das Sigma auf. Die optischen Fehler wie Randabdunklung, Verzeichnung und Farbsäume sind beim Fujifilm zwar minimal höher als beim Sigma, bewegen sich aber ebenfalls auf geringem Niveau. Beim Bokeh hingegen hat das Sigma nicht die geringste Chance gegen das Fujifilm, bei dem die Details im Hintergrund äußerst weich ineinander laufen und die Unschärfescheibchen nicht mal einen hellen Rand aufweisen. Der größte Haken dürfte jedoch der fast dreimal so hohe Preis des Fujifilm-Objektivs sein, so dass das Sigma durchaus ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet.

Mit dem Viltrox AF 56 mm F1.4 STM gibt es eine 100 Euro günstigere Alternative zum Sigma 56 mm F1.4 DC DN Contemporary. Dennoch besitzt es sogar ein Metallgehäuse und einen Blendenring. Das Viltrox haben wir "nur" an den 26 Megapixeln der Fujifilm X-T4 getestet. Dennoch löst es dort bei Offenblende im Bildzentrum nicht sonderlich hoch auf. Erst ab F4 wird die Auflösung sehr gut, ab F5,6 auch am Bildrand. Bei Offenblende zeigt das Viltrox zudem sichtbare Farbsäume, auch die Verzeichnung ist sichtbar kissenförmig. Beim Bokeh kann das Viltrox hingegen das Sigma ausstechen, zeigt aber ebenfalls keine perfekten Unschärfescheibchen von Spitzlichtern, denn diese weisen einen unschön hellen Rand auf. Ungünstig ist die recht hohe Gegenlichtanfälligkeit des Viltrox. Insgesamt ist es also schwierig, zwischen diesen beiden Objektiven das besser auszuwählen, denn je nach Disziplin liegt mal das eine, mal das andere Objektiv vorne. Beim Preis ist das Viltrox jedoch klarer Sieger und damit auch beim Preis-Leistungs-Verhältnis.

Fazit

Mit 430 Euro UVP ist das Sigma 56 mm F1.4 DC DN Contemporary angesichts der Lichtstärke überraschend preisgünstig. Obendrei ist es sehr kompakt, bietet aber lediglich ein Kunststoffgehäuse, auch wenn dieses hochwertig verarbeitet ist. Auch bei der Ausstattung und den Bedienelementen hat es nicht viel zu bieten. Immerhin arbeitet der Autofokus schnell und präzise. Der Fokusring ist je nach Geschmack etwas leichtgängig, funktioniert aber einwandfrei. Im Gegenlicht zeigt sich das Sigma gut, auch die optischen Fehler sind gering. Das Bokeh ist gut, aber nicht perfekt. Es eignet sich durchaus für Porträts. Bei Offenblende ist die Auflösung nicht ganz so hoch, aber ab F2 im Bildzentrum schon und ab F4 auch am Bildrand. Für den günstigen Preis ist das Objektiv empfehlenswert und das beste des F1,4-Contemporary-Trios.

Kurzbewertung

  • Kompakte Abmessungen
  • Schneller, leiser Autofokus
  • Fast keine optischen Fehler
  • Gutes, für Porträts geeignetes Bokeh
  • Hohe Auflösung ab F2 im Bildzentrum, ab F4 auch am Bildrand
  • Starkes Fokusatmen
  • Leichte Zwiebelringe in unscharfen Spitzlichtern
  • Leichter Kontrastverlust im Gegenlicht

Sigma 56 mm F1.4 DC DN Contemporary mit Fujifilm X-T5

Chromatische Aberration

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sigma
Modell 56 mm F1.4 DC DN Contemporary
Unverbindliche Preisempfehlung 429,00 € bis 499,00 € (je nach Version)
Bajonettanschluss Fujifilm XF, Micro Four Thirds, Sony E, Canon EF-M, L-Mount, Nikon Z
Brennweite 56,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,4
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat nein
Linsensystem 10 Linsen in 6 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 500 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 55 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 67 x 60 mm
Objektivgewicht 280 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.