Lichtstarkes APS-C-Weitwinkel

Sigma 16 mm F1.4 DC DN Contemporary im Test

Seite 2 von 2, vom 2023-04-18 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildqualität

Das Sigma 16 mm F1.4 DC DN Contemporary besitzt einen optischen Aufbau aus 16 Linsen, die in 13 Gruppen angeordnet sind. Dabei sollen vor allem zahlreiche Speziallinsen für eine hohe Bildqualität sorgen, darunter drei FLD-Glaselemente, zwei SLD-Glaselemente und zwei blankgepresste asphärische Glaselemente. Der Lens Modulation Optimizer (kurz LMO) der Fujifilm-Systemkameras, der im JPEG-Format kameraintern optischen Abbildungsfehlern und sogar der Beugung zu Leibe rückt, lässt sich übrigens mit dem Sigma-Objektiv nicht aktivieren. Zum Test der Bildqualität haben wir mit der X-T5 eine der beiden mit 40 Megapixeln am höchsten auflösenden APS-C-Kameras von Fujifilm verwendet.

Da es sich beim 16 mm F1.4 DC DN Contemporary um ein APS-C-Objektiv handelt, entspricht der diagonale Bildwinkel von 83,2 Grad einem Kleinbildäquivalent von 24 Millimetern. Die Schärfentiefe entspricht einem 24mm-Kleinbildobjektiv mit F2. Das Freistellen eines Motivs vor unscharfem Hintergrund ist damit vor allem im Nahbereich gut möglich. Neun abgerundete Blendenlamellen sollen für eine gleichmäßig runde Blendenöffnung sorgen. Trotzdem ist das Bokeh nur mittelgut. Es ist zwar einigermaßen weich, aber Details im Hintergrund verschwimmen nicht so gut ineinander. Zudem zeigen die Unschärfescheibchen von Spitzlichtern einen sehr ausgeprägten Zwiebelringeffekt. Darüber hinaus zeigen sich bei Kontrastkanten im Unschärfebereich leichte Farbsäume.

Im Gegenlicht zeigt das Sigma 16 mm F1.4 DC DN Contemporary dagegen ein sehr gutes Verhalten. Es treten so gut wie keine Kontrastverluste auf, nur Blendenreflexe werden je nach Winkel zur Lichtquelle minimal sichtbar. Auf F16 abgeblendet zeigt sich nur ein leichter Blendenstern, der sich kaum für kreative Effekte eignet.

Im Labortest an der Fujifilm X-T5 zeigt das Sigma F16 mm F1.4 DC DN Contemporary keine Verzeichnung und nur eine minimale Randabdunklung von 0,4 Blendenstufen, die dank des sanften Verlaufs praktisch nicht auffällt. Anders sieht es bei den chromatischen Aberrationen aus (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Diese sind zwar im Mittel mit unter einem Pixel gering und fallen damit nicht auf, jedoch sieht es an harten Kontrastkanten vor allem am Bildrand anders aus. Hier werden leichte Farbsäume sichtbar, die sich aber mit unter zwei Pixel in Grenzen halten.

Die größten Probleme hat das Weitwinkelobjektiv aber, den 40-Megapixel-Sensor der Fujifilm adäquat mit einer hohen Auflösung bei 50 Prozent Motivkontrast zu bespielen. Im Bildzentrum ist die Auflösung bei Offenblende mit knapp über 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent gerade noch gut, wobei dieser Wert schon arg unter den Möglichkeiten des 40-Megapixel-Sensor zurückbleibt. Auf F4 und F5,6 abgeblendet übersteigt die Auflösung immerhin 70 lp/mm und erreicht damit ihren Höchstwert. Hier hätte angesichts der Sensorauflösung mehr drin sein können.

Auch wenn man Weitwinkelobjektiven aufgrund des großen Bildwinkels gewisse Auflösungsschwächen am Bildrand verzeihen kann, gerade bei Offenblende, schlägt sich das Sigma hier trotz "mildernder Umstände" schlecht. Bis F4 beträgt der relative Randabfall mindestens 40 Prozent, was einer Festbrennweite nicht würdig ist. Selbst bei höchster Randauflösung, die erst bei F8 erreicht wird, nur hier übersteigt sie überhaupt den Wert von 50 lp/mm, beträgt der Randabfall noch über 20 Prozent – obwohl die Auflösung im Bildzentrum hier schon wieder unter 70 lp/mm gefallen ist. Dennoch ist dies sicher die beste Blende für Landschaftsaufnahmen.

