Kabellose Nikon-Fernbedienung im Vlogger-Handgriff

Nikon ML-L7 Bluetooth-Fernbedienung mit SmallRig Stativgriff im Test

2022-11-16 Nikon liefert in seinem Vlogger-Kit der Z 30 einen Aufnahmegriff und eine Bluetooth-Fernbedienung mit. Der Griff von SmallRig erleichtert insbesondere beim Videofilmen die Handhabung und kann als Tischstativ verwendet werden. Sehr praktisch ist die herausnehmbare Bluetooth-Fernbedienung von Nikon, die im Griff eingesetzt das Bedienelement bildet. Wir haben uns den Stativgriff und die Fernbedienung genauer angesehen und mit einer Z 30 getestet.  (Jens Scheppler, Benjamin Kirchheim)

Während die Bluetooth-Fernbedienung ML-L7 auch einzeln für 45 Euro verkauft wird, bietet kaum ein Händler das Griffstativ von SmallRig zum Kauf an. Im Vlogging-Kit der Nikon Z 30 kostet beides zusammen laut UVP zwar nur 40 Euro Aufpreis gegenüber der Z 30 mit 16-50mm-Objektiv (das auch im Vlogging-Kit enthalten ist), der "Straßenpreis" hat sich jedoch aktuell (Stand Mitte Oktober 2022) deutlich weiter auseinander entwickelt, so dass das Vlogging-Kit 120 Euro mehr kostet als die Z 30 mit Kit-Objektiv und damit nicht mehr als ultimativer Schnapper erscheint. Der SmallRig-Stativgriff und die Fernbedienung sind übrigens auch im Vlogging-Kit der Nikon Z fc enthalten, während beim Vlogging-Kit der Z 50 noch ein Manfrotto-Stativ mitgeliefert wird, in das sich die Fernbedienung nicht als Bedienteil einsetzen lässt.

Griffstativ

Im Gegensatz zu Sony arbeitet Nikon bei seinem Vlogger-Handgriff mit dem renommierten Zubehör-Hersteller SmallRig zusammen. Dieser fertigt das eigentliche Griffstativ. Dabei handelt es sich um ein kleines Tischstativ mit nach vorne und hinten neigbaren Kopf, der am Stativgewinde der Kamera festgeschraubt wird. Zusammengeklappt dienen die drei Beine als Handgriff, so dass man die Kamera gut von unten festhalten kann. Genauso gut lässt sich die Kombination aber auch auf einen festen Untergrund stellen. Dabei werden zwei schmale Beine seitlich nach vorne abgespreizt, während das hintere Bein die volle Breite einnimmt. Dabei sind die Gelenke und Beine sehr stabil gefertigt.

Das hintere Bein besitzt eine Aussparung, in die magnetisch haltend die Bluetooth-Fernbedienung Nikon ML-L7 eingesetzt wird. Die einzeln für knapp 45 Euro erhältliche Fernbedienung ist nicht speziell für die Z 30 konzipiert, sondern funktioniert ebenso mit weiteren Kameras aus dem Nikon-Sortiment, dazu gehören die Z 50, Z 30, Z fc sowie die A1000, B600, P1000 und P950 aus der Coolpix-Reihe (Stand: September 2022).

In das Griffstativ eingesetzt bildet die Fernbedienung mit diesem eine mehr oder weniger feste Einheit, wobei die Fernbedienung der Steuerung der Kamera dient, wenn man diese am Griff führt. Der Magnet hält die Fernbedienung nicht allzu fest, wodurch sie sich zwar einfach entnehmen lässt, aber bei Stößen auch herausfallen kann. Verwendet man den Griff im Stativmodus, kann man die Fernbedienung in der Hand halten und damit die Kamera auch aus einigen Metern Entfernung steuern. Die von Nikon angegebenen zehn Meter sind problemlos möglich.

Fernbedienung

Die kleine, leichte Nikon ML-L7 besitzt nicht etwa einen Akku, sondern wird von einer CR2032-Lithium-Knopfzelle mit Strom versorgt. Zwar ist Bluetooth inzwischen sehr sparsam (bei der ML-L7 kommt die Version 4.1 zum Einsatz), zumal keine großen Datenmengen zwischen Fernbedienung und Kamera übertragen werden müssen, dennoch hält so eine Batterie nicht ewig.

Die wichtigsten Tasten zum Auslösen (Foto und Video besitzen separate Auslöser) sowie das Steuerkreuz sind für normale Hände gut erreichbar, die Fn-Tasten liegen aber schon außerhalb der Komfort-Reichweite, zumindest mit angesetzter Kamera, denn hier müsste sich die Hand soweit lockern, um mit dem Daumen noch eine der Fn-Tasten zu erreichen, dass man die Kamera nicht mehr stabil halten könnte. Da die Fn-Tasten während der Aufnahme aber selten bis gar nicht benutzt werden, kann man sich auch leicht mit der zweiten Hand behelfen. Verwendet man hingegen die Fernbedienung solo ohne Handgriff, dann sind alle Tasten der spritzwassergeschützten Fernbedienung problemlos erreichbar. Die Tasten reagieren gut auf Eingaben, nur das blinde Bedienen fiel anfangs sehr schwer, dazu sind die Tasten zu wenig differenziert.

