Bildstabilisator und Naheinstellgrenzen
Über einen optischen Bildstabilisator verfügt das OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II nicht, denn die Bildstabilisation wird bei Olympus beziehungsweise nun OM System traditionell vom sehr guten Sensor-Shift-Bildstabilisator im Kameragehäuse übernommen, der beim abgedeckten Brennweitenbereich von 24 bis 80 Millimeter im Kleinbildäquivalent auch keine "Hilfe" durch einen optischen Bildstabilisator im Objektiv benötigt.
Egal ob wie hier an der OM-5 oder auch der OM-1 – das OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II macht an beiden Kameras dank seiner kompakten Abmessungen, der Robustheit und nicht zuletzt der Abbildungsqualität eine sehr gute Figur. [Foto: MediaNord]
Der Sensor-Shift-Bildstabilisator der verwendeten Testkamera OM-5 soll bis zu 6,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten ermöglichen. Bei 12 mm Brennweite konnten wir etwa mit einer Sekunde verwackelungsfreie Aufnahmen erzielen, was 4 2/3 Blendenstufen länger ist als nach Faustregel möglich. Bei 40 Millimetern Brennweite konnten wir maximal 1/2 Sekunde lang verwackelungsfrei belichten, was etwa 5 1/3 Blendenstufen entspricht. Das sind sehr gute Werte, auch wenn sie nicht ganz den Herstellerangaben entsprechen. Fotografen mit ruhigerer Hand werden vermutlich noch etwas längere Belichtungszeiten verwackelungsfrei halten können.
Das OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II hat laut technischen Daten eine Naheinstellgrenze von 20 Zentimetern über den gesamten Zoombereich. Der maximale Abbildungsmaßstab beträgt im Tele 1:3,3. In der Praxis konnten wir bei 12 Millimetern Brennweite jedoch bereits ab einer Entfernung von 16 Zentimetern zur Sensorebene fokussieren. Der Motivabstand von der Objektivfront beträgt dabei 5,1 Zentimeter. Das minimale Bildfeld haben wir mit 10,4 x 7,8 Zentimetern gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:6 entspricht. Bei einer Kleinbildkamera bräuchte man einen Abbildungsmaßstab von 1:3, um dieselbe Bilddiagonale abbilden zu können.
Bei 12 mm konnten wir mit dem OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II ab 16 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 10,4 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:6 entspricht. [Foto: MediaNord]
Bei 40 mm konnten wir mit dem OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II ab 19,1 cm fokussieren und damit eine minimale Bildbreite von 5,2 cm aufnehmen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:3 entspricht. [Foto: MediaNord]
Bei maximaler Brennweite von 40 Millimetern kommt unsere gemessene Naheinstellgrenze von 19 Zentimetern der Herstellerangabe schon deutlich näher, unterbietet diese aber noch etwas. Ab Objektivfront sind das jedoch nur 5,2 Zentimeter bis zum Motiv. Als minimales Bildfeld haben wir beachtliche 5,2 mal 3,9 Zentimeter gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:3 entspricht und damit etwas besser als versprochen ist. Mit einem Kleinbildobjektiv an einer Kleinbildkamera bräuchte man sogar einen Abbildungsmaßstab von 1:1,5, um ein so kleines Bildfeld aufnehmen zu können. Damit eignet sich das 12-40 Millimeter sogar für Makroaufnahmen.
Bildqualität
Das OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II besitzt einen optischen Aufbau aus 14 Linsen, die in neun Gruppen angeordnet sind. Darunter befinden sich vier asphärisch geschliffene Linsen, aber auch zahlreiche Linsen aus Spezialglas, etwa ED, EDA, DSA, HD und HR. Das alles soll für eine geringe Verzeichnung, geringe Farbsäume und eine hohe Auflösung bis an den Bildrand sorgen. Zudem kommt die ZERO-Vergütung zum Einsatz, die Streulichteffekte und Geisterbilder minimieren soll – darunter litt die vorige Olympus-Version des Objektivs durchaus. Zudem ist die Frontlinse mit einer schmutzabweisenden Fluorbeschichtung versehen.
Auch das Bokeh will OM System durch noch glattere Linsenoberflächen weiter verbessert haben, das verringert nämlich Zwiebelringeffekte der Unschärfescheibchen von Spitzlichtern, die vor allem bei Objektiven mit vielen asphärischen Linsen auftreten, wie eben dem 12-40 mm. Tatsächlich zeigt das OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II in der Praxis trotz "nur" sieben Blendenlamellen ein sehr schönes Bokeh, der Unschärfebereich wird schon weichgezeichnet, ohne dass Doppelkonturen entstehen. Dennoch zweigen sich an den Unschärfescheibchen von Spitzlichtern deutlich sichtbar hellere Ränder, auch Farbsäume treten im Unschärfebereich an Kontrastkanten auf. Bei kürzester Brennweite sind sie schwach, werden aber mit zunehmender Brennweite immer deutlicher. Auch wenn es nicht perfekt ist, würden wir das Bokeh vor allem aufgrund der schönen Weichzeichnung dennoch als überdurchschnittlich gut bezeichnen.
