Bildqualität
Die optische Konstruktion des Canon RF-S 18-150 mm F3.5-6.3 IS STM ist mit 17 Linsen in 13 Gruppen ziemlich aufwendig, zumal sich darunter eine UD-Linse, eine asphärische PMo-Linse (also eine präzise gefertigte asphärische Linse, denn nicht anderes heißt PMo) und eine asphärische GMo-Linse (blank gepresst) befinden. Zusammen mit der Super Spectra Vergütung sollen damit optische Fehler und Reflexionen reduziert werden. Die Blende besteht aus sieben Lamellen.
Im Praxistest kann sich das Bokeh durchaus sehen lassen, auch wenn es brennweitenabhängig mal etwas schöner und mal etwas weniger schön ausfällt, denn während sich bei 150 Millimetern Brennweite kaum hellere Ränder an den Unschärfescheibchen zeigen, ist das bei 18 Millimetern Brennweite der Fall, wenn auch zum Glück nicht allzu ausgeprägt. Auch bei den Farbsäumen im Unschärfebereich ist die kurze Brennweite schlechter aufgestellt, denn hier zeigt sich leichtes Bokeh-CA, im Tele nicht. Dafür kann die kurze Brennweite mit einem schönen Sonnenstern bei stark geschlossener Blende aufwarten. Die Kontraste im Gegenlicht sind hoch, mit ein paar Blendenflecken und leichten Flares muss man aber leben.
Bei 18 mm Brennweite und Blende F22 zeigt das Canon RF-S 18-150 mm F3.5-6.3 IS STM einen ausgeprägten Blendenstern. [Foto: MediaNord]
Die Testkameras EOS R10 und R7 beseitigen optische Fehler auf digitalem Wege. Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen, denn letztlich zählt, was hinten rauskommt. Auch in den Rohdaten sind entsprechende Korrekturprofile eingebettet, die von den Rohdatenkonvertern angewendet werden. Zudem lassen sich die Optimierungen in der Kamera abschalten, bei der Verzeichnungskorrektur ist das sogar standardmäßig der Fall. Diese kann nämlich auch negative Effekte haben, etwa einen leichten Bildbeschnitt und den Verlust von Auflösung am Bildrand. So muss man sich aktiv dafür entscheiden, die Korrektur zuzuschalten. Entsprechend war sie bei unseren Labortests deaktiviert.
Entsprechend zeigt sich eine deutliche Verzeichnung, die im Weitwinkel an der EOS R7 fast 2,5 Prozent Kissenform erreicht, an der R10 war sie mit zwei Prozent etwas geringer. Da wir an den beiden Kameras unterschiedliche Exemplare des 18-150 mm hatten, können wir eine leichte Serienstreuung nicht ganz ausschließen, aber auch Messungenauigkeiten und die verschiedenen Sensorauflösungen könnten hier für die leichte Abweichung sorgen. Bei mittlerer und langer Brennweite sind die Messergebnisse aber mit 1,5 Prozent Kissenform bei 50 Millimetern Brennweite und einem Prozent Kissenform bei 150 Millimetern identisch. Damit ist die Verzeichnung bei allen Brennweiten deutlich sichtbar.
Besser sieht es mit den Farbsäumen in der Schärfeebene aus. Chromatische Aberrationen sind an beiden Kameras gering, wenn auch an der EOS R7 minimal stärker, hier spielen die kleineren Pixel hinein, so dass sich die Farbsäume über mehr Pixel erstrecken. Die Randabdunklung ist ebenfalls sehr gut auskorrigiert. Selbst die maximal eine halbe Blendenstufe fällt kaum auf, zumal der Helligkeitsabfall sehr sanft ansteigt.