Gekoppelt wird die Fernbedienung über das Menü der Kamera. Dazu navigiert man in den Bereich mit dem Werkzeug-Symbol und wählt den Eintrag "Funkfernst.optionen (ML-L7)" aus. Wenig intuitiv selektiert man im Anschluss "Funkfernsteuerung speichern". Nun ist die Kamera empfangsbereit und man wird aufgefordert, die Ein-/Ausschalttaste (ON/OFF) der Fernbedienung mindestens drei Sekunden lang zu drücken. Danach ist die Verbindung hergestellt und wird mit einer entsprechenden Anzeige im Kameradisplay quittiert. Ob die Verbindung zur Fernbedienung aktiv ist, erkennt man im Display auch an den Symbolen für Fernbedienung und Bluetooth.

Die Funktionen der beiden Funktionstasten Fn1 und Fn2 sind im Menü der Kamera wählbar. Nach dem erstmaligen Verbinden sind sie mit dem Schnellmenü (Fn1) und dem Kameramenü (Fn2) belegt. Über die Pfeiltasten der Fernbedienung lässt sich durch die Menüstruktur navigieren und mit der OK-Taste die jeweilige Funktion bestätigen oder gegebenenfalls in das Untermenü wechseln. So können Aufnahmeeinstellungen geändert werden, ohne die Kamera mit dem Tischstativ in die Hand zu nehmen und dabei die Kameraposition zu verstellen, was unter anderem für Vlogger, Landschafts- oder Makrofotografen nützlich sein dürfte.

Neben dem großen Auslösebutton befindet sich auf der Fernbedienung die rote Rekord-Taste zum Aufnehmen von Videos. Ist die Kamera im Video-Modus, startet und beendet die Taste die Videoaufnahme. Darüber sind ist eine Minus- und Plus-Taste angeordnet. An der Z 30 lässt sich damit in das Bild hineinzoomen, das funktioniert auch im Live-View-Bild. Das Objektivzoom, also die Brennweite, lässt sich über diese Tasten nicht steuern, zumindest nicht an den Systemkameras wie der Z 30.

Wenn es um das Auslösen im Fotomodus geht, ist uns ein Detail aufgefallen. Nicht immer möchte man beim Betätigen der Auslösetaste sofort auslösen, oftmals reicht zunächst das Fokussieren über die Fokussierstufe. Diese Stufe hat die Fernbedienung leider nicht, so dass die Kamera beim Drücken der Taste fokussiert und sofort auslöst. Zudem fehlt die Möglichkeit, Serienbildaufnahmen anzufertigen. Per Fernbedienung ausgelöst nimmt die Kamera stets Einzelfotos auf. Maximal gibt es nur so schnelle Bildfolgen, wie der Daumen und die Auslöseverzögerung der Kamera es hergeben. Dafür funktioniert der Timer-Modus der Kamera. So lässt sich ein Gruppenbild arrangieren und mit einer Verzögerung das Bild aufnehmen, wenn man mit auf das Bild möchte und die Reichweite der Fernbedienung zu gering ist oder man sie beispielsweise vor der Aufnahme in die Tasche stecken möchte.

Fazit

Der SmallRig-Aufnahmegriff aus dem Z 30 Vlogger-Kit funktionierte im Test mit der darin befindlichen, auch einzeln erhältlichen Bluetooth-Fernbedienung Nikon ML-L7 einwandfrei. Während der Aufnahme liegt der Griff mit aufgesetzter Kamera gut in der Hand. Das Stativ macht einen stabilen Eindruck. Die wichtigsten Bedienknöpfe der Fernbedienung sind mit einer Hand gut zu erreichen, nur bei Verwendung den Fn-Tasten kann es besser sein, eine zweite Hand zur Hilfe zu nehmen, sofern die Fernbedienung im Griff sitzt. Besonders praktisch ist die Möglichkeit, die Fernbedienung aus dem Griff nehmen und die Kamera so aus bis zu zehn Metern Entfernung steuern zu können. Dank der beiden Fn-Tasten und des Steuerkreuzes gilt das sogar für die Menüs.

Kurzbewertung

  • Hochwertiges, stabiles Griffstativ
  • Spritzwassergeschützte Fernbedienung
  • Umfangreiche Einstellmöglichkeiten der Kamera per Fernbedienung
  • Gute Reichweite von zehn Metern
  • SmallRig-Griffstativ nicht einzeln erhältlich
  • Fn-Tasten im Griff-Modus schlecht einhändig erreichbar
  • Magnetfixierung hält nicht fest genug
  • Keine Serienbildfunktion per Fernbedienung

Passende Meldungen zu diesem Thema

Artikel-Vorschläge der Redaktion

Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.