Wie bereits erwähnt, hatte die Vorgängergeneration aber eine ganz andere Achillesferse: Gegenlicht. Trotz der neuen ZERO-Vergütung leidet auch das OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II daran. Vor allem mit Lichtquelle knapp außerhalb des Abbildungsbereichs treten teilweise heftige Lichteinbrüche bis hin zu violetten Störungen im Bild auf. Zumindest bei kurzer Brennweite hilft teilweise die Streulichtblende, bei längeren Brennweiten ist sie jedoch machtlos. Ist die Sonne hingegen direkt im Bild, zeigen sich zumeist hohe Kontraste. Blendet man auf F22 ab, kann man sogar einen leichten Sonnenstern mit 14 Strahlen erzeugen. Allzu ausgeprägt ist er zwar nicht, aber immerhin schön gleichmäßig. Bei F16 und F11 ist er entsprechend schwächer.
Optische Fehler werden im Micro-Four-Thirds-System teilweise elektronisch korrigiert. Dazu gehört auch die Randabdunklung, die damit laut unserem Labortest mit maximal 0,7 Blendenstufen beziehungsweise 40 Prozent Helligkeitsabfall nicht störend hoch ausfällt. Dank des sanften Verlaufs fällt sie zudem kaum auf. Auf F4 abgeblendet liegen sie bei einer halben Blendenstufe oder weniger, werden beim weiteren Abblenden aber kaum noch schwächer.
Der optische Aufbau des OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II ist zwar identisch zum Vorgängermodell von Olympus, die Linsenoberflächen sind aber glatter und mit der neuen ZERO-Vergütung versehen. [Foto: OM Digital Solutions]
Auch die Verzeichnung wird digital korrigiert. Nur im Weitwinkel zeigt sich noch eine minimale tonnenförmige Verzeichnung von einem halben Prozent, ansonsten ist die Objektiv-Kamera-Kombination verzeichnungsfrei. Farbsäume in Form chromatischer Aberrationen sind im Mittel gering und selbst an starken Kontrastkanten zum Bildrand hin bleiben sie deutlich unter einem Pixel und werden damit höchstens bei starker Vergrößerung leicht sichtbar.
Die Auflösung bei 50 Prozent Kontrast ist bei allen Brennweiten in der Bildmitte bereits ab Offenblende mit über 50 Linienpaaren pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent hoch, lässt sich beim Abblenden aber noch steigern. Vor allem bei mittlerer Brennweite erreicht sie bei F4 mit 62 lp/mm einen Spitzenwert, ist aber auch bei F5,6 mit 58 lp/mm noch sehr gut. Bei kurzer und langer Brennweite wird im Bildzentrum ebenfalls bei F4 das Maximum mit 55 beziehungsweise 53 lp/mm erreicht (siehe auch das Diagramm aus dem Labortest unten). Bis F8 kann man das Objektiv ruhigen Gewissens abblenden, denn hier werden immer noch um die 50 lp/mm erreicht. Bei F11 wird es schon etwas kritischer, noch weiter sollte man Micro-Four-Thirds-Objektive nur im Notfall abblenden.
Auch am Bildrand ist die Auflösung bei allen Brennweiten und Blenden hoch. Zwischen F2,8 und F11 werden stets über 40 lp/mm Randauflösung erreicht, bei längster Brennweite sind es zwischen F4 und F5,6 sogar knapp über 50 lp/mm. Der Randabfall bewegt sich in der Regel bei unter 20 Prozent und ist damit vor allem für ein Zoom gering. Besonders bei längster Brennweite ist der Randabfall ab F4 mit deutlich unter zehn Prozent sehr gering. Nur bei mittlerer Brennweite ist der Randabfall bei F2,8 bis F5,6 mit über 20 Prozent etwas höher, bei F4 erreicht er fast 30 Prozent. Das ist aber immer noch unkritisch und liegt vor allem bei F4 und F5,6 an der sehr hohen Auflösung im Bildzentrum und nicht an einer schlechten Randauflösung.
Fazit
Das OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II ist zurecht ein Standardzoom-Klassiker und wird stets von uns als sehr gutes Objektiv empfohlen. Es ist robust gebaut, sogar nach IP53 wettergeschützt und trotzdem recht kompakt und leicht. Auch der Preis hält sich mit unter 1.000 Euro in Grenzen, erst recht, wenn man es noch günstiger als Setobjektiv mit einer Kamera erwirbt. Der Autofokus arbeitet sehr schnell und erlaubt eine geringe Naheinstellgrenze, die bei längster Brennweite sogar in den kleinbildäquivalenten Makrobereich vorstößt. Vor allem aber bewegt sich die Bildqualität des OM System 12-40 mm F2.8 ED Pro II sogar auf dem Niveau von Festbrennweiten, so dass sich diese im Wesentlichen nur aufgrund höherer Lichtstärke als Ergänzung lohnen. Selbst das Bokeh ist schön, wobei man jedoch die Gegenlichtempfindlichkeit bei bestimmten Winkeln zur Sonne nicht unerwähnt lassen sollte – das ist die einzig wirkliche Achillesferse des 12-40 mm F2.8 Pro, auch in der verbesserten IIer-Version von OM System.