Vielseitiges Motorzoom (nicht nur) für Videos

Fujifilm XF 18-120 mm F4 LM PZ WR im Test

Seite 2 von 2, vom 2022-11-20 (Autor: Benjamin Kirchheim)Zur Seite 1 wechseln

Bildstabilisator und Naheinstellgrenzen

Über einen optischen Bildstabilisator verfügt das Fujifilm XF 18-120 mm F4 LM PZ WR überraschenderweise nicht, obwohl dieser vor allem bei der Endbrennweite von immerhin 180 Millimeter Kleinbildäquivalent sicher nützlich wäre. Zum Glück bieten inzwischen einige Fujifilm-Systemkameras einen Sensorshift-Bildstabilisator, der mit allen angesetzten Objektiven funktioniert, selbstverständlich auch dem 18-120 mm. Neben der Testkamera X-H2 besitzen auch die X-H1, X-H2S, X-S10, X-4 und X-T5 einen solchen. Bei 18 mm Brennweite konnten wir etwa mit 1/5 Sekunde verwackelungsfreie Aufnahmen erzielen, was nicht ganz drei Blendenstufen länger sind als nach Faustregel möglich. bei 120 Millimetern Brennweite konnten wir maximal 1/15 Sekunde lang verwackelungsfrei belichten, was etwa 3,5 Blendenstufen entspricht. In Kombination mit einem optischen Bildstabilisator wäre sicher mehr drin gewesen.

Das Fujifilm XF 18-120 mm F4 LM PZ WR hat laut technischen Daten eine Naheinstellgrenze von 60 Zentimetern über den gesamten Zoombereich. Der maximale Abbildungsmaßstab beträgt im Tele 1:5. In der Praxis konnten wir bei 18 Millimetern Brennweite jedoch bereits ab einer Entfernung von 31 Zentimetern zur Sensorebene fokussieren. Der Motivabstand von der Objektivfront beträgt dabei 16,8 Zentimeter. Das minimale Bildfeld haben wir mit 24,4 x 16,3 Zentimetern gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:10,3 entspricht.

Bei maximaler Brennweite von 120 Millimetern kommt unsere gemessene Naheinstellgrenze von 58,7 Zentimetern der Herstellerangabe schon deutlich näher, unterbietet diese aber sogar minimal. Ab Objektivfront sind das noch 44,5 Zentimeter bis zum Motiv. Als minimales Bildfeld haben wir 10,6 mal 7,1 Zentimeter gemessen, was einem Abbildungsmaßstab von 1:4,5 entspricht und damit ebenfalls etwas besser als versprochen ist. Mit einem Kleinbildobjektiv an einer Kleinbildkamera bräuchte man sogar einen Abbildungsmaßstab von 1:3, um ein so kleines Bildfeld aufnehmen zu können. Damit eignet sich das 18-120 Millimeter gut für Detailaufnahmen, egal ob beim Filmen oder Fotografieren.

Bildqualität

Das Fujifilm XF 18-120 mm F4 LM PZ WR besitzt einen optischen Aufbau aus 15 Linsen, die in zwölf Gruppen angeordnet sind. Zwei asphärische Linsen und zwei ED-Linsen sowie eine asphärische ED-Linse sollen Abbildungsfehler minimieren. Aber auch der Lens Modulation Optimizer (kurz LMO) der Fujifilm-Systemkameras rückt defaultmäßig im JPEG-Format bereits kameraintern optischen Abbildungsfehlern und sogar der Beugung zu Leibe. Zum Test der Bildqualität haben wir mit der X-H2 die zusammen mit der X-T5 höchstauflösende Systemkamera von Fujifilm verwendet. Ihr APS-C-Sensor bringt es auf 40 Megapixel. Übrigens gibt Fujifilm offiziell an, welche Objektive sich für den 40-Megapixel-Sensor besonders gut eignen – das XF 18-120 mm F4 LM PZ WR gehört dazu.

Lediglich sieben abgerundete Blendenlamellen sollen beim Fujifilm XF 18-120 für eine gleichmäßig runde Blendenöffnung sorgen. Das funktioniert je nach Brennweite recht gut. Bei 18 Millimetern geht das Bokeh in Ordnung, aber die Unschärfescheibchen zeigen einen helleren Rand, was vor allem bei Spitzlichtern zu Unruhe im Hintergrund führt. Beim Zoomen wird das Bokeh jedoch besser, bei 120 Millimetern sind die Unschärfescheibchen gleichmäßig hell und das Bokeh ist gut.

Im Gegenlicht ist das Verhalten genau umgekehrt. Hier ist das 18-120 vor allem bei kurzer Brennweite gut und zeigt hohe Kontraste mit nur leichten Blendenflecken. Zoomt man aber, dann können je nach Lichteinfallswinkel stärkere Kontrastverluste auftreten. Wenn man einen schönen Blendenstern durch starkes Abblenden hervorrufen möchte, ist man ebenfalls bei kürzester Brennweite am besten dran, denn hier klappt das gut, bei 120 Millimeter hingegen nicht.