Vergleich

Fujifilm bietet mit dem XF 16 mm F1.4 R WR selbst eine lichtstarke Weitwinkel-Festbrennweite als direkte Konkurrenz zum Sigma-Objektiv an. Zwar ist das Fujifilm bereits gut acht Jahre alt und wir haben es lediglich am 24-Megapixel-Sensor der Fujifilm X-Pro2 getestet (siehe weiterführende Links), jedoch besticht es hier mit einer hohen Auflösung ab Offenblende und zeigt kaum Randabfall. Maximal erreicht es 61 lp/mm und damit nur 9 lp/mm weniger als das Sigma am viel höher auflösenden Bildsensor. Zudem punktet das Fujifilm mit einem spritzwassergeschützten Metallgehäuse, einem Blendenring und einer viel geringeren Naheinstellgrenze und damit einem höheren Abbildungsmaßstab. Selbst das Bokeh des Fujifilm-Objektivs ist schöner. Der einzige Haken dürfte der fast 2,5-mal so hohe Preis des Fujifilm-Objektivs sein, so dass das Sigma je nach Sichtweise durchaus ein ordentliches Preis-Leistungsverhältnis bietet.

Fazit

Mit 400 Euro ist das Sigma 16 mm F1.4 DC DN Contemporary angesichts der Lichtstärke überraschend preisgünstig, bietet dafür aber lediglich ein Kunststoffgehäuse, auch wenn dieses hochwertig verarbeitet ist. Auch bei der Ausstattung und den Bedienelementen hat es nicht viel zu bieten. Immerhin arbeitet der Autofokus schnell und präzise. Der Fokusring ist zwar etwas leichtgängig, funktioniert aber einwandfrei. Die Naheinstellgrenze dürfte gerne etwas besser sein, genauso das nicht allzu ansehnliche Bokeh. Im Gegenlicht zeigt sich das Sigma dagegen stark, auch die optischen Fehler sind mit Ausnahme leicht sichtbarer Farbsäume gering. Die Auflösung wird dagegen, vor allem am Bildrand, einer Festbrennweite nicht ganz gerecht. Auch bei Offenblende ist es nicht so gut. Um drei Stufen abgeblendet löst es im Zentrum einigermaßen hoch auf, die Randauflösung wird jedoch nie dem 40-Megapixel-Sensor der Testkamera Fujifilm X-T5 gerecht. Angesichts des günstigen Preises kann man das aber verzeihen.

Kurzbewertung

  • Schneller, leiser Autofokus
  • Keine Verzeichnung
  • Geringe Randabdunklung
  • Hohe Gegenlicht-Kontraste
  • Leichte Farbsäume in der Schärfeebene und im Bokeh
  • Reizt die Auflösung des 40-Megapixel-Sensors nicht aus
  • Schwache Randauflösung
  • Deutliche Zwiebelringe in den Unschärfescheibchen

Sigma 16 mm 1.4 DC DN Contemporary mit Fujifilm X-T5

Chromatische Aberration

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Sigma
Modell 16 mm F1.4 DC DN Contemporary
Unverbindliche Preisempfehlung 399,00 € bis 499,00 € (je nach Version)
Bajonettanschluss Fujifilm XF, Micro Four Thirds, Sony E, Canon EF-M, L-Mount, Nikon Z
Brennweite 16,0 mm
Lichtstärke (größte Blende) F1,4
Kleinste Blendenöffnung F16
KB-Vollformat nein
Linsensystem 16 Linsen in 13 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
Anzahl Blendenlamellen 9
Naheinstellgrenze 250 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz nein
Filtergewinde 67 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 72 x 92 mm
Objektivgewicht 405 g

Passende Publikationen

digitalkamera.de-Bezahlinhalte (in Premium enthalten)


Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion

Objektiv konfigurieren und steuern mit TAMRON Lens Utility Mobile

Objektiv konfigurieren und steuern mit TAMRON Lens Utility Mobile

Objektiv-Funktionen lassen sich einfach mit dem Smartphone über die Tamron Lens Utility Mobile-App anpassen. mehr…

Automatisch auslösen, wenn ein Motiv in den Schärfebereich kommt

Automatisch auslösen, wenn ein Motiv in den Schärfebereich kommt

Eine Autofokus-Falle kann in der Sport- oder Tierfotografie, aber auch für Selbstporträts sehr nützlich sein. mehr…

Das Fn-Menü bei Sony Alpha 7 Systemkameras individuell anpassen

Das Fn-Menü bei Sony Alpha 7 Systemkameras individuell anpassen

Fototrainer Manuel Quarta zeigt, wie man das Fn-Menü bei der Sony Alpha 7 Serie auf eigene Bedürfnisse anpassen kann. mehr…

Vintage-Objektive – 6. aktualisierte Auflage als PDF erhältlich

"Vintage-Objektive – 6. aktualisierte Auflage" als PDF erhältlich

In diesem Buch lernt der Leser die Vor- und Nachteile beim Einsatz alter Objektive an modernen Digitalkameras kennen. mehr…

DXOMARK Logo

Die Bildqualität in unseren Tests ermitteln wir seit 2011 mit DXOMARK Analyzer.

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.