Lichtstarkes Weitwinkel

Sigma 24 mm F1.4 DG DN Art im Test

Seite 2 von 2, vom 2022-09-12 (Autor: Harm-Diercks Gronewold)Zur Seite 1 wechseln

Streulicht und Bokeh

Die Vermeidung von Effekten, die durch Streulicht hervorgerufen werden, ist für jeden Objektiv-Konstrukteur eine große Herausforderung. Das Sigma 24 mm F1,4 DG DN Art macht seine Sache dabei eigentlich recht gut. Zwar machen sich Blendenflecke schon bei recht flach einfallendem, seitlichem Licht bemerkbar, diese sind aber dank der Linsenvergütung recht ästhetisch. Erst wenn der Winkel steiler wird, tritt ein recht großflächiger Kontrastverlust auf, zumindest wenn das einfallende Licht von unten oder oben auf die Frontlinse des Objektivs trifft. Bei Licht von der Seite muss die Lichtquelle schon fast im Bild zu sehen sein, um drastische Kontrastverluste zu produzieren.

Als Bokeh wird die Darstellung von Spitzlichtern im unscharfen Bereich vor und hinter der Fokusebene bezeichnet. Die Beurteilung ist eher subjektiv, dennoch gibt es einige Merkmale, die ein gutes Bokeh auszeichnen. Zum einen ist es die Homogenität in der Helligkeit. Ist das Lichtplättchen inhomogen, dann wirkt sich das störend auf die "Ruhe" des unscharfen Bereichs aus. Inhomogenität kann sich in "Zwiebelringen" äußern oder in einem hellen Rand und einer dunkleren Mitte beziehungsweise einem dunklen Rand und einer hellen Mitte.

Beim 24 mm F1,4 DG DN Art ist die Anatomie des Bokehs schön rund und die Helligkeit sieht auf den ersten Blick sehr homogen aus. Leider trügt der Schein, denn bei detaillierter Betrachtung zeigt sich ein minimales ringförmiges Muster in den Lichtplättchen. Dieses Verhalten zeigt sich sowohl beim Vorder- als auch Hintergrundbokeh.

Bildqualität

Wir haben das Sigma 24 mm F1.4 DG DN Art an der 42 Megapixel auflösenden Sony Alpha 7R III getestet. Der gesamte Labortest mit allen Diagrammen und Erläuterungen ist bei uns gegen ein kleines Entgelt erhältlich. Ein Kauf hilft uns dabei, unsere unabhängigen Testberichte wie diesen zu finanzieren.

Das Sigma 24 mm F1.4 DG DN Art besitzt einen optischen Aufbau aus 17 Linsen in 14 Gruppen. Neben vier asphärisch geschliffenen Linsen sind auch drei Linsen aus Spezialglas mit von der Partie. Die Blende besitzt elf Lamellen, die einen imposanten Sonnenstern bei geschlossener Blende produzieren.

Bei der Auflösungsmessung hat uns das 24 mm F1.4 DG DN Art etwas enttäuscht, zumindest bis Blende F2,8. So liefert das Objektiv in der Bildmitte bei offener Blende lediglich 51 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Kontrast und noch schlechtere 31 lp/mm am Bildrand. Das ist viel zu wenig für einen 42-Megapixel-Sensor. Schließt man die Blende, bessert sich die Auflösung erst bei Blende F2,8, wird aber erst bei F4 sehr gut. Hier werden 83 lp/mm in der Bildmitte und etwa 74 lp/mm am Bildrand erreicht. Das ist ein sehr gutes Auflösungsergebnis und ein sehr geringer Randverlust. Bei Blende F5,6 zeigt das 24 mm F1.4 DG DN Art seine höchste Auflösung von knapp 86 lp/mm und einen Randabfall von nur elf Prozent.

Deutlich positiver fällt die defaultmäßig aktivierte Korrektur der chromatischen Aberrationen (Farbsäume) und der Randabdunklung (Vignette) durch die Kamera aus. So sind Farbsäume auf einem 30 x 20 Zentimeter großen Ausdruck vielleicht bei F2 minimal sichtbar, das aber auch nur an starken Kontrastkanten. Die Randabdunklung ist ebenfalls prima auskorrigiert und erreicht nur bei offener Blende 1 EV Verlust. Wird die Blende geschlossen, sinkt die Randabdunklung auf 0,7 EV und später auf 0,6 EV.

Auch bei der Verzeichnung gibt es nichts zu meckern (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Diese kratzt nämlich erst am Bildrand an der Ein-Prozent-Marke und ist dabei typisch für ein Weitwinkel tonnenförmig. Dabei kam nicht einmal die elektronische Korrektur durch die Kamera zum Einsatz, die sich optional zuschalten lässt.

Fazit

Das Sigma 24 mm F1.4 DG DN Art macht auf den ersten Blick alles richtig. Die Verarbeitung und das Handling sind sehr gut, und die Abmessungen sind weder zu groß noch zu klein an der Sony Alpha 7R III. Das Objektiv liegt einfach prima in der Hand. Doch der Teufel schlummert im Detail. Es ist mehr als nur schade, dass das Objektiv bis Blende F2,8 eine eher suboptimale Auflösung abliefert. Gerade weil die anderen Aspekte der optischen Qualität wie Verzeichnung, Farbsäume und Randabdunklungen keine sonderlichen Probleme darstellen, sieht man einmal von den Detailproblemen des Bokehs ab. Abschließend muss man sagen, dass das Preisetikett von knapp 900 Euro für ein F1,4 lichtstarkes Objektiv zu hoch ist, wenn es sein Potential erst bei F4 entfesselt. So bleibt das Sony FE 24 mm F1.4 GM, das bei F2 bereits höher auflöst als das Sigma bei F4, weiterhin konkurrenzlos, auch wenn es ebenfalls nicht tadellos abbildet.

Kurzbewertung

  • Griffiger Fokusring
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Großer Funktionsumfang
  • Auflösung erst ab F4 gut
  • Leicht unruhiges Bokeh

Sigma 24 mm F1.4 DG DN Art mit Sony Alpha 7R III

Verzeichnung


Hersteller Sigma
Modell 24 mm F1.4 DG DN Art
Unverbindliche Preisempfehlung 899,00 €
Bajonettanschluss Sony E, L-Mount
Brennweite 24,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,4
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat ja
Linsensystem 17 Linsen in 14 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 11
Naheinstellgrenze 250 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 72 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 76 x 96 mm
Objektivgewicht 520 g

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Autor

Harm-Diercks Gronewold

Harm-Diercks Gronewold, 52, ist gelernter Fotokaufmann und hat etliche Jahre im Fotofachhandel gearbeitet, bevor er 2005 in die digitalkamera.de-Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Produktdatenbanken, Bildbearbeitung, Fototipps sowie die Berichterstattung über Software und Zubehör. Er ist es auch, der meistens vor der Kamera in unseren Videos zu sehen ist und die Produkte vorführt.