Im Labortest an der Fujifilm X-H2 zeigen sich die optischen Fehler des Fujifilm XF 18-120 mm F4 LM PZ WR nur teilweise gut auskorrigiert. Die Randabdunklung bleibt bei allen gemessenen Blenden-Brennweiten-Kombinationen unter 30 Prozent. Weil zudem der Verlauf des Helligkeitsabfalls sehr gleichmäßig ist, fällt er praktisch nicht auf. Beim Abblenden lässt er sich auf unter 20 Prozent drücken. Die Verzeichnung ist bei mittlerer Brennweite perfekt auskorrigiert, bei kürzester Brennweite hingegen zeigt sich eine leicht kissenförmige Verzeichnung, die sogar über ein halbes Prozent erreicht. Das ist nicht dramatisch, kann aber je nach Motiv minimal sichtbar werden. In Telestellung hingegen zeigt sich eine minimal wellenförmige Verzeichnung. Auf halben Weg von der Bildmitte zum Bildrand ist sie minimal tonnenförmig und schlägt dann zu den Bildecken in eine minimale Kissenform über. Das ist aber so minimal, dass es in der Praxis nicht auffällt.

Ganz anders sieht es jedoch bei den Farbsäumen aus, die teilweise äußerst kräftig ausfallen (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). Zwar halten sie sich im Mittel noch in Grenzen, aber die Extreme zum Bildrand hin werden beim Zoomen immer stärker und erreichen bei maximaler Brennweite an die vier Pixel Ausdehnung. Das ist enorm und auch bei kleineren Ausgabegrößen mehr als deutlich störend sichtbar.

Dass das XF 18-120 mm F4 LM PZ WR für 40 Megapixel geeignet sein soll, haben wir eingangs erwähnt. Unsere Labormessung bestätigt das jedoch nicht. Die maximale Auflösung erreicht bei 50 Prozent Kontrast kaum 70 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent – das ist zu wenig für einen 40-Megapixel-Sensor. Ein gutes Objektiv sollte wenigstens zehn Prozent mehr schaffen. Immerhin wird diese Auflösung in der Bildmitte bei allen Brennweiten bereits bei Offenblende erreicht und unterschreitet erst ab F11 oder knapp darüber die Marke von 60 lp/mm. Damit ist das Objektiv im Bildzentrum sehr gleichmäßig über alle Brennweiten und Blenden hinweg.

Am Bildrand sieht das jedoch anders aus. Vor allem bei kürzester und längster Brennweite zeigt sich ein hoher Auflösungs-Randabfall von bis zu fast 50 Prozent. Am Bildrand sind es bei 18 Millimeter unter 40 lp/mm und bei 120 Millimetern sogar unter 35 lp/mm Auflösung bei Offenblende. Beim Abblenden lässt sich die Randauflösung bei kürzester Brennweite im Bereich von F5,6 bis F8 auf knapp über 50 lp/mm steigern, während der Bildrand bei F5,6 knapp unterhalb von 50 lp/mm bleibt und beim weiteren Abblenden bereits wieder fällt. Damit beträgt der relative Auflösungs-Randabfall bei den Brennweitenextremen selbst im Minimum über 20 Prozent (18 mm) oder sogar über 25 Prozent (120 mm). Der einzige Lichtblick ist die mittlere Brennweite (45 mm). Zwar zeigt sich hier auch bei Offenblende ein Randabfall von über 20 Prozent, aber mit deutlich über 50 lp/mm ist die Randauflösung bereits gut. Bei F5,6 erreicht sie ihr Maximum mit über 65 lp/mm, der relative Randabfall beträgt hier nur noch fünf Prozent, was man praktisch vernachlässigen kann. Bei weiterem Abblenden sinkt die Randauflösung zwar langsam wieder, bleibt aber auch bei F8 und F11 im Bereich von unter fünf Prozent relativem Randabfall.

Was das für einen 26-Megapixel-Sensor bedeutet, können wir nur anhand unserer Erfahrung abschätzen, was wir an dieser Stelle ausnahmsweise tun wollen. Wir würden davon ausgehen, dass das Objektiv im Bildzentrum dieselbe Gleichmäßigkeit der Auflösung zeigt, nur dass die entsprechend etwas niedriger liegt, aber im guten bis sehr guten Bereich für einen 26-Megapixel-Sensor (also definitiv über 50 lp/mm, sehr wahrscheinlich über 55 lp/mm, vielleicht sogar an die 60 lp/mm). Zudem dürfte der Auflösungs-Randabfall deutlich geringer ausfallen. An hochauflösenden Sensoren zeigt sich in den Bildecken manchmal sogar eine geringere Randauflösung als an niedriger auflösenden Bildsensoren, weil letztere besser mit schräg einfallenden Randstrahlen umgehen können. Aber auch an 26 Megapixeln dürfte sich vor allem bei 18 und 120 Millimeter Brennweite ein ordentlicher Auflösungs-Randabfall zeigen, wenn auch relativ gesehen nicht so stark.