Bei der Auflösungsmessung gibt es mehr Schatten als Licht (siehe Diagramm aus dem Labortest unten). An der Canon EOS R7 erreicht das RF-S 18-150 mm F3.5-6.3 IS STM maximal knapp 68 Linienpaare pro Millimeter (lp/mm) im Kleinbildäquivalent, aber auch nur in der Bildmitte bei 18 Millimetern Brennweite und F4, bei F5,6 sind es mit 67 lp/mm im Bildzentrum kaum weniger. Sowohl beim Zoomen als auch beim Abblenden fällt die Auflösung stark ab. Zudem ist sie im Tele bei Offenblende mit knapp 32 lp/mm deutlich geringer als abgeblendet auf F8 oder F11, wo sie immerhin 43 lp/mm erreicht, was aber auch ein gerade mal akzeptabler Wert ist.
Hinzu kommt ein teilweise sehr deutlicher Auflösungs-Randabfall von bis zu fast 50 Prozent bei kürzester Brennweite, der erst bei F8 und F11 auf bessere Werte von 20 bis 30 Prozent sinkt. Bei mittlerer Brennweite ist der Auflösungs-Randabfall mit bis zu 25 Prozent am geringsten, vor allem abgeblendet sinkt er auf gute Werte, jedoch bei Auflösungen von nur noch 42 bis 49 lp/mm. Im Tele ist der Randabfall dann wieder höher. Erst jenseits von F8 werden überhaupt die 30 lp/mm am Bildrand überschritten, fallen aber jenseits von F16 wieder darunter. Das reicht nur noch für etwas mehr als DIN-A4-Größe.
Der hohen Sensorauflösung der EOS R7 von 32 Megapixeln ist das Canon RF-S 18-150 mm F3.5-6.3 IS STM größtenteils nicht gewachsen. [Foto: MediaNord]
An der Canon EOS R10 sieht es aufgrund der geringeren Sensorauflösung nicht ganz so dramatisch aus, wobei hier jedoch ebenfalls die Telebrennweite die größte Achillesferse ist. Dort dümpelt die Auflösung im Bereich von 25 bis 30 lp/mm herum. Bei mittlerer Brennweite sind es immerhin 40-45 lp/mm und im Weitwinkel 40 bis 54 lp/mm, was okay bis teilweise gut ist (nur im Bildzentrum). Immerhin ist der Auflösungs-Randabfall mit einem Maximum von nur knapp über 25 Prozent deutlich weniger stark als an der EOS R7.
Fazit
Das einzeln 550 Euro teure Canon RF-S 18-150 mm F3.5-6.3 IS STM kostet im Set mit der EOS R7 oder R10 zum Glück nicht einmal 400 Euro Aufpreis, denn es hinterlässt insgesamt eher gemischte Ergebnisse. Gehäuse und Bajonett bestehen aus Kunststoff, einen Wetterschutz gibt es nicht. Auch bei den Bedienelementen wurde gespart, außer einem Zoomring und einem Fokus-Multifunktionsring, der situationsabhängig nicht einmal beides gleichzeitig beherrscht, gibt es keine Steuerelemente. Immerhin ist der Autofokus schnell sowie leise und auch ein gut funktionierender optischer Bildstabilisator ist verbaut, auch wenn er die Versprechungen bezüglich der Effektivität verfehlt. Beeindruckend sind die Naheinstellgrenzen, die je nach Brennweite sogar Makroaufnahmen erlauben.
Die Bildqualität ist eher durchwachsen. Es gibt einige kleinere Highlights, etwa das im Tele ansehnliche Bokeh oder den Sonnenstern bei kurzer Brennweite sowie die geringen Farbsäume und kaum Randabdunklung. Die Verzeichnung ist hingegen (typisch für ein so zoomstarkes Objektiv) deutlich vorhanden und auch die Auflösung kann nicht überzeugen. Vor allem am Teleende ist sie schwach, der Auflösungs-Randabfall ist teilweise sehr hoch. Zudem performt das Objektiv an den 24 Megapixeln der Canon EOS R10 deutlich besser als an den 32 Megapixeln der EOS R7, die für die optische Konstruktion dieses Objektivs eine große Herausforderung darstellen.