Bildqualität
Die physikalische Brennweite von neun Millimetern ist zwar äußerst klein, aber die Lichtstärke beträgt beachtliche F1,7, was zusammen mit der geringen Naheinstellgrenze durchaus unscharfe Hintergründe zulässt. Hier lauert die nächste Überraschung: Das Bokeh ist weicher und harmonischer, als wir es von einem Ultraweitwinkel-Objektiv erwartet hätten. Die Unschärfescheibchen zeigen nur einen minimal helleren Rand, sind also fast gleichmäßig hell. Zudem treten kaum Farbsäume im Unschärfebereich auf.
Mit der viel kleineren und leichteren Panasonic Lumix DC-GX9 ergibt das Leica DG Summilux 9 mm 1.7 Asph. (H-X09) ein viel harmonischeres Gesamtbild. [Foto: MediaNord]
Blendet man das Panasonic Leica DG Summilux 9 mm 1.7 Asph. hingegen deutlich ab, zeigt sich – übrigens wie von Panasonic versprochen – ab F8 ein schöner Sonnenstern, der sich beim weiteren Abblenden auf F11 oder F16 noch besser hervorhebt. Doch Vorsicht: Hier bewegt man sich bereits im Bereich deutlicher Beugungsunschärfe. Geht es also um ein knackiges Motiv mit Blendenstern, würden wir eher nur auf F8, maximal auf F11 abblenden. Geht es hingegen um einen künstlerischen Effekt, geht auch F16 in Ordnung. Übrigens besteht die Blende aus sieben Lamellen und die Strahlen der Sterne sind abwechselnd kurz und lang. Apropos künstlerischer Effekt: Blendenreflexe treten nur in geringem Maße und sehr lokal begrenzt auf, großflächige Flares konnten wir nicht beobachten. Die Kontraste bleiben auch im Gegenlicht stets hoch.
Trotz des federleichten Gewichts kommt beim Panasonic Leica DG Summilux 9 mm 1.7 Asph. ein aufwendiger optischer Aufbau aus zwölf Linsen in neun Gruppen zum Einsatz. Zwei asphärische Linsen, zwei ED-Linsen und eine UHR-Linse sollen optische Fehler minimieren. Ob die Bildqualität tatsächlich so gut wie versprochen ist, haben wir an der mit 25 Megapixeln aktuell höchstauflösenden Micro-Four-Thirds-Kamera Panasonic Lumix DC-GH6 im Labor getestet.
Bis auf einen zwei Zentimeter breiten Fokusring bietet das Panasonic Leica DG Summilux 9 mm 1.7 Asph. (H-X09) keinerlei Bedienelemente. [Foto: MediaNord]
Auch wenn optische Fehler im Micro-Four-Thirds-System standardmäßig digital korrigiert werden, zeigt das Leica 9 mm F1.7 bei Offenblende eine Randabdunklung von bis zu fast einer Blendenstufe. Sie verläuft jedoch sanft und zeigt damit einen unauffälligen, natürlichen Charakter. Blendet man auf F2,8 ab, sinkt die Randabdunklung auf nur noch maximal eine halbe Blendenstufe. Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind minimal, steigen beim Abblenden aber leicht an, so dass sie sich im Extrem mit bis zu einem Pixel Breite minimal bemerkbar machen können. Auch die Verzeichnung wird nicht zu 100 Prozent auskorrigiert, sondern zeigt noch eine minimale, 0,8-prozentige Tonnenform.
Äußerst überrascht waren wir von der Auflösungsmessung bei 50 Prozent Kontrast – im positiven wie im negativen Sinne. In den letzten Jahren haben Panasonic-Objektive bei Tests an Panasonic-Kameras verhältnismäßig geringe Auflösungen gezeigt, weil die Kameras sehr natürlich abgestimmt waren, die Auflösung also nicht im sichtbaren Bereich optimiert haben. Das ist bei der GH6 völlig anders – ohne aber dabei plötzlich starke Schärfeartefakte zu zeigen, denn die halten sich noch im Rahmen.
Für Panasonic-Verhältnisse wäre bei 25 Megapixeln eine Auflösung von um die 55 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) bei 50 Prozent Kontrast ein Top-Ergebnis gewesen. Doch das Panasonic Leica DG Summilux 9 mm 1.7 Asph. erreicht im Bildzentrum sogar fast 80 lp/mm! Diese liegen bereits ab Offenblende an (siehe Diagramm aus dem Labortest unten) und sinken beim Abblenden langsam, aber stetig ab. Bei F5,6 sind es jedoch immer noch über 70 lp/mm. Dann wird der Abfall schneller, hier setzt langsam die stärker werdende Beugung ein. Bei F8 sind es noch 65 lp/mm, bei F11 aber nur noch knapp über 50 und bei F16 sogar weniger als 35 lp/mm.
Das Panasonic Leica DG Summilux 9 mm 1.7 Asph. (H-X09) zeigt selbst auf F5,6 abgeblendet an der Lumix DC-GH6 eine sehr deutliche Randunschärfe (zu sehen ist "nur" der linke Bildrand, nicht die Bildecke!), während es im Bildzentrum knackig hoch auflöst. [Foto: MediaNord]
Sehr enttäuscht hat uns hingegen die Auflösung am Bildrand. Zwar sind Ultraweitwinkelobjektive hier sehr anfällig und ein Randabfall von um die 20 bis 30 Prozent wäre auch bei einem guten Objektiv durchaus noch im Rahmen gewesen, jedoch fällt die Auflösung um bis zu 60 Prozent ab, was man auch in den Bildern sieht. Die höchste Randauflösung wird bei F4 mit 44 lp/mm erreicht. Ab hier beträgt der Randabfall "nur" noch 40 Prozent, was immer noch (zu) viel ist.
Fazit
Mit gut 500 Euro ist das Panasonic Leica DG Summilux 9 mm 1.7 Asph. kein Schnäppchen, zumal es doch die eine oder andere Schwäche hat, jedoch auch manche Stärken. Man sollte sich dieser bewusst sein und abwägen, was man mit dem Objektiv vorhat. Wer vom Leica-Label ein Metallgehäuse erwartet, wird etwa enttäuscht. Ein Schutz vor Spritzwasser, Staub und Frost ist aber gegeben. Der Autofokus ist schnell und leise, zudem beträgt die Naheinstellgrenze nur knapp über neun Zentimeter, was einen phänomenalen Abbildungsmaßstab und zusammen mit dem großen diagonalen Bildwinkel von 100 Grad beeindruckende perspektivische Überzeichnungen zulässt. Zudem kombiniert die Festbrennweite ein weiches Bokeh bei Offenblende mit einem schönen Blendenstern ab F8. Auch bei der Bildqualität sind Freud und Leid nahe beieinander. Die optischen Fehler sind gering und die Gegenlichtkontraste hoch. Im Bildzentrum zeigt das Panasonic Leica DG Summilux 9 mm 1.7 Asph. zudem bereits ab Offenblende eine äußerst hohe Auflösung, die jedoch zum Bildrand hin um mindestens 40 und maximal bis zu 60 Prozent abfällt, was man in den Bildergebnissen sieht.