Noch besser dürfte es übrigens beim Videofilmen in 4K aussehen, schließlich sind hier nur 8,3 Megapixel gefragt. Bei 8K-Videos hingegen, wie sie die X-H2 aufnehmen kann, sind die Randunschärfen an entsprechenden Ausgabegeräten zu sehen, wobei sie minimal geringer als bei Fotos ausfallen, denn ein wenig von den Bildecken wird beim Beschnitt von 3:2 auf 16:9 weggeschnitten. Wie immer gilt jedoch: Je nach Motiv stört das nicht. Wenn in den Bildecken ohnehin keine Motivdetails in der Schärfeebene liegen, wird niemand Randunschärfen sehen können.

Fazit

Das Fujifilm XF 18-120 mm F4 LM PZ WR ist definitiv eine Bereicherung im X-System. Das gilt vor allem für Videografen, die damit nun Zoom- und Fokusfahrten gezielter steuern können. Aber auch Fotografen bekommen mit dem 6,7-fach-Zoom einen interessanten Brennweitenbereich von 27 bis 180 Millimeter Kleinbildäquivalent geboten, zumal sich bei längster Brennweite interessante Detailaufnahmen realisieren lassen. Dank des Innenzooms und Innenfokus sowie des Spitzwasser- und Staubschutzes ist das Objektiv zudem recht robust, auch wenn es sich mit dem Kunststoffgehäuse nicht so danach anfühlt wie manch andere Fujifilm-Objektiv, bei dem mehr Metall zum Einsatz kommt. Die Bildqualität ist gut und zeigt je nach Brennweite verschiedene Stärken, etwa einen Blendenstern bei kürzester oder ein gutes Bokeh bei längster Brennweite. Problematisch sind die starken Farbsäume vor allem im Telebereich. Zudem ist das XF 18-120 mm F4 LM PZ WR trotz anderslautender Empfehlung von Fujifilm keine gute Wahl, wenn man die 40 Megapixel der X-H2 oder X-T5 ausreizen möchte. An den 26 Megapixeln der anderen aktuellen Fujifilm-Systemkameras dürfte sich das 18-120 mm deutlich wohler fühlen.

Kurzbewertung

  • Spritzwasser- und staubgeschütztes Gehäuse
  • Metall-Filtergewinde
  • Sehr gute Fokus- und Zoom-Steuermöglichkeiten
  • Sehr gleichmäßige Auflösung in der Bildmitte
  • Teilweise deutliche Farbsäume an starken Kontrastkanten
  • Das Gehäuse besteht lediglich aus Kunststoff
  • Wippring macht Schabgeräusche
  • Etwas niedrige Auflösung mit teilweise deutlichem Randabfall

Fujifilm XF 18-120 mm F4 LM PZ WR mit Fujifilm X-H2

Chromatische Aberration

Im digitalkamera.de-Testlabor werden mit Hilfe der Software Analyzer von DXOMARK verschiedene Bildqualitätsparameter gemessen. Der Labortest mit klar gestalteten und leicht verständlichen Diagrammen, Erklärungstexten in Form einer ausführlichen PDF-Datei zum Download kostet je nach Umfang 0,49 bis 1,49 EUR im Einzelabruf für eine Kamera und 0,49 bis 0,69 EUR für ein Objektiv. Flatrates, die den Zugriff auf das gesamte Labortest-Archiv erlauben, sind ab 2,08 EUR pro Monat buchbar. Eine Flatrate hat keine automatische Verlängerung und wird im Voraus für einen festen Zeitraum gebucht und bezahlt.

Hersteller Fujifilm
Modell XF 18-120 mm F4 LM PZ WR
Unverbindliche Preisempfehlung 999,00 €
Bajonett Fujifilm XF
Brennweitenbereich 18-120 mm
Lichtstärke (größte Blende) F4 (durchgängig)
Kleinste Blendenöffnung F22
Linsensystem 15 Linsen in 12 Gruppen
inkl. ED und asphärische Linsen
KB-Vollformat nicht relevant
Anzahl Blendenlamellen 7
Naheinstellgrenze 600 mm
Bildstabilisator vorhanden nein
Autofokus vorhanden ja
Wasser-/Staubschutz ja
Filtergewinde 72 mm
Abmessungen (Durchmesser x Länge) 77 x 124 mm
Objektivgewicht 460 g

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Autor

Benjamin Kirchheim

Benjamin Kirchheim, 46, schloss 2007 sein Informatikstudium an der Uni Hamburg mit dem Baccalaureus Scientiae ab. Seit 1998 war er journalistisch für verschiedene Atari-Computermagazine tätig und beschäftigt sich seit 2000 mit der Digitalfotografie. Ab 2004 schrieb er zunächst als freier Autor und Tester für digitalkamera.de, bevor er 2007 als fest angestellter Redakteur in die Lübecker Redaktion kam. Seine Schwerpunkte sind die Kameratests, News zu Kameras und Fototipps.