Bildqualität
Das Sigma 16 mm F1.4 DC DN Contemporary besitzt einen optischen Aufbau aus 16 Linsen, die in 13 Gruppen angeordnet sind. Dabei sollen vor allem zahlreiche Speziallinsen für eine hohe Bildqualität sorgen, darunter drei FLD-Glaselemente, zwei SLD-Glaselemente und zwei blankgepresste asphärische Glaselemente. Der Lens Modulation Optimizer (kurz LMO) der Fujifilm-Systemkameras, der im JPEG-Format kameraintern optischen Abbildungsfehlern und sogar der Beugung zu Leibe rückt, lässt sich übrigens mit dem Sigma-Objektiv nicht aktivieren. Zum Test der Bildqualität haben wir mit der X-T5 eine der beiden mit 40 Megapixeln am höchsten auflösenden APS-C-Kameras von Fujifilm verwendet.
Da es sich beim 16 mm F1.4 DC DN Contemporary um ein APS-C-Objektiv handelt, entspricht der diagonale Bildwinkel von 83,2 Grad einem Kleinbildäquivalent von 24 Millimetern. Die Schärfentiefe entspricht einem 24mm-Kleinbildobjektiv mit F2. Das Freistellen eines Motivs vor unscharfem Hintergrund ist damit vor allem im Nahbereich gut möglich. Neun abgerundete Blendenlamellen sollen für eine gleichmäßig runde Blendenöffnung sorgen. Trotzdem ist das Bokeh nur mittelgut. Es ist zwar einigermaßen weich, aber Details im Hintergrund verschwimmen nicht so gut ineinander. Zudem zeigen die Unschärfescheibchen von Spitzlichtern einen sehr ausgeprägten Zwiebelringeffekt. Darüber hinaus zeigen sich bei Kontrastkanten im Unschärfebereich leichte Farbsäume.
Auch wenn das Sigma 16 mm F1.4 DC DN Contemporary ein überraschend großes Objektiv ist, zeigt es an der Fujifilm X-T5 noch eine gute Balance. [Foto: MediaNord]
Im Gegenlicht zeigt das Sigma 16 mm F1.4 DC DN Contemporary dagegen ein sehr gutes Verhalten. Es treten so gut wie keine Kontrastverluste auf, nur Blendenreflexe werden je nach Winkel zur Lichtquelle minimal sichtbar. Auf F16 abgeblendet zeigt sich nur ein leichter Blendenstern, der sich kaum für kreative Effekte eignet.
Im Labortest an der Fujifilm X-T5 zeigt das Sigma F16 mm F1.4 DC DN Contemporary keine Verzeichnung und nur eine minimale Randabdunklung von 0,4 Blendenstufen, die dank des sanften Verlaufs praktisch nicht auffällt. Anders sieht es bei den chromatischen Aberrationen aus (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Diese sind zwar im Mittel mit unter einem Pixel gering und fallen damit nicht auf, jedoch sieht es an harten Kontrastkanten vor allem am Bildrand anders aus. Hier werden leichte Farbsäume sichtbar, die sich aber mit unter zwei Pixel in Grenzen halten.
Die größten Probleme hat das Weitwinkelobjektiv aber, den 40-Megapixel-Sensor der Fujifilm adäquat mit einer hohen Auflösung bei 50 Prozent Motivkontrast zu bespielen. Im Bildzentrum ist die Auflösung bei Offenblende mit knapp über 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent gerade noch gut, wobei dieser Wert schon arg unter den Möglichkeiten des 40-Megapixel-Sensor zurückbleibt. Auf F4 und F5,6 abgeblendet übersteigt die Auflösung immerhin 70 lp/mm und erreicht damit ihren Höchstwert. Hier hätte angesichts der Sensorauflösung mehr drin sein können.
Das Sigma 16 mm F1.4 DC DN Contemporary erreicht bei F4-5,6 an der X-T5 seine höchste Auflösung. Der 40-Megapixel-Sensor wird dabei jedoch nicht ausgereizt. [Foto: MediaNord]
Auch wenn man Weitwinkelobjektiven aufgrund des großen Bildwinkels gewisse Auflösungsschwächen am Bildrand verzeihen kann, gerade bei Offenblende, schlägt sich das Sigma hier trotz "mildernder Umstände" schlecht. Bis F4 beträgt der relative Randabfall mindestens 40 Prozent, was einer Festbrennweite nicht würdig ist. Selbst bei höchster Randauflösung, die erst bei F8 erreicht wird, nur hier übersteigt sie überhaupt den Wert von 50 lp/mm, beträgt der Randabfall noch über 20 Prozent – obwohl die Auflösung im Bildzentrum hier schon wieder unter 70 lp/mm gefallen ist. Dennoch ist dies sicher die beste Blende für Landschaftsaufnahmen.
Vergleich
Fujifilm bietet mit dem XF 16 mm F1.4 R WR selbst eine lichtstarke Weitwinkel-Festbrennweite als direkte Konkurrenz zum Sigma-Objektiv an. Zwar ist das Fujifilm bereits gut acht Jahre alt und wir haben es lediglich am 24-Megapixel-Sensor der Fujifilm X-Pro2 getestet (siehe weiterführende Links), jedoch besticht es hier mit einer hohen Auflösung ab Offenblende und zeigt kaum Randabfall. Maximal erreicht es 61 lp/mm und damit nur 9 lp/mm weniger als das Sigma am viel höher auflösenden Bildsensor. Zudem punktet das Fujifilm mit einem spritzwassergeschützten Metallgehäuse, einem Blendenring und einer viel geringeren Naheinstellgrenze und damit einem höheren Abbildungsmaßstab. Selbst das Bokeh des Fujifilm-Objektivs ist schöner. Der einzige Haken dürfte der fast 2,5-mal so hohe Preis des Fujifilm-Objektivs sein, so dass das Sigma je nach Sichtweise durchaus ein ordentliches Preis-Leistungsverhältnis bietet.
Fazit
Mit 400 Euro ist das Sigma 16 mm F1.4 DC DN Contemporary angesichts der Lichtstärke überraschend preisgünstig, bietet dafür aber lediglich ein Kunststoffgehäuse, auch wenn dieses hochwertig verarbeitet ist. Auch bei der Ausstattung und den Bedienelementen hat es nicht viel zu bieten. Immerhin arbeitet der Autofokus schnell und präzise. Der Fokusring ist zwar etwas leichtgängig, funktioniert aber einwandfrei. Die Naheinstellgrenze dürfte gerne etwas besser sein, genauso das nicht allzu ansehnliche Bokeh. Im Gegenlicht zeigt sich das Sigma dagegen stark, auch die optischen Fehler sind mit Ausnahme leicht sichtbarer Farbsäume gering. Die Auflösung wird dagegen, vor allem am Bildrand, einer Festbrennweite nicht ganz gerecht. Auch bei Offenblende ist es nicht so gut. Um drei Stufen abgeblendet löst es im Zentrum einigermaßen hoch auf, die Randauflösung wird jedoch nie dem 40-Megapixel-Sensor der Testkamera Fujifilm X-T5 gerecht. Angesichts des günstigen Preises kann man das aber verzeihen.